Molekulare Bioinformatik

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Neue Naturschutzgebiete Kurznachrichten Kurznachrichten Neue Naturschutzgebiete in Baden-Wtirttemberg 1993 wurden in Baden-Wfirttemberg 45 Na- turschutzgebiete mit einer Fl~che yon rund 4 088 ha ausgewiesen. Dies ist, bezogen auf die Fl~iche, das beste Ergebnis seit lnkrafttre- ten des Naturschutzgesetzes im Jahr 1975. Da- mit stehen derzeit in Baden-Wiirttemberg 764 Naturschutzgebiete mit einer Fl~iche yon knapp 52 000 ha, d.h. rund 1,45 % der Landesfl~iche, unter strengen Naturschutz. Ei- nen ~ihnlichen Schutz geniegen die ca. 5 000 fl/ichenhaften Naturdenkmale (Fl/ichen bis 5 ha Gr6ge), die insgesamt 0,14 % der Lan- desfl~iche betragen. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik stehen durchschnittlich 1,8 % der Fl/iche unter Naturschutz. Quelle: pressemitteilung des Umweltministeriums Baden-Wiirttemberg vom 9. M~irz 1994 Schwammspinner: Massenvermehrung und Bekiimpfungsm6glichkeiten 1993 waren knapp 50 000 Hektar Wald in der BRD von einer Massenvermehrung des Schwammspinners (Lymantria dispal L. ) be- troffen (Bayern: 30 000 ha, Baden-Wiirttem- berg: 8 000 ha, Brandenburg: 855 ha, Hes- sen: 4 600 ha, Nordrhein-Westfalen: 200 ha, Rheinland-Pfalz: 4 000 ha, Sachsen: 1 000 ha). Insgesamt etwa 10 000 Hektar Wald wurde entlaubt (in Bayem aufgrund von Bek~imp- fungsmagnahmen nur 1 500 Hektar). Obwohl mehrere Faktoren auf einen Riick- gang der Schwammspinner-Population hin- deuten, ist auch 1994 mit einem Befall gro- ger Waldbestfinde zu rechnen, so dag in Ab- hfingigkeit vonder Befallssdirke eine Sch~ld- lingsbek~impfung in Betracht gezogen werden mug. Die biologischen Insektizide basieren auf dem Wirkstoff des Bakteriums Bacillus thuringien- sis kurstaki (Btk). Sie wirken als Fraggift, liih- men den Verdauungstrakt der Raupen und verursachen nach einigen Tagen t6dliche Ver- giftungserscheinungen. Btk ist gekennzeichnet durch - hohe Spezifit~it - Unschfidlichkeit fiir andere Tiergruppen und den Menschen - Wirkungsgrad yon 30-90 %, je nach Empfindlichkeit der Art, Dosierung und Witterungsbedingungen -Wirksamkeit yon wenigen Tagen bis Wochen - Auflagen bei der Anwendung in Wasser- schutzgebieten in Deutschland. Die gegen den Schwammspinner eingesetzten wirksamen chemischen H~iutungshemmer ent- halten die Wirkstoffe Diflubenzuron (Handels- name: Dimilin 25 WP), Teflubenzuron (Han- delsname: Nomolt) oder Triflumuron (Han- delsname: Alsystin flfissig), die in die Chitin- synthese eingreifen. Bei der Anwendung des aus Kosten- und Wirksamkeitsgriinden bevor- zugt eingesetzten Fraflgifts Dimilin mfissen Eingriffe in das C)kosystem in Kauf genom- men werden. Dimilin ist gekennzeichnet durch - Wirkung gegen aUe sich h~iutenden Insek- tenlarven - Toxizit~it gegen Fischn~thrtiere (bei Anwen- dung an Gewfissem 10 m Mindestabstand) - keine Bienengefiihrlichkeit - geringe akute Toxizit~.t Rir Siiugetiere und V6gel (keine cancerogene, mutagene oder fruchtschiidigende Wirkung nachgewiesen) - Rfickstfinde auf Waldbeeren und -pilzen lie- gen unter den gesetzlich zugelassen H6chst- mengen - keine Gefahr einer Grundwasserkontami- nation bei sachgerechter Anwendung. Weitere M6glichkeiten zur Schfidlingsbek~imp- fung, wie die in den USA eingesetzten Kern- polyederviren (NVP), sind in Deutschland nicht zugelassen. Weitere Informationen: Information Umwelt GSF-Forschtmgszentrum Ingolsdidter Landstr. 1 D-85764 Oberschleiflheim Tel.: 0 89/31 87-27 10, -28 15 Fax 0 89/31 87-33 24 Mikrosysteme - Einzelreaktionen von Zellen werden metgbar Mit der Entwicklung yon Mikrosystemen wird es m6glich, die Reaktion einzelner Zellen auf das Eindringen geringer Stoffmengen (z.B. von Medikamenten oder Schadstoffen) in einem sehr fr0hen Stadium megbar zu machen. Pflanzliche oder tierische Zellen befinden sich auf miniaturisierten Sensoren, welche die elek- trischen Signale der Zellen erfassen und ver- st~ken k6nnen. Neben der Wirkung einzelner Substanzen wird mit diesem Verfahren auch die Kombination mehrerer Stoffe in 6konomisch vertretbarem Rahmen testbar (z.B. gezieltere und schnetlere Bestimmung alle.rgieausl6sender Faktoren). In dem interdisziplinfiren Verbundprojekt ar- beiten Zellbiologen der Humboldt-Universit~it zu Berlin und der Universidit Wiirzburg so- wie Spezialisten aus dem Berliner Mikroelek- tronik-Fraunhoferinstitut drei Jahre zusam- men. Es mug untersucht werden, wie Zellen an Halbleiteroberflfichen angekoppelt werden k6nnen. Die Zellkulturen mfissen ausgew~ihlt und ihre Kurz- und Langzeitstabilitfit sowie Wachstumsverhalten analysiert werden. Auch die Form und die Qualit~it der Halbleiterober- fliichen mfissen erprobt werden. Neben den elektrischen Megsignalen k6nnen Zellbewe- gungen, Zellwachstum und Zellaktivitiiten Aufschlufl auf die Stoffeinwirkung geben. Weitere Auskiinfte erteilt: Dr. Sven-Peter Heyn VDI/VDE Technologiezentrum lnformationstechnik GmbH Potsdamer Strage 12 D-14313 Teltow Tel.: 0 33 28/43 51 84 Fax: 0 33 28/43 51 41 Molekulare Bioinformatik Die Molekulare Bioinformatik hat das Ziel, hochspezialisierte Software Rir den Einsatz lei- stungsf~ihiger Computer auf den Gebieten der molekular-biologischen und bio-technologi- schen Forschung zu entwickeln. Acht Ver- bundprojekte werden vom BMFT yon 1993 bis 1997 gef6rdert. An ihnen beteiligen sich 30 Forschtmgsgruppen der Informatik und der Biowissenschaften aus Hochschulen, Grogfor- schungseinrichtungen und der Industrie. Ergebnisse der Projekte werden zur schnelle- ren, sichereren und billigeren Entwicldung neuer Medikamente, lmpfstoffe, Schiidlings- bekiimpfungsmittel sowie zur Ziichtung ertrag- reicherer Pflanzen und zur Entstehung neuer Werkstoffe beitragen. Auch k6nnen sich durch die Molekulare Bioinformatik viele Tierver- suche eriibrigen. Die Verbundprojekte des BMFT sollen wis- senschaftliche Vorlaufforschung f'fir ,Techno- logien des 21. Jahrhunderts" erm6glichen und die Voraussetzungen fiir die Einfiihrung neuer marktfiihiger biotechnologischer Produkte schaffen. Als langfristiges Ziel streben die Bio- informatiker das MolekiiI-Design am Bild- schirm an. QueUe: BMFT-Journal Nr. 6/Dezember 1993 164 uwsF-Z.Umweltchem. Okotox. 6 (3) 164 (1994)

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Neue Naturschutzgebiete Kurznachrichten

Kurznachrichten

Neue Naturschutzgebiete in Baden-Wtirttemberg 1993 wurden in Baden-Wfirttemberg 45 Na- turschutzgebiete mit einer Fl~che yon rund 4 088 ha ausgewiesen. Dies ist, bezogen auf die Fl~iche, das beste Ergebnis seit lnkrafttre- ten des Naturschutzgesetzes im Jahr 1975. Da- mit stehen derzeit in Baden-Wiirttemberg 764 Naturschutzgebiete mit einer Fl~iche yon knapp 52 000 ha, d.h. rund 1,45 % der Landesfl~iche, unter strengen Naturschutz. Ei- nen ~ihnlichen Schutz geniegen die ca. 5 000 fl/ichenhaften Naturdenkmale (Fl/ichen bis 5 ha Gr6ge), die insgesamt 0,14 % der Lan- desfl~iche betragen. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik stehen durchschnittlich 1,8 % der Fl/iche unter Naturschutz.

Quelle: pressemitteilung des Umweltministeriums Baden-Wiirttemberg vom 9. M~irz 1994

Schwammspinner: Massenvermehrung und Bekiimpfungsm6glichkeiten 1993 waren knapp 50 000 Hektar Wald in der BRD von einer Massenvermehrung des Schwammspinners (L ymantria dispal L. ) be- troffen (Bayern: 30 000 ha, Baden-Wiirttem- berg: 8 000 ha, Brandenburg: 855 ha, Hes- sen: 4 600 ha, Nordrhein-Westfalen: 200 ha, Rheinland-Pfalz: 4 000 ha, Sachsen: 1 000 ha). Insgesamt etwa 10 000 Hektar Wald wurde entlaubt (in Bayem aufgrund von Bek~imp- fungsmagnahmen nur 1 500 Hektar).

Obwohl mehrere Faktoren auf einen Riick- gang der Schwammspinner-Population hin- deuten, ist auch 1994 mit einem Befall gro- ger Waldbestfinde zu rechnen, so dag in Ab- hfingigkeit vonder Befallssdirke eine Sch~ld- lingsbek~impfung in Betracht gezogen werden mug.

Die biologischen Insektizide basieren auf dem Wirkstoff des Bakteriums Bacillus thuringien- sis kurstaki (Btk). Sie wirken als Fraggift, liih- men den Verdauungstrakt der Raupen und verursachen nach einigen Tagen t6dliche Ver- giftungserscheinungen. Btk ist gekennzeichnet durch

- hohe Spezifit~it - Unschfidlichkeit fiir andere Tiergruppen

und den Menschen - Wirkungsgrad yon 3 0 - 9 0 %, je nach

Empfindlichkeit der Art, Dosierung und Witterungsbedingungen

- W i r k s a m k e i t yon wenigen Tagen bis Wochen

- Auflagen bei der Anwendung in Wasser- schutzgebieten in Deutschland.

Die gegen den Schwammspinner eingesetzten wirksamen chemischen H~iutungshemmer ent- halten die Wirkstoffe Diflubenzuron (Handels- name: Dimilin 25 WP), Teflubenzuron (Han- delsname: Nomolt) oder Triflumuron (Han- delsname: Alsystin flfissig), die in die Chitin- synthese eingreifen. Bei der Anwendung des aus Kosten- und Wirksamkeitsgriinden bevor- zugt eingesetzten Fraflgifts Dimilin mfissen Eingriffe in das C)kosystem in Kauf genom- men werden.

Dimilin ist gekennzeichnet durch

- Wirkung gegen aUe sich h~iutenden Insek- tenlarven

- Toxizit~it gegen Fischn~thrtiere (bei Anwen- dung an Gewfissem 10 m Mindestabstand)

- keine Bienengefiihrlichkeit - geringe akute Toxizit~.t Rir Siiugetiere und

V6gel (keine cancerogene, mutagene oder fruchtschiidigende Wirkung nachgewiesen)

- Rfickstfinde auf Waldbeeren und -pilzen lie- gen unter den gesetzlich zugelassen H6chst- mengen

- keine Gefahr einer Grundwasserkontami- nation bei sachgerechter Anwendung.

Weitere M6glichkeiten zur Schfidlingsbek~imp- fung, wie die in den USA eingesetzten Kern- polyederviren (NVP), sind in Deutschland nicht zugelassen.

Weitere I n f o r m a t i o n e n :

Information Umwelt GSF-Forschtmgszentrum

Ingolsdidter Landstr. 1 D-85764 Oberschleiflheim

Tel.: 0 89/31 87-27 10, -28 15 Fax 0 89/31 87-33 24

Mikrosysteme - Einzelreaktionen von Zellen

werden metgbar

Mit der Entwicklung yon Mikrosystemen wird es m6glich, die Reaktion einzelner Zellen auf das Eindringen geringer Stoffmengen (z.B. von Medikamenten oder Schadstoffen) in einem sehr fr0hen Stadium megbar zu machen. Pflanzliche oder tierische Zellen befinden sich auf miniaturisierten Sensoren, welche die elek- trischen Signale der Zellen erfassen und ver- s t~ken k6nnen.

Neben der Wirkung einzelner Substanzen wird mit diesem Verfahren auch die Kombination mehrerer Stoffe in 6konomisch vertretbarem Rahmen testbar (z.B. gezieltere und schnetlere Bestimmung alle.rgieausl6sender Faktoren).

In dem interdisziplinfiren Verbundprojekt ar- beiten Zellbiologen der Humboldt-Universit~it zu Berlin und der Universidit Wiirzburg so- wie Spezialisten aus dem Berliner Mikroelek- tronik-Fraunhoferinstitut drei Jahre zusam- men. Es mug untersucht werden, wie Zellen an Halbleiteroberflfichen angekoppelt werden k6nnen. Die Zellkulturen mfissen ausgew~ihlt und ihre Kurz- und Langzeitstabilitfit sowie Wachstumsverhalten analysiert werden. Auch die Form und die Qualit~it der Halbleiterober- fliichen mfissen erprobt werden. Neben den elektrischen Megsignalen k6nnen Zellbewe- gungen, Zellwachstum und Zellaktivitiiten Aufschlufl auf die Stoffeinwirkung geben.

Weitere Auskiinfte e r t e i l t :

Dr. Sven-Peter Heyn VDI/VDE Technologiezentrum

lnformationstechnik GmbH Potsdamer Strage 12

D-14313 Teltow Tel.: 0 33 28/43 51 84 Fax: 0 33 28/43 51 41

Molekulare Bioinformatik Die Molekulare Bioinformatik hat das Ziel, hochspezialisierte Software Rir den Einsatz lei- stungsf~ihiger Computer auf den Gebieten der molekular-biologischen und bio-technologi- schen Forschung zu entwickeln. Acht Ver- bundprojekte werden vom BMFT yon 1993 bis 1997 gef6rdert. An ihnen beteiligen sich 30 Forschtmgsgruppen der Informatik und der Biowissenschaften aus Hochschulen, Grogfor- schungseinrichtungen und der Industrie.

Ergebnisse der Projekte werden zur schnelle- ren, sichereren und billigeren Entwicldung neuer Medikamente, lmpfstoffe, Schiidlings- bekiimpfungsmittel sowie zur Ziichtung ertrag- reicherer Pflanzen und zur Entstehung neuer Werkstoffe beitragen. Auch k6nnen sich durch die Molekulare Bioinformatik viele Tierver- suche eriibrigen.

Die Verbundprojekte des BMFT sollen wis- senschaftliche Vorlaufforschung f'fir ,Techno- logien des 21. Jahrhunderts" erm6glichen und die Voraussetzungen fiir die Einfiihrung neuer marktfiihiger biotechnologischer Produkte schaffen. Als langfristiges Ziel streben die Bio- informatiker das MolekiiI-Design am Bild- schirm an.

QueUe: BMFT-Journal Nr. 6/Dezember 1993

164 uwsF-Z.Umweltchem. Okotox. 6 (3) 164 (1994)