Marti Altkirchenslavischen Schrift- Und Lautsystems

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S L A V O E C C L E S I A S T I C O A N T I C O:P R O B L E M I E PR O S P E T T I V E

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CO N i due saggi di Roland Marti e Radoslav Vecerka si apre una serie di articoliscritti appositamente per questa rivista da specialisti di vari paesi. La raccolta,che sarà completata nel prossimo numero, vorrebbe fornire un quadro aggiornatodei più recenti studi dedicati a diversi aspetti dell’antico slavo ecclesiastico. In-tanto sono state portate a termine negli ultimi anni (ma anche avviate) alcuneimprese scientifiche di largo respiro, primo fra tutti lo Slovník jazyka staroslo-venského, che ampliano notevolmente il repertorio degli strumenti e dei sussididi questo settore della linguistica slava; al tempo stesso si sono registrate alcunestraordinarie scoperte – dai codici slavi ecclesiastici antichi tornati alla luce nel nel monastero di S. Caterina sul Sinai al trittico, composto da tre tavolettecerate dell’inizio dell’XI sec., riemerso nel dal sottosuolo di Novgorod –, lequali, incrementando il numero delle più antiche fonti a nostra disposizione, an-che sollevano nuove questioni. Se a ciò si aggiunge poi la ripresa d’interesse per lastoria degli studi sull’antico slavo ecclesiastico, sarà lecito concludere che il mo-mento non è forse del tutto inopportuno per interrogarsi sullo stato attuale dellericerche intorno alla ‘prima lingua letteraria degli Slavi’ e, insieme, additare al-cune delle linee di possibili sviluppi futuri.

Giorgio Ziffer

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Schrift- und Lautsystem des Altkirchenslavischen

Roland Marti

AKTUELLE PROBLEME DES ALTKIRCHENSLAVISCHENSCHRIFT- UND LAUTSYSTEMS

. Auf den ersten Blick scheint es wenig zeitgemäß, schriftbezogene undphonetisch/phonologische Fragestellungen zusammenzufassen. Ein Ver-dienst der neueren Sprachwissenschaft ist es ja gerade, die Unterschiedezwischen gesprochener und geschriebener Sprache und die relative Auto-nomie der letzteren herausgearbeitet zu haben. Trotzdem macht dieseZusammenstellung im Falle des Altkirchenslavischen (Aksl.) Sinn.

Der Zusammenhang zwischen Schrift- und Lautsystem einer Sprache istbei Alphabetschriften immer gegeben. Besonders stark ist er naturgemäßbei einer Schrift, die speziell für die Verschriftlichung einer Sprache ge-schaffen wird (Glagolica), etwas geringer bei Adaptation einer bestehendenSchrift (Kyrillica) und am schwächsten bei unveränderter Übernahme einerSchrift (Latinica vom Typ der Freisinger Denkmäler). Entsprechend ist auchdie Aussagekraft der verschiedenen Schriften für die Rekonstruktion desLautsystems. Da das Aksl. zwei Schriften verwendet, die diesbezüglichinformativ sind, sind sie (und hier insbesondere die Glagolica) für dieRekonstruktion von hervorragender Bedeutung. Die Analyse bewegt sichdabei zwischen Paläographie, Graphetik/Graphematik und Phonetik/Pho-nologie.

Informationen zum Lautsystem lassen sich auch auf andere Weise gewin-nen. Zum einen geschieht das über Rekonstruktion, ausgehend entwedervon heutigen bzw. belegten historischen Sprachstufen (slavistischer Zu-gang) oder von rekonstruierten, vor-(altkirchen)slavischen Vorstufen (indo-germanistischer Zugang); häufig werden beide Methoden verbunden. Zumandern gibt es eine “typologische” Herangehensweise, die von sprachsyste-matischen Überlegungen ausgeht (vgl. insgesamt Moszynski �).

Der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt auf dem Schriftsy-stem. Dies hängt damit zusammen, daß dieses selbständig untersucht unddargestellt werden kann. Beim Lautsystem ist dies ohne eine Einordnungdes Aksl. in einen großen diachronen Rahmen nicht möglich; eine derartigeDarstellung würde den vorgegebenen Rahmen sprengen.

�. Schriften und Lautsystem des Aksl. und in einem weiteren Sinn diePaläoslavistik allgemein standen am Anfang im Zentrum der Aufmerksam-keit der Slavistik, die sich zunächst als historisch ausgerichtete Philologieverstand. Als summa der Erkenntnisse dieser frühen Zeit der Slavistik, die

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�. Es ist eigenartig, daß die Forschung seit der Edition des Codex Zographensis durch Jagic (�)trotz dieser vorherrschenden Meinung fast durchgängig mit kyrillischer Transliteration arbeitete, undzwar auch dann, wenn die Glagolica Untersuchungsgegenstand war. Die Verwendung der Glagolicaoder ggf. einer neutralen lateinischen Umschrift wäre adäquater.

. Bezüglich der Kyrillica gab es keine Diskussion, da ihre Abhängigkeit von der griechischenMajuskel unstrittig war.

ungefähr bis zum ersten Weltkrieg dauerte, kann man entsprechende Aksl.-Lehrbücher und -Grammatiken (Leskien, Vondrák, Kul’bakin usw.) und dieeinschlägigen Bände der von V. Jagic herausgegebenen Enciklopedija sla-vjanskoj filologii ansehen. Dabei lassen sich mehrere Tendenzen erkennen,die man als Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung im Verlauf des .Jahrhunderts ansehen kann.

Ein zentrales Problem war die Frage, welche der beiden Schriften (Glago-lica oder Kyrillica) älter sei und welche von Konstantin-Kyrill geschaffenwurde. Im Verlaufe dieser ersten Phase wurde weitgehend Einigkeit er-reicht, daß Konstantin-Kyrill die Glagolica geschaffen habe. Ebenso herrsch-te die Ansicht vom Primat der Glagolica vor.�

Ähnlich umfassend wurde die Herkunft der Glagolica diskutiert. Esdominierte die Ansicht, Konstantin-Kyrill habe bei der Schaffung der Glago-lica ein bestehendes Vorbild-Alphabet genutzt. Aufgrund von Jagics Stel-lung in der Slavistik herrschte die Taylor-Jagic-These vor, die Glagolica seinach dem Vorbild der griechischen Minuskel geschaffen worden (vgl. Jagic���: -��).

Zur Ermittlung des Lautwerts der Grapheme stützte sich die Forschungim wesentlichen auf die Hss. des aksl. Korpus, deren Daten mit denjenigender Indogermanistik und der Slavistik, insbesondere der Dialektologie,korreliert wurden. Obwohl allgemein bekannt war, daß die aksl. Hss. ausunterschiedlichen Gebieten stammen und sich auch hinsichtlich des Altersunterscheiden, gab es nur wenige Bestrebungen, diese Stratifizierung zuberücksichtigen und systematisch eine ursprüngliche Form des Aksl. undder Glagolica zu rekonstruieren. Außerdem ging man davon aus, daß eseine �:�-Zuordnung zwischen den “Lauten” des Aksl. und den Graphemender Glagolica gegeben habe.

. Das . Jahrhundert hat im Vergleich zu dieser Situation Veränderungenauf fast allen Gebieten gebracht. Dies gilt sowohl im negativen wie impositiven Sinne. Als Negativum ist festzustellen, daß die Paläoslavistik nichtmehr die Leitdisziplin der Slavistik ist. Trotz einer gewissen Renaissance abden sechziger Jahren des . Jahrhunderts sind heute Fragen der frühenSchrift- und Lautgeschichte Themen einer Spezialdisziplin, mit denen sichnur noch ein kleiner Teil der slavistischen Forschung beschäftigt. Dennoch

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hat die Paläoslavistik im . Jahrhundert beachtliche Fortschritte gemacht.Sie sind zum einen der Erweiterung der Materialgrundlage zu verdanken,zum andern der neuen Interpretation bekannter Fakten, schließlich aberauch neuen Theorien und Betrachtungsweisen.

.�. Die Materialgrundlage ist durch neue Funde und Bearbeitung desBekannten verbessert worden. Bezüglich der Handschriften (Hss.) ist nebenEinzelfunden (u.a. Blätter von Rila, Apostolos von Enina) und neu entziffer-ten Palimpsesten (u.a. Palimpsest-Teil des Codex Zographensis, Palimpsestvon Bojana, vgl. Krastanov �) vor allem auf die sinaitischen Fundehinzuweisen (Tarnanidis �), die allerdings erst zum Teil in Editionenzugänglich sind (vgl. insgesamt zur Erweiterung des Korpus Schaeken�). Unter den neuen Materialien gibt es als unmittelbare Quelle für dasAlphabet das glagolitische Abecedarium Sinaiticum (Faksimile in Tarnani-dis �: �).

Eine ganz neue Kategorie von schriftlichen Denkmälern stellen dieNovgoroder Birkenrindeninschriften dar, die mehrere Abecedarien enthal-ten (Zaliznjak �, �). Dazu kommt der “Novgoroder Kodex”, einWachstafel-Triptychon aus der ersten Hälfte des ��. Jh., ebenfalls mitmehreren Abecedarien (Zaliznjak/Janin �, Zaliznjak ).

Wesentlich erweitert worden ist das Korpus der Inschriften und “Graffiti”(Gosev ��, Fucic �, Medynceva , Medynceva/Popkonstantinov�, Popkonstantinov/Kronsteiner �-, Vysockij �, �); darunterbefindet sich das älteste glagolitische Abecedarium (Medynceva/Popkon-stantinov �: -).

Von besonderer Bedeutung ist die Zunahme an Texten mit Alphabet-Akrosticha. Zum schon bekannten Alphabetgedicht von Konstantin vonPreslav kamen weitere, deren Alter allerdings manchmal schwer zu bestim-men ist (Sobolevskij ��, Mares �, Demkova/Droblenkova �). Eineneue Form stellen die “Hymnen-Akrosticha” dar. In der Hymnendichtungwerden neben Namens- und Phrasen-Akrostichon auch alphabetischeAkrosticha verwendet. Bis jetzt sind solche alphabetische Akrosticha ent-deckt worden in den Stichera für die Weihnachtszeit (Ivanova-Konstanti-nova ��, Jovanovic-Stipcevic ��, Popov �, �) und für Epiphanie(Popov �, �) sowie in den Stichera des Totenoffiziums (Zagrebin��). Alle sind nur in kyrillischen Abschriften erhalten, und ihre ursprüng-

. Eine Übersicht über die bisher entdeckten Akrosticha dieses Typs geben Stancev/Jovceva (),zu ergänzen durch Mirceva (�) und Savova ().

. Eine vergleichende Zusammenstellung der vier alphabetischen Hymnen-Akrosticha findet sichbei Popov ( : -).

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liche glagolitische Form muß rekonstruiert werden; außerdem sind sie z.T.unvollständig bzw. am griechischen Alphabet orientiert.

.. Neben der Erweiterung hat es auch eine Verbesserung der bereitsbekannten Materialgrundlage gegeben, und zwar durch neue Editionenvon Hss., vor allem aber von Texten. Bereits bekannte Hss. sind neu ediert(z.B. Codex Assemanianus) bzw. vorhandene Editionen in späteren Publi-kationen präzisiert worden (z.B. Codex Zographensis); z.T. liegen auch neuFaksimile-Editionen vor (z.B. Savvina kniga). Die Editionen von Textenziehen mehr Abschriften heran und sind z.T. auch textkritisch besser.

Daneben sind im letzten Jahrhundert zahlreiche Gesamtdarstellungenund Nachschlagewerke erschienen, die sich ausschließlich oder schwerpunkt-mäßig diesen Fragen widmen. Auf dem Gebiet der Schrift sind es nebenzahlreichen Handbüchern zur kyrillischen Paläographie (am umfassendstenKarskij �) eine glagolitische Paläographie (Vajs �) sowie die Fragmentgebliebene Monographie von Eckhardt (�); als Nachschlagewerk ist esv.a. die noch nicht abgeschlossene Kirilo-Metodievska enciklopedija.

.. Eine weitere wichtige Entwicklung im . Jh. ist die differenziertereBetrachtung des Untersuchungsgegenstandes. Zwar war auch vorher schonbekannt, daß Aksl. zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten behei-matet war, doch hatte man die verschiedenen Entwicklungsstufen beiAnalyse und Synthese selten systematisch auseinandergehalten, und vorallem war daraus nicht die Notwendigkeit der Rekonstruktion des ur-sprünglichen Zustandes abgeleitet worden. Prinzipiell hat dies als ersterTrubeckoj getan, indem er ein “Ur-Kirchenslavisch” und eine “Ur-Glago-lica” postulierte, womit er die Sprache und das ursprüngliche AlphabetKonstantin-Kyrills meinte (Trubeckoj �/). Diese Vorstellung hat sichim wesentlichen durchgesetzt, und sie ist in der Folge verfeinert worden,indem allein schon im ersten Jahrhundert des Aksl. und der Glagolicaverschiedene Entwicklungsetappen unterschieden werden: Ur-Phase /(Thessaloniki), Phase der kyrillo-methodianischen Mission -, bulga-rische Phase ab (mit weiterer Feingliederung). Allerdings sind die

. Vorgängig ist die Frage zu klären, ob es überhaupt eine glagolitische Urfassung gegeben hat. Inder Regel gibt die Graphemfolge klare Hinweise (v.a. Vorhandensein oder Fehlen einer Zeile für ),doch muß man, zumindest im Falle des Fehlens einer entsprechenden Zeile, auch mit nachträglicherRedaktion rechnen.

. Vgl. die Editionen des Traktats von Chrabr über die Buchstaben (Kuev �, Giambelluca-

Kossova �, Veder �) und des Alphabetgedichts von Konstantin von Preslav (Kuev �, Veder

�).. Das Buch ist postum erschienen; geschrieben wurde es vor dem zweiten Weltkrieg. In vielem

ähnliche Ideen finden sich schon in früheren Aufsätzen von Trubeckoj und bei Durnovo (�).. Speziell zur Entwicklung der Schrift(en) in diesem Zeitraum vgl. v.a. Tkadlcík (�), Mares

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rekonstruierten Etappen dieser Entwicklung in hohem Maße hypothetisch,da eine zuverlässige Einordnung der Quellen nicht möglich ist. Insbeson-dere ist nicht sicher, ob die “Ur-Glagolica” überhaupt rekonstruierbar ist;sinnvoller wäre es, von der ältesten rekonstruierbaren Form der Glagolicazu sprechen.

In diesem Kontext war außerdem die Erkenntnis wichtig, daß eine “Schrift-sprache” (als Vorform einer Standardsprache) besonderen Gesetzmäßigkei-ten folgt und nicht einfach als Verschriftlichung eines Dialekts verstandenwerden kann. Dies ist am deutlichsten in der Kirchenslavisch-These desCercle Linguistique de Prague ausgedrückt (vgl. Keipert �). Die Anwen-dung auf das Aksl. verlangt aber gewisse Modifikationen.

.. Die wichtigste Veränderung ergab sich aber dadurch, daß paläoslavi-stische Analysen immer stärker vom Systemgedanken beeinflußt wurden.Einzelne Fakten wurden zu einem strukturierten Ganzen zusammenge-fügt, und Rekonstruktionen und Hypothesen entstanden vor dem Hinter-grund eines vermuteten Systems. Dabei wurde auch deutlich, daß verschie-dene sprachliche Ebenen und unterschiedliche Realisierungsformen (z.B.gesprochene und geschriebene Sprache) auf je andere Weise strukturiertsind.

Den ersten Schritt in diese Richtung tat wiederum Trubeckoj, indem erbei der Schaffung des glagolitischen Alphabets zwei Einflüsse unterschied,das (slavische) “phonologische Denken” und das (griechische) “Schriftden-ken” (Trubeckoj �/: �).� Diese Ideen wurden vielfach aufgenommenund weiterentwickelt.

Die Besonderheit des “Schriftdenkens” wird heute weiter gesehen (nichtnur als griechischer Einfluß), und zwar im Kontext allgemeiner graphema-tischer Gesetzmäßigkeiten (Miklas � und ). Das Vorhandenseinmehrerer Zeichen für den gleichen Laut ist damit nicht nur eine Imitationder griechischen Paare o/ω und η/ι und damit des Prinzips der �ντιστ�ι�εα,sondern eine systematische Nutzung der allgemeinen Möglichkeit graphi-scher Systeme, Zeichen als “Klassifikatoren” zu nutzen (z.B. zur Kennzeich-

(��), Miklas (�), Veder (� : �-�) ; zur Periodisierung der Sprache vgl. Schaeken/Birnbaum

(� : �-�).. Es stellt sich nämlich die Frage, ob die altkirchenslavische Sprache “dès ses débuts, n’était pas

destinée à un besoin local“ (clp � : �-). Die Anpassungen an die jeweiligen lokalen sprachlichenGegebenheiten, welche u.a. von den in der vorhergehenden Anmerkung genannten Autoren rekon-struiert werden, legen eher das Gegenteil nahe, jedenfalls was die lautliche bzw. graphische Ebene derSprache angeht. Das Streben nach überregionaler Schriftsprachlichkeit ist wohl frühestens für dasZeitalter Symeons anzusetzen. Zum Problem der Schriftsprachlichkeit des Aksl. vgl. neuerdingsMaksimovic (�).

�. Außerdem postulierte er einen numerischen Systemzwang (s.u., ..�.).

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nung von Fremdwörtern oder von nomina sacra oder zur Steuerung desLeseprozesses).

Auch beim “phonologischen Denken” hat eine Entwicklung stattgefun-den. Die Vorstellung, die “Ur-Glagolica” stelle den Idealfall eines vollkom-menen phonologischen Alphabets dar, ist meist einer differenzierterenBetrachtung gewichen. Die Schrift enthielt wohl von Anfang an neben derphonologischen Grundstruktur auch phonetische Elemente, und die er-wähnten “Klassifikatoren” entsprechen auch nicht einer streng phonologi-schen Ausrichtung.

Die systemhafte Betrachtungsweise hat zu einem beträchtlichen Erkennt-nisgewinn geführt; sie birgt aber auch Gefahren, v.a. dann, wenn System-überlegungen und Fakten im Widerspruch zu einander stehen. Als Grund-satz hat dann zu gelten, daß die gesicherten Fakten den Ausschlag geben.Dies ist leider nicht immer der Fall, so daß auf der Grundlage vorgefaßterSystemvorstellungen zahlreiche wenig wahrscheinliche und z.T. ausge-sprochen phantastische Vorschläge bezüglich der ursprünglichen Form derGlagolica gemacht wurden. Richtigerweise sollten systematische Vorstel-lungen auf der Grundlage von Fakten entwickelt und anschließend aufweitere Fakten angewandt werden, was gegebenenfalls zur Modifikationdes zunächst entwickelten Systems führt.

. Die Analyse der schriftlichen Tradition im slavischen Raum sieht sich mitder Tatsache konfrontiert, daß schon in der Anfangszeit, d.h. wohl noch imneunten Jahrhundert, zwei Schriften Verwendung fanden, Glagolica undKyrillica. Daher stellt sich die Frage des Verhältnisses der beiden Schriftenzueinander. Für jede der beiden Schriften ist das Alphabet in folgendenPunkten zu rekonstruieren: Grapheme, Reihenfolge, Lautwert, Zahlwert.��

.�. Die Frage des Verhältnisses der beiden Schriften zueinander ist heutesehr stark ausdifferenziert. Weitgehender Konsens besteht eigentlich nurdarin, daß die Glagolica von Konstantin-Kyrill geschaffen wurde und damitdie Schrift ist, deren Schöpfung ihm in den Quellen zugeschrieben wird (diefrühen Quellen sprechen immer nur von einer Schrift). Bezüglich der Ky-rillica und ihres Verhältnisses zur Glagolica gehen die Hypothesen weitauseinander. Die traditionelle Meinung, die Kyrillica sei im Rahmen derTätigkeit der Schüler Konstantin-Kyrills und Methods in Bulgarien entwik-kelt worden und stelle eine Adaptation der Glagolica auf der Grundlage dergriechischen Majuskelschrift dar, herrscht weiterhin vor. Sie ist häufig mitder Annahme verbunden, die Entwicklung der Kyrillica sei das Werk von

��. Graphemnamen und allfälliger Symbolwert von Graphemen werden im folgenden nicht behan-delt.

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Kliment von Ohrid gewesen (vgl. dazu zuletzt Bojadziev ). Danebengibt es aber immer noch die Vorstellung von einer “Proto-Kyrillica” (vgl.Georgiev �, ��) vertreten. Auch die Konzeption, die Kyrillica sei Kon-stantin-Kyrill zuzuschreiben (vgl. Prochorov �) oder er sei der Erfinderbeider Schriften (Lunt ), findet immer noch Anhänger. Insgesamtspricht die Kraft der Argumente aber eindeutig zugunsten der traditionellenKonzeption.

.. Bei der Kyrillica ist die Herkunft der Grapheme weitgehend klar: dieGrundlage bildet die griechische Majuskel;� ebenso sind die supralinearenZeichen (“Spiritus”, “Akzentzeichen”) dem griechischen Vorbild nachemp-funden. Im Falle der Glagolica ist die Herkunft viel weniger klar und hatschon in der Vergangenheit zu viel Spekulationen Anlaß gegeben (s.o., �.).Im . Jh. wurde, trotz der dominierenden Stellung der Taylor-Jagic-Hypo-these, die Suche nach anderen Schriften und Alphabeten als Vorbilderweitergeführt.� Neu sind Ansätze, nicht von Schriften und Alphabeten,sondern von andern Zeichen(systemen) auszugehen (vgl. Granstrem �,Konstantinov �). Am meisten Resonanz fand aber der Ansatz, die Gra-pheme der Glagolica auf Grundelemente zurückzuführen und sie auf dieseWeise zu erklären, erstmals systematisch von Tschernochvostoff (Černo-chvostov �) versucht. Er ging von drei symbolisch zu deutenden Elemen-ten aus (Kreuz, Dreieck und Kreis),� die im Kontext ihres christlichenBedeutungsgehalts zu sehen sind. Dies scheint die bisher einleuchtendsteErklärung für die Genese der Glagolica zu sein.�

Die Hypothese Tschernochvostoffs war der Auftakt für eine Richtung inder Beschäftigung mit der Glagolica, welche Symbolisches in einem weitenUmfeld zu finden glaubte (Alphabet, Graphemnamen, Graphemzahl, Al-phabetdichtungen) und dabei nicht davor zurückschreckte, die Quellen zu“korrigieren”, wenn sie im Widerspruch zum postulierten System standen(u.a. Vyncke/Detrez �, Ericsson �, Savel’eva �).�

.. Bei der Beschäftigung mit der Glagolica stand und steht die Rekonstruk-tion der ältesten erreichbaren Form (bzw. der “Ur-Glagolica”) im Mittel-

�. Dies gilt in jeder Hinsicht für die beiden Alphabeten gemeinsamen Grapheme und hinsichtlichder Stilisierung auch für die kyrillischen Grapheme nicht-griechischer Herkunft.

�. Vgl. den gegenüber Jagic (��� : -��) aktualisierten Überblick bei Kiparsky (� : �-) sowieden Versuch von Tkadlcík (), die Glagolica aus der griechischen Majuskel abzuleiten.

�. Vgl. auch den Versuch von Galabov (�), in Kreis und Dreieck eine Lautsymbolik zuentdecken.

�. Eigenartigerweise ist sie der Forschung jahrelang nur in elementarer Form zugänglich gewesen,nämlich in Zusammenfassungen durch Kiparsky (�, �). Auch die neueste Veröffentlichung(Cernochvostov �) bietet nur eine Teilübersetzung der ursprünglichen Arbeit.

�. Vgl. dazu das oben unter .. Gesagte.

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punkt. Durch die Heranziehung der verschiedenen zur Verfügung stehen-den Quellen ist in vielen Punkten Übereinstimmung erreicht, währendeinige andere umstritten bzw. ungeklärt sind. Als Bezugspunkt für diefolgenden Ausführungen wird eine rekonstruierte Glagolica verwendet(vgl. Tab. � am Schluß).

..�. Die rekonstruierte Glagolica wirft drei grundsätzliche Fragen auf, undzwar bezüglich der Anzahl, der Reihenfolge und der numerischen Funktionder Grapheme.

Bei der Graphemzahl gibt es im wesentlichen zwei Richtungen: eineoperiert mit Graphemen, die andere mit . Die Zahl ist primär durchnumerologische Überlegungen motiviert: ein Dezimalsystem mit einerTausenderreihe erfordert Zahlzeichen (theoretisch können es auch mehrsein; die zusätzlichen Zeichen hätten dann keinen Zahlwert).� Eine Bestä-tigung für die Zahl wird auch darin gesehen, daß Texte mit Alphabet-Akrostichis Zeilen aufweisen. Für die Zahl anderseits spricht dieAussage im Traktat Chrabrs ( Grapheme, wovon dem Griechischenentsprechen, � dem Slavischen); dazu kommen die Abecedarien, die (min-destens) Grapheme enthalten, und, trotz des oben Gesagten, auch dieTexte mit Alphabet-Akrostichis. Bei ihnen ist nämlich zu berücksichtigen,daß die Jer-Grapheme ( und , und ) nicht am Wortanfang stehenkönnen und deswegen auch in keiner Form von Akrostichis (also auch nichtin Namen- oder Phrasen-Akrosticha) berücksichtigt werden.� Wenn derSchluß gerechtfertigt ist, daß deswegen in Alphabet-Gedichten keine Zeilenfür die Jer-Zeichen vorkommen, sind die -zeiligen Texte ein weitererBeleg für das ursprüngliche Vorhandensein von Graphemen.

Die Reihenfolge ist für den Teil der Glagolica, der im griechischenAlphabet Entsprechungen hat (d.h. �-), im wesentlichen gesichert.� Schwie-rig sind die Positionen und �: dort, wo (P) ausgefallen war, konnte� ( ) an seine Stelle treten. Ebenso ist umstritten, ob ( ) und 5 ( ) nichtursprünglich umgekehrt angeordnet waren (s.u., ...). Und schließlich istdie Meinung verbreitet, daß ( ) kein eigenes Graphem sei, sondern alsgraphische Variante zu � ( ) gehöre. Die hier vertretene Abfolge stützt

�. Die Zahl wird z.T. auch symbolisch motiviert (vgl. Vereecken �, Vyncke/Detrez �und Veder � : �).

�. Darin liegt der Unterschied zu anderen “problematischen” Graphemen wie � ( ), (P) oder� ( ), die in akrostichischen Texten durch eine eigene Zeile repräsentiert sind.

�. Grundsätzlich stellt sich die Frage, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die „slavischen“ Graphemein die griechische Vorlage eingepaßt wurden. Es fällt auf, daß einige von ihnen die „griechische“Reihenfolge unterbrechen, der Hauptteil aber am Schluß angefügt wurde. Der Erklärungsversuch vonTkadlcík (�� : -) bietet interessante Erkenntnisse, vermag aber nicht alle Probleme zu lösen.

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sich bei /� auf Abecedarien (Abecedarium Monacense und Sinaiticum)und Alphabet-Akrostichis, bei / auf Abecedarien (Abecedarium Mo-nacense und Sinaiticum gegen Abecenarium bulgaricum) und bei aufAbecedarien und Alphabet-Akrostichis.

Die Grapheme der Glagolica fungierten auch als Zahlzeichen. Umstrittenist allerdings, ob es neben der Einer-, Zehner- und Hunderter- auch nocheine Tausender-Reihe gab. Aksl. ist nur die Hunderterreihe belegt (und dasauch noch fragmentarisch, vgl. Tab. �); bei Zahlen im Tausenderbereichwird das Zahlwort für Tausend in den Hss. ausgeschrieben. Die spätereglagolitische (z.T. auch kyrillisch transliterierte) Tradition belegt noch ( ) = �, ( ) = , bzw. ( bzw. ) = , ( ) = , ( ) = . Dies wird als Beleg für eine ursprünglich vorhandene Tausen-derreihe gewertet, da eine nachträgliche Einführung in kroatischem bzw.böhmischem Umfeld nicht zu erwarten sei. Dagegen spricht, daß die Zahl-werte nicht den theoretisch zu erwartenden entsprechen.

... Die einzelnen Grapheme sind in der Mehrzahl der Fälle unproblema-tisch. Dies gilt für �-, �-�, �-�, , -, die im allgemeinen in derForschung kaum kontrovers diskutiert werden.

Schwierig sind vor allem die Fälle im vokalischen Bereich, wo schon früh“griechisches Schriftdenken” erkannt wurde. Zunächst sind das die Graphe-me für i: � ( ), �� ( ) und ( ).� Hier ist umstritten, ob ( ) nicht nureine graphische Variante von � ( ) sei (oder umgekehrt) bzw. später zurDifferenzierung aus letzterem entwickelt worden sei (so z.B. Mares ��:�) oder ob es von Anfang an als unabhängiges Graphem konzipiert war.Für letzteres spricht die selbständige Position im Alphabet und die Tatsa-che, daß es (von vier Ausnahmen abgesehen) im Aksl. nie als Zahlzeichenfür � verwendet wird (vgl. Velceva �: ). Bei � ( ) und �� ( ) istwohl eine funktionale Differenzierung anzunehmen: die Verhältnisse inden Hss. legen nahe, � ( ) sei ursprünglich am Wortanfang verwendetworden (Jagic ���: �, Ilcev ��: -). Eine ähnliche Verteilung ist wohlauch für � ( ) und ( ) anzunehmen, wobei letzteres in Initialpositionvorkam (vgl. Ilcev ��: -). Ebenfalls im Kontext des “griechischen

. So müßte als zweitletztes Zeichen in einem -Zeichen-System den Zahlwert haben.�. Wegen der entrundeten Aussprache wäre hier u.U. auch noch ( ) zu berücksichtigen; vgl.

dazu unten. Außerdem weist Moszynski (�� : ) darauf hin, daß es im Codex Zographensis nochein viertes i-Graphem gibt, das formal zwischen und steht.

. Die Vorstellung von der graphischen Variante ist die communis opinio, die sich u.a. in denAlphabet-Tabellen von aksl. Lehr- und Wörterbüchern niederschlägt (z.B. Lunt � : �, sjs i : lxxix).

. Vgl. auch die Hypothese von Nuorluoto (� : ), hätte ursprünglich allein den Laut i-wiedergegeben (s.u. ...).

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Schriftdenkens” ist ( ) zu sehen, das in der Überlieferung selbständig nurbei griechischen Entlehnungen bezeugt ist; wichtiger ist seine Funktionin Verbindung mit � ( ) zur Wiedergabe von u, offensichtlich in Entspre-chung zu griechischem ου (s.u., ...).

Bei den Konsonanten ist � ( ), das in der Kyrillica ursprünglich keineEntsprechung hat, nur in griechischen Fremdwörtern belegt und bezeich-nete offenbar g vor vorderen Vokalen. Damit stand es in Korrelation zu ( ). Ein Parallelfall, allerdings in der Überlieferung weniger gut belegt, ist ( ) und ( ), wobei ersteres anfangs wahrscheinlich nur für x vorvorderen Vokalen verwendet wurde, aber letzteres bald völlig verdräng-te. In Analogie zu diesen beiden Paaren ( - , - ) ist auch für dendritten Velar eine entsprechende Lösung gesucht worden, und zwar mit �

( ) und � ( ). Allerdings gibt es dafür keine unmittelbaren Belege: dieÜberlieferung kennt nur die Verwendung von zur Bezeichnung von *tj,

und die Beweisführung für die Parallelisierung muß mit einer langen Indi-zienkette operieren. Noch schwieriger ist der Fall von (P),

das nur inAbecedarien und akrostichischen Texten (mit Lautwert p: peçal´, p™sn )belegt ist. Die früher geäußerte Vermutung, es handle sich hier um einzweites Graphem für f (so Vaillant �: �, Mares ��: �, Tkadlcík ��:), nämlich F, ist nach der Entdeckung des Abecedarium Sinaiticum nichtmehr aufrechtzuerhalten, da damit neben dem Abecedarium Monacenseein zweiter unabhängiger Zeuge das Graphem belegt und F als spätereInnovation ausweist.�

. Einzig im Missale Sinaiticum scheint es vom Schreiber C zur Wiedergabe von u benutzt wordenzu sein (Miklas : �).

. Bei entrundeter Aussprache wurde es zu einem vierten i-Graphem, das allerdings in seinerVerwendbarkeit stark eingeschränkt war. Die entrundete Aussprache wurde in der Folge zur Norm,vgl. die Bezeichnung izica.

. Das für die Transliteration von Jagic eingeführte h ist späteren Ursprungs und ist auch nicht inallen kyrillischen Schrift-Traditionen vertreten.

. Das “spinnen-” oder “sonnenförmige” x kommt vereinzelt in Psalterium Sinaiticum und CodexAssemanianus vor, ist aber durch Abecedarien und akrostichische Texte abgesichert. Gelegentlich wirdvermutet, die beiden Grapheme hätten ihre ursprünglichen Positionen und/oder die lautliche Entspre-chung getauscht (Trubeckoj �, Tkadlcík �). Vgl. dazu auch Velceva (��), Ziffer (�).

. Den Lautwert kj hat schon Durnovo (�) angesetzt (etwas anders Trubeckoj �a), allerdingsnicht in griechischen Entlehnungen, sondern als Entsprechung zu urslavischem *tj. Damit ergab sichdie Parallelisierung � ( ) - *dj und � ( ) - *tj (vgl. dazu Auty �). Der Vorschlag der Parallelisierungvon kj mit gj und xj geht, wenn ich richtig sehe, auf Miklas ( : �-�) zurück.

. Darin alterniert es mit , was zumindest in den entsprechenden Hss. den Lautwert /ʃ�t/wahrscheinlich macht, vgl. insgesamt Velceva (�).

. Es handelt sich um ein Graphem, das nur im Abecedarium Monacense und im AbecedariumSinaiticum überliefert ist und hinsichtlich der Form an ein modifiziertes p erinnert.

�. Neuerdings hat Miklas ( : �-�) eine andere Erklärung vorgeschlagen. Sie setzt ursprüng-lich in Position an, wo es, wegen der Parallele zu griechischem ψ, den Lautwert p von ( )übernimmt, welches seinerseits für f verwendet wird (Parallele zu φ) und F Platz macht. Ähnlich sieht

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Die Vokalgrapheme im Schlußbereich der Glagolica, d.h. ( ), ( ), ( ), ( ), ( ) und ( ) werfen vor allem lautliche Probleme auf(s.u., .). Bei den Graphemen für die Jer-Laute ( und ) ist angesichts derin der kyrillischen Tradition verbreiteten Ein-Jer-Orthographie in letzterZeit die Vermutung geäußert worden, ursprünglich sei nur ein Jer anzu-setzen (so z.B. Veder �, der in seinen rekonstruierten Texten nur verwendet). In der Überlieferung findet sich dafür keine Stütze. BeimGraphem für den hinteren Nasalvokal ( ) stellt sich das Problem, daß esin “monographischer” Form nur marginal belegt ist (im AbecedariumMonacense und evtl. im Abecenarium bulgaricum).

... Die Glagolica ist im wesentlichen eine “monographische” Schrift. Nurin wenigen Fällen scheint sie schon ursprünglich Digraphen bzw. zusam-mengesetzte Grapheme gekannt zu haben. Auch hier dürfte das griechi-sche Vorbild eine Rolle gespielt haben.

Am deutlichsten ist dies bei , das aus � ( ) und ( ) zusammengesetztist, offensichtlich in Anlehnung an griechisch ου. Die Paläographie dereinzelnen aksl. Hss. schwankt zwischen Digraph ( ) und zusammenge-setztem Graphem ( ). Ersteres scheint für eher konservative Hss. typisch(Kiever Blätter, Glagolita Clozianus, Codex Zographensis), letzteres istjünger. Beim zusammengesetzten Graphem wird das zweite Element z.T.stark verändert; es entspricht dann eher einem zweiten , ggf. mit einemzusätzlichen waagrechten Strich.

Auch der Laut i- scheint von Anfang an digraphisch wiedergegeben wor-den zu sein. Die handschriftliche Überlieferung ist bezüglich des zweitenBestandteils uneinheitlich: in den Hss. dominiert ; daneben ist noch recht verbreitet, während kaum vorkommt. Wenn es sich nicht umeine spätere Ausdifferenzierung handelt, ist wohl als der ursprüngliche

Veder (� : �-�) die Entwicklung, doch postuliert er die Aufnahme eines “rake and handle”-Graphems. Bei beiden Vorschlägen gibt es für die meisten angenommenen Entwicklungsstufen in denQuellen keine Bestätigung.

. Zur Terminologie: als Digraph bezeichne ich eine gleichbleibende Abfolge von zwei Graphe-men, die auch selbständig vorkommen und die zusammen einer Einheit auf der lautlichen Ebeneentsprechen. Ein zusammengesetztes Graphem ist dagegen eine Einheit (ein Graphem), die erkennbaraus der Zusammenfügung mehrerer Grapheme entstanden ist, wobei die einzelnen Bestandteile ggf.nicht mehr unabhängig vorkommen müssen.

. “Monographische” Wiedergabe scheint nur im Missale Sinaiticum belegt zu sein (vgl. Anmer-kung ).

. Vgl. dagegen die Hypothese von Nuorluoto (� : ), der Beispiele für monographischeSchreibung aus dem Glagolita Clozianus anführt (� : ).

. Lediglich im Psalterium Sinaiticum ist der letzte Digraph sporadisch zu finden (von Arnim � :) ; bemerkenswert ist, daß die Kiever Blätter für i- nur verwenden. Vgl. allgemein Tkadlcík (�),Vrana (�), Velceva (�).

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Repräsentant für i- anzusehen.

Digraphen bzw. zusammengesetzte Grapheme spielen auch bei derBezeichnung von Nasalvokalen eine Rolle. Die alphabetische Akrostichisgibt zwar nur Hinweise auf zwei Grapheme, und das müßten ( ) für denhinteren und ( ) für den vorderen Nasalvokal sein. Einige Abecedarienund vor allem die handschriftliche Überlieferung bezeugen aber drei bis vierGrapheme bzw. Digraphen oder zusammengesetzte Grapheme, wovonnur eines “monographisch” ist. Die Mehrzahl der Hss. hat ein Vierersystemmit zwei Paaren: und (Kiever, Prager und Ochrider Blätter habenausschließlich , Psalterium Sinaiticum fast ausschließlich; das Blatt vonGrigorovic sowie das Zographos-Palimpsest kennen nur ) sowie und

(alle außer dem Zographos-Palimpsest, das nur kennt). Die Schrei-bung (als Digraph oder als zusammengesetztes Graphem) ist sehr unein-heitlich, tendiert aber eher zum zusammengesetzten Graphem. Da diezusammengesetzten Grapheme bzw. Digraphen alle den selben rechtenTeil ( ) verwenden und dieser außerdem im Psalterium Sinaiticum auchals nasales Element verwendet wird, lassen sich , und als Abfolgevon Vokalgraphem + Nasalgraphem interpretieren (s.u., ..). Problemebereiten dabei , das dann nur aus einem Nasalgraphem bestünde, und ,weil dessen erster Teil allein nicht überliefert ist. Als alternative Erklärungkann man von einem ursprünglich “monographischen” System ausgehen,das (wahrscheinlich unter kyrillischem Einfluß) zu einem Vierersystemumgestaltet wurde.

... Insgesamt zeigt sich die Glagolica in ihrer ursprünglichen Form alseine weitgehend “monographische” Schrift. Ausnahmen finden sich aus-schließlich im vokalischen Bereich; der konsonantische ist dagegen voll-ständig “monographisch”.

Ein weiteres Merkmal der ursprünglichen Glagolica ist die Doppelungvon Graphemen, so daß für einen Laut zwei (in einem Fall drei) Graphemezur Verfügung stehen. Ausgangspunkt ist auch hier sicher das griechischeVorbild (η/ι, ο/ω). Die Glagolica hat dieses Verfahren aber ausgeweitet undinsbesondere auch auf den konsonantischen Bereich ausgedehnt. Dort

. Der Grund für die Uneinheitlichkeit in der Schreibung kann darin liegen, daß die Digrapheneinerseits zur Wiedergabe von i-, anderseits zur Bezeichnung von *-”j’ genutzt wurden. Vielleichtwurden diese Fälle ursprünglich deutlich unterschieden, die Differenzierung ging aber mit der Zeitverloren.

. Das Psalterium Sinaiticum verwendet außerdem ( ) mehrfach im Wort - (griechisch�γγελ�ς) für velaren Nasal; Codex Zographensis und Codex Marianus kennen noch ein fünftesGraphem, nämlich , das allerdings in seinem Gebrauch sehr eingeschränkt und sicher nicht ursprüng-lich ist. Vgl. Huntley (�), Lunt (� : �) und Kortlandt (� : ).

. Eine Ausnahme ergibt sich nur, wenn man (als stimmhafte Entsprechung zu ) oder (zu ) monophonematisch wertet.

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Schrift- und Lautsystem des Altkirchenslavischen

wurde es angewandt, um “unslavische Laute” in Fremdwörtern (meistnomina sacra) wiederzugeben.

.. Die Kyrillica, obwohl in der Paläoslavistik die absolut vorherrschendeSchrift, ist wesentlich weniger gut analysiert (und analysierbar) als dieGlagolica. Insbesondere ist eine ursprüngliche Form (die “Ur-Kyrillica”)kaum zuverlässig rekonstruierbar. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zumeinen ist davon auszugehen, daß es schon früher Versuche gegeben hat,Slavisches mit Hilfe der griechischen Schrift wiederzugeben. Zum ande-ren war die Kyrillica hinsichtlich ihrer Grundlagen eine hybride Schrift, diezwischen griechisch und glagolitisch oszillierte und damit schwer zu einerfesten Struktur fand. Drittens sind die meisten Quellen für die Anfangszeitder Schrift bei den Slaven erkennbar auf die Glagolica bezogen, auch wennsie in der Mehrzahl der Fälle nur kyrillisch überliefert sind (vgl. ChrabrsTraktat und alle akrostichischen Texte). Und schließlich entfaltete dieKyrillica eine große Dynamik, die schnell zur Herausbildung unterschied-licher lokaler Traditionen führte. Insofern muß man bei der Kyrillica (imVergleich zur Glagolica) von einer in erheblichem Maße hypothetischerenRekonstruktion ausgehen (vgl. Tab. ).

..�. Die Graphemzahl der Kyrillica ist weder in den Quellen ausdrücklichfestgelegt noch indirekt ableitbar. Die spätere Tradition scheint nahezule-gen, daß drei Grapheme, die ursprünglich nur zur Wiedergabe griechischerFremdwörter benötigt wurden (ƒ, , als Entsprechungen von θ, ξ, ψ),nicht als feste Bestandteile der Kyrillica galten.� Auf der anderen Seitewerden später eine ganze Reihe von zusammengesetzten Graphemen be-rücksichtigt. Es sind dies die sogenannten jotierten Grapheme sowie y/¥(s. ...).

Die Reihenfolge der Grapheme folgt im wesentlichen dem Vorbild derGlagolica. Allerdings gibt es in der späteren Entwicklung Veränderungen.So werden � (i) und �� (û) häufig vertauscht (dies entgegen dem griechi-schen Vorbild). In einer ostslavischen Tradition steht (ô) ganz am Schluß

. Vgl. dazu die Aussage bei Chrabr, die Slaven hätten nach der Christianisierung (d.h. in diesemKontext /) versucht, ihre Sprache mit lateinischen und griechischen Buchstaben unsystematischzu verschriftlichen (vgl. den rekonstruierten Text Veder � : -�).

. Selbst kyrillische Abecedarien sind z.T. offensichtlich Transkriptionen glagolitischer Vorlagen,insbesondere dann, wenn sie gemeinsam mit glagolitischen vorkommen: vgl. die Münchner und dieStockholmer Abecedarien sowie die Alphabete von Tours (Trubeckoj �, Durnovo �, Baecklund

�, Kos �-).�. Anderseits gehörte f zum Bestand, obwohl auch nur in Fremdwörtern verwendet (für φ). Der

Grund dürfte sein, daß es auch in der Glagolica vorkommt, während Entsprechungen für θ, ξ und ψdort fehlen.

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der Alphabetreihe (wohl Einfluß der symbolischen Verwendung von α undω für Anfang und Ende, vgl. Apokalypse �, ). Daneben wird - (ñ ßw´) oft zu ñ w ß ´ systematisiert (vgl. Zaliznjak �, Demkova/Droblen-kova �). Die Einreihung der jotierten Grapheme schließlich ist ebenfallsnicht einheitlich: es scheint eine Tendenz zu geben, sie um das Modell (ü)zu gruppieren.

Die numerische Funktion folgt im wesentlichen dem griechischen Vor-bild. Das bedeutet, daß die Zahlzeichen- und die Graphemreihe der Kyril-lica einander weder bezüglich der Zeichen noch bezüglich der Reihenfolgeentsprachen. Die “slavischen” Grapheme hatten ursprünglich keinen Zahl-wert, und die griechischen Zeichen mit rein numerischer Funktion warennicht eigentlich Bestandteil der Kyrillica.

... Uneinheitlich ist die Verteilung der Grapheme, die den gleichen Lautwiedergeben, d.h. � (i) und �� (û) sowie � (o) und (†). Eine Differen-zierung nach griechischen Prinzipien (etymologisch) war nur in griechi-schen Lehnwörtern möglich: dort wurde sie auch praktiziert. Sonst lassensich Regeln nur für einzelne Hss. aufstellen. Wenn es ursprünglich eineeinheitliche Differenzierung gegeben hat, läßt sie sich heute nicht mehrrekonstruieren; wahrscheinlich ist höchstens eine (fakultative) “Initialfunk-tion” von (†).

Ungeklärt ist die Frage der Jer-Grapheme in der Kyrillica. Traditionellgeht man von zwei Jer-Graphemen, (ß) und (´), aus. Hss. mit Ein-Jer-Orthographie wurden als jünger angesehen, und die Reduktion der Zahlder Jer-Grapheme war gleichsam ein Vorbote des “Jer-Wandels” (Schwundvon Jer in “schwacher” Position, Vokalisierung in “starker”). In letzter Zeitwird aber auch die Meinung vertreten, die Ein-Jer-Orthographie sei alt.Bezeichnenderweise kennt schon die früheste ostslavische ÜberlieferungEin-Jer-Systeme. Von daher wäre auch die umgekehrte Entwicklungdenkbar: die Kyrillica war ursprünglich als Ein-Jer-System konzipiert, wurdeaber nachträglich zum Zwei-Jer-System ausgebaut.

... Digraphische Schreibung kannte die Kyrillica ursprünglich bei u(auch monographisch durch ¨ wiedergegeben) und auch bei y, das ins-

. Das führt dazu, daß im “Novgoroder Alphabet”, das in einer kurzen und einer Voll-Varianteüberliefert ist, in letzterer † (bzw. genauer ) zweimal vorkommt, nämlich nach w (Ende der kurzenReihe) und nach å (Zaliznjak : �).

. So z.B. œ ü æ im vollständigen Alphabet des Novgoroder Kodex (Zaliznjak : �, ).. Durch Umdeutung von q (Zahlwert ), ç () und c/å () sowie durch Aufnahme von ƒ (),

() und () wurde schließlich eine volle Zahlreihe für Einer, Zehner und Hunderter erreicht.. Für die Birkenrindeninschriften vgl. Zaliznjak (� : ), für die epigraphische und handschrift-

liche Überlieferung Velceva/Todorov (�) und Bojadziev (� : �-).. Zur Verteilung vgl. Ilcev (�� : -).

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gesamt stabiler ist als seine glagolitische Entsprechung: die Form ßi istrelativ schwach belegt; jünger ist der Digraph ¥ und auch die Verwendungals zusammengesetztes Graphem. Das Prinzip des zusammengesetztenGraphems erfaßte aber schon bald die Mehrzahl der Vokalgrapheme, wobeiü reanalysiert wurde als û + Vokalgraphem: in Analogie entstanden diejotierten æ ö œ und schließlich •.

... Die Kyrillica ist demnach anfangs weitgehend von ihren “Patenschrif-ten” determiniert. Die griechische Majuskel bestimmt die Gestaltung derSchrift insgesamt und die Form der aus dem Griechischen übernommenenGrapheme (und damit auch die Doppelung i/û und o/†), ebenso denZahlwert. Die Glagolica zeichnet verantwortlich für die Alphabetreihe unddie meisten Grapheme (sowie den Digraph y) bezüglich ihrer Lautentspre-chungen. Selbständigkeit zeigt die Kyrillica gegenüber der Glagolica beimVerzicht auf Doppelungen im konsonantischen Bereich und gegenüberbeiden Schriften bei der Entwicklung des Prinzips der Jotierung.

.. Insgesamt vermittelt dieser Überblick über die Schriftproblematik imAksl. den Eindruck, es gebe auf diesem Gebiet noch sehr viele offeneFragen. Dem ist sicher so, doch sind die Fortschritte und die geändertenSchwerpunkte gegenüber früher nicht zu übersehen.

Die Forschung geht insgesamt von einer wesentlich breiteren Material-basis aus. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf den aksl. Handschriften,sondern auf den Texten aus dieser Zeit. Entsprechend ist das Forschungs-objekt nicht mehr der Schriftgebrauch der aksl. Handschriften, sondern dieRekonstruktion der Glagolica (und der Kyrillica) in der ältesten erreichba-ren Form, idealerweise der “Ur-Glagolica” Konstantin-Kyrills. Die Analysenhaben wesentlich dazu beigetragen, die komplexe Struktur der Glagolicazu erhellen. Dort, wo in der Forschung Dissens besteht, sind die Alterna-tiven klarer herausgearbeitet und jeweils besser durch Argumente unter-mauert.

Nach der gegenwärtigen Konzentration auf die “Archäologie” der Schriftwäre es angebracht, die frühe Geschichte wieder in den Mittelpunkt zustellen. Noch stehen Darstellungen zu vielen Aspekten des frühen Schrift-gebrauchs aus, und die vorliegenden sind entweder unvollständig (da siedie neuen Funde nicht berücksichtigen), veraltet (da sie auf älteren Ausga-ben beruhen) oder ungenau (da sie das Material nicht vollständig auswer-ten). Es ist ein Desiderat, eine vollständige Darstellung des Schriftge-

. Vgl. die Übersicht von T. Slavova in Dobrev (� : ).. Hier gab es daneben Lösungen ohne jotiertes Graphem: å/â, â/å und ã/å statt å/•, vgl.

Ilcev/Velceva (� : ).

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brauchs der aksl. Hss. zu erarbeiten. Die Erkenntnisse solcher Untersuchun-gen der frühesten Geschichte der Schrift könnten dazu beitragen, auch beider “Archäologie” der Schrift weiterzukommen.

. Die Beschreibung des Lautsystems hat in ähnlichem Maße wie diejenigedes Schriftsystems von der Erweiterung der Materialbasis profitiert. Für siewar aber die allgemeine Entwicklung der Sprachwissenschaft von größererBedeutung, und zwar vor allem die Etablierung von zwei Ebenen imlautlichen Bereich, Phonetik und Phonologie. Dadurch wurde die Diskus-sion, wie ein konkreter Laut ausgesprochen worden sei, in den Hintergrundgedrängt, und die Forschung konnte sich auf die Rekonstruktion des phono-logischen Systems konzentrieren. Für diese Rekonstruktion sind neben dermateriellen Basis (s.o., .) noch die diachrone Phonologie und die struk-turellen Gesetzmäßigkeiten phonologischer Systeme von Bedeutung.

Die materielle Basis bietet gewisse Schwierigkeiten, da sie chronologischund regional uneinheitlich ist. Die Schriften sind zwar einigermaßen stabil,aber nicht rein phonologisch und offenbar für unterschiedliche Lautsyste-me konzipiert. Die Schreibung in den Hss. anderseits ist eine Mischung ausTradition, systematischer Innovation, individuellen Besonderheiten derjeweiligen Schreiber (bzw. ihrer Schulen) und Fehlern der Hs., aber auchihrer Vorlage(n).

Ziel der Beschreibung ist es, die älteste erreichbare Form des phonolo-gischen Systems des Aksl. zu rekonstruieren. Dies dürfte das Aksl. vomEnde des . Jh. sein, wie es insbesondere in den glagolitischen Hss. erhaltenist. Aufgrund der Beschaffenheit der Materialgrundlage kann es dabei nurum die segmentale Ebene gehen; die Hss. liefern kaum Hinweise aufSuprasegmentales (vgl. aber die Kiever Blätter, Schaeken �: -).

.�. Für die Interpretation der Daten in den Quellen und das richtigeVerständnis der diachronen Entwicklung sind zwei zentrale Tendenzen zuberücksichtigen, welche die Ausgliederung des Slavischen aus früherengrößeren Einheiten im Kontext der indogermanischen Sprachfamilie deut-lich markieren. Die eine ist die Tendenz zur steigenden Sonorität (van Wijk��: -, auch als Gesetz der offenen Silbe bezeichnet, vgl. Martinet �),die andere die Tendenz zur Silbenharmonie (Jakobson �/�: -, auchals Neigung zur bzw. Gesetz der Palatalisierung bekannt, vgl. van Wijk ��:-). Beide bewirkten primär Änderungen in der Silbenstruktur, hattenaber sekundär auch Konsequenzen für die lautliche Ebene. Erstere verän-derte v.a. das Vokalsystem durch Beseitigung der steigenden Diphthonge

. Dieser Bereich ist besonders intensiv bearbeitet worden; vgl. die Übersicht in Birnbaum (� :�-� und -) sowie Birnbaum/Merrill (� : �-).

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und ihren Ersatz durch Monophthonge, letztere hauptsächlich das Konso-nantensystem durch Erweiterung des Phoneminventars um palatale Kon-sonanten (vgl. insgesamt Mares �: -).

.. Das Vokalsystem ist mit den elf hier angesetzten Vokalen (vgl. Tab. )verhältnismäßig komplex. Es ist als Vokalviereck und nicht als -dreieckausgestaltet. Diese Struktur des Phonemsystems hängt mit der Tendenz zurSilbenharmonie zusammen, die mit einer Opposition vorderer und nicht-vorderer Vokale bei allen Öffnungsgraden einhergeht. Das Phoneminven-tar hat durch die Tendenz zur steigenden Sonorität seine spezifische Aus-prägung erfahren, die sich insbesondere im Fehlen von Diphthongen undin den Nasalvokalen äußert.

Unproblematisch sind in diesem Kontext die “Kardinalvokale” /i/, /u/,/e/, /o/ und /a/. Ihre phonetische Realisierung dürfte allerdings, wiemeist, erheblich geschwankt haben.

Der zentrale (nicht-vordere) hohe Vokal /i-/ bereitet phonologisch wenigSchwierigkeiten, wohl aber phonetisch, da die slavische schriftliche Über-lieferung (insbesondere in der Glagolica, die nicht einmal über einheitlicheDigraphen in dieser Position verfügt) und die nichtslavische Perzeptiondieses Vokals (meist ui) eine diphthongische Aussprache nahelegen (vgl.Press �: -). Angesichts der Tendenz zur steigenden Sonorität wäreaber ein Diphthong im System schwer vorstellbar, so daß die graphischeEvidenz eher dem Unvermögen der nichtslavischen Zuhörenden und derSchriftsysteme geschuldet ist, einen zentralen hohen Vokal wahrzunehmenund wiederzugeben.

Die Jer-Vokale (” und ’), vielfach auch als reduzierte, (über)kurze odersogar irrationale Vokale (Fortunatov ��: , vgl. Jagic �) bzw. alsHalbvokale bezeichnet, werfen gerade aufgrund dieser Bezeichnungen dieFrage nach dem Vorhandensein einer Quantitätskorrelation im aksl. Voka-lismus auf. Die Tatsache, daß die Jers z.T. schon in den ältesten Texten in“schwacher” Position schwinden, scheint auf eine kürzere Aussprache hin-zudeuten. Phonetisch ist dies auch möglich, phonologisch handelt es sichaber wohl um stärker zentralisierte Vokale (gegenüber /i/-/e/ bzw. /u/-/o/).� Eine Quantitätskorrelation läßt sich aufgrund der Quellen nicht

. Daß /u/ in den Quellen durch Digraph oder zusammengesetztes Graphem wiedergegebenwird, belegt nicht einen diphthongischen oder biphonematischen Charakter. Vielmehr folgt hier dieGlagolica (wie auch die Kyrillica) dem griechischen Vorbild (s.o., ... bzw. ...). Ähnliches gilt fürdie zwei i- und vor allem o-Grapheme (s.o., ... und ...).

�. Auf die stärkere Zentralisierung weisen der “Jer-Umlaut” (d.h. die Vertauschung von ß und ´in den Hss.) sowie die Ein-Jer-Schulen hin. Sie erscheinen plausibler, wenn vorderer und hinterer Jer-Laut relativ nahe beieinander lagen und damit eine Angleichung an benachbarte Vollvokale (unab-hängig vom ursprünglichen Lautwert des Jers) bzw. der Zusammenfall in einen Jer-Laut möglich war.

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postulieren; auch die diachrone Phonologie setzt sie nicht voraus.

Den umstrittensten Bereich des aksl. Vokalsystems stellen die Nasalvo-kale dar. Die Tradition setzt, letztlich auf Vostokov zurückgehend, je einenvorderen und hinteren Nasalvokal (und ggf. jotierte Entsprechungen) an,üblicherweise als ę und o notiert. Trubeckoj (� und �/) schlug fürdas Aksl. stattdessen eine Art von Nasaldiphthongen (eN bzw. oN undaufgrund des glagolitischen noch öN) vor. Strukturelle Überlegungensprechen eher zugunsten der traditionellen Konzeption, und sie scheintauch in letzter Zeit wieder mehr Anhänger gefunden zu haben (zur Ent-wicklung im größeren diachronen Kontext vgl. Kortlandt �).

Ähnlich problematisch ist e. Sein Lautwert ist schwer zu bestimmen, under scheint auch im Aksl. geschwankt zu haben: die Glagolica kennt für seineWiedergabe nur , während die Kyrillica in entsprechenden Positionenentweder ™ oder æ hat. Es muß sich jedenfalls um einen tiefen vorderenVokal als Entsprechung zu /a/ gehandelt haben, der in der Literatur oft mitä bezeichnet wird (vgl. insgesamt Samilov �: ���-��).

Neben ä wird noch ö (allerdings nur in der Verbindung öN) und schließ-lich auch ü im Lautsystem angesetzt, graphisch vertreten als , und (vgl. Trubeckoj �/: -� in Weiterentwicklung der Ideen von Fortu-natov ��: -� und Durnovo �). Da hier /j/ Bestandteil des Phonem-inventars ist (s.u., ..), wird die Interpretation j + Vokal vorgezogen.

Schließlich stellt sich noch die Frage, ob das Aksl. silbische Liquiden (l�und r� sowie die entsprechenden palatalen Varianten) kannte oder ob es sichum Verbindung einer konsonantischen Liquide mit Jer handelte. DasMaterial läßt keine eindeutige Aussagen zu, da die entsprechenden Positio-nen immer durch Liquida + Jer wiedergegeben werden. Das kann bedeuten,daß es sich tatsächlich um eine Abfolge von Konsonant und Vokal handelt;ebenso kann es Einfluß einer Schriftkonvention sein, die verlangt, daß eineSilbe auf ein Vokalgraphem auslauten muß.

Das Havlíksche Gesetz (Schwund in “schwacher”, Beibehaltung bzw. vokalische Realisierung in“starker” Stellung) paßt auch zu dieser Konzeption, besonders wenn man (phonetisch) eine kürzereAussprache ansetzt: Zentralisierung und Kürzung laufen bei Reduktionsprozessen häufig parallel. DieZentralisierung ist sogar als eine weitere Grundtendenz in der Entwicklung des Slavischen postuliertworden (van Wijk �� : ).

. Die Quantitätskorrelation müßte dann auch von der Form “normal vs. kurz” oder sogar “kurzvs. überkurz” sein und nicht, wie sonst üblich “lang vs. kurz”. Ggf. müßte man sogar von einerDreigliederung “lang – normal – kurz” ausgehen. Vgl. zum Problem der Quantität im Aksl. insgesamtSaur (�).

. Diese Alternative ist vielfach übernommen und auch modifiziert worden, besonders was dieEigenschaften und die Notation des nasalen Elements angeht, vgl. z.B. Avram (�, �), Birnbaum

(�), Velceva (� : �-, �-�).. Die beiden Konzeptionen werden innerhalb eines Erklärungsansatzes oft dadurch verbunden,

daß die eine der phonologischen Ebene zugeordnet wird, die andere der phonetischen: Trubeckoj

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.. Das aksl. Konsonantensystem (vgl. Tab. ) verdankt seine Spezifik imwesentlichen der Tendenz zur Silbenharmonie. Sie ist verantwortlich fürdie Entstehung der Kategorie der palatal(isiert)en Konsonanten. Durch siehat das aksl. System gegenüber seinen Vorstufen an Komplexität gewon-nen. Charakterisiert ist das System durch zwei Korrelationen: die ererbteStimmtonkorrelation und die neue Palatalitätskorrelation, die aber ersteinen Teil der Konsonanten erfaßte.

Die Obstruenten haben bereits die für die slavischen Einzelsprachencharakteristischen Merkmale: eine Reduktion der Plosive sowie eine Erwei-terung um die Zischlaute. Unproblematisch sind die Plosive, welche keineaspirierte Reihe kennen; hier ist die Stimmtonkorrelation in allen Positio-nen vertreten.

Bei den Affrikaten stellt sich die Frage der stimmhaften Entsprechungen.Bei /�� / fehlt sie in der hier vertretenen Konzeption ganz. Im Zusammen-hang mit den für das Aksl. anzusetzenden Entsprechungen für *tj und *djwerden neben den in der handschriftlichen Überlieferung bezeugten bipho-nematischen Verbindungen /ʃ�t/ und /��d/ auch andere Vorschläge ge-macht, und zwar stimmlose und stimmhafte palatale Affrikaten bzw. /kj/und /gj/. Sie werden mit den Graphemen und in Verbindung gebracht(vgl. Durnovo �: -, Trubeckoj �a). Nimmt man entsprechendePhoneme an, ergibt sich daraus aber keine unmittelbare stimmhafte Ent-sprechung zu /�� /, sondern es wird ein neues Konsonantenpaar eingefügt.Bei der zweiten Affrikate /t�s/ ist die Stimmtonkorrelation nur marginalvertreten: die Affrikate /d�z/ ist zwar als Ergebnis der zweiten regressivenund der progressiven Palatalisierung von *g rekonstruierbar und auchdurch ein eigenes Graphem zumindest in der Glagolica gesichert, doch istsie in den Hss. vielfach nur als /z/ überliefert, also mit dem entsprechendenFrikativlaut zusammengefallen.

Auch bei den Frikativlauten ist die Stimmtonkorrelation nicht in allenFällen vertreten. Das stimmlose labiodentale /f/ gehört nicht zum Pho-neminventar. Das Vorhandensein von Graphemen für diesen Laut in Glago-lica und Kyrillica hängt mit der Notwendigkeit zusammen, v.a. griechischeFremdwörter wiederzugeben; alternativ war die Schreibung mit einem p-Graphem möglich (vgl. Beispiele in sjs iv: -). Bei /v/ wird alternativzur Interpretation als Frikativlaut auch diejenige als Glide /w/ vertreten,v.a. aus morphophonematischen Gründen. Historisch sind wohl auch

(�/ : -) setzt phonologisch Liquida + Jer an, schließt aber phonetisch silbische Liquide nichtaus. Vgl. auch Moszynski (�) und van Wijk (�-).

. Ähnliches gilt für den dentalen Frikativlaut, der zumindest in der Kyrillica durch ein entspre-chendes Graphem wiedergegeben wird (ƒ). Als Ersatz kommt ein t-Graphem vor.

. So z.B. Lunt (� : �) ; unentschieden sind Schaeken/Birnbaum (� : �).

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zwei s-Phoneme anzusetzen. In der schriftlichen Überlieferung hat sich dieDifferenzierung, wenn sie im Aksl. überhaupt noch bestand, nicht nieder-geschlagen.

Die Zahl der Sonanten ist durch die Palatalitätskorrelation deutlich er-weitert. Zu /n/, /r/ und /l/ kommen jeweils palatal(isiert)e Entsprechun-gen (vgl. van Wijk �-). Ihre Existenz äußert sich zwar nicht in speziellenGraphemen. Dafür verwenden zahlreiche glagolitische und kyrillische aksl.Hss. mit unterschiedlicher Konsequenz einen superskripten Bogen, um diePalatalität anzuzeigen (Nuorluoto �: ��-��). Bei Nasalvokalen in derGlagolica und bei allen Vokalgraphemen mit jotierten Entsprechungen inder Kyrillica konnte die Bezeichnung auch durch die jeweiligen parallelenGrapheme erfolgen. Umstritten ist im Bereich der Sonanten die Existenzvon /j/. Auffallend ist das Fehlen eines spezifischen Graphems für /j/ inder Glagolica und die partielle Lösung in der Kyrillica, die mit zusammen-gesetzten Graphemen operiert. Bei Verzicht auf /j/ muß das Vokalinventarerweitert werden (durch Ansetzung von ä, ö und ü, s.o., ..). Die Anset-zung von /j/ erlaubt eine ökonomischere Beschreibung, und wenn mandavon ausgeht, daß die Glagolica nicht ein rein phonologisches Alphabetwar, entfällt auch das gewichtigste Argument gegen diese Lösung (vgl.insgesamt zu /j/ Pesikan �- und Collins �).

.. Das aksl. Phonemsystem wurde erstmals in einer Zeit des Übergangsverschriftlicht. Dies führte dazu, daß es zur Zeit der ältesten erhaltenen Hss.deutliche Veränderungen durchmachte, die sich (als “Schreiberfehler” odersystematische Innovationen) z.T. in den Quellen widerspiegeln. Dies er-schwert naturgemäß die Rekonstruktion. Trotzdem ist sie möglich, und dieDifferenzierung von phonologischer und phonetischer Betrachtungsweisehat insgesamt zu einem besseren Verständnis der ältesten rekonstruierba-ren Form des Lautsystems geführt. Dennoch (oder gerade deswegen) blei-ben viele Fragen offen, und einige davon werden wohl auch nie zu klärensein, weil die Quellen keine eindeutigen Schlüsse erlauben und die unter-schiedlichen Positionen letztlich von den jeweiligen Ausgangshypothesenabhängen.

. Der Bogen wird auch anderswo benutzt, um palatalisierte Aussprache anzuzeigen, so bei k, gund x vor vorderen Vokalen in Fremdwörtern (bei g stand in der Glagolica ein zweites Graphem zurVerfügung, bei x ursprünglich auch).

. Auch hier gibt es Versuche, beides zu verbinden, indem man sie auf die phonetische resp.phonologische Ebene verteilt. Schaeken/Birnbaum (� : -) setzen phonologisch /j/ an, erwägenaber eine Realisierung als ü usw.

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Roland Marti

– �� = E. GEORGIEV, S”<estvuva li o<e glagoliqeski v”pros v slavànskata filolo-già? in «Slovo» �, pp. -�� ;

Giambelluca-Kossova � = A. DWAMBELLUKA-KOSSOVA, Qernorizec Xrab”r. O pisme-nex’ (Sofià);

Gosev �� = I. GOŠEV, Starob”lgarski glagoliqeski i kirilski nadpisi ot IX i X v.(Sofià);

Granstrem � = E. È. GRANSTREM, O proisxowdenii glagoliqeskoj azbuki, in «TrudyOtdela drevnerusskoj literatury» ��, pp. -�;

Huntley � = D.G. Huntley, Two Cases of Analogical Feature Substitution in Slavic, in«Language» , pp. �- ;

Ilcev �� = P. ILQEV, Starob”lgarskite alogrami i tàxnata distribucià, in «Kon-stantin-Kiril Filosof. Dokladi ot simpoziuma, posveten na ��-godišninaot sm”rtta mu» (Sofià), pp. �-;

Ilcev/Velceva � = P. ILQEV, B. VELQEVA, Nosovki, in «Kirilo-Metodievska enciklo-pedià» (Sofià), pp. -;

Ivanova-Konstantinova �� = K. IVANOVA-KONSTANTINOVA, Dva neizvestni azbuqniakrostixa s glagoliqeska podredba na bukvite v srednob”lgarski prazniqen minej,in «Konstantin-Kiril Filosof. Dokladi ot simpoziuma, posveten na ��-godišnina ot sm”rtta mu» (Sofià), pp. �- ;

Jagic � = V. Jagic, Quattuor Evangeliorum Codex Glagoliticus olim Zographensis nunc Petro-politanus (Berolinae);

– � = V. Jagic, “Die irrationalen Vocale.” in «Archiv für slavische Philologie» , pp. -;

– ��� = I. V. ÀGIQ, Grafika u Slavàn (Sanktpeterburg);Jakobson �/� = R. Jakobson, Remarques sur l’évolution phonologique du russe comparée à

celle des autres langues slaves, in «Selected Writings I. Phonological Studies» (The Hague,Paris), pp. -��;

Jovanovic-Stipcevic �� = B. JOVANOVIH-STIPQEVIH, Tekstološka uslov§enost sasta-va i broƒa slova staroslovenske azbuke prema stixirama na Roðeñe i Kršteñeu srpskom prepisu, in «Arxeografski prilozi» , pp. -�� ;

Karskij � = E. F. KARSKIJ, Slavànskaà kirillovskaà paleografià (Leningrad);Keipert � = H. Keipert, Die Kirchenslavisch-These des Cercle linguistique de Prague, in

«Festschrift für Klaus Trost zum . Geburtstag», hrsg. von E. Hansack, W. Koschmal,N. Nübler, R. Vecerka (München), pp. �-� ;

Kiparsky � = V. Kiparsky, Tschernochvostoffs Theorie über den Ursprung des glagolitischenAlphabets, in «Cyrillo-Methodiana. Zur Frühgeschichte des Christentums bei den Slaven-�» (Köln, Graz), pp. - ;

– � = V. KIPARSKIJ, O proisxowdenii glagolicy, in «Kliment Oxridski. Mate-riali za negovoto qestvuvane po sluqaj � godini ot sm”rtta mu» (Sofià), pp.�- ;

Konstantinov � = N. A. KONSTANTINOV, Qernomorskie zagadoqnye znaki i glagolica,in «Uqenye zapiski LGU �, Serià filologiqeskix nauk» , pp. ��-� ;

Kos �- = M. Kos, Slovanski teksti v kodeksu mestne biblioteke v Toursu, in «Slavia» ,pp. -� ;

Krastanov � = T. KR”STANOV, Slavànskite palimpsesti, in «Description et catalo-gage des manuscrits médiévaux» (Sofia), pp. -;

Kuev � = K. KUEV, Qernorizec Xrab”r (Sofià);– � = K. KUEV, Azbuqnata molitva v slavànskite literaturi (Sofià);Lunt � = H. G. Lunt, On Old Church Slavonic Phonemes: The Codex Zographensis, in

Page 25: Marti Altkirchenslavischen Schrift- Und Lautsystems

Schrift- und Lautsystem des Altkirchenslavischen

«Word» /, pp. ��- ;– = H. G. Lunt, Thoughts, Suggestions, and Questions about the Earliest Slavic Writing

Systems, in «Wiener slavistisches Jahrbuch» , pp. �- ;– � = H. G. Lunt, Old Church Slavonic Grammar (Berlin, New York);Maksimovic � = K. A. MAKSIMOVIQ, K ocenke vklada Kirilla i Mefodià v sozdanieobweslavànskogo kniwno-pis’mennogo àzyka, in «Paleoslavica» , pp. -;

Mares � = F. V. Mares, Azbucná básen z rukopisu Státní verejné knihovny Saltykova-Scedrinav Leningrade (Sign. Q I ), in «Slovo» �, pp. - ;

– � = F. V. Mares, Diachronische Phonologie des Ur- und Frühslavischen (München);– �� = F. V. Mares, Hlaholice na Morave a v Cechách, in «Slovo» �, pp. �-�;Martinet � = A. Martinet, Langues à syllables ouvertes: le cas du slave commun, in «Zeit-

schrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft» , pp. �-� ;Medynceva = A. A. MEDYNCEVA, Gramotnost’ v Drevnej Rusi. Po pamàtnikamèpigrafiki X – pervoj poloviny XIII veka (Moskva);

Medynceva/Popkonstantinov � = A. A. MEDYNCEVA, K. POPKONSTANTINOV, Nadpisiiz Krugloj cerkvi v Preslave (Sofià);

Miklas � = H. Miklas, Griechisches Schriftdenken und slavische Schriftlichkeit. Glagolica undKyrillica zwischen Verschriftung und Verschriftlichung, in «Verschriftung und Verschriftli-chung: Aspekte des Medienwandels in verschiedenen Kulturen und Epochen», hrsg. vonCh. Ehler und U. Schaefer (Tübingen), pp. �-� ;

– = H. Miklas, Zur editorischen Vorbereitung des sog. Missale Sinaiticum (Sin. slav. /N),in «Glagolitica: Zum Ursprung der slavischen Schriftkultur», hrsg. von H. Miklas (Wien),pp. ��-�;

– = H. Miklas, Zum griechischen Anteil am glagolitischen Schriftsystem des SlavenlehrersKonstantin-Kyrill, in «Palaeoslavica» �/�, pp. �-��;

– = H. Miklas, Jesus-Abbreviatur und Verwandtes: Zu einigen Rätseln der glagolitischenSchriftentwicklung am Material der Azbucnaja molitva, in «Time Flies», hrsg. von W.Honselaar, H. van der Tak, E. de Haard, A. Barentsen, J. Popovski (Amsterdam), pp. ��-;

Mirceva � = B. MIRQEVA, Kanon”t za Kiril i Metodij i Sluwbata za Kiril vslavànskata kniwnina (Veliko T”rnovo);

Moszynski �� = L. Moszynski, Ze studiów nad rękopisem Kodeksu Zografskiego (Wrocław,Warszawa, Kraków) ;

– � = L. MOŠINSKIJ, K razvitiù staroslavànskix sonantov, in «Voprosyàzykoznanià» , pp. -� ;

– � = L. Moszynski, Metody rekonstrukcji języka pra-cerkiewno-słowianskiego, in «WienerSlavistisches Jahrbuch» , pp. -;

Nuorluoto � = J. Nuorluoto, Die Bezeichnung der konsonantischen Palatalität im Altkir-chenslavischen. Eine graphematisch-phonologische Untersuchung zur Rekonstruktion und hand-schriftlichen Überlieferung (München);

Pesikan �- = M. PEŠIKAN, O oznaqavañu ƒ u prvobitnoƒ slovenskoƒ azbuci, in«‚uwnoslovenski filolog» , pp. -;

Popkonstantinov/Kronsteiner �- = K. Popkonstantinov, O. Kronsteiner, Starob”l-garski nadpisi / Altbulgarische Inschriften I-II (Salzburg);

Popov � = G. POPOV, Novootkriti ximnografski proizvedenià na Kliment Oxrid-ski i na Konstantin Preslavski, in «B”lgarski ezik» , pp. - ;

– � = G. POPOV, Triodni proizvedenià na Konstantin Preslavski (Sofià);– = G. POPOV, Akrostix v gimnografiqeskom tvorqestve uqenikov Kirilla iMefodià, in «La poesia liturgica slava antica. Drevneslavànskaà liturgiqeskaà

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Roland Marti

poэzià» hrsg. von K. Stanqev, M. Jovqeva (Roma, Sofia), pp. -;Press � = J. I. Press, Aspects of the Phonology of the Slavonic Languages. The Vowel y and

the Consonantal Correlation of Palatalization (Amsterdam);Prochorov � = G. M. PROXOROV, Glagolica sredi missionerskix azbuk, in «Trudy

Otdela drevnerusskoj literatury» , pp. �-� ;Samilov � = M. Samilov, The Phoneme jat’ in Slavic (The Hague);Saur � = V. Saur, Mela starosloveenstina vokalické délky?, in «Slavia» , pp. - ;Savel’eva � = L. V. SAVEL’EVA, K interpretacii slavànskogo azbuqnogo imennikakak teksta (Sankt-Peterburg) ;

Savova = V. Savova, Newly Discovered Hymnographic Work of St. Clement of Oxrid, in«Scripta & e-Scripta» �, pp. ��-� ;

Schaeken � = J. Schaeken, Die Kiever Blätter (Amsterdam);– � = J. Schaeken, Palaeoslovenica. Würdigung neuentdeckter Handschriften, in «Dutch

Contributions to the Twelfth International Congress of Slavists. Cracow. Linguistics»(Amsterdam, Atlanta), pp. �- ;

Schaeken/Birnbaum � = J. Schaeken, H. Birnbaum, Die altkirchenslavische Schriftkultur.Geschichte – Laute und Schriftzeichen – Sprachdenkmäler (mit Textproben, Glossar und Flexi-onsmustern). Altkirchenslavische Studien II (München);

sjs = Slovník jazyka staroslovenského (Praha) �-� ;Sobolevskij �� = A.I. SOBOLEVSKIJ, Materialy i issledovanià v oblasti slavàn-skoj filologii i arxeologii, in «Sbornik ORÀS» / ;

Stancev/Jovceva = K. STANQEV, M. JOVQEVA Novovyàvlennye original’nye pro-izvedenià drevneslavànskoj gimnografii IX-X vekov, in «La poesia liturgica slavaantica. Drevneslavànskaà liturgiqeskaà poэzià» hrsg. von K. Stanqev, M. Jovqe-va (Roma, Sofia), pp. �-��;

Tarnanidis � = I.C. Tarnanidis, The Slavonic Manuscripts Discovered in at St. Catherine’sMonastery on Mount Sinai (Thessaloniki);

– � = Ι. �. ΤΑΡΝΑΝΙ∆ΗΣ, Τ� σλα�ικ (γκλαγκ�λικ) αλφα�ητ�ρι τ�υ Σιν� in «Thessaloniki.Magna Moravia. Proceedings of the International Conference Thessaloniki �-� October�» (Thessaloniki), pp. �-� ;

Tkadlcík � = V. Tkadlcík, Trojí hlaholské i v Kyjevských listech, in «Slavia» , pp. -� ;

– � = V. Tkadlcík, Dve reformy hlaholského písemnictví, in «Slavia» , pp. - ;– � = V. Tkadlcík, Dvojí ch v hlaholicí, in «Slavia» , pp. �-� ;– �� = V. Tkadlcík, System hlaholské abecedy, in «Studia palaeoslovenica» (Praha), pp. -

;– = V. Tkadlcík, Über den Ursprung der Glagolica, in «Glagolitica: Zum Ursprung der

slavischen Schriftkultur», hrsg. von H. Miklas (Wien), pp. - ;Trubeckoj � = N. Trubetzkoy, Das “Münchner slavische Abecedarium”, in «Byzantinosla-

vica», pp. -�;– � = N. Trubetzkoy, Zum phonologischen Vokalsystem des Altkirchenslavischen, in «Annales

Academiae Scientiarum Fennicae» , pp. �- ;– � = N. Trubetzkoy, Die Aussprache des griechischen χ im . Jahrhundert n. Chr., in «Glotta»

, pp. - ;– �a = N. Trubetzkoy, Die altkirchenslavische Vertretung der urslav. *tj, *dj, in «Zeitschrift

für slavische Philologie» �, pp. - ;– �/ = N. Trubetzkoy, Altkirchenslavische Grammatik (Wien);Vaillant � = A. Vaillant, L’alphabet vieux-slave, in «Revue des études slaves» , pp. -

�;

Page 27: Marti Altkirchenslavischen Schrift- Und Lautsystems

Schrift- und Lautsystem des Altkirchenslavischen

Vajs � = J. Vajs, Rukovet’ hlaholské paleografie (Praha);van Wijk �� = N. van Wijk, Geschichte der altkrichenslavischen Sprache I. Laut- und Formen-

lehre (Berlin, Leipzig);– �- = N. van Wijk, La génèse de la mouillure des consonnes dans les langues slaves, in

«Slavia» �, pp. - ;– �- = N. van Wijk, Les groupes ”r, ’r, ”l, ’l en slave commun et en russe, in «‚uwnosloven-

ski filolog» �, pp. - ;Veder � = W. R. Veder, Utrum in alterum abiturum erat? A Study of the Beginnings of Text

Transmission in Church Slavic (Bloomington);Velceva �� = B. VELQEVA, Bukvite za “x” v glagolicata, in «B”lgarski ezik» �, pp.

�-� ;– � = B. VELQEVA, V”pros”t za v glagoliqeskata azbuka, in «Izvestià na Insti-

tuta za b”lgarski ezik» , pp. �-� ;– � = B. VELQEVA, Glagoliqeskiàt i-problem i rilskite listove, in «B”lgarski

ezik» , pp. -;– � = B. VELQEVA, Praslavànski i starob”lgarski fonologiqeski izmenenià (So-

fià);Velceva/Todorov � = B. VELQEVA, A. TODOROV, Za nova xronologià na ranniteslavànski nedatirani r”kopisi, in «Slavànska filologià» �, pp. �-�;

Vereecken � = J. Vereecken, Structure numérique dans la Prière alphabétique, in «SlavicaGandensia» �, pp. - ;

von Arnim � = B. von Arnim, Studien zum altbulgarischen Psalterium Sinaiticum (Leipzig);Vrana � = J. Vrana, Glagoljski grafemi – , – i njihova cirilska transkripcija, in

«Slavia» , pp. ��-�� ;Vyncke/Detrez � = F. Vyncke, R. Detrez, De l’origine et de la structure de l’alphabet

glagolitique, in «Orientalia Lovaniensia periodica» , pp. �- ;Vysockij � = S. A. VYSOCKIJ, Drevnerusskie nadpisi Sofii Kievskoj XI-XIV vv.Vypusk I (Kiev);

– � = S. A. VYSOCKIJ, Srednevekovye nadpisi Sofii Kievskoj (Po materialamgraffiti XI-XVII vv.) (Kiev);

Zagrebin �� = V. ZAGREBIN, Zaupokojnye stixiry az´bukovne v serbskom trebnikeXIIIv., in «Arxeografski prilozi» , pp. - ;

Zaliznjak � = A. A. ZALIZNÀK, Drevnenovgorodskij dialekt (Moskva);– � = A. A. ZALIZNÀK, O drevnejšix kirilliqeskix abecedariàx, in «Poэtika.

Istorià literatury. Lingvistika. Sbornik k semidesàtiletiù Vàqeslava Vse-volodoviça Ivanova» (Moskva), pp. - ;

– = A. A. ZALIZNÀK, Drevnejšaà kirilliqeskaà azbuka, in «Voprosy àzykozna-nià» , pp. -�;

Zaliznjak/Janin � = A. A. ZALIZNÀK, V. L. ÀNIN, Novgorodskij kodeks pervojqetverti XI v. – drevnejšaà kniga Rusi, in «Voprosy àzykoznanià» , pp. - ;

Ziffer � = G. Ziffer, Per la storia del più antico alfabeto slavo, in «Rusistika. Slavistika.Indoevropeistika. Sbornik k -letiù Andreà Anatol’eviqa Zaliznàka», hrsg.von A. A. Gippius, T. M. Nikolaeva, V. N. Toporov (Moskva), pp. �-�.

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Roland Marti

Tabelle. � repräsentiert die älteste Form der Glagolica, wie sie aus den Quellen erschlossen werdenkann. Sie stimmt weitgehend mit derjenigen von Mares (��: �-�) überein. Zu den einzelnenSpalten: Die Grapheme sind fortlaufend numeriert. Es sind nur “Monographen” berücksichtigt (vgl....). Bei den Zahlwerten sind die in aksl. Hss. nicht belegten eingeklammert (vgl. ..�.). Der Lautwertist phonologisch weit nach IPA transkribiert; in einigen Fällen sind die Lautwerte indiziert bzw. durchkonventionell für das Aksl. verwendete Symbole wiedergegeben (vgl. .). Bei den griechischen Entspre-chungen fehlen θ, ξ und ψ. Die kyrillische Transliteration folgt der von Jagic (�: xxvii) eingeführtenKonvention. Sie entspricht nicht in allen Fällen der in aksl. Handschriften verwendeten Kyrillica.

Tabelle. ist eine Rekonstruktion der ältesten südslavischen kyrillischen Tradition. Zu den einzelnenSpalten: Die Grapheme sind fortlaufend numeriert. Es sind nur “Monographen” berücksichtigt (vgl....). Die Zahlwerte entsprechen meist den griechischen; die in den Handschriften abweichend vomGriechischen gebrauchten sind eingeklammert. Bei den griechischen Entsprechungen fehlen imAlphabet θ, ξ und ψ; sie werden aber in den Handschriften bei Fremdwörtern verwendet (ƒ, , ).

l

Nr. Gra- Zahl- Laut- griech. kyr. Nr. Gra- Zahl- griech. lat.phem wert wert Entspr. Transl. phem wert Entspr. Transkr.

1 1 a α a 1 a 1 α a2 2 b b 2 b b3 3 v β b 3 b 2 β v4 4 g γ g 4 g 3 γ g5 5 d δ d 5 d 4 δ d6 6 e ε e 6 e 5 ε e7 7 � ú 7 ú z8 8 d�z q 8 j (q) (6) dz9 9 z ζ z 9 z 7 ζ z10 10 i1 η ιιιιι 10 i 8 η i11 20 i2 ι i 11 û 10 ι i12 30 (gj/*dj) h 12 k 20 κ k13 40 k κ k 13 l 30 λ l14 50 l λ l 14 m 40 µ m15 60 m µ m 15 n 50 ν n16 70 n ν n 16 o 70 ο o17 80 o1 ο o 17 p 80 π p18 90 p π p 18 r 100 ρ r19 100 r ρ r 19 s 200 σ s20 200 s σ s 20 t 300 τ t21 300 t τ t 21 400 υ u22 (400) u/(υ) υ 22 f 500 φ f23 (500) f φ f 23 x 600 χ ch/x24 600 x1 χ x 24 ô 800 ω o25 (700) o2 ω ô 25 c (900) c26 P2 (800) (?) 26 ç (90) c27 (900) t�s c 27 ñ s28 �� ç 28 ß ъ/u29 ʃ ñ 29 w st30 (ъ) ß 30 ´ ь/i31 (kj/*tj) w 31 ™ e32 i3 û 32 ø o33 (ь) ´ 33 ü ju34 (e) ™ 34 å (900) ę35 x236 ɔ (ö) ø Tabelle . Kyrillica37 ju (ü) ü38 ε (N) å

Tabelle �. Glagolica

u/Á

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Schrift- und Lautsystem des Altkirchenslavischen

i i- uь ъ

e oε ɔ

e a

Tabelle . Vokalsystem

labial velar

Obstruenten Plosive p/b t/d k/gAffrikate t�s/d�z ��Frikative v s/z ʃ/� x

Sonanten Nasale m n Liquide r l rj ʎGlide j

Tabelle . Konsonantensystem