20.01.2016 COLLEGIUM 1704 & COLLEGIUM VOCALE 1704„Donna, che in ciel di tanta luce splendi“...

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20.01.2016 COLLEGIUM 1704 & COLLEGIUM VOCALE 1704 VÁCLAV LUKS LEITUNG | ANN HALLENBERG MEZZOSOPRAN SAISON 2015/2016 ABONNEMENTKONZERT 4

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20.01.2016

COLLEGIUM 1704 &COLLEGIUM VOCALE 1704VÁCLAV LUKS LEITUNG | ANN HALLENBERG MEZZOSOPRAN

SAISON 2015/2016 ABONNEMENTKONZERT 4

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02 | PROGRAMMABFOLGE

Mittwoch, 20. Januar 2016 | 20 Uhr

Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal

COLLEGIUM 1704 &COLLEGIUM VOCALE 1704VÁCLAV LUKS LEITUNG

ANN HALLENBERG MEZZOSOPRAN

CÉLINE SCHEEN SOPRAN

ANETA PETRASOVÁ ALT

KAMILA MAZALOVÁ ALT

ALESSIO TOSI TENOR

VÁCLAV ČÍŽEK TENOR

LISANDRO ABADIE BASS

MARIÁN KREJČÍK BASS

Utrechter Te Deum (1713)

für Soli, Chor und Orchester HWV 278

„Donna, che in ciel di tanta luce splendi“ (1707)

Kantate für Sopran, Chor und Orchester HWV 233

Pause

„Donnerode“ (1756/1760)

Oratorium für Soli, Chor und Orchester TWV 6:3 ab

Teil 1 „Wie ist dein Name so groß“

Teil 2 „Mein Herz ist voll vom Geiste Gottes erhoben“

Das Konzert wird am Sonntag, den 21. Februar 2016,

um 20 Uhr auf NDR Kultur gesendet.

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL

(1685 – 1759)

GEORG PHILIPP TELEMANN

(1681 – 1767)

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BESETZUNG

Das Prager Barockorchester Collegium 1704

und das Vokalensemble Collegium Vocale 1704

wurden 2005 von dem Cembalisten und Diri-

genten Václav Luks aus Anlass des Projektes

„Bach – Prag – 2005“ gegründet, das den Anfang

der regelmäßigen Zusammenarbeit mit dem

internationalen Musikfestival Prager Frühling

bildete. Seit 2007 ist Collegium 1704 regelmäßig

bei Festivals in Frankreich, Belgien, den Nieder-

landen und in Deutschland zu Gast und nutzt

dies, um vor allem das Werk des tschechischen

Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka be-

kanntzumachen. Im Jahr 2008 initiierte Colle-

gium 1704 die Konzertreihe Musikbrücke

Prag-Dresden, die an die reichen kulturellen

Traditionen beider Städte anknüpft. Die Zusam-

menarbeit mit renommierten Solisten wie

Magdalena Kožená, Vivica Genaux und Bejun

Mehta führte im Jahr 2012 zu einem zweiten

Konzertzyklus mit dem Titel Collegium 1704

im Rudolfinum (früher: Opernstars des Barock),

der in der Konzerthalle des Prager Rudolfinums

veranstaltet wird.

Mit Händels „Rinaldo“ (Regie Louise Moaty)

feierte Collegium 1704 Erfolge am Nationalthea-

ter Prag sowie an den Opernhäusern in Ver-

sailles, Caen, Rennes und Luxemburg. Das Jahr

2013 war der Wiederentdeckung des tschechi-

schen Komponisten Josef Mysliveček gewidmet,

dessen Oper „L’Olimpiade“ (Regie Ursel Herr-

mann) von Collegium 1704 in Prag, Caen, Dijon,

Luxemburg und am Theater an der Wien prä-

sentiert und für die International Opera Awards

2014 nominiert wurde. 2015, im Jahr seines

10. Geburstags, spielte Collegium 1704 u. a. bei

den Salzburger Festspielen und war Ensemble

in Residence beim Bachfest Leipzig.

COLLEGIUM 1704 | COLLEGIUM VOCALE 1704

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04 | BESETZUNG

BESETZUNGCOLLEGIUM 1704

LEITUNG Václav Luks

ERSTE VIOLINE Helena Zemanová*

Iveta Schwarz

Erik Dorset

Martin Kalista

Magdalena Malá

ZWEITE VIOLINEJana Chytilová

Simona Tydlitátová

Markéta Knittlová

Jan Hádek

Martina Kuncl Štillerová

VIOLA Michal Dušek

František Kuncl

Ivan Iliev

Ivo Anýž

VIOLONCELLOLibor Mašek

Hana Fleková

KONTRABASSLuděk Braný

Ondřej Štajnochr

FLÖTEJulie Braná

Lucie Dušková

OBOEKatharina Andres

Petra Ambrosi

FAGOTTKatrin Lazar

Stephan von Hoff

TROMPETEHans-Martin Rux

Astrid Brachtendorf

Ute Rothkirch

HORNEmmanuel Frankenberg

PAUKEDaniel Schäbe

ORGEL/CEMBALOPablo Kornfeld

*Konzertmeisterin

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BESETZUNGCOLLEGIUM VOCALE 1704

SOPRANCéline Scheen

Dora Pavlíková

Kamila Zbořilová

Anne-Kathryn Olsen

Stanislava Mihalcová

Karolína Janů

Aleksandra Turalska

ALTAneta Petrasová

Kamila Mazalová

Daniela Čermáková

Marta Fadljevičová

Jan Mikušek

TENORVáclav Čížek

Alessio Tosi

Čeněk Svoboda

Tomáš Lajtkep

BASSLisandro Abadie

Marián Krejčík

Yannis Francois

Martin Vacula

BESETZUNG | 05

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Václav Luks begann seine musikalische Ausbil-

dung am Pilsener Konservatorium und an der

Akademie der musischen Künste in Prag (Horn,

Cembalo). Er führte seine Studien an der Schwei-

zer Schola Cantorum Basiliensis mit Speziali-

sierung auf die Erforschung Alter Musik (in den

Fächern historische Tasteninstrumente und

historische Aufführungspraxis) fort. 2005 über-

nahm er in Prag die Leitung des während seines

Studiums im Jahr 1991 von ihm gegründeten

Kammerorchesters Collegium 1704, entwickelte

dieses zu einem Barockorchester weiter und

gründete Collegium Vocale 1704. Den entschei-

denden Impuls dafür gab das von Václav Luks

initiierte Projekt „Bach – Prag – 2005“, in dessen

Rahmen er Hauptwerke von Johann Sebastian

Bach in Prag aufführte. In diesem Jahr stellten

sich die beiden Ensembles zudem mit Bachs

Messe in h-Moll erstmals beim Internationalen

Musikfestival Prager Frühling vor, bei dem sie

seither regelmäßig zu Gast sind.

Mit seinen Ensembles wird Václav Luks regelmä-

ßig zu den renommiertesten europäischen Fes-

tivals eingeladen, so z. B. zu dem Lucerne Festi-

val, dem Festival Oude Muziek Utrecht, dem

MA-Festival Brügge, dem Festival de La Chaise-

Dieu, den Händel-Festspielen Halle und dem

Bachfest Leipzig sowie in die wichtigsten Kon-

zerthäuser (Konzerthaus Wien, Philharmonie

Köln, Laeiszhalle Hamburg, Bozar in Brüssel u. a.).

Neben der intensiven musikalischen Beschäfti-

gung mit Collegium 1704 arbeitet Luks mit wei-

teren namhaften Ensembles wie dem La Cetra

Barockorchester Basel und dem Dresdner Kam-

merchor zusammen.

Václav Luks spielte als Dirigent wie auch als

Kammermusiker Aufnahmen für die Label Accent,

Supraphon und Zig-Zag Territoires ein und wurde

als Juror zu internationalen Wettbewerben ein-

geladen (Johann-Heinrich-Schmelzer-Wettbewerb

Melk, Internationaler Musikwettbewerb Prager

Frühling, Bach-Wettbewerb Leipzig). Seit 2013

unterrichtet er an der Hochschule für Musik

Carl Maria von Weber in Dresden das Fach Chor-

dirigieren.

VÁCLAV LUKSLEITUNG

06 | LEITUNG

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ANN HALLENBERGMEZZOSOPRAN

Die schwedische Mezzosopranistin ist häufiger

Gast an Opernhäusern wie Teatro alle Scala

Milano, Teatro La Fenice in Venedig, Teatro Real

Madrid, Theater an der Wien, Opéra National

Paris, Opéra de Lyon, De Nederlandse Opera

Amsterdam, den Staatsopern München, Berlin

und Stuttgart, der Semperoper Dresden und

dem Königlichen Opernhaus Stockholm. Ihr

Opernepertoire umfasst eine Vielzahl von Par-

tien in Werken von Rossini, Mozart, Gluck, Masse-

net, Händel, Vivaldi und Monteverdi. Als kurz-

fristige Einspringerin in Händels „Il trionfo del

tempo e del disinganno“ für die erkrankte Cecilia

Bartoli am Opernhaus Zürich feierte sie 2003 ei-

nen sensationellen Erfolg. Auf dem Konzertpodi-

um ist sie ebenso zu Hause wie auf der Opern-

bühne und singt regelmäßig in Konzertsälen und

bei Festivals in ganz Europa und Nordamerika.

Ann Hallenberg arbeitet mit Dirigenten wie Fabio

Biondi, Ivor Bolton, William Christie, Alan Curtis,

Alessandro De Marchi, Diego Fasolis, Patrick

Fournillier, Sir John Eliot Gardiner, Emmanuelle

Haïm, Daniel Harding, Nikolaus Harnoncourt,

Philippe Herreweghe, Paavo Järvi, Bernard Laba-

die, Louis Langrée, Paul McCreesh, Marc Minkow-

ski, Riccardo Muti, Kent Nagano, Sir Roger Nor-

rington, Sir Antonio Pappano, Jérémie Rhorer,

Christophe Rousset, Jean-Christophe Spinosi,

Lothar Zagrosek und Alberto Zedda.

Zu den Höhepunkten des Jahres 2014 zählten

Engagements an folgenden Häusern: Teatro del

Maggio Musicale Fiorentino in Florenz, Théâtre

de La Monnaie in Brüssel, Teatro Real Madrid,

Salzburg Festival, Théâtre des Champs-Elysées

Paris, Wigmore Hall London, Philharmonie Berlin,

Konzerthaus Wien, Gewandhaus Leipzig, Acca-

demia Nazionale di Santa Cecilia Rom and das

Gulbenkian in Lissabon sowie ihr Auftritt bei den

Salzburger Festspielen, wo sie 2006 debütierte.

Ann Hallenbergs Diskographie umfasst mehr als

30 Aufnahmen für CDs und DVDs.

SOLISTIN | 07

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08 | PROGRAMM

Von Ereignissen, die den Lauf der Dinge grundle-

gend verändern, sagen wir, sie seien im starken

Sinn des Wortes „historisch“. Nach dem Eintritt

eines solchen „historischen Ereignisses“ ist die

Welt eine andere geworden. Wie Wegmarken

stehen diese geschichtsmächtigen Katastrophen

oder glücklichen Fügungen an den Wendepunk-

ten des Weltgeschehens. Mitunter gliedern wir

sogar unsere Zeit nach ihnen. Dann markiert

ein solches Ereignis eine „Stunde null“, und

die Nachkommenden begehen Gedenktage und

datieren den Anfang einer Ära auf das denk-

würdigen Datum. Alle drei Werke des heutigen

Konzertes sind der Erinnerung an derartige

historische Ereignisse gewidmet. In ihnen hallen

Furcht und Erschütterung angesichts von Katas-

trophen wider, die Dankbarkeit derer, an denen

das Schicksal für dieses Mal vorüberging, oder

die Ambitionen derer, die auf eine neue, bessere

Zeit hoffen. Beim Hören dieser Musik wird für

uns Heutige etwas von jener Wirklichkeit wieder

lebendig, die sich hinter den nüchternen Daten

der Geschichtsbücher verbirgt.

HÄNDEL: UTRECHTER TE DEUMFrieden gab es am Anfang des 18. Jahrhunderts

in ganz Europa nicht: Im Norden und Osten wüte-

te der Nordische Krieg, im Süden und Westen

der Spanische Erbfolgekrieg. Wie wir heute wis-

sen, waren dies die ersten Geburtswehen eines

europäischen Staatensystems, das – nachdem

es sich einmal gefestigt hatte – dem Kontinent

mit dem Fortschreiten des Jahrhunderts eine

Zeit relativer Stabilität bescherte. Im Schutz die-

ser Stabilität vollendete sich jener Aufschwung

von Wissenschaft, Publizistik und Humanität,

DER KLANG DER GESCHICHTEHISTORISCHE EREIGNISSE IM SPIEGEL DER MUSIK

Feuerwerk in Rotterdam auf den Frieden von Utrecht, Kupferstich von Bernard Picart, Rotterdam 1713

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PROGRAMM | 09

den wir seither stolz „Aufklärung“ nennen.

Zunächst aber herrschte europaweit Krieg und

Gemetzel. Ein Schritt zur deren Beendigung

waren jene Friedensverträge von Utrecht, in

denen Großbritannien mit seinem stärksten Geg-

ner Frankreich (fürs Erste) Frieden schloss,

und so das Ende des Spanischen Erbfolgekrieges

einläutete. Hauptprofiteuer dieser Verträge war

das Inselreich; in der am 11. April 1713 unter-

zeichneten Schlussakte wurden den Briten neue

Kolonialgebiete in Nordamerika und ein lukrati-

ves Monopol auf den Sklavenhandel mit Spa-

nisch-Amerika zugesprochen.

Händels „Utrechter Te Deum“ feiert dieses (aus

britischer Sicht) freudige Ereignis. In seinen tri-

umphalen Tönen hören wir die Staatsmusik einer

aufstrebenden Großmacht; darüber hinaus mar-

kiert es den riesigen Karriere schritt eines kom-

menden Großmeisters. Uraufgeführt wurde

Händels „Te Deum“ am 7. Juli 1713 – also gerade

einmal drei Monate nach dem Friedensschluss –

in Anwesenheit vieler hoher Würdenträger des

Landes und an Londons repräsentativstem Ort:

St. Paul’s Cathedral. Wie Händel zu diesem

überaus reputierlichen Staats auftrag kam, ist

unklar – eigentlich hätte die Ehre einem Englän-

der zugestanden. Offiziell war der Komponist

zu dieser Zeit noch Kapellmeister in Hannover,

man hatte ihn für seine London-Ab stecher ledig-

lich beurlaubt. Händel aber machte in der briti-

schen Hauptstadt Karriere, erwarb sich mit einer

Ode zu deren Geburtstag das Wohlwollen der

Queen Anne – und sandte vermutlich Berichte

über den Gesundheitszustand der kränklichen

Regentin nach Hannover, wo ihr Nachfolger

schon bereitstand.

Absolut bewundernswert ist, wie schnell Händel

sich auf jeder Station seines Lebensweges nicht

nur in der guten Gesellschaft, ihren Hierarchien

und Ränken, sondern auch in den musikalischen

Traditionen seiner jeweils neuen Heimat zurecht-

fand. Mit dem „Te Deum“ begann seine Zusam-

menarbeit mit einer Institution des englischen

Musik lebens, deren Geschichte Jahrhunderte

zurückreichte: der königlichen Kapelle, der Cha-

pel Royal. Als Ausgangspunkt für seine Vertonung

des englischen Textes scheint Händel sich die

damals noch im Druck erhältliche und alljährlich

wieder aufgeführte Version des „Te Deum“ von

Henry Purcell besorgt zu haben. So ordnete „der

Neue aus Hannover“ sich in die englische Tradi-

tion ein und setzte zugleich eigene Akzente:

Denn wo bei Purcell die Solo-Arien dominieren,

da weist Händel viele Textstellen dem Chor zu.

Der Klang des großen Kollektivs, aus dem die

Solisten nur vorübergehend heraustreten, und

ein gegen Ende hin von den Trompeten immer

stärker überstrahlter Orchestersatz prägen Hän-

dels Version einer hymnischen Danksagung.

Kontrapunktische Sätze stehen bei ihm direkt

neben wuchtigen, auf Textverständlichkeit ange-

legten Passagen in der Tradition anglikanischer

Anthems. An seiner Grandeur erkennt man hier

den nachmaligen Großmeister des Oratoriums,

der es posthum zu einer Art Staatskomponisten

des Empire bringen sollte.

DONNA, CHE IN CIELAn der Gänsemarktoper in Hamburg hatte Hän-

del sich seine ersten Sporen als Opernkomponist

verdient. Von Hamburg aus zog es ihn dann 1706

ins Mutterland der Opernkunst, nach Italien.

Doch ausgerechnet in der Stadt, wo der Kompo-

nist die meiste Zeit seines Italienaufenthaltes

zubringen sollte, in Rom, waren öffentliche Thea-

ter- und Opernaufführungen bereits seit 1698

verboten. Einige Jahre waren in den Palazzi der

Stadtnobilität weiterhin Opern gespielt worden,

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10 | PROGRAMM

dann aber hatte sich das Schicksal mit einem

„historischen Ereignis“ eingemischt: Am

2. Februar 1703 bebte in Mittelitalien wieder ein-

mal die Erde, dieses Mal jedoch mit weit ver-

heerenderen Folgen als sonst. In L’Aquila etwa

dauerte das Beben drei Stunden – danach waren

5000 Menschen tot und die Stadt zerstört. Rom

war nur am Rande betroffen. Eine halbe Minute

soll das Beben in der Heiligen Stadt gedauert

haben – bei heiterem Himmel und ohne viel

Schaden anzurichten. Aus Dankbarkeit und Buße

ließ Papst Clemens XI. nun für fünf Jahre sämt-

liche Opernaufführungen verbieten. So konzent-

rierten sich die Kreativität der römischen Musi-

kerelite und der Ehrgeiz ihrer Mäzene ganz auf

das Feld der Kantate. Protegiert von den Adels-

familien der Pamphili, Ottoboni und Ruspoli set-

zen Komponisten wie Alessandro Scarlatti und

Antonio Caldara Maßstäbe auf diesem Gebiet.

Händel fand bemerkenswert schnell Zugang zu

diesen Kreisen und wurde gar bei der honorigen

„Accademia degli arcadi“ eingeführt. Die Patrone

dieser Gesellschaft luden regelmäßig zu

Gespräch und Kunstgenuss in ihre Palazzi –

immer donnerstags bei Kardinal Ottoboni und

sonntags beim Marchese Ruspoli –, und bei

vielen dieser Anlässe wurde eine neue Kantate

fällig. So entstanden bis 1710 die meisten

von Händels rund 100 italienischen Kantaten.

Den Auftrag zu der Marienkantate „Donna, che

in ciel“ erhielt Händel vermutlich vom römischen

Senat. Denn auch dieses großangelegte Werk,

das mit einer Ouvertüre beginnt und in einem

Chorsatz gipfelt, war wohl für einen offiziellen

Gedenkakt bestimmt: Uraufgeführt wurde es

wahrscheinlich am 2. Februar 1708 „zum Jahres-

tag der Befreiung Roms vom Erdbeben am Tag

Mariä Lichtmeß“, wie es im Untertitel heißt.

Die Nähe der Kantate zur Oper ist hier jederzeit

spürbar: Auch die Kantaten bestehen aus einer

Ab folge von Rezitativen und Arien, und auch hier

liegt der Fokus auf der Virtuosität und (stimm-

lichen) Darstellungskunst der Solistin. Darüber

Schutzmantelmadonna mit Kartäusern, Gemälde von Francisco de Zurbarán, um 1629

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PROGRAMM | 11

hinaus gehört zur Erdbebenschilderung natürlich

ein gerüttelt Maß an Klangmalerei. So führt Hän-

del uns gleich in der ersten Arie auf das Wort

„Vacillò“ (Es erbebte) das Zittern und Tremolie-

ren der Natur – und des erschütterten Sünders –

eindrücklich vor Augen und Ohren.

DAS ERDBEBEN VON LISSABONDas Erdbeben von Lissabon am 1. November

1755, dem Tag von Allerheiligen, zerstörte nicht

nur eine Stadt, es erschütterte vor allem die

Gewissheiten einer ganzen Epoche. Bis zu

100.000 Menschen sollen durch das Beben, die

anschließende Flutwelle und die Feuersbrunst

ums Leben gekommen sein. Ein Großteil der

Stadt wurde zerstört, die Kathedrale und mehre-

re Basiliken stürzten ein, und im Königlichen

Allerheiligenhospital verbrannten die Patienten. –

Wie zum Hohn blieb der Kiez der Tejo-Metropole,

das Vergnügungsviertel Alfama, von der Katastro-

phe verschont. Wer am Morgen von Allerheiligen

nicht in der Messe, sondern im Bordell gewesen

war, kam mit heiler Haut davon. Hatten man bis

dahin noch dem aufklärerisch-optimistischen

Glauben anhängen können, dass die Welt ver-

nünftig beschaffen und aus Vernunft erkannt

werden könne, dass Vernunft und Glauben ver-

einbar, ja untrennbar seien, sah man sich nun

mit einem Ereignis konfrontiert, dass jeder

menschlichen Vernunft und dem frommen Glau-

ben gleichermaßen Hohn zu sprechen schien.

Viele große Geister versuchten sich an Erklä-

rungen und Antworten: Die Theologen machten

ein Strafgericht Gottes aus. Rousseau gab der

Zivilisation die Schuld: Würden die Menschen

nicht in Städten leben, wäre alles nicht so

schlimm gekommen, wetterte der Naturapostel.

Sein Gegner Voltaire erklärte die Existenz

schlechthin als sinnlosen Zufall: „Welch trauriges

Glücksspiel ist das menschliche Leben!“ Und

Kant beschäftigte sich aus diesem Anlass mit

Geologie, stellte Theorien über das heiße Erdin-

nere auf und philosophierte sogar einen „Nutzen

der Erdbeben“ herbei. – Was (nicht nur) den

Das Erdbeben von Lissabon, Gemälde von Joao Glama, 2. Hälfte 18. Jahrhundert

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Überlebenden in Lissabon wie blanker Hohn vor-

gekommen sein dürfte.

TELEMANN: DIE DONNERODEDie Auseinandersetzung mit den geistigen Kol-

lateralschäden der großen Katastrophe von

Lissabon zieht sich auch durch das Spätwerk von

Hamburgs oberstem Musiker Georg Philipp

Telemann. Seinen Höhe- und Endpunkt findet

dieses Ringen um die Wiederherstellung eines

erschütterten Weltbildes in dem großen, in vier

„Betrachtungen“ gegliederten Singgedicht „Der

Tag des Gerichts“ von 1762. Die Freie und Hanse-

stadt war seinerzeit ein Zentrum der Publizistik;

viele gegensätzliche Antworten auf die durch

Lissabon aufgeworfenen Fragen rauschten durch

den Blätterwald und werden gerade das Hambur-

ger Publikum reichlich umgetrieben haben. In

Telemanns „Tag des Gerichts“ erhalten sie eine

Stimme: Der Unglaube, die Vernunft, der Spötter,

die Andacht und ein Chor der Gläubigen fechten

hier als allegorische Figuren auf dem Konzert-

podium die große Debatte der Zeit aus. Die Ver-

nunft und ihre scharfzüngigen Mitstreiter, der

Spott und die Satire, stehen dabei ganz auf der

Seite des Glaubens, der zu guter Letzt selbstver-

ständlich siegt. Doch zuvor darf der Unglaube,

der offenkundig Voltaire gelesen hat, immerhin

Sätze wie den folgenden singen: „Gericht? Ich

lache der Gefahren, die schon seit Millionen Jah-

ren des Aberglaubens Schrecken waren.“

Telemanns „Donnerode“ ist weit entfernt davon,

solcher Freidenkerei auch nur eine Stimme zu

geben. Der Rat der Stadt Hamburg hatte zum

Gedenken an das Erdbeben in Lissabon für den

11. März 1756 einen außerordentlichen Buß-,

Fast- und Bettag angesetzt, und Telemann kom-

ponierte zu diesem offiziellen Anlass den ersten

Teil seiner „Donnerode“. Uraufgeführt wurde das

Werk in St. Jacobi – was bedeutete, dass die

strengen Regeln des Geistlichen Minis teriums für

Musik und Texte in den Hauptkirchen galten. Als

Textgrundlage kamen nur Bibelworte in Betracht.

Telemann und seine beiden literarischen Mitar-

beiter, der Advokat Christian Gottfried Krause

und der Dichter Karl Wilhelm Ramler, entschie-

den sich für eine deutsche Nachdichtung der

Psalmen 8 und 29, aus der Feder des Kopenha-

gener Hofpredigers Johann Andreas Cramer. Der

eigentliche Anlass, die wenige Monate zurücklie-

gende Katastrophe, bleibt ausgeklammert, in der

„Donnerode“ wird vor allem das Lob eines don-

nernden, alttestamentarischen Gottes gesungen.

So ist es besonders aufschlussreich, zu sehen,

wo Telemann, Krause und Ramler von der Vorlage

abwichen: In Cramers Nachdichtung der Psalmen

wird das Weltende als Strafgericht Gottes gedeu-

tet: „Der Herr bereitete wieder die Erde / Die

Sündflut, ihren Untergang / Und sie vertilgte die

sichern Verbrecher, / Die seines Namens Ehr

entweiht.“ Doch Telemann und die Seinen ließen

diese Passage einfach aus. Vielleicht war eine

solche Deutung des Geschehenen dem aufge-

klärten Publikum bereits nicht mehr zuzumuten?

Beim Publikum hatte die „Donner ode“ jedenfalls

einen so außerordentlichen Erfolg, dass ihr

Komponist sich 1760 entschloss, einen zweiten

Teil hinzuzufügen. Das Geheimnis dieses Erfolges

wird in Telemanns höchst anschaulicher Kata-

strophenschilderung gelegen haben. So berich-

tete ein Zeitzeuge, dem „großen Musikus“ sei

es geglückt, den „Schall des Donners dabey so

natürlich auszudrücken, daß in Hamburg ein

Weib, da diese Ode aufgeführt wurde, in eine

Ohnmacht sank, weil sie glaubte, es habe in die-

ser Kirche eingeschlagen“. – Vorsichtshalber

sei an dieser Stelle vor dem Duett Nr. 7 im ersten

Teil gewarnt, in dem gleich zwei Bässe, Trompe-

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ten und eine bedrohlich dauer wirbelnde Pauke

die erhabene Majestät Gottes beschwören!

Müßig zu sagen, dass der Kritik – anders als dem

Publikum – solch drastischer Realismus missfiel.

Christoph Daniel Ebeling, Aufklärer, Leiter der

Hamburger Stadtbibliothek und Musikkritiker,

charakterisierte Telemanns Endzeit-Blockbuster

1770 in der Zeitschrift „Unterhaltung“ mit den

Worten: „Eine der erhabensten Compositionen

dieses Tonkünstlers, die keinen Fehler hat,

als einige zu gewöhnliche Schilderungen des

Donners und der gleichen.“ Doch auch Ebeling

gestand Telemann zu: „daß keiner mit stärkeren

Zügen mahlt und die Einbildungskraft mehr zu

erheben weiß als er.“

Ilja Stephan

PROGRAMM | 13

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14 | TEXTE

GEORG FRIEDRICH HÄNDELUTRECHTER TE DEUM

1. Chorus

We praise thee, O God:

we acknowledge Thee to be the Lord.

All the earth doth worship Thee,

the Father everlasting.

2. Soli and Chorus

To Thee all Angels cry aloud:

the Heavens and all the powers therein.

3. Soli and Chorus

To Thee Cherubim and Seraphim

continually do cry:

Holy, holy, holy,

Lord God of Sabaoth!

Heaven and earth are full

of the Majesty of Thy Glory.

4. Soli and Chorus

The glorious company of the Apostles praise Thee.

The godly fellowship of the Prophets praise Thee.

The noble army of Martyrs praise Thee.

The holy Church throughout

all the world doth acknowledge Thee;

the Father of an infi nite Majesty;

thine honourable, true,

and only Son;

also the Holy Ghost: the Comforter.

5. Chorus

Thou art the King of Glory, O Christ.

Thou art the everlasting

Son of the Father.

6. Soli and Chorus

When Thou tookest upon Thee

to deliver man:

1. Chor

Wir preisen Dich, Gott!

Wir bekennen Dich, du bist der Herr!

Alle Welt verehret Dich,

den Vater ewig mächtig.

2. Soli und Chor

Dir singt der Engel lauter Chor,

Dir singt der Himmel und sein mächtiges Heer.

3. Soli und Chor

Vor Dir rufen die Cherubim und Seraphim,

von Ewigkeit zu Ewigkeit:

Heilig, heilig, heilig,

Herr Gott Zebaoth.

Erfüllt sind Himmel und Erde

von Deiner Majestät und Herrlichkeit.

4. Soli und Chor

Der hochgelobte Chor der Apostel preiset Dich.

Die hochgepriesene Schar der Propheten preisen

Dich.

Die große Heerschar der Märtyrer preiset Dich.

Die heilige Kirche durch die ganze Welt,

sie bekennet Dich,

den Vater unermesslicher Herrlichkeit,

und Deinen hehren wahren,

einzigen Sohn,

wie auch den heiligen Geist, den Tröster.

5. Chor

Du bist der Ehren König, o Christ,

Du bist in Ewigkeit

der Sohn des Allvaters.

6. Soli und Chor

Als du auf Dich genommen

die Erlösung der Welt,

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TEXTE | 15

hast Du nicht verschmäht

den Schoß der Jungfrau.

Als Du siegreich zerbrachst

den Stachel des Todes,

tatst Du auf die

Gefi lde des Himmels

für all’ die Gläub’gen.

7. Chor

Du sitzest zu der Rechten des Herrn,

in der Herrlichkeit des Vaters.

8. Soli und Chor

Dann kommst Du, so glauben wir,

herab, zum Gericht!

Und darum fl ehn wir:

hilf Deinen Dienern,

die Du hast erlöset

durch Dein teuer Blut.

Nimm uns auf in Deiner Heiligen Zahl

zur Herrlichkeit auf ewig.

O Herr, tue wohl, Herr,

und hilf den Deinen.

Leite uns,

hebe uns empor zur Ewigkeit.

9. Chor

Tag für Tag sei Dank und Lob Dir,

und wir preisen Deinen Namen

auf ewig ohne Ende.

10. Soli und Chor

Bewahr, o Herr, uns heut

vor Schmach und aller Sünd.

O Herr, erbarme Dich, sei gnädig,

O Herr, lass Deine Gnade leuchten über uns,

wie unsere Hoffnung zu Dir steht.

11. Chor

O Herr, auf Dich steht mein Hoffen,

lass’ mich nicht zu Schanden werden.

Thou didst not abhor

the Virgin’s womb.

When Thou hadst overcome

the sharpness of death,

Thou didst open

the Kingdom of Heaven

to all believers.

7. Chorus

Thou sittest at the right hand of God,

in the glory of the Father.

8. Soli and Chorus

We believe that Thou shalt come

to be our Judge.

We therefore pray Thee:

help Thy servants

whom Thou hast redeemed

with Thy precious blood.

Make them to be numbered

with Thy Saints in glory everlasting.

O Lord, save Thy people,

and bless Thine heritage.

Govern them

and lift them up for ever.

9. Chorus

Day by day we magnify Thee;

and we worship Thy Name,

ever world without end.

10. Soli and Chorus

Vouchsafe, O Lord,

to keep us this day without sin.

O Lord, have mercy upon us.

O Lord, let Thy mercy lighten upon us,

as our trust is in Thee.

11. Chor

O Lord, in Thee have I trusted:

let me never be confounded.

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16 | TEXTE

Recitativo

Donna, che in ciel di tanta luce splendi

e con tua luce fai sì chiaro il mondo,

oggi è quel dì giocondo

in cui togliesti noi del gran periglio,

oggi all’irato Figlio

tenesti il braccio già a ferire inteso

e ver noi, per te reso

di giudice severo amante Padre,

mostrasti quanto può voler di Madre.

Aria

Vacillò, per terror del primo errore

Con la terra ogni mortale.

Si girò un tuo sguardo tutto amore,

Che sbandì l’ira fatale.

Recitativo accompagnato

Torna immobile in grembo

all’antico suo centro il grave pondo.

S’apre l’orrido nembo

e lascia a’ rai del sole aperto il varco;

con bei colori in arco

già trionfa la pace, e lo dimostra

il pianeta maggior con suoi splendori.

Grida dal bosco suolo:

„Ecco sereno il polo,

ecco il segno gradito!“

il popolo pentito.

E tu dall’alto l’opra tua rimiri

li nostri voti accogli ed i sospiri.

Aria

Tu sei la bella

Serena stella

Ch’il porto addita

Della pietà.

Rezitativ

Herrin, die du voll Glanz im Himmel prangst,

und auch die Welt mit Helligkeit erfüllst,

heut ist der Freudentag,

an dem du uns aus großer Angst befreitest,

heute hieltest du deines erzürnten Sohnes Arm,

der schon zum Schlag erhoben war, zurück und

ließest offenbar werden, was eine Mutter vermag,

als um deinetwillen ein strenger Richter

zum liebenden Vater ward.

Arie

Es erbebte im Schauder vor dem Sündenfall

Mit der Erde jeder Sterbliche.

Es wandte sich dein Blick voll Liebe

Und ließ den tödlichen Zorn vegehn.

Begleitetes Rezitativ

Der Erde schwere Last

ruht wieder unbeweglich an ihrem rechten Ort.

Die schwarzen Wolken öffnen sich

und lassen die Strahlen der Sonne hindurch;

in den hellen Farben des Regenbogens

triumphiert schon der Friede, und Frieden kündet

das größte Gestirn mit seinem Glanz.

Jubel ertönt vom Land her:

„Seht, der Himmel hat sich aufgeheitert,

seht, das erwünschte Zeichen!“,

ruft das Volk reuevoll.

Und du betrachtest vom Himmel herab dein Werk,

du hörst auf unsere Bitten und unser Seufzen.

Arie

Du bist der schöne,

Heitere Stern,

Der in den Hafen

Der Gnade weist.

GEORG FRIEDRICH HÄNDELDONNA, CHE IN CIEL

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TEXTE | 17

E per te lieta,

Alla sua meta,

Alma pentita

Sicura va.

Recitativo

Pur nella via che resta

incerta ancora al nostro errante piede,

sola non sarà questa

gratia dell’amor tuo degna mercede,

che nostra speme è resa

certa per te d’un immortal difesa.

Aria

Sorga pure dall’orrido Averno,

nera vampa d’eterno furor.

Un sol lampo dell’alma tua luce

tanto lume in un core produce che piu

vede nel mezzo all’orror.

Recitativo

Dunque a te diamo lodi,

Donna invitta del ciel, la cui possanza

oggi ne frange i nodi

del mal presente, e di quel mal che avanza

ne toglie alle cadute,

diventuta per noi speme e salute.

Aria con Coro

Maria, salute e speme

del mondo affl itto e del mortal che langue.

Per te l’ira che freme

estingua la sua face in mar di sangue.

E pace e gioia sia

a noi qua giu come nel ciel, Maria.

Durch dich gelangt

Froh zu ihrem Ziel

Eine Seele voll Reue,

Ohne fehlzugehen.

Rezitativ

Doch auf dem Weg, der ungewiss noch

unseren wankenden Schritten bleibt,

wird nicht allein diese Gnade

ein würdiges Pfand deiner Liebe sein,

denn unsere Hoffnung kann ewiglich

auf deinen Schutz trauen.

Arie

Mögen aus dem schrecklichen Höllengrund

Düstere Flammen ewiger Wut emporlodern;

Ein einziger Strahl deines hehren Glanzes

Erfüllt ein Herz so sehr mit Licht,

Dass es heller sieht inmitten der Schrecknisse.

Rezitativ

So wollen wir dich loben,

siegreiche Himmelskönigin, deren Macht

heute die Fesseln gegenwärtiger Not bricht,

und in der Not, die noch kommen mag,

uns aufhebt, wo wir fallen,

unsere Hoffnung, unser Heil.

Arie und Chor

Maria, Heil und Hoffnung

Der bedrängten Welt und des Sterblichen,

der schmachtet,

Lass die tobende Wut

Ihre Fackel in einem Meer von Blut löschen.

Und Friede und Glück

Sei uns hiernieden wie im Himmel, Maria.

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18 | TEXTE

TEIL I

Nr. 1 Chor und Soli

Wie ist dein Name so groß,

mit welchem Ruhme geschmücket,

Herr, unser Herrscher, voll Weisheit und Macht!

Der Erdkreis sieht’s und erstaunt;

von deinem Namen entzücket,

frohlockt er über seine Pracht.

Die Himmel, über die er geht,

und aller deiner Himmel Heere

sind voll von deiner Majestät,

sind voll von deines Namens Ehre.

Der Mond, ich seh’ ihn, dessen Licht

des Nachts von deiner Größe spricht,

und deine Welten in der Ferne,

Herr, deine Herolde, die Sterne.

Nr. 2 Arie (Sopran)

Bringt her, ihr Helden aus göttlichem Samen,

bringt her dem Herrscher Ehr und Ruhm!

Fei’rt seinen Namen, den herrlichen Namen!

Fei’rt ihn in seinem Heiligtum!

Nr. 3 Arie (Alt)

Fallt vor ihm hin, mit dem heiligen Kleide

der frommen Unschuld angetan,

und betet Gott in bewundernder Freude

mit hingeworfnen Leibern an.

Nr. 4 Arie (Tenor)

Die Stimme Gottes erschüttert die Meere.

Gewitter wandeln vor ihm her.

Der Höchste donnert, gekleidet in Ehre,

auf großen Wassern donnert er.

Nr. 5 Arie (Bass I)

Die Stimme Gottes zerschmettert die Zedern,

den Ruhm, den er den Bergen gab.

Die Stimme Gottes zerschmettert die Zedern,

vom hohen Libanon herab.

Nr. 6 Arie (Bass II)

Sie stürzt die stolzen Gebirge zusammen;

der Erdkreis wankt, wenn er sie hört:

hört des Donners Stimme, die Flammen

rund um sich sprüht, zerschlägt, zerstört.

Nr. 7 Duett (Bass I und II)

Er donnert, dass er verherrlicht werde.

Sagt ihm in seinem Tempel Dank!

Vom Tempel schallte zum Ende der Erde

der lange laute Lobgesang.

Vom Ende der Erde erschalle

der lange laute Lobgesang.

(Nr. 1 da capo)

GEORG PHILIPP TELEMANNDONNERODE

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TEXTE | 19

TEIL II

Nr. 8 Chor und Soli

Mein Herz ist voll vom Geiste Gottes erhoben,

und strömt in Psalmen voll Wahrheit und Lust!

Ein hoher Entschluss, der Könige besten zu

loben, bewegt die liederquellende Brust;

und meine Zunge, sie preist, sie macht ihn

bekannt, ein Griffel in einer fertigen Hand.

Nr. 9 Arie (Sopran)

Schönster von allen Geschlechten,

o dass dich alle preisen möchten!

Du Heil der Menschen, das Gott gab!

Friede strömt von deinen Lippen,

Barmherzigkeit von deinen Lippen

auf Gnadendürftige herab.

Denn so gebot Gott Zebaoth,

gesegnet sollst du ewig sein!

Nr. 10 Arie (Bass I)

Gürt an dein Schwert! Erschein in Hoheit

gekleidet!

In deiner Herrlichkeit eile herbei, der Wahrheit

zu gut! Erscheine! Der Niedrige leidet:

Beschütz ihn! Lass den Leidenden frei!

Und deine Rechte, mit Kraft gerüstet durch

dich tu Wunder, o Held, verherrliche sich!

Nr. 11 Arie (Bass II)

Scharf sind deine Geschosse, sie fl iegen

zum Streite, zum Triumph und siegen.

Du zwingst die Völker unter dich.

Scharf sind deine Geschosse.

Sie treffen, wenn sie widerstehen,

ins Herz der Feinde: sie vergehen!

Umsonst empört die Rotte sich.

Sie sind entfl ohn,

und Gott, dein Thron

steht ewig! Ewig wird er stehn!

Nr. 8 da capo, 2. Strophe, Chor und Soli

Dein Zepter ist ein richtig Zepter und übet,

so weit du herrschest, ein heilig Gericht.

Gerechtigkeit, Gott, die liebst du, die hast du

geliebet;

gottloses Wesen duldest du nicht.

Gott, darum salbt dich dein Gott mit

Freudenöl mehr,

als deiner Genossen jauchzendes Heer.

Nr. 12 Arie (Tenor)

Deines Namens, des herrlichen, wollen wir

nie vergessen!

Enkel sollen, Nachwelten über dich sich freun!

Ewig sei dein Lob gesungen!

Voll himmlischer Begeisterungen

muss ihr Gesang und Jubel sein!

Von Zeit auf Zeit,

in Ewigkeit,

erheben alle Völker dich!

Nr. 13 Choral

Dein Nam’ ist zuckersüß Honig im Munde,

holdselig, lieblich, wie ein kühler Tau,

der Wies’ und Feld erquickt zur Morgenstunde,

also mein Jesus, wenn ich ihm vertrau.

Es weicht vom Herzen

des Todes Schmerzen,

wenn ich im Glauben ihn anbet’ und schau.

(Nr. 1 da capo)

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20 | VORSCHAU

Die Elbphilharmonie kommt, NDR Das

Alte Werk aber bleibt wo es ist. Aufgrund

vielfacher Nachfragen möchten wir Sie

schon heute darauf hinweisen, dass die

Abonnement-Konzerte der Reihe NDR

Das Alte Werk weiterhin dort stattfi nden

werden, wo sie am besten hinpassen:

im edlen, neobarocken Ambiente der

wunderschönen Laeizshalle. Für Sie als

Besucher und Abonnenten wird also

alles genau so bleiben, wie Sie es gewohnt

sind, und wie es sich bewährt hat.

Redaktion NDR Das Alte Werk

NDR DAS ALTE WERK

Abo-Konzert 5

Dienstag, 16. Februar 2016 | 20 Uhr

Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal

SHAKESPEARE & MUSIC

Akademie für Alte Musik Berlin

Anna Prohaska Sopran und Rezitation

Arien, Suiten und Sonaten von:

HENRY PURCELL,

MATTHEW LOCKE/THOMAS WELDON,

JOHN DOWLAND und JOHN BLOW

WILLIAM SHAKESPEARE

Rezitationen aus: „Twelfth Night, or What You

Will“, „Romeo and Juliet“ und den Sonnets

Einführungsveranstaltung um 19 Uhr im Kleinen Saal

HINWEIS

KONZERTVORSCHAU

Anna Prohaska

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NDR SINFONIEORCHESTERAUF KAMPNAGEL

Samstag, 30. Januar 2016 | 20 Uhr

Hamburg, Kampnagel (Jarrestraße 20)

Simone Rubino Schlagzeug

NDR Percussion:

Stephan Cürlis

Jesús Porta Varela

Thomas Schwarz

Sönke Schreiber

Werke von: CHRISTOPHER ROUSE,

ALEXEJ GERASSIMEZ,

BRUCE HAMMILTON,

NEBOJSA JOVAN ZIVKOVIC,

IVAN TREVINO, GENE KOSHINSKI,

IANNIS XENAKIS, CASEY CANGELOSI,

SIMONE RUBINO und MINORU MIKI

NDR CHOR

Abo-Konzert 3

Sonntag, 31. Januar 2016 | 18 Uhr

Hamburg, Hauptkirche St. Nikolai

NORDLICHT

Paul Hillier Leitung

Werke von: ÁSKELL MÁSSON,

JEAN SIBELIUS, EDVARD GRIEG,

EDWARD ELGAR und PER NØRGÅRD

Einführungsveranstaltung um 17 Uhr im Gemeindezentrum

Karten im NDR Ticketshop im Levantehaus, Tel. (040) 44 192 192, online unter ndrticketshop.de

VORSCHAU | 21

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IMPRESSUM

Herausgegeben vom

NORDDEUTSCHEN RUNDFUNKPROGRAMMDIREKTION HÖRFUNKBEREICH ORCHESTER, CHOR UND KONZERTERothenbaumchaussee 132 | 20149 Hamburg

[email protected]

NDR Das Alte Werk im Internet:

www.ndr.de/dasaltewerk

Leitung: Andrea Zietzschmann

Redaktion NDR Das Alte Werk: Angela Piront

Redaktionsassistenz: Janina Hannig

Redaktion des Programmheftes:

Dr. Ilja Stephan

Der Text von Dr. Ilja Stephan

ist ein Originalbeitrag für den NDR.

Fotos:

[M] EHStock/gettyimages, Photocase (Titel); Petra

Hajska (S. 3, S. 6); Örjan Jakobsson (S. 7); akg-

images (S. 8); akg-images/Joseph Martin (S. 10);

akg-images / De Agostini Picture Lib. / G. Dagli

Orti (S. 11); Harald Hoffmann | DG (S. 20)

NDR | Markendesign

Gestaltung: Klasse 3b; Druck: Nehr & Co. GmbH

Litho: Otterbach Medien KG GmbH & Co.

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung des NDR gestattet.

22 | IMPRESSUM

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Foto

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Hof

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DIE KONZERTE DER REIHE NDR DAS ALTE WERKHÖREN SIE AUF NDR KULTUR

IRIS BERBEN

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: Har

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