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VERDI Ouvertüre zu Nabucco / Aida-Sinfonia CATALANI Contemplazione / La Wally: Vorspiel zum 4. Akt ROTA Divertimento concertante für Kontrabass und Orchester PUCCINI Capriccio sinfonico Frankfurter Orchester Gesellschaft Boguslaw Furtok, Kontrabass Stefan Schmi, Dirigent Sonntag, 19. November 2017, 18:00 Uhr Dr. Hoch‘s Konservatorium, Clara Schumann Saal, Frankfurt

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verdiOuvertürezuNabucco/Aida-Sinfonia

cAtAlANicontemplazione/laWally:vorspielzum4.Akt

rOtAdivertimentoconcertantefürKontrabassundOrchester

pucciNicapricciosinfonico

FrankfurterOrchesterGesellschaftBoguslawFurtok,KontrabassStefan Schmitt, Dirigent

Sonntag,19.November2017,18:00uhrdr.Hoch‘sKonservatorium,claraSchumannSaal,Frankfurt

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lionsclubFrankfurtHessischerlöwe:cateringinderpause zugunstengemeinnützigerprojekteinFrankfurt

Wir danken dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst für die finanzielle Unterstützung unseres Konzertprojekts.

Das nächste Konzert der Frankfurter Orchester Gesellschaft findet am 16. Juni 2018 in Dr. Hoch‘s Konservatorium Frankfurt statt.

Kontakt: StefanSchmitt telefon:06196950906 www.frankfurter-orchester-gesellschaft.deHerausgeber: FrankfurterOrchesterGesellschaftredaktionundtext: paullandsiedelGestaltungundSatz: ursulapeterDruck: flyeralarm.de

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GiuSeppeverdi OuvertürezuNabucco(181�–1901)

AlFredOcAtAlANi contemplazione(1854–189�)

NiNOrOtA divertimentoconcertante(1911–1979) fürKontrabassundOrchester Allegro–Marcia–Aria–Finale

BoguslawFurtok,Kontrabass

pAuSe

GiAcOMOpucciNi capricciosinfonico(1858–1924)

AlFredOcAtAlANi laWally:vorspielzum4.Akt(1854–189�)

GiuSeppeverdi Aida-Sinfonia(181�–1901)

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itAlieN

HeuteAbendwollenwirihnendaslanddesBelcantovorstellen–allerdingsohneArienundOpernchöre.WirspielenunbekannteinstrumentalstückevonverdiundpucciniundWerkevoneherunbekanntenKomponisten.

1607 fand im herzoglichen Palast in Mantua die Uraufführung der ersten Oper der Musikgeschichte statt. Claudio Monteverdi hatte zumGeburtstagdesFürstenFrancescoiv.GonzagadasdrammapermusicaL´Orfeokomponiert,undimHochbarockspieltedannitaliendieführenderolleinderMusikproduktion:Nebencorelliundvivaldilassensichmühelosmehrals200Komponistenaufzählen,dieinFormvon„concertogrosso“,„concertoper...“,„Suite“und„Fuge“tausendevonStückenschrieben.

dieitalienischeSinfoniaalsreinesOrchesterstückerklangimSpätbarockinderKirchez.B.alseinleitungvorKantaten,imtheaterals Ouvertüre vor Oper und Ballett. Die italienische Oper mit ihrer hohenGesangskulturverlorzwargegenendedes18.Jahrhundertsvorübergehend ihre Vorherrschaft in Europa an die französische GrandOpéraunddieOpéracomique,aberAnfangdes19.Jahr-hundertsging´smitrossini(1792–1868)wiederaufwärts.Oper,daswarjetztitalienischeOper,daswarenitalienischeKomponisten:Donizetti, Bellini, Rossini. Verdi, Puccini, die dann im 19. Jahrhundert die ganze Musikwelt dominierten. Verdi hatte ja erklärt: „Unsere Kunst ist nicht die sinfonische!“

itAlieN

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GiuSeppeverdi(181�–1901)GiuseppeFortuninoFrancescoverdiwurdeinroncole,einemkleinendorfinderprovinzparma,geboren.SeinvatercarlowarGastwirt und betrieb einen Wein- und Lebensmittelhandel. Einfache Verhältnisse, doch schon früh fiel Verdis außergewöhnliches Talent auf,ererhielterstenmusikalischenunterricht,undvomvaterbekamer zum Üben ein altes Spinett. 1823, gerade einmal 10 Jahre alt, konnte erbereitsdenOrgeldienstwährendderMessenübernehmen,undnachanfänglichemWiderstandstimmtedervaterdanndochzu,dassGiuseppeimnahegelegenenBussetoalsSchülervonFerdinandoprovesi,demlehrer,OrganistenundKapellmeister,seineStudienfortsetzte.FürdieFilarmonica,einensembleauslaienmusikern,dasdasmusikalischelebendesStädtchensmitKonzertenundAuftritten in der Stiftskirche bereicherte, schrieb Verdi seine ersten Kompositionen.

MitunterstützungeinesmusikverständigenMäzens,desKaufmannsAntonioBarezzi,wirderindasvonJesuitengeführteGymnasiuminBussetoaufgenommen,woihmdieGrundlageneinerhumanistischenBildung vermittelt werden.

Nachdemihndas(heutenachihmbenannte)KonservatoriuminMailand 1832 abgelehnt hatte – vier Jahre zu alt, Klavierspiel zu schlecht und außerdem kein „Milanese“ – wird er, wieder mit Barezzisunterstützung,privatschülervonvincenzolavigna,studiertpartiturenzeitgenössischerKomponisten,besuchtOpern-Aufführungen. 1834 geht er nach Busseto zurück, bekommt eine StellealsOrganistundwird18�6alsNachfolgerprovesisGemeinde-musikschullehrer.indiesenJahrenstudierterintensivnichtnurdietechnikdesKontrapunktsunddieGrundlagenderOperngestaltung,sondern beschäftigt sich auch mit Politik und Literatur.

verdi

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underkomponiert,hatmitseinemerstlingObertoinderScalagroßen Erfolg, eine zweite Oper, eine Opera buffa,fälltallerdingsdurch.verdi,jetzttotalverunsichert,auchderfrühetodseinerbeidenKinderundseinerjungenFrauhatihnsehrmitgenommen,denktsogardaran,dasKomponierenaufzugeben.

dochBartolomeoMerelli,impresarioanderScala,holtihnausdieserdepressivenphaseheraus.eristvonverdisFähigkeitenüberzeugtund gibt ihm das Libretto von Nabucodonosor,dasursprünglichvonOtto Nicolai vertont werden sollte, der es jedoch abgelehnt hatte. Verdi ist von dem Stoff gefesselt und beginnt sofort mit der Komposition:„Einen Tag ein Vers, am anderen Tag einen anderen Vers, einmal eine Note, ein andermal eine Phrase, so nach und nach entstand die Oper.“

„Va, pensiero, sull’ale dorate“(„Flieg‘,Gedanke,aufgoldenenFlügeln“)–alsderchorderMailänderScalaam9.März1842zumerstenMaldie Zeilen des Hebräerchors im dritten Akt von Giuseppe Verdis neuerOperNabuccointonierte,schriebereinStückMusikgeschichte:der„Gefangenenchor“wirdnochheutevonvielenitalienernsogarfürdieNationalhymneihreslandesgehalten.Fürverdiwar der phänomenale Erfolg der Beginn einer äußerst intensiven Arbeitsphase:„Seit Nabucco habe ich sozusagen keine ruhige Stunde mehr gehabt. Sechzehn Jahre Galeerenarbeit.“innerhalbvondreiJahrenschreibtersechsOpern,imlaufseineslebenssindes26.

imNovember1869wurdeinKairodasersteOpernhausaufafrikanischemBodenfeierlicheingeweiht.derägyptischevizekönigismaelpascha,einsehrreicherundeuropäischgebildeterMannundglühenderverdi-verehrer,wünschtesich,dassderMaestrofürdiesenAnlasseineHymneverfasste.daslehnteverdiab,undsowurdestattdessen Rigolettoaufgeführt.

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FürdiefolgendeSaisonsollteabereinerichtigeSensationher,dieUraufführung einer Oper „in ausschließlich ägyptischem Stil.“

Der Khedive ließ Verdi das Aida-Libretto zukommen, der war von demexotischenthemaangetan,handelteeineunglaublichhoheGage(150.000Franken)aus,dieinGoldgezahltwerdensollte,undfordertefürdieBühnenmusikzudemeineSonderanfertigung,diesogenanntenAida-trompeten.

NachnurvierMonatenwardiepartiturfertig,dochkonntedieursprünglicheterminplanungwegenlangwierigerdiskussionenundandererunvorhersehbarerSchwierigkeitennichteingehaltenwerden.Am24.dezember1871gingAidaendlichzumerstenMalüberdieBühne:publikumundKritikerüberschlugensichvorBegeisterung.tausendevonGlückwünschenundlobesbriefengingenbeiverdiein,der bei der Aufführung übrigens nicht anwesend war. Von Ägypten austratAidaihrenSiegeszugindieganzeWeltan.Schon1872folgtedieumjubelteeuropa-premiereinderMailänderScala,zweiJahrespäterwardieOpererstmalsinBerlinzusehen.

Aberverdiwarnichtzufriedenundüberarbeitetediepartitur:FürdiepremiereamteatroallaScalawurdedaskurze„Kairoer“vorspielzu einer großen Ouvertüre, einer Sinfoniavonknapp15MinutenSpieldauer, erweitert. Kurz vor der Aufführung – er war sich auch beidieserversionnichtsicher–zogerdasStückdanndochzurück.damitverschwandesinverdisprivatemArchiv,undnachseinemtodverweigerten die Erben, wie auch bei anderen nicht veröffentlichten Kompositionen,jedenZugang.

Arturotoscanini,einglühenderverdi-verehrer,wusstevonderexistenzdieserSinfonia und schaffte es, die Noten zu bekommen. 1940organisierteerinNewYorkmitdemNBcOrchestraeineerste Aufführung, die Weltpremiere, die von einem Aufnahmeteam

verdi

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mitgeschnitten wurde. Ein paar Monate später fand dann im Beisein desStaatspräsidentenBenitoMussolinieine„europäischepremiere“in Rom statt, danach verschwanden die Noten wieder im Tresor.

undjetztkommtpietroSpada,19�5inromgeboren,insSpiel.Als Pianist und Musikwissenschaftler beschäftigt er sich mit weniger bekanntenKomponistenwieMuzioclementiundJohnField,und hat neben seiner Lehrtätigkeit als Klavierprofessor beispielhafte Schallplatten und CDs produziert. Als Fachmann für spezielle themenhateresfertiggebracht,alleindurchdasAbhörenderlegendärentoscanini-Aufnahmeeinepartiturderverdi’schenSinfoniavon1872herzustellen,undheuteAbendhörenSiediese„Ricostruzione di Pietro Spada da una incisione su nastro“ („rekonstruktionnacheinerBand-Aufnahme“).

AlFredOcAtAlANi(1854–189�)

einundvierzigJahrenachverdigeborenundachtJahrevorihmgestorben–einkurzes,sehrproduktivesleben.

AlfredocatalanistammteauseinerMusikerfamilie,dieinluccaindertoscanalebte.SeinvaterwarSchülervonGiovannipacini,einemdamalsbekanntenOpernkomponisten,derallerdingsmitseinerprivatenMusikschule–ebenfallsinlucca–deutlichmehrErfolg hatte. An diesem Institut begann für Alfredo, gerade einmal sechsJahrealt,einegründlichemusikalischeAusbildung.NachdemseinvaterihnschonvorhermitKlavier-undtheorieunterrichtbeschäftigt hatte, lernte er nun bei einem Onkel von Giacomo Puccini KontrapunktundKomposition.

cAtAlANi

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Mit18JahrenlegteerseinGesellenstückvor,eineMessefürvierStimmenundOrchester,undgewanndamitden1.preisdesistitutoMusicalepacini.

imHerbst1872reistecatalaninachparis,umdieaktuellefranzösischeMusikzustudieren,einJahrspäterkamernachitalienzurück,verbrachtevierSemestermitweiterenStudienbeiAntonioBazziniamMailänderKonservatoriumundschlossseineAusbildung1875mitdereinaktigenOperLa falce(dieSichel)ab.dieUraufführung fand im Theater des Konservatoriums statt, und die ZeitungLa Perseveranzakommentierte:„derjungeMeister,derdasKonservatorium bald verlassen wird, verursachte großes Aufsehen mitseinerKurzoperLa falce,einsehroriginellesWerk.“

MailandwardamalsdasZentrumderScapigliatura(scapigliare:dieHaarezerzausen),einerGruppevorwiegendlombardischerAutoren,MalerundMusiker,dieeineerneuerungderKunstforderten,denbürgerlichenlebensstilradikalablehntenunddiePariser Bohème als Vorbild sahen: Die Schriftsteller orientierten sich anfranzösischerunddeutscherliteratur,unddieKomponisten– einer der Wortführer war Amilcare Ponchielli – sahen die Zukunft ineinerverbindungderklassischeninstrumentalmusikdes18.JahrhundertsmitdeninnovativenideenFranzlisztsundrichardWagners,alsosinfonischeMusikstrukturenmitausgefeilterinstrumentationstechnik.

WiediemeistenitalienischenKomponistendieserZeitwurdeauchcatalanivorallemdurchseineOpernbekanntundberühmt,dieer–eineunerhörteNeuerung–nichtmehrindertraditionellenNummernfolge konzipierte, sondern in großen dramatischen Bögenmitausgedehntensinfonischenvorspielenanlegte.vondenMusikkritikern wurde er als „italienischer Wagnerianer“ etikettiert, undverdiwarfihmsogarvor,dieitalienischeMusikzu„verdrehen“.

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Catalani ließ sich nicht beirren, schrieb seine Opern – insgesamt fünf große Werke – und hatte Erfolg, auch mit seinen wenigen instrumentalkompositionen.1878erschienContemplazione(Beschaulichkeit, Betrachtung), ein 10-Minuten-Stück in großer, spätromantischerBesetzung.Miteinemweichen,fastsphärischenBelcantoderStreicherundweitgespanntenGesangslinienderBläser–dieMelodiekommtniezumStillstand–wirdderZuhörerineinefastmeditativeStimmungversetzt.

HeuteistcatalanieigentlichnurnochdurchLa Wally,seineletzteOperbekannt.NachdemvolkstümlichenromanDie GeierwallyvonWilhelminevonHillernkomponierteereinDramma liricoinvierAkten, das 1892 in Mailand mit großem Erfolg seine Uraufführung erlebte.

viccovonBülowaliaslOriOterläutertkenntnisreichdeninhalt:1

Um das Jahr 1800 wird in der Ötztaler Berg- welt weder Ski gelaufen noch gerodelt. Statt dessen belauschen missgelaunte Dörf- ler ohne Toilette, Lift und Liegestuhl den Brunftschrei der Hirsche und pflegen hoch- alpine Eifersucht. In Alfredo Catalanis Alpendrama La Wally atmen wir Bergluft, wie sie wirklich ist. Ein Fräulein Stromminger – genannt La Wally – gerät oberhalb der Baumgrenze zwischen einem Herrn Gellner und Herrn Hagenbach in einen erotischen Interessen- konflikt. Zum Finale obsiegt Herr Hagen- bach. Gemeinsam mit Fräulein Stromminger donnert er in einer Lawine zu Tal. Und alles mit Musik!

1loriotsKleinerOpernführer,Zürich200�

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NiNOrOtA(1911–1979)

„Wenn jemand sagt, dass alles, was ich in meiner Musik zum Ausdruck zu bringen versuche, ein wenig Nostalgie, viel Humor und Optimismus ist, dann denke ich, dass dies genau dem entspricht, wie man sich später an mich erinnern soll.“ (Ninorota)

Ninorota,ennioMorriconeundAnnuncioMantovanisinddiedreiinternationalerfolgreichenitalienischenFilmkomponistenderNachkriegszeit.rotaschriebdieMusikzuallenFellini-Filmenundkomponierte für Regisseure wie Coppola, Visconti und Zeffirelli. dieWelterfolgeLa dolce vita(FedericoFellini),Der Pate(FrancisFordcoppola)undDer Leopard(luchinovisconti)–mitGrammyAward,GoldenGlobe,OscarundGoldenerpalmeausgezeichnet–bildendiespektakulären Höhepunkte in der Reihe der insgesamt 156 Kinofilme, zudenenrotaSoundtracksgeschriebenhat,dieMusikundBildinkongenialerWeiseverbinden.

Ninorotawurdeam�.dezember1911inMailandgeboren.SeineMutter, selbst Pianistin, sorgte für die erste musikalische Ausbildung. Die Aufführung des Oratoriums L’infanzia di San Giovanni Battistaunter Leitung des gerade einmal zwölfjährigen Komponisten – das WerkwarbereitsvierJahrezuvorentstanden–brachteihmdenrufeinesWunderkindesein,undnochimgleichenJahrwurdeerimMailänderKonservatoriumaufgenommen.NachdiesemerstenStudiumwechselteer1926nachrom,woerbeiAlfredocasellastudierteunddreiJahrespäterseindiplomfürKlavierspielundKompositionvomKonservatoriumSantaceciliaerhielt.AufdenratArturotoscaninishinstudierteervon19�1bis19�2amcurtisinstituteinphiladelphiaKomposition(beirosarioScalero)unddirigieren(beiFritzreiner).

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ertrafmitAaroncoplandzusammenundbegannsichfürameri-kanische Folklore, die großen Hollywood-Filme und die Musik Gershwinszuinteressieren.Zurückinitalienpromovierteer19�7miteiner Arbeit über den Musiktheoretiker Gioseffo Zarlino (1517 – 1590). 1939 erhielt Rota einen Lehrauftrag am Konservatorium in Bari und wirktedortvon1950bis1977alsdirektor.ZuseinenbekanntestenSchülerngehörtriccardoMuti,derdieMusikseineslehrersimmerwiederinterpretiert.1952begannrotaslebenslangeZusammenarbeitmitFedericoFellini.Am10.April1979starberinrom;seinumfang-reicherNachlasswirdvonderFondazioneciniinvenedigbetreut.

inden19�0erJahrenerregterotazunächstdurchKammermusikundOrchesterwerkedieAufmerksamkeitvonpublikumundpresse.SeinWerkkatalogfürKonzertsaalundMusiktheaterumfasst zehn Opern, 23 Ballett- und Bühnenkompositionen sowie dreiSinfonien,dreiKlavier-unddreicellokonzerte,verschiedenechorwerkeundKammermusik.NebendenFilmmusiken,dieauchinunterschiedlichstenKonzertbearbeitungen–vonderOrchestersuitebiszumKlavierstück–vorliegen,gehörenheuteseineKammermusikwerkezumfestenKonzertrepertoirevielerMusiker.derKomponistwareinbekennenderNachahmeralterStile.indensinfonischenWerkenhörtmanz.B.romantischeWendungen,die an Dvořák erinnern, und in der Kammermusik spielt Rota oft mitneoklassizistischenFormen,diemitunterparodistischeZügeannehmen.

unddamitkommenwirzudem1968entstandenenDivertimento concertante für Kontrabass und Orchester.einehübscheAnekdoteerzählt, dass Rota sich mit dem teuflisch schweren Stück angeblich andemKontrabass-virtuosenFrancopetracchiunddessenSchülernrächenwollte.petracchihabeeinmalineinemHotelseinenunterrichtabgehaltenundmitdenewigentonleiter-etüdenrotaimNachbarzimmer zur Weißglut gebracht.

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tatsächlichunterrichtetepetracchiendeder1960erJahreamKonservatoriuminBariinHörweitevonrotasArbeitszimmer.derKontrabassistbatdendamalsweltbekanntenFilmmusikkomponistenumeinStück,undrotaschriebihmeinenMarsch,derspäterzumzweitenSatzdesviersätzigendivertimentoswerdensollte.einJahrdanach kam der spätere dritte Satz, die Aria, hinzu. Darin verwendete rotaeinthema,daserursprünglichfürdieFilmmusikzuDoktor Schiwago vorgesehen hatte, die allerdings nicht zustande kam.

BoguslawFurtok,unserSolistheuteAbend,schreibtimBookletzurcd,dieermitdemHr-SinfonieorchesterunterderleitungvonpeterZelienkaproduzierthat:„Als ich das Divertimento concertante für Kontrabass und Orchester von Nino Rota zum ersten Mal hörte, wurde mir sofort klar, dass es zu den besten Kompositionen für Kontrabass gehört. Obwohl der Kontrabass trotz seiner Größe ein eher leises Instrument ist, wusste Nino Rota sein Werk sehr geschickt zu komponieren und zu instrumentieren. Gleich am Anfang des ersten Satzes, einer Hommage an Niccolò Paganinis 1. Violinkonzert, bringt Rota das Thema mit gewissem Augenzwinkern in der Solostimme. Danach entfacht er in der Solobass-Stimme ein Feuerwerk aller möglichen Techniken, schnellen Tonleiter-Passagen sowie Flageoletts, die so charakteristisch für Kontrabass sind und speziell auf diesem Instrument so häufig verwendet werden. So entsteht ein vollendetes Bild nicht nur aller technischen, sondern auch gestalterischen Möglichkeiten, die ein Kontrabass-Virtuose vorzeigen kann – nicht zuletzt auch in den wunderschönen Melodien, die man nun vom Kontrabass gar nicht erwarten würde.“

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GiAcOMOpucciNi(1858–1924)

GiacomopuccinientstammteeineraltenlucchesischenKirchenmusikerfamilieundwurdeaufdieNamenseinervierKomponisten-vorfahren–Giacomo,Antonio,domenico,MicheleSecondo – und zusätzlich Maria getauft. Er war also der fünfte KomponistmitdemNamenpuccini.

Alsseinvaterstarb,warGiacomosechsJahrealt,undseinOnkelFortunatoMagi,derauchcatalaniunterrichtete,sollteihntraditionsgemäß zum Kirchenmusiker ausbilden. Die wenigen erhaltenendokumentebelegen,dasserschoninfrühenJahreninSchulkonzertenalsBegleiteramHarmoniumundamKlavierbeschäftigt wurde, als Orgelspieler in verschiedenen Kirchen Luccas auftrat und auch einige Preise erhielt. In diesem musikalischen umfeld–theorieunterrichtinderSchule,OpernbesucheindentheaternderStadt,KirchenkonzerteunddielektürevonKlavierauszügenzeitgenössischerKomponisten–entwickeltederjunge Puccini sein Talent, und eine Aufführung von Verdis Aida,dieerals18-Jährigererlebte,gabihmdenentscheidendenimpuls:erwollteOpernschreiben.

1880,alsomit22Jahren,verlässterluccaundbeginntinMailand,deritalienischenMusikhauptstadt,mitHilfeeinesStipendiumsseinStudiumbeiAntonioBazziniundAmilcareponchielli.erfolgreicherledigteralleihmgestelltenAufgaben–nochkeineOper–,undseinPreludio sinfonico für großes Orchester bringt ihm im zweiten Studienjahreine„granmenzione“,einenehrenpreisderJury,ein.Ein Jahr später (1883) legt er als Pflichtarbeit zum Abschluss seines MailänderStudiumsdasCapriccio sinfonicovor,seinbedeutendstesundzugleichseinletztesreinesOrchesterwerk.derdamaligedirigentdesOrchestersderMailänderScala,FrancoFaccio,derauchdie

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Konservatoriumskonzerteleitete,warvondieserKompositionsoangetan,dasersieinseineigenesKonzertprogrammaufnahmundwiederholt aufführte.

Puccini hatte zu seinem Stil gefunden. Das CapriccioisteineeleganteMixturausitalienischemBelcantomitWagnerscherMotivtechnikund raffinierter Orchesterbehandlung. Auch wenn seine Handschrift gelegentlichschwerlesbarist,wirddochdeutlich,dasserseineIdeen mit äußerster Akribie notierte: Zahlreiche fein differenzierte Akzente, Artikulations- und Dynamikangaben vermitteln präzis seinemusikalischevorstellung.JahrespäternahmersichdasStücknocheinmalvor,retuschierteanverschiedenenStellenundfügtedie Stimmen für zwei Cornetti und eine große Trommel hinzu. einigederseinerMeinungnachbesondersgelungenenpassagenübernahmerinseineOpernLe VilliundEdgar.dieintroduktionzuLa Bohème(1896)stammtsogarNotefürNoteausdemschnellenMittelteil des Capriccio.

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dieiNterpreteN

BOGuSlAWFurtOK

BoguslawFurtokistseit1995Solo-KontrabassistdesSinfonie-OrchestersdesHessischenrundfunks.ergehörtzudenwenigen,diedenKontrabassalsSolo-instrumentetablierthaben.

BereitsmitneunJahrenerhieltder1967in Kattowitz (Polen) geborene Künstler seinenerstenKontrabass-unterrichtundbeendete1991seinStudiummitAuszeichnunganderKarolSzymanowski

Musikakademie Kattowitz in der Kontrabass-Klasse von Prof. Waldemartamowski.NachweiterenStudienanderHochschulefürMusikunddarstellendeKunstinFrankfurtamMainabsolvierteerseinKonzertexamenbeiprof.GünterKlaus.

In seiner Laufbahn als Kontrabassist wurden ihm u.a. der 1. Preis im Internationalen Kontrabass-Wettbewerb in Markneukirchen (1989),der�.preisinGenf(1990)sowieder„Menzionespeciale“inParma (1992) zuerkannt. Als Solist gastierte Furtok bei namhaften Orchestern:rSOWarschau,NationalSinfonieOrchesterdesPolnischen Rundfunks Kattowitz, Kammerorchester des Polnischen rundfunks,Jeanerphilharmoniker,tirolerSinfonieorchesterinnsbruck,BambergerSymphoniker,HoferSymphoniker,OrchestarSinfoniavarsovia.SeineengagementsführtenihninweiterepolnischeunddeutscheStädtesowienachtschechien,italien,Frankreich,indieSchweiz,nachJapan,SüdkoreaundindieuSA.

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2000entstandbeicpOeinecdmitKontrabass-KonzertenvonGiovanni Bottesini mit dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt und dem Dirigenten Stephan Tetzlaff.

cdsmitSonatenvonJohannesBrahms,paulHindemith,FrantisekHertlundtranskriptionensowiedieTre Grandi DuettivonGiovanniBottesini (mit Johannes Stähle) und eigene Kompositionen für ein Kontrabass-Quartett sind bei der Firma Zuk Records erschienen.

Kontrabass-KonzertevonAndrzejcwojdzinski,StefanBoleslawporadowskiundBrianFennelly(Lunar Halos)wurdenmitdemNationalen Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks Kattowitz aufgenommen.2015produzierteerzusammenmitdemHr-Sinfonieorchester:MaxBruchsKol Nidrei,ernestBlochsSchelomounddasDivertimento concertantevonNinorota.

2004 hat Furtok mit dem Soloklarinettisten der Wiener philharmoniker,peterSchmidl,dasGran Duo für Klarinette und Kontrabass von Giovanni Bottesini in Sapporo (Japan) aufgeführt, und 2004 und 2013 war er als Dozent bei dem Pacific Music Festival inSapporotätig.

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SteFANScHMitt,diriGeNt

Stefan Schmitt studierte an der Hochschule für Musik unddarstellendeKunstinFrankfurtamMainSchulmusikmitHauptfachGitarrebeiMichaelteuchertunddirigierenbeiprofessorJiríStarek.

FrANKFurterOrcHeSterGeSellScHAFt

196�entstandaufinitiativevonHorstlangkammdasOrchesterder Volkshochschule Frankfurt. 1989 übernahm Stefan Schmitt dieleitung.FünfJahrespäterwardieSuchenacheinemgeeignetenprobenortderAnlass,alsträgerdesOrchestersdenverein„Frankfurter Orchester Gesellschaft“ zu gründen. injeweilszweiKonzertprojektenstelltdasSinfonieorchesterjedesJahrWerkeausKlassik,romantikundSpätromantikvor,danebenbildenUraufführungen und die Darbietung wenig bekannter KompositionenbesondereHöhepunkte.

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iNeiGeNerSAcHe DasnächsteKonzertderFrankfurterOrchester Gesellschaft findet am 16. Juni 2018 in Dr. Hoch‘s Konservatorium Frankfurt statt.

WennSiemehrüberdasOrchestererfahrenoder selbstmitspielenmöchten–zurzeitsindnocheinige Streicherstellenfreiundauchposaunistensowieein Pauker sind willkommen –, wenden Sie sich bitte an unseren Dirigenten Stefan Schmitt (Telefon 06196 950906). Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage: www.frankfurter-orchester-gesellschaft.de dasSinfonieorchesterderFrankfurterOrchesterGesellschaft istalsgemeinnützigereingetragenervereinaufdie unterstützungdurchseineMitgliederundaufSponsoren angewiesen.WennihnendasKonzertgefallenhatundSie unsereArbeitfördernwollen,freuenwirunsübereine finanzielle Zuwendung, für die wir Ihnen gerne eine Spenden- quittung ausstellen (IBAN: DE24 5005 0201 0000 3559 90).

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Page 20: contemplazione / la Wally: vorspiel zum 4. Akt · PDF fileGiuSeppe verdi Ouvertüre zu Nabucco (181 – 1901) AlFredO cAtAlANi contemplazione (1854 – 189 ) NiNO rOtA divertimento