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言葉 KOTOBA PAROLA – TESTO – MEDIAZIONE LUCIA MOR DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914) VOLUME 2

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言葉

KOTOBAPAROLA – TESTO – MEDIAZIONE

LUCIA MOR

DER BOTE VOM GARDASEE(1900-1914)

VOLUME 2

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KotobaCollana della Scuola Superiore di Mediazione Linguistica di Varese

Comitato Scientifico

Hans Drumbl (Bolzano)Susanna Marino (Milano)Bernd Sieberg (Lisbona)

ISBN: 978-88-905948-3-0ISSN: 2039-5612

© 2012 I.L.S.I.T. SrlVia Cavour 3021100 VareseItalia

http://kotoba.ssml.va.it

Prima edizione: 2012

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Lucia Mor

Der Bote vom Gardasee (1900-1914)Ein kritisches Zeitbild im Kulturkontakt

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DANK

Mein Dank gilt an erster Stelle dem Ateneo di Salò, ganz besonders der Leiterin der BibliothekElena Ledda und dem Präsidenten Giuseppe Mongiello, die mir den gesamten Bestand desBoten vom Gardasee zur Benutzung überließen.Michele Battafarano, Johann Drumbl, Luigi Quattrocchi und Nikola Roßbach haben mich imLaufe der Ausarbeitung des Buches mit Rat und Tat, mit Anregungen und Hinweisen, unter-stützt, dafür möchte ich ihnen meinen wärmsten Dank aussprechen.Ilsemarie Brandmair danke ich für die kompetente und freundschaftliche Hilfe bei der Lösungsprachlicher Probleme.

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Inhalt

Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pag. 7

1. Die Riviera des Gardasees und »das erste deutsche Blatt in Italien«

1.10 Die deutsche Kolonie an der Riviera . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 131.20 Eine deutsche Fremdenzeitung in Italien: ihr Konzept, ihre Leser . . . » 19

2. Perspektiven auf Italien

2.10 Die Tradition. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 432.20 Der Bote und das italienische Königreich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 522.30 Italiens Janusgesicht: Norden und Süden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 582.40 Wirtschaft und Berufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 622.50 Das Frauenbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 642.60 Militarismus und Demokratie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 702.70 Der Kaiser und der König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 732.80 Deutschland versus Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 762.90 Die römische Frage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 842.10 Das 50jährige Jubiläum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 922.11 Bildung und Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 942.12 Vorurteile gegen Italien: der Bote und der Baedeker . . . . . . . . . . . . . . . . » 99

3. Perspektiven auf den Gardasee

3.10 Der Gardasee als Reiseziel im ,Zeitalter der Nervosität‘ . . . . . . . . . . . » 1033.20 Die »Verbindung des Trotzigen mit dem Anmutvollen«3.20 Der Gardasee als Schwelle zwischen Nord und Süd. . . . . . . . . . . . . . . » 129

4. Reisen – Nationalismus – Identität

4.10 »Jeder Reisende ist ein Kulturträger« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 1374.20 Die Frage der Germanisierung des Gardasees . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 1474.30 Das Ende der Utopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 167

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 179Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . » 203

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DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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Seit Goethes Italienischer Reise ist der Gardasee zu einem Topos des deut-schen Italienmythos geworden1. »Daß vor mehr als hundert Jahren, genauergesagt am 11. September 1786, der Gardasee entdeckt worden ist, von kei-nem Geringeren als unserem größten Dichter, weiß jeder, der Goethe‘s Ita-lienische Reise gelesen hat«2. Diese Worte schrieb 1901 als Auftakt der auto-biographischen Novelle Gefangene Singvögel Paul Heyse, auch ein Bewundererdes Gardasees, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Gardone eine direktam See gelegene Villa gekauft hatte und dort zehn Jahre lang, von 1899 bis1909, den Winter verbrachte. Gefangene Singvögel war die erste der sechs inden Jahren 1899-1901 entstandenen Novellen vom Gardasee3: Sie erzählt von

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Einleitung

1 Vgl. dazu Emanuele Kanceff (a cura di): Il Garda nella cultura europea. Atti del congresso in-ternazionale. Salò 25-30 settembre 1982, 2 voll. Genève / Salò: Éditions Slatkine / Comunitàdel Garda, Istituto per la formazione europea 1986; Carlo Simoni (a cura di): Atlante del Garda.Uomini, vicende, paesi. 3 voll. Brescia: Grafo 1992; Dirk Heisserer: Meeresbrausen, Sonnenglanz.Poeten am Gardasee. Kreuzlingen / München: Hugendubel (Diederichs) Verlag 1999; ThomasBremer / Titus Heydenreich (Hg.): Der Gardasee. In: Zibaldone. Zeitschrift für italienischeKultur der Gegenwart, XXXVI (2003). Zur Bibliographie zur Italienreise vgl. Stefanie Kraemer/ Peter Gendolla (Hg.): Italien. Eine Bibliographie zu Italienreisen in der deutschen Literatur. UnterMitarbeit von Nadine Buderath. Frankfurt a. M.: Peter Lang 2003.2 Paul Heyse: Gefangene Singvögel. In: Novellen vom Gardasee. In: Gesammelte Werke von Paul Heyse.Bd. 30. Novellen. Band 16. 5. Aufl. Stuttgart / Berlin: Cotta’sche Nachfolger 1905, S. 9.3 Gefangene Singvögel, Die Macht der Stunde, San Vigilio, Entsagende Liebe, Eine venezianische Nacht,Antiquarische Briefe. Die Sammlung erschien 1902.

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der ersten Begegnung des Schriftstellers mit dem See Mitte der siebzigerJahre des neunzehnten Jahrhunderts4, von seiner Begeisterung und von dermalerischen Schönheit der Landschaft.

Kurz vor Goethes Entdeckung hatte schon im Jahre 1783 ein andererdeutscher Schriftsteller, Wilhelm Heinse, den Gardasee besucht und hattediesen, »eine der angenehmsten [Gegenden] der Lombardei«, als Spielortseines 1787 erschienenen Romans Ardinghello5 gewählt, was aber nicht derAuslöser des deutschen Interesses am Gardasee war. Bis Goethe stellteder Gardasee keine Etappe für die Reisenden aus dem Norden dar, obwohler schon in der Antike, in den Versen Catulls und in den Werken Vergils6,später auch bei Dante und Petrarca7 für seine Schönheit bewundert wordenwar und sich in der Nähe der Via Germanica befand, die im Mittelalter Pil-ger und Händler über den Brenner nach Italien führte8. In der zweiten

DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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4 Vgl. Gabriele Kroes-Tillmann: Paul Heyse Italianissimo. Über seine Dichtungen und Nachdichtungen.Würzburg: Königshausen & Neumann 1993, S. 87-92; Zu Heyse und Italien vgl. auch ItaloMichele Battafarano: Von Gryphius zu Uwe Timm. Deutsche Parallelwege in der Aufnahme von ItaliensKunst, Poesie und Politik. Trento: Università degli studi di Trento 2009 (besonders S. 100-102:Paul Heyses Traum von Italien und seine Realisierung); Italo Michele Battafarano / Claudio Costa: Ilcarteggio Paul Heyse - Pio Spezi. Un’amicizia intellettuale italo-tedesca tra Otto e Novecento. Roma: Qua-derni della Biblioteca nazionale centrale di Roma 2009; Roberto Bertozzi: L’immagine dell’Italianei diari e nell’autobiografia di Paul Heyse. Firenze: Olschky 2012.5 Heinse durchwanderte von 1781 bis 1783 Italien und war auch am Gardasee. Das Zitat aus:Wilhelm Heinse: Ardinghello und die glückseligen Inseln. Kritische Studienausgabe, hrsg. von MaxL. Baeumer. Stuttgart: Reclam 1985, S. 23. Vgl. dazu Heisserer: Meeresbrausen, S. 381-395.6 Vgl. ebenda, S. 335-344; Susanne Gely: Les grand lacs du Nord dans les éloges de la patrie italienne chezles Romains de la période classique. In: Kanceff: Il Garda nella cultura europea, S. 439-455; Niklas Holzberg:Heimkehr zur Geliebten: Catulls Sirmio-Gedicht. In: Bremer / Heydenreich: Der Gardasee, S. 33-40.7 Vgl. Heisserer: Meeresbrausen, S. 7 - 26; Simone Saglia: Il Garda della poesia: da Catullo agliUmanisti del Cinquecento. In: Giovanni Stipi, Il paesaggio del Garda: evoluzione di un mito, secoli XV-XIX. Brescia: Grafo 1993, S. 21-36.8 Vgl. Attilio Brilli: Als Reisen eine Kunst war. Vom Beginn des modernen Tourismus: Die ‚Grand Tour‘.Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Berlin: Wagenbach 2012 (Bologna: Il Mulino1995); Cesare De Seta: L’Italia nello specchio del Grand Tour. In: Storia D’Italia. Annali. Vol. 5: IlPaesaggio. Torino: Einaudi 1982, S. 127-263; Attilio Brilli: Il Viaggio in Italia. Storia di una grandetradizione culturale dal XVI al XIX secolo. Milano: Banca Popolare di Milano 1987; Cesare DeSeta: L’Italia del Grand Tour. Da Montaigne a Goethe. Napoli: Electa 1996; Kuhn, Dorothea

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Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckten jedoch viele die Faszination der»schönen Naturwirkung«9 des Gardasees, der nicht nur Inspiration fürSchriftsteller und Maler war, sondern um die Jahrhundertwende auch zumKurort und zum beliebten Ziel des entstehenden modernen Fremdenver-kehrs wurde10. Aristokraten, aber auch wohlhabende Bürger aus dem habs-burgischen und vor allem dem wilhelminischen Kaiserreich überwintertengerne an den Ufern des Sees.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Riva und Arco im nördlichenhabsburgischen Teil des Gardasees in der Tat schon renommierte Kurorte11.Seit Ende der sechziger Jahre waren sie von einem Mitglied des österrei-chischen Kaiserhauses, Erzherzog Albrecht (1817-1895), einem Cousin vonKaiser Franz Joseph, gefördert und unterstützt worden. Das Sanatoriumdes Arztes Christoph von Hartungen besuchten Mitglieder der habsburgi-schen Aristokratie, aber auch Heinrich und Thomas Mann, Franz Kafkaund Max Brod, Christian Morgenstern und Rainer Maria Rilke, um nur diewichtigsten Gäste aus der literarischen Szene zu erwähnen12.

EINLEITUNG

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(Hg.): Auch ich in Arcadien. Kunstreisen nach Italien 1600-1900. Sonderausstellung des Schillerna-tionalmuseum (Nr. 16). Stuttgart 1966. Zur ‘Kehrseite’ der Grand Tour vgl. Joseph Imorde /Erik Wegerhoff (Hg.): Dreckige Laken. Die Kehrseite der „Grand Tour“. Berlin: Wagenbach 2012.9 Johann Wolfgang Goethe: Italienische Reise. Teil 1. Hrsg. von Christoph Michel und Hans-Georg Dewitz. Frankfurt a. M.: Deutscher Klassiker Verlag 1993, S. 31-32.10 Vgl. hierzu Arsenio Frugoni / Emilio Mariano: Il Lago di Garda. Storia di una comunità lacuale. 2voll. Salò: Ateneo di Salò 1969; Kanceff: Il Garda nella cultura europea; Simoni: Atlante del Garda.11 Zur Geschichte Arcos: Maria Luisa Cosina / Mauro Grazioli / Selenio Ioppi: La vita delKurort. Arco di Trento: Il Sommolago 1994; Eliodoro Degara: Cronaca di Arco 1771-1879. Ri-produzione anastatica a cura di Mauro Grazioli. Arco di Trento: Il Sommolago 1991; MauroGrazioli: Arco Felix. Arco di Trento: Il Sommolago 1993; Albino Tonelli: Ai confini della Mittel-europa. Il Sanatorio von Hartungen di Riva del Garda. Trento: Biblioteca civica di Riva del Garda1995; Paolo Prodi / Adam Wandruszka (Hg.): Il luogo di cura nel tramonto della monarchia d’Asburgo.Arco alla fine dell’Ottocento. Bologna: Il Mulino 1996; Romano Turrini (a cura di): Arco cittàdell’aria: da Kurort a centro sanatoriale. Arco: Il Sommolago 2004; Selenio Ioppi: Di Villa in Villa.Lo sviluppo urbano di Arco fra la fine del 1800 e la prima metà del 1900, Arco di Trento: Il Sommolago2005; Ioppi, Selenio: Di Villa in Villa. Lo sviluppo urbano di Arco fra la fine del 1800 e la prima metàdel 1900. Altre storie, Arco di Trento: Il Sommolago 2007.12 Vgl. Willi Jasper: Zauberberg Riva: Berlin: Matthes & Seitz 2011; Heisserer: Meeresbrausen.

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Auch im italienischen Teil des Sees entstand zur selben Zeit zwischenSalò und Gargnano an der sogenannten Riviera des Gardasees eine deutscheKolonie, die hauptsächlich Deutsche aus dem wilhelminischen Kaiserreichbewohnten. Um die achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sichauch dieser Teil des Sees zu einem berühmten und beliebten Ziel des stetigzunehmenden deutschsprachigen Fremdenverkehrs13. Das war der Grund,weshalb der damalige Direktor des inzwischen entstandenen Kurvereins,der Dresdener Journalist Ottomar Piltz, im Februar 1900 in Maderno dasWochenblatt Der Bote vom Gardasee gründete14.

Eine intensive geschichts-, tourismus- und zeitungswissenschaftliche Er-forschung des Boten ist nicht das Ziel der vorliegenden Studie. Die Perspek-tive ist kulturwissenschaftlich und zielt darauf ab, durch die Analyse imBoten veröffentlichter repräsentativer Artikel die kulturellen Kategorien insAuge zu fassen, die das Periodikum benutzte, um Italien und den Gardasee

DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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13 Vgl. Attilio Mazza / Herfried Schlude: Gardone mitteleuropea. / Gardone in Mitteleuropa. Brescia:Fondazione Civiltà Bresciana 2005, bes. S. 188-190. Das Buch von Mazza und Schlude ist diebis jetzt ausführlichste Studie über die mitteleuropäische Geschichte der Riviera. Mazza hatteschon 1997 einen Beitrag zu diesem Thema veröffentlicht (Gardone Riviera. Appunti per unastoria. Gardone Riviera / Brescia: Fondazione Civiltà Bresciana). Zur Geschichte des Gardaseesaus verschiedenen Perspektiven Simoni: Atlante del Garda. Ikonographische Zeugnisse überden Gardasee um die Zeit des Boten findet man in dem schönen Band: Costantino Squassoni/ Mauro Negri / Carlo Simoni (a cura di): La Memoria del Lago. Il Garda del fotografo Negri.Brescia: Negri – Grafo 2003; zur Geschichte Salòs vgl. Marcello Zane: La excellente et magnificaSalò: una comunità nella storia. Salò: La Compagnia della Stampa Masetti Rodella Editori 2004.14 Nicht alle Nummern des Boten vom Gardasee sind erhalten: die Mehrheit der Ausgaben be-findet sich im Ateneo di Salò, einige sind auch in Brescia, in der Biblioteca Queriniana, einige inMailand in der Biblioteca Braidense aufbewahrt. Hier die fehlenden bzw. beschädigten Ausga-ben: der ganze 2. Jg. (1900-1901); der ganze 3. Jg. (1901-1902) bis auf die Nr. 36, 14. Sep-tember 1902; aus dem 8. Jg. (1906-1907): Nr. 2, 14. Oktober 1906, Nr. 16, 20. Januar 1907,Nr. 18, 3. Februar 1907, Nr. 19, 10. Februar 1907; aus dem 12. Jg. (1910-1911): Nr. 28, 9.April 1911, Nr. 35, 28 Mai 1911; aus dem 13. Jg. (1911-1912): Nr. 1, 1. Oktober 1911, Nr.4, 22. Oktober 1911, Nr. 12, 17. Dezember 1911, Nr. 18., 28. Januar 1912; aus dem 14. Jg.(1912-1913): Nr. 9, 24. November 1912, Nr. 10, 1. Dezember 1912, Nr. 14, 29. Dezember1912, Nr. 18, 26. Januar 1913, Nr. 21, 16. Februar 1913, Nr. 22, 23. Februar 1913; aus dem15. Jg. (1913-1914): Nr. 9, 16. November 1913, Nr. 11, 30 November 1913, Nr. 14, 21 De-zember 1913; Nr.21, 8. Februar 1914, Nr. 22, 15. Februar 1914, Nr. 23, 22. Februar 1914,Nr. 24, 1. März 1914, Nr. 25, 8. März 1914.

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darzustellen. Es stellt sich die Frage, ob die Bilder von Italien und demGardasee mit denen der Tradition der deutschen Schriften über Italien über-einstimmten oder inwiefern neue Facetten erschlossen werden15.

EINLEITUNG

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15 Es soll hier auf eine weitere Studie hingewiesen werden, die die Autorin beim Ateneo di Salòin italienischer Sprache unter dem Titel Der Bote vom Gardasee (1900-1914). Un giornale tedesconell’Italia del primo Novecento herausgegeben hat (2012) und folgende Beiträge zum Boten enthält:Lucia Mor: «L’Italia – questo è da sempre, per noi, il viaggio dei viaggi». Immagini dell’Italia e del lago diGarda in «Der Bote vom Gardasee» (S. 11-82); Elena Raponi: «Il luogo dove ha preso dimora Paul Heysenon può che essere meraviglioso». Scrittori tedeschi sul Garda: l’elenco dei forestieri in «Der Bote vom Gardasee»(S. 83-119; Appendice: Gli scrittori tedeschi citati nella Fremdenliste del «Der Bote vom Gardasee» S. 120-140); Laura Bignotti:«L’Italia, è noto, è la terra “più letteraria” del mondo». Letteratura italiana eletteratura tedesca in «Der Bote vom Gardasee» (S. 141-188); Alessandra Lombardi: «In posizione so-leggiata e panoramica, sul nuovo lungolago, luce elettrica, cucina tedesca». Le inserzioni pubblicitarie in «DerBote vom Gardasee». Analisi linguistica e socio semiotica (S.189-254).

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16 Mit 52 km Länge und einer Ausdehnung von knapp 370 km² ist der Gardasee der größteSee Italiens. Der Begriff Riviera des Gardasees bezieht sich auf die ungefähr 16 Kilometer langeKüste, die sich von Salò nach Gargnano – am westlichen Ufer des Sees, erstreckt und zur Pro-vinz Brescia gehört. Auch die Provinzen Verona und Trient haben Anteil am Gardasee. In derZeitspanne von 1900 bis 1914 gehörte der nördliche Teil des Sees zu Österreich und der öst-liche Teil, wie heute, zur Provinz Verona. 17 Johann Wolfgang Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp und Her-bert Jaumann. Unter Mitwirkung von Almuth Voßkamp. Frankfurt a. M.: Deutscher KlassikerVerlag 1992, S. 503.

1.1. Eine deutsche Kolonie am Gardasee

Der Bote vom Gardasee erschien zum ersten Mal in Maderno am 25. Februar1900; er wurde von 1900 bis 1914 an zwei Hauptorten des Gardasees ver-öffentlicht, zuerst in Maderno, später in Salò16, und zwar von Oktober bisMai einmal in der Woche, von Juni bis September monatlich. Der linke Teildes Titelkopfes der ersten Nummer zeigt eine Zeichnung der Bucht vonMaderno, die von einem Zitronenbaumzweig umrahmt ist: eine symbol-trächtige Ikone, die im deutschen Leser sofort die Erinnerung an den Goe-the’schen Vers vom »Land, wo die Zitronen blühn«17 hervorruft. Der Namedes Blattes steht im rechten Teil. Darunter ist das berühmte Zitat aus Goe-thes Italienischer Reise abgedruckt, mit dem er am 12. September 1786 denBericht über seinen Aufenthalt am Gardasee einleitet:

1. Die Riviera des Gardasees und »das erste deutsche Blatt in Italien«

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Wie sehr wünschte ich meine Freunde einen Augenblick neben mich, dass sie sich derAussicht freuen könnten, die vor mir liegt. Heute Abend hätte ich können in Veronasein; aber es lag mir noch eine herrliche Naturwirkung an der Seite, ein köstlichesSchauspiel, der Gardasee: den wollte ich nicht versäumen und bin herrlich für meinenUmweg belohnt18.

Die Antwort auf die Frage, weshalb »die einzige deutsche Zeitung Ita-liens« (so heisst es im Boten)19 14 Jahre lang nicht in der deutschsprachigen,sondern der italienischsprachigen Region um den Gardasee erschien, ist imIncipit des ersten Artikels der ersten Ausgabe zu lesen:

An der Riviera des Gardasees entwickelt sich in den Frühlingsmonaten reges deutsches Le-ben. Der einheimischen Bevölkerung gesellen sich viele Hunderte von Deutschenbei, Erholungsbedürftige und Vergnügungsreisende, und geben unserer Riviera inmanchen Stücken ein deutsches Gepräge. Einige deutsche Familien haben sich dau-ernd am Gardasee angesiedelt, sei es wegen des gesunden Klimas und der Schönheitder Landschaft, sei es, um sich in den Dienst des Fremdenverkehrs zu stellen, sei esendlich, um mit deutschem Kapital und deutscher Arbeitskraft industrielle Unter-nehmungen zu begründen. Das wirtschaftliche Leben der Riviera des Gardaseeswird heute zum guten Teil aus deutschen Quellen genährt und in der einheimischenBevölkerung breitet sich die Kenntnis der deutschen Sprache rasch aus, besondersin der jüngeren Generation der Gewerbetreibenden und Grundbesitzer. So wurdeder Wunsch rege, dass an der Riviera ein deutsches Blatt erscheine, das von dem Le-ben und Treiben an der Riviera berichte, die klimatischen Vorzüge unseres Landstri-ches immer weiteren Kreisen bekannt gebe, den Kurgästen Anregung biete und diewirtschaftlichen Unternehmungen an der Riviera fördere, soweit dies in der Machteiner Zeitung liegt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist der ‚Bote vomGardasee’ ins Leben getreten, das erste deutsche Blatt in Italien.20

DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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18 Der Bote vom Gardasee 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar 1900, ab jetzt DBG. Zu Goethe und dem Gar-dasee vgl. auch: Goethe in Malcesine. In: DBG 8. Jg. Nr. 9, 2. Dezember 1906. 19 Erst seit 1904 wurde im damals österreichischen Riva Die Gardasee-Post veröffentlicht, zuerstals Wochenschrift, ab 1906 als Vierteljahreszeitschrift. Sie bestand bis 1912.20 Nachrichten Gardasee. In: DBG 1. Jg., Nr. 1, 25. Februar 1900 (Hervorhebung im Original).Es wird dann hinzugefügt: »Es besteht die begründete Aussicht, dass der ‚Bote’ vom nächstenHerbst ab wöchentlich erscheint, unter hervorragender Berücksichtigung des Kurlebens inGardone-Riviera, Fasano und Salò. Für die gegenwärtige Fremdenzeit, in der unser Blatt pro-beweise erscheint, beschränkt sich die Fremdenliste auf Maderno, da der ‚Bote’ vom Präsi-

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»Reges deutsches Leben« fand von Oktober bis Ende Mai an der Rivierades Gardasees statt, die neben der ligurischen Riviera, Venedig und vorallem Capri Lieblingsreiseziel deutscher Touristen um die Jahrhundertwendewar21. Der Bote ist deswegen ein wichtiges Dokument nicht nur eines inte-ressanten, jedoch ziemlich unbekannten Kapitels der Geschichte des Gar-dasees, sondern zugleich der deutsch-italienischen Beziehungen im erstenJahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Wenn man heute Salò und Gardone, diezwei Hauptorte der Riviera, erwähnt, denken gebildete Menschen an zweibesondere Aspekte der italienischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Inder letzten Phase des zweiten Weltkrieges ist Salò mit dem Begriff Republikvon Salò verbunden22; was die Ortschaft Gardone Riviera betrifft, ist bekannt,dass der berühmte italienische Dichter Gabriele D’Annunzio von 1921 bis1938 in Gardone wohnte23. Heutzutage besuchen jedes Jahr Tausende vonTouristen das Vittoriale degli Italiani, das weltbekannte Mausoleum D’An-nunzios24. Fast niemand aber weiß, dass dieses Grundstück Cargnacco hieß,und dass es im Jahre 1877 von Luigi Wimmer gekauft wurde, einem Gari-baldiner österreichischer Herkunft25. Er war es, der den ersten Anstoß dazu

DIE RIVIERA DES GARDASEES UND »DAS ERSTE DEUTSCHE BLATT IN ITALIEN«

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denten des Kurvereins Maderno ins Leben gerufen wurde«. Zu Maderno als Winterkurortvgl. Mazza, Attilio: Maderno e il «Winterkurort». In: Memorie dell’Ateneo di Salò, Atti dell’Ac-cademia. Studi - Ricerche, n. s. 2005. S.190-206.21 Vgl. Patrizia Battilani: Vacanze di pochi, vacanze di tutti. L’evoluzione del turismo europeo. Bologna:Il Mulino 2001, besonders S. 200-229.22 Die Bibliographie zum Thema ist enorm: es ist hier nicht der Ort, sie ausführlich zu erwäh-nen. Auf ein Buch möchte ich trotzdem hinweisen, das durch einen reichen ikonographischenApparat die Orte der Republik von Salò ins Auge fasst und Texte auf Italienisch, Englischund Deutsch enthält: Roberto Chiarini (a cura di): Mussolini: ultimo atto. I luoghi della Repubblicadi Salò / Mussolini: last act. The sites of the Republic of Salò / Mussolini: der letzte Akt. Die Standorteder Republik von Salò. Salò: Centro Studi e Documentazione sul Periodo Storico della RepubblicaSociale Italiana 2004. 23 Vgl. Mazza / Schlude: Gardone mitteleuropea, S. 188-190.24 Attilio Mazza: D’Annunzio, il Vittoriale e Gardone Riviera. Vobarno: El. De. 2009.25 L. Wimmer (1842-1883) hatte sich seit Mitte der 70 Jahre des 19. Jhs. aus gesundheitlichenGründen in Gardone angesiedelt; er war im Jahre 1859 in das piemontesische Heer eingetretenund hatte dann unter Garibaldis Mille in Sizilien gekämpft. Er hatte in Padua Ingenieurswesenstudiert. Am Gardasee erwarb er verschiedene Grundstücke und 1881 wurde sogar Bürger-meister. Mazza / Schlude: Gardone mitteleuropea, S. 58.

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gab, dass sich Gardone zum mitteleuropäischen Kurort entwickelte: Erkaufte eine kleine Gaststätte am See, die Trattoria del Caporale, und ließ sie zueinem kleinen Hotel mit dreißig Zimmern umbauen; das Hotel wurde 1883,kurz nach Wimmers frühem Tode, eröffnet und Monte Pizzoccolo genannt.Das war der Anfang der Geschichte des heutigen Grand Hotel26 in Gardone.Cargnacco wurde dann von der Witwe Luigi Wimmers an Prof. HeinrichThode, den bekannten Kunsthistoriker aus Heidelberg27, verkauft. Thodewar mit Daniela Senta von Bülow, der Tochter Cosima Wagners und Nichtevon Franz Liszt, verheiratet28.

Dank der Initiative von Wimmer entwickelte sich die Riviera von 1885 bis1914 zu einem mitteleuropäischen Kurort ersten Ranges. Einen entscheiden-den Beitrag zu dieser Entwicklung leisteten jedoch zwei Ärzte, der Klimato-loge und Arzt Dr. Ludwig Rohden (1839-1887), der 1885 in Wimmers Hoteldie ersten tuberkulosekranken Patienten behandelte29, und sein Kollege undNachfolger Dr. Karl Koeniger (1850-1906). Durch ihre ärztliche Praxis unddank ihrer Schriften wurde Gardone in Europa bekannt. Sie veröffentlichtenin Fachzeitschriften verschiedene Beiträge, sowohl fachliche Aufsätze als auch

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26 Wimmers Idee, das kleine Hotel zu bauen, war die Initialzündung des mitteleuropäischenGardone. Der Hoteldirektor Carl Lützelschwab, der von Wimmers Witwe als Geschäftsführerangestellt worden war und dann im November 1900 Eigentümer des Hotels wurde, bekam1903 von seinem Gast König Georg von Sachsen das Ritterkreuz des sächsischen Albertordensverliehen und vier Jahre später vom italienischen König Viktor Emanuel III. das Ritterkreuzdes italienischen Kronenordens, und so bekam er den Titel Cavaliere. Das war ein Geschenkdes Außenministers Tittoni. Aber andere Figuren bestimmten diese Geschichte: ein Freundvon Ludwig Wimmer, der Ingenieur Angelo Fuchs (1848-1920), trotz des Namens ein Italieneraus Conegliano Veneto, der im Auftrag von Wimmers Witwe aus dem kleinen Hotel Pizzoccolodas riesige Grand Hotel machte (230 Zimmer) und in der Verwaltung des Dorfes sehr aktivwar. Er war zehn Jahre lang Bürgermeister von Gardone und machte Gardone zu einer derfortschrittlichsten Ortschaften am Gardasee; vgl. ebenda, S. 199-202.27 Anna Maria Szlyn: Henry Thode (1857-1920). Leben und Werk. Frankfurt a. M.: Peter Lang 1993.28 Vgl. Mazza / Schlude: Gardone mitteleuropea, S. 303-309.29 Rohden war Arzt in Arco, wo seit Ende der Sechziger Jahre ein Kurort entstanden war, ge-fördert von einem Mitglied des österreichischen Kaiserhauses, dem Erzherzog Albrecht (1817-1895), einem Cousin des Kaisers Franz Josephs. Rohden, ein Deutscher, hatte Schwierigkeitenmit den österreichischen Kollegen und im Frühjahr 1885 zog er mit achtzehn seiner tuberku-losekranken Patienten nach Gardone in Wimmers Hotel um, vgl. ebenda, S. 202-210.

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Schriften für den Fremdenverkehr, und so wurde die Fremdenliste der RivieraJahr für Jahr immer länger30. In den ersten fünfzehn Jahren waren die Gästein erster Linie Kranke, aber man versuchte schon um die Jahrhundertwende,die Riviera als Kurort vornehmlich für »Erholungsbedürftige und Vergnü-gungsreisende«, wie im Eröffnungsartikel des Boten zu lesen ist, zu präsen-tieren. Das wird auch in den Hotel-Anzeigen der ersten Nummer belegt, indenen es unter anderem heißt: »Schwer Lungenleidende können nicht aufge-nommen werden« und »Brustleidende werden nicht aufgenommen«31.

Hotels wurden gebaut, die Riviera blühte in wenigen Jahren auf, aber soschnell wie sie sich zur mitteleuropäischen Tourismusregion entwickelt

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30 Am 8. Oktober 1885 veröffentlichte Rohden in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift einenBeitrag zur Klimathotherapie, in dem Gardone zum ersten Mal in Zusammenhang mit demBegriff Kurort genannt wurde. Schon in der folgenden Wintersaison fing die Zahl der Personenan, sich zu erhöhen. Rohden starb 1887, seine Arbeit wurde jedoch von Dr. Karl Koenigerfortgesetzt. Er veröffentlichte im Jahre 1886 im Selbstverlag des Herausgebers Dr. Rohdendie Schrift Gardone Riviera am Gardasee (Italien) deren fünfte Auflage 1907 unter dem TitelGardone Riviera am Gardasee als Winterkurort im Julius Springer Verlag in Berlin erschien und diemit den Schriften von Ottomar Piltz, dem Gründer des Bote, die Hauptquelle zum mitteleuro-päischen Gardone ist. 1887 gründete Koeniger die Institution, die Gardone zum Kurort mach-te, den Kurverein, Comitato della stazione climatica, dessen Vorstand er 1898-1905 war. Am 26.Dezember 1903 verlieh die italienische Regierung Koeniger den Kronenorden. Er bekam da-durch den Titel Cavaliere. In dem Gebäude, das er Villa Primavera benannte, richtete er ein Sa-natorium auf, das nach seinem Tode im Jahre 1906 von Dr. Heinrich Boral weitergeführtwurde. 17 Jahre lang ungefähr, bis Ende des 19. Jahrhunderts, waren alle Gäste in Gardonekrank, wie die ersten Gäste in Wimmers Hotel. Gardone galt in seiner Anfangszeit in ersterLinie als »Tuberkulose-Hochburg«. Zwischen Salò und Gargnano gab es 1909 nicht wenigerals 22 ausländische Ärzte, Deutsche, Österreicher, aber auch einen ungarischen und einen pol-nischen Arzt und sogar eine russische Ärztin. Vgl. hierzu ebenda S. 202-210.31 Inserate von: Villa Sonnenburg, Gardone Riviera und Serafina Bazoli, möblierte Zimmer. Dazu vgl.auch Rivierachronik. In: DBG 9. Jg. Nr. 28, 5. April 1908, wo die Redaktion die Nachrichtrichtig stellt, die in der Zeitschrift für Balneologie erschienen war und behauptete, an der Rivieraseien nur Schwerkranke anwesend. Vgl. dazu ebenda, S. 269-279. Interessant sind auch dieÄnderungen in Baedeker Reiseführern: »Gardone (Riviera) […] wird seit 1885 namentlich ausDeutschland und Österreich als Winterkurort für Brust- und Nervenkranke, im Frühling undHerbst auch von Vergnügungsreisenden besucht« Karl Baedeker: Oberitalien mit Ravenna, Florenzund Livorno. 17. Auflage. Leipzig: Baedeker 1906, S. 185; fünf Jahre später lautet dieselbe Stellewie folgt: »Gardone Riviera […] seit 1885 Winterkurort, wird im Frühling und Herbst na-mentlich aus Deutschland und Österreich auch von Vergnügungsreisenden besucht« Karl Bae-deker: Italien. 18. Auflage. Leipzig: Baedeker 1911, S. 242.

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hatte, geriet ihre Blütezeit aufgrund der historischen Ereignisse in Verges-senheit. Nachdem Italien seinen Alliierten im Dreibund, zuerst Österreich(am 24. Mai 1915) und dann Deutschland (am 25. August 1916), den Kriegerklärt hatte – wurden Deutsche, Österreicher und Ungarn zu personae nongratae erklärt und mussten Italien verlassen, um der Verhaftung zu entgehen.Während des Krieges wurde ihr Eigentum beschlagnahmt, 1921 folgte dieEnteignung: »An der Riviera del Garda waren von diesen Maßnahmen 62Grundstücke, darunter neun Hotels und 25 Privatvillen, betroffen. Die Ent-eignung erstreckte sich nicht nur auf unbewegliches, sondern auch auf dasbewegliche Gut. Manche verloren alles, was sie bei der oft überstürztenAbreise nicht im Koffer unterbringen konnten«32.

Auch die Villa Thodes wurde enteignet und von Gabriele d’Annunzioam 11. November 1921 gekauft33. Durch den entscheidenden Beitrag desDichters vollzog sich in den darauf folgenden Jahren die erfolgreiche Ita-lianisierung der Riviera, eine gewollte und bewusste Aktion. Es handeltesich aber nicht nur um eine Konsequenz aus dem ersten Weltkrieg, sondernauch um das Ergebnis einer Diskussion, die sich schon in den Jahren vordem Krieg angebahnt hatte und im Zentrum einer lebhaften Auseinander-setzung über die Frage der ,Germanisierung’ des Gardasees gestanden hatte.Dieses Thema wurde von verschiedenen lokalen und auch nationalen Zei-tungen aufgenommen und sogar im Parlament diskutiert34. Mit der Italiani-sierung der Riviera ist eine wichtige Phase nicht nur der lokalen Geschichte,sondern auch der deutsch-italienischen Beziehungen zur Zeit der Jahrhun-dertwende und der Giolitti-Zeit in Vergessenheit geraten. Ein aufmerksamerZeuge dieser Epoche war der Bote vom Gardasee.

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32 »[...] aufgrund des Königlichen Erlasses Nr. 470 vom 10. April 1921, der sich wiederum aufdie Art. 297 lit. B des Versailler und Art. 249 lit. B des Vertrages von St. Germain stützte«,Mazza / Schlude: Gardone mitteleuropea, S. 281.33 Ebenda, S. 189.34 Vgl. ebenda, S. 160-167 und S. 297-301.

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1.2 Eine deutsche Fremdenzeitung in Italien: ihr Konzept, ihre Leser

Gründer des Boten vom Gardasee war der Journalist, Schriftsteller und Über-setzer Ottomar Piltz aus Dresden. Obwohl Piltz nur bis 1903 Chefredakteurdes Boten war, was auf seine vielfältigen anderweitigen Tätigkeiten zurück-zuführen sein könnte35, veröffentlichte er weiterhin Artikel im Boten. Von

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35 Ottomar Piltz war Präsident des Kurvereins von Maderno. Mit 30 Jahren kam er brustkrankzur Riviera, nachdem er in Dresden, seinem Geburtsort, und in Trier als Zeitungsredakteur ge-arbeitet hatte und dann in Mailand als Korrespondent der Magdeburger Zeitung tätig gewesen war.Er starb mit 45, am 27. Dezember 1908. Darüber berichtet der im Boten (10. Jh., Nr. 14) er-schienene Nekrolog: »Ottomar Piltz wurde am 9. Oktober 1864 in Dresden geboren. Er studiertezuerst Medizin, sattelte aber später, nach einem längeren Aufenthalt im Ausland, um und lebtein Dresden und Trier als Redakteur. Aber schon als Student war er schriftstellerisch tätig. Vonder „Magdeburgischen Zeitung“ als Korrespondent nach Italien geschickt ließ er sich zuerst inMailand und später aus Gesundheitsrücksichten an der ligurischen Riviera nieder. Erst vor etwa15 Jahren kam er an den Gardasee. Im Jahre 1903 legte er die Leitung des „Boten vom Garda-see“, den er einige Jahre vorher begründet hatte, nieder, um sich ganz seinen anderen Arbeitenzu widmen. Er gab eine Anzahl Führer heraus, von denen besonders sein Gardaseeführer zahl-reiche Auflagen erlebte. Auch seine „Gardaseenovellen“ sind kürzlich in der 2. Auflage erschie-nen. Ferner übersetzte er auch einige deutsche Lustspiele ins Italienische, die verschiedentlichmit gutem Erfolge aufgeführt wurden. – Für den Gardasee und die Entwickelung unserer Kur-orte tat er sehr viel, da es ihm seine weitverzweigten journalistischen Verbindungen möglichmachten, sehr viel über den Gardasee zu publizieren. An seiner Bahre trauern mit seiner Familiezahlreiche Freunde, die in ihm einen mit reichem Wissen ausgestatteten ungemein tätigen Men-schen schätzten«. Die kurze Notiz über Ottomar Piltz in der Enciclopedia Bresciana stellt ihn alsFörderer der Germanisierung des italienischen Tirols und des Fassa Tales dar: »Piltz, Ottomar,sec. XIX-XX, albergatore e presidente della stazione climatica di Maderno. Nel febbraio 1900fondò e diresse un giornale dal titolo ‘Der Bote vom Gardasee’ (‘Il Corriere del Lago di Garda’)nel quale sostenne la germanizzazione del Tirolo italiano e della Val di Fassa« Antonio Fappani:Enciclopedia Bresciana. Vol. XIII. Brescia: La Voce del Popolo 1996, S. 107. Piltz schrieb einenFührer über den Gardasee: Der Gardasee. Gardone Riviera: Verlag des Deutschen KaufhausesOelsner 1902, dessen zweite Auflage heißt: Gardasee Führer. Mit zahlreichen Abbildungen und Karten.Brescia: Unione tipo-litografica bresciana 1903. Piltz war auch Schriftsteller und veröffentlichtedie Novellensammlung: Sommernächte am Gardasee: Skizzen und Novellen. Salò: Tipografia Gio.Devoti 1902. Er veröffentlichte auch die Prospekte der Kurvereine von Gardone Riviera – Maderno undSalò. Im Boten wurden verschiedene Artikel von Piltz veröffentlicht u.a.: Die Italienerin. In: DBG1. Jg. Nr. 4, 25. März 1900; Italienische und deutsche Liebe. In: DBG 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900, Früh-lingstage in Venedig. In: 1. Jg. Nr. 6, 8. April 1900; Im Land der Roulette I. Land und Leute. In: DBG1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900, Im Land der Roulette II. Die Spielbank. In: DBG 1. Jg. Nr. 7, 15. April1900; Goethe in Malcesine. In: DBG 8. Jg. Nr. 9, 2. Dezember 1906.

DIE RIVIERA DES GARDASEES UND »DAS ERSTE DEUTSCHE BLATT IN ITALIEN«DIE RIVIERA DES GARDASEES UND »DAS ERSTE DEUTSCHE BLATT IN ITALIEN«

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der ersten Ausgabe im fünften Erscheinungsjahr an wird als neuer Redakteurder Journalist Martin Birnbaum genannt, der bis 1914 allein für die Zeitung36

verantwortlich war. Im Frühjahr 1914 erlitt er einen Schlaganfall, was nichtnur seine Untätigkeit, sondern auch das Ende des Boten bedeutete37.

Der Bote wurde nicht nur am Gardasee verkauft, sondern auch in Brescia,Mailand, Chiasso, Ala, Mori, Verona und Venedig; vom fünften Erschei-nungsjahr an wird auch eine Verteilerfirma in Deutschland erwähnt: »Ver-triebstelle für Deutschland: Touristen-Magazin H. Mues, Berlin, Kronen-

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36 Periodika werden in zwei Hauptgattungen differenziert: Zeitung und Zeitschrift: »Vier Merk-male kennzeichnen die Zeitung: 1. Publizität, also Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit;2. Aktualität, also auf die Gegenwart bezogen, die gegenwärtige Existenz betreffend, sie be-einflussend, neu und gegenwärtig wichtig; 3. Universalität - kein Thema ist ausgenommen;Periodizität, und zwar nicht begrenzte, sondern unbegrenzte Periodizität, d. h. in regelmäßigenAbständen immer wiederkehrend, angelegt auf fortlaufende Erscheinungsweise« JürgenWilke, Pressegeschichte. In: Elisabeth Noelle-Neumann / Winfried Schulz / Jürgen Wilke (Hg.):Fischer Lexikon. Publizistik. Massenkommunikation. Frankfurt a. M.: Fischer 2009, S. 501. »DieZeitschrift besitzt mit der Zeitung gemeinsam die Merkmale Publizität und Periodizität, dagegenist eines der Merkmale Aktualität und Universalität (oder beide) nur abgeschwächt, „begrenzt“oder gar nicht vorhanden« ebenda S. 510. Nach diesen Definitionen kann man den Boten alsZeitung einordnen.37 Vgl. Mazza / Schlude: Gardone mitteleuropea, S. 243. Für weitere und ausführlichere Nachrichtenüber Martin Birnbaum, der 1877 in Berlin geboren wurde, bedanke ich mich bei Elena Raponi,die mich auf die Erinnerungen Viktor Klemperers über Martin Birnbaum aufmerksam gemachthat. Klemperer lernte Birnbaum 1898 in Berlin kennen und beschreibt er als einen sehr belesenenMann, der davon träumte, »mit den Dingen der Literatur und der Presse in engerer Verbindungsein zu dürfen, als ihm jetzt möglich war. Er träumte von einer halb geschäftlichen Stellung ineiner Verlagshandlung oder Redaktion«; der Traum ging: »auf eine für ihn märchenhafte Weisenicht viel später in Erfüllung. Er wurde, Gott weiß durch welche Verkettung, der Schriftleiterund Geschäftsführer des Boten vom Gardasee, eines winzigen in Salò erscheinenden Blattes. Dahatte er Bädernachrichten zu redigieren, Annoncen in Hotels zu acquirieren, “Persönlichkeiten”zu interviewen, in den entzückenden Orten, in der wunderbaren Landschaft ständig zwischenItalien und Österreich zu pendeln; da konnte er auch als gelegentlicher und zusätzlicher Aus-landskorrespondent verschiedener deutscher Zeitungen tätig sein« Victor Klemperer: CurriculumVitae. Erinnerungen eines Philologen 1881-1918. 2 Bde. [Erstes Buch 1881-1912; Zweites Buch1912-1918]. Hrsg. von Walter Nowojski. Berlin: Rütten & Loening 1989, 1. Buch, S. 167-168.Birnbaum gab 1913 eine verbesserte Ausgabe des Führers von Piltz heraus: Der Gardasee mitArco und dem Iseosee. Mit zahlreichen Abbildungen und Karten, 5. verbesserte Auflage. Wien:Ed. Perles 1913. Die Redaktion des Boten zog von Maderno nach Salò um, zuerst in VillaLepanto und dann in die Lokale des Cafés Borra am Vittorio Emanuele-Platz.

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strasse 15«. Die sechste Nummer des ersten Erscheinungsjahres gibt be-kannt, dass der k.k. Südbahngesellschaft in Wien die Genehmigung erteiltwurde, den Boten durch Buchhändler an den Stationen der Brennerbahn zuverkaufen, und dass auch die Direktion der bayerischen Staatsbahn und derGotthardbahn darum ersucht wurden, dem stattzugeben38. In der zwölftenNummer des ersten Erscheinungsjahres ist zu lesen, dass der Bote »daswirksamste Insertionsorgan für Hotels und gesellschaftliche Unternehmun-gen aller Art im Gebiete des Gardasees« war und nicht nur am Gardaseeverbreitet war, »sondern auf Kosten der Kurvereine von Gardone Riviera– Salò und Maderno, auch in allen großen Hotels Tyrols, des bayerischenHochlandes und der angrenzenden Alpengebiete sowie der Lombardei undVenetiens aufgelegt«39 wurde. Die Inserate von Hotels in Venedig, in Mai-land, in Rapallo und Santa Margherita an der Ligurischen Riviera bezeugen,dass der Bote eine weite Verbreitung hatte.

Viele deutsche Zeitungen trugen dazu bei, ihn im deutschsprachigenRaum bekannt zu machen. In der zweiten Nummer des Boten von 1900wird berichtet, dass folgende Zeitungen die Entstehung des Blattes ange-kündigt und mit positiven Worten begrüßt hatten: Die Magdeburgische Zeitung,die Rheinisch-Westfälische Zeitung, der Berliner Börsencourier, die Frankfurter Zeitung,die Weserzeitung in Bremen, die Augsburger Abendzeitung, die auch an der Ri-viera gelesen wurde und zu den renommiertesten und am weitesten ver-breiteten Zeitungen Bayerns gehörte40. Auch die italienische Presse, insbe-sondere die Provincia di Brescia und die Sentinella bresciana41, berichteten überdas neue Blatt. Die Redaktion des Boten stand offenbar in Kontakt mit deut-

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38 In: DBG 1. Jg. Nr. 6, 8. April 1900.39 Der Bote vom Gardasee ist die einzige deutsche Zeitung Italiens. In: DBG 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900.40 Zur Geschichte der deutschen Presse zu Beginn des 20. Jahrhunderts vgl. unter anderemHeinz-Dietrich Fischer (Hg.): Deutsche Zeitungen des 17. Bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München:Verlag Dokumentation 1972; Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866-1918. 1. Band: Ar-beitswelt und Bürgergeist. München: Beck 1998, besonders das Kapitel XVI, Die Presse, S. 797-811; Rudolf Stöber: Deutsche Pressegeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 2. ÜberarbeiteteAufl. Konstanz: UTB 2005, besonders S. 118-290. 41 Rivierachronik. In: 1. Jg. Nr. 2, 11. März 1900.

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schen Zeitungsverlagen, vor allem mit zwei liberalen und demokratischenBlättern, der Vossischen Zeitung und der Frankfurter Zeitung42, in denen Artikelerchienen, die dann aber auch im Boten veröffentlicht wurden43.

Über Erfolg, Verbreitung und Konzept der Fremdenzeitung berichtetdie zweite Nummer des vierten Jahrgangs 1902:

Der Bote vom Gardasee ist nunmehr in seinen 4. Jahrgang eingetreten und hat sichzahlreiche Freunde in allen deutschen Ländern und in Italien erworben. Er spiegelt dasgesamte Kurleben und die wirtschaftliche Entwicklung des Gardasees wieder und un-terrichtet seine Leser über alle bemerkenswerten Ereignisse in Italien44 .

Obwohl der Bote als eine lokalorientierte Zeitung entstand, die dendeutschsprachigen Touristen oder Ansässigen praktische Hinweise und In-formationen bot, präsentierte er sich von Anfang an anspruchsvoller alsübliche Lokalzeitungen. Die »einzige deutsche Zeitung Italiens«, so steht inder ersten Nummer45, zielte darauf ab, ein ,Fenster auf Italien’ für Deutsch-

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42 Vgl. Stöber: Deutsche Pressegeschichte, S. 236-237.43 Vgl. unter anderem Robert Kohlrausch: Pro Benaco. In: DBG 9. Jg. Nr. 2, 6. Oktober 1907(aus der Frankfurter Zeitung); Vom internationalen Kongress der Hotelbesitzer. In: DBG 10. Jg. Nr. 8,22. November 1908 (aus der Frankfurter Zeitung); Martin Birnbaum: Augenblicksbilder vom Gardasee.In: DBG 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909 (aus der Vossischen Zeitung); Martin Birnbaum: Vorfrühlingam Gardasee. Aus der Gardaseenummer der Vossischen Zeitung. In: DBG 12. Jg. Nr. 18, 29. Januar1911. Die Redaktion des Boten schenkte auch der Welt der italienischen Presse Aufmerksamkeit,vgl. unter anderen die Artikel: Italienische Zeitungen in Deutschland. In: DBG 6. Jg. Nr. 1, 2. Oktober1904; Italienische Blätter über Deutschland und Österreich. In: DBG 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912.44 Einladung zum Bezug des ,Boten vom Gardasee’. In: DBG 4. Jg. Nr. 2, 5. Oktober 1902. Vom 1. biszum 3. Jahrgang heißt die Zeitung Der Bote vom Gardasee; ab dem 4. Jahrgang heißt sie Der Bote vomGardasee – Mit der Fremdenliste und ab dem 10. Jahrgang Der Bote vom Gardasee. Gardasee-Fremdenblatt. 45 Erst seit 1904 wurde im damals österreichischen Riva Die Gardasee-Post veröffentlicht, zuerstals Wochenschrift, ab 1906 als Vierteljahreszeitschrift. Sie bestand bis 1912. Mauro Graziolierwähnt in seinem Beitrag Il turismo nella prima metà del ’900 (in: Mirelia Scudellari (a cura di): Illago di Garda e la storia del ‘900. Vicende politiche e risvolti culturali. Atti del convegno di storia gardesana,Salò – 28 settembre 2001. Salò: ASAR 2003, S. 61-93) neben dem Boten auch andere Periodika,die in jenen Jahren veröffentlicht wurden und in italienischer Sprache geschrieben wurden (IlBaldo, L’Eco del Baldo, Il Garda, La rivista del Garda u.s. w.) und weist darauf hin, dass sie leidernoch nicht genug erforscht worden sind (vgl. dazu S. 61).

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sprachige zu werden. Die Redaktion betonte immer wieder, der Bote sei»das erste deutsche Blatt in Italien«46 und seine Verbreitung sei sehr groß.Das bezeugt auch die Tatsache, dass der Anzeigenteil Inserate von Hotelsin Mailand, Venedig und an der ligurischen Riviera enthielt. Die genaueAuflage ist nicht bekannt, da die Druckerei Gio. Devoti, die den Boten druck-te, nicht mehr existiert und kein Archiv hinterlassen hat.

Sein Format war das einer Tageszeitung47: jede Seite drei- oder vierspaltig,vier bis zehn Seiten insgesamt, zwei davon für den redaktionellen Teil, derRest für die Inserate. Die Ansprüche des Blattes waren, wie gesagt, nichtsosehr diejenigen einer üblichen Lokalzeitung, die hauptsächlich »das Bildder Lage im Verbreitungsbezirk«48 darstellte und über die Kommunalpolitik,die heimatliche Wirtschaft, die ökonomische Situation der ortsansässigenIndustrie, die Angelegenheiten der Zünfte und Genossenschaften, das Ver-einswesen, öffentliche kulturelle Veranstaltungen, Personalien usw. berich-tete. In der besonders zwischen 1870 und 1900 rasch anwachsendendeutschsprachigen Presselandschaft49 hatte der Bote ein eher einzigartigesKonzept. Er richtete sich sowohl an potentielle und anwesende Touristenals auch an Deutsche, die am Gardasee ansässig waren, und wirkte einerseitsals Werbemittel, um den Fremdenverkehr an der Riviera des Gardasees zufördern, andererseits auch als Informationsmedium. Die Informationenwaren nicht nur pragmatischer Natur, wie ein Ärzteverzeichnis, ein Damp-ferfahrplan oder Wegmarkierungen; geboten wurden auch Berichte über

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46 Nachrichten Gardasee. In: DBG, 1. Jg., Nr. 1, 25. Februar.47 Zur Zeit des Boten hatten die italienischen Zeitungen noch kein festes Format (30x22 bis 63x45);vgl. Giuseppe Farinelli / Ermanno Paccagnini / Giovanni Santambrogio / Angela Ida Villa: Storiadel giornalismo italiano. Torino: Utet 1997 pp. 172-174. Das Format des Boten war 41x29 cm. Zutechnischen Aspekten vgl. auch Stöber: Deutsche Pressegeschichte, besonders S. 118-158.48 Hugo Buschmann: Die deutsche Lokalpresse. Bielefeld: Bertelsmann Verlag 1922, S. 35. DasBuch fasst die Entwicklung der deutschen Lokalpresse von 1800 bis 1916 ins Auge und un-terscheidet zwischen Preußen und Deutschland. Von 1881 bis 1890 wurde der Gipfel erreicht:265 Zeitungsgründungen in Preußen und 505 in Deutschland.49 1850 hatte es etwa 1500 Zeitungen gegeben, Ende der 70 Jahre etwa 2400, 1914 4221, vgl.Nipperdey: Deutsche Geschichte, S. 798.

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bemerkenswerte italienische Ereignisse. Die Zeitung bestand aus zweiHauptteilen: Der erste Teil enthielt Artikel verschiedenen Inhalts, der zweitetrug den Titel Beilage und enthielt Inserate und praktische Hinweise. DieArtikel waren unterschiedlichen Inhalts: fast immer gab es Nachrichtenüber das lokale Leben, denen zweierlei Rubriken gewidmet waren. Wennwichtige Ereignisse am Gardasee stattfanden, gab es die Rivierachronik, dieüblicherweise als Eröffnungsartikel erschien. Am Ende des ersten Teilsstanden vor der Beilage die so genannten Lokalnachrichten, die kurze Mittei-lungen über die spezifischen Ortschaften der Riviera (Salò, Maderno, Gar-done Riviera…) enthielten. Hier wurden allerdings auch Nachrichten überOrte oder Ereignisse wiedergegeben, die nicht die Riviera betrafen. In die-sem Falle war der Titel dieser Rubrik Lokales und Vermischtes. Die Themen-bereiche der anderen im Boten enthaltenen Artikel waren sehr differenziert:Man findet Texte über Innen- und Außenpolitik, über Wirtschaft, über denVatikan. Beliebt war außerdem das Thema Reisen: zahlreich erschienen Rei-seerzählungen und Reiseerinnerungen von Deutschen, die in Italien undam Gardasee waren, aber auch Überlegungen über den Wert des Reisensoder Berichte über wissenschaftliche Expeditionen oder Entdeckungsrei-sen50. Ein beliebtes Thema waren die Verkehrsnachrichten – oft findet manArtikel mit diesem Titel, die über die Erweiterung des italienischen Eisen-bahnnetzes und anderer Verkehrsverbindungen informierten. Nicht seltengibt es außerdem Berichte über Verbrechen aus Eifersucht und tragischeLiebesgeschichten. Gut vertreten sind auch literarische Texte, Gedichte,Erzählungen, kulturelle Artikel über das italienische Theater- und Musikle-ben und Rezensionen von literarischen Werken, die neu veröffentlicht wur-den und hauptsächlich den Gardasee als Handlungsort hatten.

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50 Vgl. z. B. den Artikel Die Nordpolexpedition des Herzogs der Abruzzen. In: DBG 1. Jg. Nr. 14, 16.September 1900, der so beginnt: »Den reinsten Ruhm, der dem italienischen Lande in denletzten Jahren zuteil wurde, verdankt es dem Prinzen Luigi von Savojen, Herzog der Abruzzen«,der sich der Erforschung der Polarländer gewidmet hat. Vgl. auch: Eine neue Expedition des Her-zogs der Abruzzen in Afrika. In: DBG 7. Jg. Nr. 21, 18. Februar 1906; Die Himalajareise des Herzogsder Abruzzen. In: DBG 10. Jg. Nr. 12, 20. Dezember 1908; Die Himalaya - Expedition des Herzogsder Abruzzen. In: 11. Jg. Nr. 1, 3. Oktober 1909.

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Die Redakteure, zu Beginn Ottomar Piltz und dann sein NachfolgerMartin Birnbaum, verfassten die meisten Artikel, von denen viele aber ano-nym erschienen: Das Blatt veröffentlichte auch Beiträge von gelegentlichenMitarbeitern, Besuchern des Sees, die üblicherweise Reiseerinnerungen,aber auch literarische Texte in Prosa oder Versen über Italien schrieben. Esfehlen Daten zur Finanzierung, es ist aber anzunehmen, dass der Bote sichnur durch die Einkommen der Inserate, der Abonnements und durch dieUnterstützung des lokalen Kurvereins finanzierte. Er war kein reiches Blattund konnte sich keine großen Namen als Mitarbeiter leisten.

Dem deutsch-italienischen Zusammenleben an der Riviera setzte derErste Weltkrieg ein Ende. Auch der Bote vom Gardasee wurde 1914 eingestellt.Die zeitungswissenschaftliche Erforschung der Bedeutung des Boten stehtnoch aus. Dass er aber im Rahmen der damaligen deutschsprachigen Pressekeine zentrale Rolle gespielt hat, scheint ziemlich wahrscheinlich. Die vonLudwig Thoma, Hermann Hesse und Kurt Aram herausgegebene Mün-chener Zeitschrift März definierte 1910 den Boten als »ein wöchentlich er-scheinendes Kurblättchen von vier Seiten Großquart Umfang, das dazu inder toten Saison sein Erscheinen einstellt«51. Seinen Titel sucht man verge-bens in den Bibliographien der deutschen Presse52. Die Geschichte derdeutschen Presse im Ausland ist ein wenig erforschter Bereich, damals wieheute - trotz einer interessanten und reichen Tradition. Schon im Jahre1927 beklagte Gustav Wahl den Mangel an Kenntnissen über die deutschePresse im Ausland, die seit 1600 zu bezeugen sei: zuerst in Dänemark, dannim Baltenland, in Riga und dann auf russischem Boden, in St. Petersburg,und sogar in Nordamerika, in Philadelphia53. In der 1932 erschienenen In-

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51 4. Jg. 1910, Erster Band (Januar bis März), S. 327. Die Information, dass der Bote im Sommerseine Veröffentlichung einstellte, ist aber nicht wahr, der Bote erschien im Sommer, von Junibis August, einmal pro Monat. 52 Vgl. Gert Hagelweide: Literatur zur deutschsprachigen Presse. Eine Bibliographie. 20 Bände. Mün-chen: Saur 1985-2007.53 Vgl. Gustav Wahl: Aus der Geschichte der deutschen Auslandszeitungen. In: Von Büchern und Menschen,hrsg. von Conrad Höfer und Hans Alexander Müller. Festschrift für Fedor Zobeltitz zum 5.Oktober 1927. Weimar: Gesellschaft der Bibliophilen 1927, S. 113-127.

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ternationalen Bibliographie des deutschen Zeitungswesens listet der Abschnitt DeutschePresse im Ausland einige Studien zum Thema auf: zu den schon erwähntenGebieten und Orten kommen noch Polen und Prag und sogar Nebraskahinzu, aber von Italien kein Wort54. Daraus könnte man schließen, dass diedeutsche Presse in Italien keine Tradition hatte und daher der Bote trotz sei-nes fünfzehnjährigen Bestehens tatsächlich eine singuläre Erscheinung war.

Wer waren die Menschen, welche die Riviera besuchten, und was für einLesepublikum erreichte der Bote vom Gardasee? Der moderne Tourismus warzu Beginn des 19. Jahrhunderts in England als unmittelbare Folge der In-dustrialisierung und der Verbürgerlichung der Gesellschaft entstanden: DieErfindung des Dampfschiffes und der Eisenbahn trugen zur Modernisie-rung des Reisens bei und prägten das Gesicht des europäischen Fremden-

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54 Vgl. Karl Bömer: Die deutsche Presse im Ausland. In Karl Bömer (Hg.): Internationale Bibliographiedes Zeitungswesens. Reprint. Wiesbaden: Harrassowitz 1969 (Leipzig 1932), S. 107-109 (vgl auchKarl Bömer: Bibliographisches Handbuch der Zeitungswissenschaft. Kritische und systematische Einführungin den Stand der deutschen Zeitungsforschung. Leipzig: Otto Harrassowitz 1929); 1956 wurde vonKarl Kurth ein Handbuch der deutschsprachigen Presse außerhalb Deutschlands herausgegeben (Würz-burg: Holzner), das eine Bestandsaufnahme der deutschsprachigen Presse seit dem Ende desZweiten Weltkrieges bietet und auch Italien einbezieht (S. 40-44). Keine Hinweise werden je-doch über die Vergangenheit gegeben, kein Wort findet man hier über die Existenz deutsch-sprachiger Presse in Italien vor dem Ersten Weltkrieg wie auch in: Friedrich Carl Badendieck:Die Presse des Grenz- und Auslandsdeutschtums. In: Deutsche Politik. Ein völkisches Handbuch, 16. Teil:Mittel und Wege im Nationalitätenkampf. Frankfurt a. M.: Engbert & Schlosser 1925. Auch inneueren Beiträgen zur Pressegeschichte ( vgl. unter anderem Stöber: Deutsche Pressegeschichte;Wilke: Pressegeschichte. In: Noelle-Neumann u. a.: Fischer Lexikon, S. 501-535; Konrad Dussel:Deutsche Tagespresse im 19. und 20. Jahrhundert. Münster: Lit Verlag 2004, besonders das 5. Kapitel:Presse im Kaiserreich 1871-1918, S. 83-119) wird die Geschichte der deutschen Presse im Auslandkaum ins Auge gefasst, nur die Exilpresse (1933-1945) ist ein Thema (vgl. Hélène Roussel: Zurhistorischen Bedeutung der deutschen Exilpresse und zu den Bedingungen ihrer Erforschung. In: AstridBlome / Holger Böning (Hg.): Presse und Geschichte. Leistungen und Perspektiven der historischenPresseforschung. Bremen: edition lumière 2008, S. 349-373). Jürgen Wilke stellt fest, dass Presse-geschichten in der Regel als Nationalgeschichten geschrieben werden. Hauptgrund sei bestimmtdie Sprache, aber auch das Mediensystem und das politische System, zu dem die Pressegehört, wie auch die gesellschaftlichen Randbedingungen (vgl. Jürgen Wilke: Motive, Erfahrungenund Probleme beim Schreiben einer Mediengeschichte. In: ebenda, S.430). Die internationale Dimensionwird im Sinne der Erforschung der Geschichte der Presse in anderen Ländern ins Auge gefasst:Martin Welke / Jürgen Wilke (Hg.): 400 Jahre Zeitung. Die Entwicklung der Tagespresse im interna-tionalen Kontext. Bremen: edition lumière 2008.

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verkehrs, der zu einer Massenbewegung wurde. Der legendäre Orient-Ex-press, aber auch der Zug Paris-Nizza-Rom und der Nord-Süd-Express, einLuxuszug von Deutschland nach Italien, verbanden europäische Metropolenmiteinander. Reisen war nicht mehr exklusiv. Im Jahre 1903 sprach manvon einem »sight-seeing-Volk« und »billigem Reisepöbel«55 und 1950 wurdenReisende als »Riesenbakterien«56 definiert. Wie eng die Verbindung zwischenIndustriegesellschaft und Tourismus war, zeigt sowohl die Tatsache, dassEngländer das erste Reisevolk der Welt wurden, als auch, dass die Touris-musindustrie infolge der Initiativen von John Murray und Thomas Cook inEngland entstand: 1836 erschien das erste Red Book von Murray, Vorbildfür Karl Baedekers Reiseführer, und zehn Jahre später begann ThomasCook Reisen in England, in Europa und auch außerhalb Europas zu orga-nisieren. Schon 1800 war jedoch das Wort ,Touristen’ in deutschen Wörter-büchern aufgetaucht, im Jahre 1811 das Wort ,Tourismus’: »Diese Neubil-dungen sind keineswegs zufällig […], der englischen Sprache zu verdanken«,notiert Hans Magnus Enzensberger57.

In Deutschland entwickelte sich der Tourismus etwas später als in Eng-land58. Der erste Zug fuhr 1835 zwischen Nürnberg und Fürth – in England1825 zwischen Darlington und Stockton; nach der Jahrhundertmitte wur-den die ersten deutschen Reisebüros eröffnet: 1854 das Reisebüro Rieselund 1863 das Reisebüro Stangen, das anfangs einen Ausflug in die sächsi-sche Schweiz organisierte, schon ein Jahr nach der Gründung aber eineReise nach Ägypten und ins Heilige Land59. Wenn in England der Massen-tourismus aus Kleinbürgern bestand, waren die deutschen Touristen vorallem Priviligierte, Adelige oder Patrizier60.

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55 A. I. Shand zitiert in: Hans Magnus Enzensberger: Vergebliche Brandung der Ferne. Eine Theoriedes Tourismus. In: Merkur, XII (1958), S. 701-720, hier S.704.56 Gerhard Nebel zitiert in ebenda, S. 703.57 Ebenda.58 Vgl. Hasso Spode: Wie die Deutschen „Reiseweltmeister“ wurden. Eine Einführung in die Tourismus-geschichte. Meiningen: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen 2003.59 Ebenda, S. 712.60 Ebenda.

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildeten sich die wesentlichen modernenFremdenverkehrstypologien heraus: Besichtigungs- und Bildungstourismus,Badetourismus, Kururlaub, Luxusschifffahrten, Alpinismus, Wintersport-urlaub61. Der Tourismus am Gardasee war Tourismus der Wintersaison,und zwar elitärer Kururlaub. Bis zum Ersten Weltkrieg war der Tourismusüberall in Italien auf eine elitäre Bevölkerungsschicht zugeschnitten unddas war der Grund, wie Patrizia Battilani hervorhebt, weshalb italienischeTourismus-Hochburgen wie Sanremo, Rimini oder Venedig sich alle ähnlichsahen: Seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden an diesen Or-ten Villen und Grand Hotels gebaut, wie auch an der Riviera des Garda-sees62: »Die vielen neuen Villenbauten, mit denen während des Sommershauptsächlich in Gardone und Fasano begonnen wurde, sind fast alle indiesen Tagen beendet worden«63; es wird dann auch berichtet, dass dasGrand Hotel Gardone Riviera einen »elektrischen Fahrstuhl«64 erhaltenhatte und somit für die Gäste komfortabler wurde.

In der Nummer vom 25. Mai 1913 des Boten wird die Fremdenverkehrs-statistik der Riviera der letzten dreizehn Jahre veröffentlicht: Die Zahl deranwesenden Touristen stieg von 4575 in der Saison 1900-1901 auf 12.636in der Saison 1912-191365. Schon von den ersten zwei Ausgaben an wirddeutlich, dass die Riviera von einem elitären Publikum aufgesucht wurde,nicht nur unter sozialen, sondern auch unter kulturellen Gesichtspunkten.In der ersten Nummer des Boten heißt es, dass die Witwe von Kaiser Fried-rich III. »fast jedes Frühjahr und jeden Herbst dem Gardasee einen Besuchabstattet«66. Der Bote versäumt keine Gelegenheit, von der Anwesenheitdeutscher Prominenter an der Riviera zu berichten. König Georg vonSachsen hielt sich im Frühling 1903 in Gardone auf – über ihn berichten

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61 Vgl. Battilani: Vacanze di pochi, in Bezug auf Italien vgl. besonders S. 200-230.62 Vgl. ebenda, S. 325.63 Rivierachronik, 5. Jg., Nr. 36, August 1904.64 Ebenda.65 Der Verlauf der Saison. In: DBG 14. Jg. Nr. 35, 25. Mai 1913.66 Nachrichten vom Gardasee. In: DBG 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar 1900.

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mehrere Artikel des vierten Jahrganges67 – , aber auch Cosima Wagner,Franz von Lenbach, Wilhelm Dilthey68, Otto Erich Hartleben69 und Ger-hart Hauptmann70 reisten in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts anden Gardasee. Die deutsche Kolonie am Gardasee bestand hauptsächlichaus Deutschen aus dem wilhelminischen Reich, und auch wenn die Frem-denlisten des Boten Besucher aus dem habsburgischen Kaiserreich verzeich-nen, muss man feststellen, dass die Kolonie eher deutsch als österreichischgeprägt war71. Jedes Jahr erwähnt der Bote im Januar den Geburtstag Wil-helms II. und berichtet, im Grand Hotel in Gardone finde eine Feier statt,wie z. B. in der 18. Nummer des vierten Jahrganges zu lesen ist: »NächstenDienstag vollendet der deutsche Kaiser Wilhelm II. sein 44. Lebensjahr.Die deutsche Kolonie der Riviera des Gardasees und die Kurgäste verei-nigen sich dem guten Herkommen gemäß an diesem Tage zu einer Kaiser-feier, die der Kurverein Gardone Riviera im Grand Hotel veranstaltet«72.Der Bote versäumt nicht die Gelegenheit, die friedlichen deutsch-italieni-schen Beziehungen zu loben und fügt hinzu:

Die herzlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien hat der Kaiser durchErneuerung des Dreibundes gestärkt. Mit herzlicher Freude haben auch wir Deutscheam Gardasee die Reise König Viktor Emanuels III. nach Berlin an den Hof des deut-schen Kaisers verfolgt, und mit aufrichtiger Begeisterung werden wir unseren Kaiserbegrüßen, wenn er in wenigen Wochen italienischen Boden betritt und den Besuchseines Freundes und Verbündeten in Rom erwidert. Vielleicht führt ihn seine Fahrtdiesmal auch über den Gardasee, den seine Mutter, die verstorbene Kaiserin Friedrich,so sehr geliebt hat73.

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67 Vgl. unter anderen die Ausgaben 23, 24, 25 und 28.68 Vgl. Rivierachronik. In: DBG 4. Jg. Nr. 30, 19. April 1903.69 Vgl. unter anderem Rivierachronik. In: DBG 5. Jg. Nr. 1, 27. September 1903.70 Rivierachronik. In: DBG 8. Jg. Nr. 5, 4. November 1906. 71 Im Jahre 1907 erscheint der Artikel Das Befinden des Kaisers Franz Josef. In: DBG 9. Jg. Nr. 4,20. Oktober 1907, aber Österreich ist kein besonderes Thema für den Boten.72 Kaisers Geburtstag. In: DBG 4. Jg. Nr. 18, 25. Januar 1903.73 Ebenda. Mit Kaiserin Friedrich ist Victoria gemeint, Frau des 1888 verstorbenen KaisersFriedrich III und Tochter der Königin Victoria von Großbritannien.

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Zwei weitere Persönlichkeiten waren für den Boten besonders wichtig –nicht nur, weil sie Prominenzen der deutschen Kulturszene und der politi-schen Welt Italiens waren, sondern auch, weil beide den Willen zur Bildungeines friedlichen deutsch-italienischen Zusammenlebens am Gardasee ver-körperten: der Schriftsteller Paul Heyse und der Brescianer Politiker Giu-seppe Zanardelli, zuerst Justizminister74 und später, von Februar 1901 bisOktober 1903, Ministerpräsident des Italienischen Königreichs.

In der zweiten Ausgabe des Boten liest man, der berühmte deutscheSchriftsteller Paul Heyse werde am 15. März 1900 seinen Geburtstag in sei-ner Villa in Gardone Riviera feiern. In dem Artikel wird auch darauf hin-gewiesen, wie positiv der Aufenthalt an der Riviera auf den alten Dichterwirkte: so wird Heyse testimonial ante litteram einer Werbung, weil seinfroher Mut und sein jugendlicher Geist als Folgen der therapeutischen Ei-genschaften des Gardasees hingestellt werden.

Wer den Dichter sich auf der Promenade ergehen sieht, würde ihm niemals 70 [Jahre]geben, so stattlich ist seine Gestalt, so jugendlich sind seine Bewegungen. Und nun garseine feurig strahlenden Dichteraugen! […] Der Entschluss des Dichters, sich dauerndan unserer Riviera anzusiedeln, wird sicherlich dazu beitragen, ihm eine sonnige Hei-terkeit des Gemütes und Jugendfrische des Geistes noch auf lange, lange Jahre hinauszu erhalten. Das ist der innige Wunsch der Deutschen am Gardasee, und nicht derDeutschen allein, denn die Gebildeten der einheimischen Bevölkerung schätzen unserenDichter, der Sitte und Leben der Italiener so häufig in seiner meisterhaften Art geschil-dert hat, nicht minder hoch als die Deutschen.75

Paul Heyse war nicht nur ein prominenter Vertreter der deutschen Lite-ratur und Kultur, sondern auch und vor allem ein hervorragender KennerItaliens, der ein Bindeglied beider Länder verkörperte76 und somit zum Sym-bol für das italienisch-deutsche Zusammenleben der Riviera wurde. Es istnicht verwunderlich, dass die Feierlichkeiten zu seinem Geburtstag im italie-

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74 Mit den Ministerpräsidenten der historischen Linken Depretis und Crispi.75 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 2, 11. März 1900. 76 Zu Paul Heyse und Italien vgl. Anm. 4.

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nischen Stil gehalten wurden: »Vor der Villa, auf dem See, brachten ihmseine Verehrer ein Ständchen dar. Eine Dame sang italienische Volkslieder,Raketen stiegen zum Abendhimmel empor, die Villen ringsum waren mitvenezianischen Laternen beleuchtet«77. Auch der Corriere della Sera, wird imBoten vom Gardasee berichtet, habe Heyses Geburtstag einen langen Artikelgewidmet, in dem aber bedauert werde, »dass von den Werken Heyses, derwie kein zweiter dazu beigetragen hat, die moderne italienische Dichtung inDeutschland bekannt zu machen, noch keine würdige italienische Überset-zung vorhanden ist«78. Heyse war ein wirksamer Werbeträger für die Rivieraund insbesondere sein 70. Geburtstag war dank des Boten eine Gelegenheit,den Deutschen mitzuteilen, wo Heyse den Winter verbrachte und «dadurchauf die Riviera des Gardasees in der erwünschtesten Weise aufmerksam» zumachen: »’Wo sich Paul Heyse niedergelassen hat’, sagt sich alle Welt, musses doch wohl wunderschön sein’«79. Dem Beispiel Heyses folgten zahlreicheSchriftsteller und Künstler der Münchner Kulturszene um die Jahrhundert-wende. München – Thomas Mann sprach 1903 vom leuchtenden München80

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77 Paul Heyses’s 70. Geburtstag. In: DBG 1. Jg. Nr. 3, 18. März 1900). Auch viele deutsche Freundewaren dabei: »die deutschen Schriftsteller waren vertreten durch Ernst Wichert, Ludwig Fulda,Max Kalbeck, Ernst Lange und Emma Klingenfeld, die bekannte Ibsenübersetzerin« ebenda.Zu Paul Heyse am Gardasee vgl. auch: Attilio Mazza: Paul Heyse a Gardone Riviera. In: Com-mentari dell’Ateneo di Brescia per l’anno 2000, 2002 S. 153-174; Herfried Schlude: L’opera diPaul Heyse. In: Commentari dell’Ateneo di Brescia per l’anno 2000, (2002), S. 175-187; AttilioMazza: Gardone-Mitteleuropa nel centenario del Nobel a Paul Heyse. Salò: Ateneo di Salò 2010. 78 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 4, 25. März 1900. 79 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900. Im Jahre 1906 wurde Giosuè Carduccimit dem Nobelpreis ausgezeichnet, und der Bote berichtete von der Übergabe des Preises anden alten kranken Dichter in Bologna. Es wundert aber, dass Carduccis literarische Verdienstenicht dargestellt wurden, und dass nach seinem Tode nur ein kurzer Artikel unter dem TitelCarducci und der Gardasee veröffentlicht wurde, in dem er als der große italienische Lyriker be-zeichnet wird, der eine großartige Ode an Sirmione geschrieben hatte, »die von Paul Heyse someisterhaft ins Deutsche übertragen wurde«, vgl. Die Übergabe des Nobelpreises an Giosuè Carducci.In: DBG 8. Jg. Nr. 11, 16. Dezember 1906 und Carducci und der Gardasee. In: DBG 8. Jg. Nr.21, 24. Februar 1907. Vgl. auch Sirmione, von Giosuè Carducci. Übertragen in Versmass desOriginals von Dr. Rudolf Hunziker. In: DBG 9. Jg. Nr. 5, 27. Oktober 1907.80 Vgl. Rita Calabrese: Monaco nell’Otto-Novecento. In: Atlante della letteratura tedesca, a cura di Fran-cesco Fiorentino e Giovanni Sampaolo. Macerata: Quodlibet 2009, S. 105-110; Manuel Gasser:

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– war einst die provinzielle Hauptstadt des Königreichs Bayern gewesen,hatte sich jedoch durch das Mäzenatentum der Wittelsbacher in eine Stadtder Künste und der literarischen Begegnung verwandelt, wie auch ThomasManns Tonio Kröger belegt.

Giuseppe Zanardelli wird zum ersten Mal in der siebten Nummer desBoten erwähnt und war bis zu seinem Tode am 26. Dezember 190381 eineder Hauptfiguren des Blattes. Zanardelli, der eine schöne Villa in Madernobesaß, war, wie im Boten unterstrichen wird, auch in Deutschland hoch ge-schätzt: »Wir schätzen in ihm den bedeutenden Justizminister, dem Italienein Strafgesetzbuch verdankt, das nach dem Urteile des deutschen Kaisersdas beste von allen ist«82. Der Bote widmet ihm zahlreiche Artikel, nicht zu-letzt, weil Zanardelli stets ein hervorragendes Verhältnis zur deutschenKolonie der Riviera hatte, was er kurz vor seinem Tode bei einer Feier, diezu seinen Ehren von den Bürgermeistern der Riviera organisiert wurde, inbewegende Worte fasste:

Und der deutschen Kolonie, die so guten Anspruch darauf hatte, im Comitè [sic!]vertreten zu sein – dieser Kolonie, die mit so wiederholten herzlichen Kundgebungenmir jederzeit ihre freundschaftliche Gesinnung bezeugt hat, muss ich aus ganzemHerzen die Versicherung meiner heißen Dankbarkeit darbringen. Unsere deutschenGäste, die so entzückt sind von unserem See, so begeistert von seinen Schönheiten,die unseren historischen und künstlerischen Erinnerungen einen wahren Cultus wid-men und mit heißem Bemühen in den Geist unserer Sprache eindringen, die einemGoethe die liebste von allen war – diese Kolonie ist gewiss nicht fremd unter uns,denn in ihrer Seele klingt jede Kundgebung italienischer Idealität mit. Und ich hier,wenige Schritte entfernt von dem Hause des Übersetzers unserer größten zeitgenös-sischen Dichter, bin glücklich, unseren deutschen Gästen meine herzliche Dankbarkeitund Ergebenheit zum Ausdruck zu bringen83.

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München um 1900. Bern-Stuttgart: Hallwag 1977; Walter Schmitz (Hg.): Münchener Moderne. Dieliterarische Szene in der «Kunststadt» um die Jahrhundertwende. Reclam: Stuttgart 1990.81 Giuseppe Zanardelli. In: DBG 5. Jg. Nr. 14, 29. Dezember 1903. 82 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900.83 Der Brief Zanardellis. In: DBG 5. Jg. Nr. 11, 6. Dezember 1903. Vgl. auch Zanardelli-Feier. In:DBG 5. Jg. Nr. 10, 29. November 1903. Im Nekrolog betonte Ottomar Piltz mit Ergriffenheit:»Wir können es noch immer nicht fassen, dass dies edle Herz, von dem ein Strom des Segens

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Von Beginn an ist demnach der Bote vom Gardasee bemüht, das deutsch-italienische Zusammenleben an der Riviera nicht nur auf den gegenseitigenwirtschaftlichen Vorteil zu gründen, sondern auch auf kulturelle Aspekte.So wird nicht nur die Rolle Paul Heyses hervorgehoben, der die italienischeLiteratur in Deutschland bekannt gemacht hat, sondern auch die Tatsache,dass der italienische Ministerpräsident in Deutschland sehr geschätzt war:Argumente, die über wirtschaftliche Überlegungen hinausgehen. Das imBoten stets wiedergegebene Goethe’sche Zitat ist ein Beweis dafür, dasssich die Zeitschrift zwar in die Tradition der Italiensehnsucht stellt, aberder deutschen Bewunderung für Italien auch gegenseitiges Verständnisund Hochachtung hinzufügt, um ein friedliches Zusammenleben der bei-den Kulturen zu fördern. Diese Zielsetzung ist, wie die folgende Analysezeigen wird, das hervorstechendste Merkmal der Haltung des Boten vomGardasee, das ihn von anderen Erscheinungsformen des jahrhundertelangenInteresses der Deutschen für Italien abhebt.

Vor der Thematisierung dieser Aspekte sei aber zuerst die Perspektivedes Boten auf das zeitgenössische Italien ins Auge gefasst, um die wichtigs-ten Aspekte seiner Vision der italienischen Realität zu bestimmen. DerBote bietet ein immenses Arsenal von Artikeln unterschiedlicher Natur. Eswerden wichtige Aspekte des Königreichs, unter anderem die römischeFrage, die Schule, soziale Spannungen, aber auch anthropologische Aspektedes italienischen Volkes, besonders im Hinblick auf die Frauen, im Ver-gleich mit dem deutschen Volk behandelt. Es kann hier schon antizipiert

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und wohltätiger Güte über uns ausgegangen ist, nun für immer aufgehört hat zu schlagen. InRom war Giuseppe Zanardelli der energische, weitsichtige Staatsmann, der seinem Vaterlandeunschätzbare Dienste geleistet hat. Uns war er mehr: ein gütiger Freund, der mit väterlicherSorge über das Gedeihen seiner Riviera wachte, der für jeden von uns einen Händedruck, einenfreundlichen Blick, ein leutseliges Wort übrig hatte« Ottomar Piltz: Giuseppe Zanardelli. In: DBG5. Jg. Nr.14, 29. Dezember 1903. Der Autor, wahrscheinlich Martin Birnbaum, des zweiten Teilsdes Nekrologs schrieb: »Mit großer Bewunderung sprach er von Paul Heyse, besonders von des-sen Verdeutschung der größten italienischen Lyriker. Die in Italien ansässigen Deutschen hattensich überhaupt stets von Zanardelli freundlicher Förderung zu versehen. Unvergessen wird ihminsbesondere sein verständnisvolles Eintreten für die deutschen Ärzte bleiben, die in Italien beiDeutschen ihre Praxis ausüben«, Giuseppe Zanardelli. In: DBG 5. Jg. Nr.14, 29. Dezember 1903.

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werden, dass aus den Darstellungen des Boten das Bild eines sich entwi-ckelnden Landes hervorgeht, und dass der Bote keine Gelegenheit versäumt,positive Aspekte des Königreiches zu betonen. Er will nie polemisch wirkenund versucht stets, zur Überbrückung von Vorurteilen gegen Italien bei-zutragen, wie im Fall der Debatte mit dem Verleger Karl Baedeker, dieweiter unten erwähnt wird. Deutschland und die Ereignisse dort warenkein Hauptthema des Boten; Deutschland wurde im Hinblick auf diedeutsch-italienischen Verhältnissen erwähnt, sowohl in politischer84 alsauch wirtschaftlicher85 Hinsicht, um zu zeigen, dass die Beziehungen zwi-schen den Staaten friedlich und positiv waren, aber nicht, um detalliertüber Deutschland zu informieren. Deutschland und Italien waren zweiWelten, die der Bote immer näher zusammenrücken wollte, und vielleichtwurden auch aus diesem Grund die Verkehrsverbindungen zwischen deut-schen und italienischen Städten des öfteren thematisiert86. Es war auch einAnliegen des Boten, immer wieder zu betonen, dass die deutsche Kultur inItalien große Aufmerksamkeit fand, weil Italien das Land der Kultur undder Kunst schlechthin sei: »In Italien, wo man der Kunst in weiten Kreisen

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84 Besondere Aufmerksamkeit wurde den Reisen Kaiser Wilhelms nach Italien geschenkt: Vgl.Die Italienreise des deutschen Kaisers und Die Söhne des deutschen Kaisers in Italien. In: DBG 5. Jg. Nr.28, 3. April 1904; Kaiser Wilhelm in Brescia. In: DBG 5. Jg. Nr. 32, 1. Mai 1904; Der Besuch KaiserWilhelms. In: DBG 6. Jg. Nr. 5, 30. Oktober 1904; Der Besuch Kaiser Wilhelms. In: DBG 6. Jg.Nr. 28, 9. April 1905; Von der Kaiserreise. In: DBG 6. Jg. Nr. 32, 7. Mai 1905; Kaiser Wilhelms Va-tikanpolitik. In: DBG 9. Jg. Nr. 16, 12. Januar 1908; Kaiser Wilhelms Italienreise. In: DBG 9. Jg.Nr. 25, 15. März 1908; Kaiser Wilhelms Abschied von Venedig. In: DBG 9. Jg. Nr. 28, 5. April1908; Der Glückwunsch des Papstes zum Geburtstag Kaiser Wilhelms. In: DBG 10. Jg., Nr. 18, 31. Ja-nuar 1909; Die Zusammenkunft in Venedig und Kaiser Wilhelm in Venedig. In: DBG 10. Jg. Nr. 29,18. April 1909; Die Romreise des Kaisers. In: DBG 12. Jg. Nr. 21, 19. Februar 1911. Vgl. auchin historischer Perspektive den Artikel von Martin Birnbaum: Bismarck in italienischer Betrachtung.In: DBG 5. Jg. Nr. 35, Juli 1904.85 Vgl. Die deutsch-italienischen Handelsbeziehungen. In: DBG 5. Jg. Nr. 26, 20. März 1904 und Ita-lienischer Fruchtexport nach Deutschland. In: DBG 5. Jg. Nr. 22, 21. Februar 1904.86 Vgl. Reiseverbindungen von Deutschland nach Italien. In: DBG 6. Jg. Nr. 20, 12. Februar 1905; VonSüddeutschland nach Italien. In: DBG 6. Jg. Nr. 17, 22. Januar 1905; vgl. auch die Verkehrsnachrichten,die im 7. Jg. sehr oft erschienen: Nr. 2, 8. Oktober 1905; Nr. 6, 5. November 1905; Nr. 8, 19.November 1905; Nr. 11, 10. Dezember 1905; Nr. 31, 29 April 1906; Nr. 34, Juni 1906; Nr.7, 18. November 1906.

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ein viel höheres Interesse entgegen bringt als in Deutschland, ist das Er-scheinen eines neuen Buches eines berühmten Schriftstellers ein Ereignis,mit dem sich alle Gebildeten der Nation eifrig befassen«87. Daher spieltedie Aufnahme der Musik Richard Wagners eine zentrale Rolle, weil Wagnerals Höhepunkt der deutschen Kultur angesehen wurde88.

Die Perspektive des Boten war eine intra-kulturelle89, weil er von Deut-schen für Deutsche geschrieben wurde. Im mehrsprachigen habsburgischenKaiserreich, in dem die Entstehung von deutschsprachigen Periodika eindiffuses Phänomen war, gaben Zeitungen und Zeitschriften einen ent-scheidenden Beitrag zu interkulturellen Transferprozessen, ein Thema, dasvon aktuellen Forschungen ins Auge gefasst wird90. Wenn man aber vonTransferprozessen in Bezug auf den Boten spricht, dann ist die Perspektive

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87 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 4, 25. März 1900.88 Vgl. Wagners Parsifal in Bologna. In DBG 1. Jg. Nr. 6, 8. April 1900; Italienische Wagnerstatistik.In: DBG 1. Jg. Nr. 8, 22. April 1900; Eine Ehrung Wagners. In: DBG 5. Jg. Nr. 4, 18. Oktober1903; Eine Wagnergedenktafel in Italien. In DBG 8. Jg. Nr. 9, 2. Dezember 1906. Im Artikel Thea-ternachrichten (in: DBG 7. Jg. Nr. 15, 7. Januar 1906) wird berichtet, dass das Regio Theater inParma mit Wagners Siegfried eröffnet wurde und Arturo Toscanini der Dirigent war, und inUmbau im Mailänder Skala-Theater (in: DBG 9. Jg. Nr. 8, 17. November 1907), dass Toscaninimit Wagners Götterdämmerung die neue Saison eröffnen wird. In Mailänder Brief (in: DBG 9. Jg.Nr. 14, 29. Dezember 1907) wird erzählt, Prof. Dr. Richard Sternfeld aus Berlin habe für dieMitglieder des Deutschen Sprachvereins in Mailand zwei Vorträge über Wagners Siegfried und Göt-terdämmerung gehalten. Zu Wagner und Italien vgl. auch Wie Richard Wagner starb. In: DBG 9.Jg. Nr. 20, 9. Februar 1908; Ein Wagner-Denkmal in Venedig. In: DBG 10. Jg. Nr. 2, 11. Oktober1908; Die Enthüllung der Wagner-Gedenktafel in Venedig. In: 12. Jg. Nr. 5, 30. Oktober 1910. 89 Die Geschichte des Grenz- und Auslandsdeutschtums wurde in den Jahren nach dem erstenWeltkrieg zum brisanten Thema, vgl. Otto Boelitz: Das Grenz- und Auslandsdeutschtum. Seine Geschichteund seine Bedeutung. München und Berlin: Oldenbourg 1930; Georg A. Lukas: Übersicht über dasGrenz- und Ausland-Deutschtum. Graz: Südmark 1924. Die deutsche Kolonie am Gardasee löstesich infolge des Krieges auf, und aufgrund der Gesetze, die nach dem Krieg in Italien gegen dieansässigen Deutschen gemacht wurden. Über ihre fast 40-jährige Geschichte bleibt noch viel zuschreiben. Die Seiten des Boten sind eine kostbare Quelle für Nachrichten über das lokale Leben,aber die Perspektive sollte erweitert werden auf andere Erfahrungen, die im Rahmen des Grenz-und Auslandsdeutschtums stattfanden, vgl. dazu unter anderem Gerhard Weidenfeller: VDAVerein für das Deutschtum im Ausland. Allgemeiner Deutscher Schulverein (1881-1918). Ein Beitrag zur Ge-schichte des deutschen Nationalismus und Imperialismus im Kaiserreich. Bern/Frankfurt: Peter Lang 1976.90 Vgl. dazu Matjaž Birk (Hg.): Zwischenräume. Kulturelle Tranfers in deutschsprachigen Regionalperiodikades Habsburgerreichs (1850-1918). Wien u. Berlin: Lit Verlag 2009.

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nicht inter-, sondern intra-kulturell. Der Bote hatte keine hybridisierendeFunktion, wie sie von der habsburgischen Presse in ungarisch- oder tsche-chischsprachiger Umgebung beabsichtigt war, sondern fungierte als In-formationsorgan mit der Funktion, alte und neue Vorurteile gegenüberItalien zu beseitigen.

Die deutsch-italienische Gemeinde an der Riviera war von den achtzigerJahren des 19. Jahrhunderts bis 1915 ein Zwischenraum; mit diesem Begriffmeint Bernhard Waldenfels Orte, an denen die kulturelle Identität einerSprachgruppe kontinuierlich durch Kontakte zur kulturellen Identität eineranderen Gruppe bereichert wird und die strenge Abgrenzung zwischenverschiedenen Kulturen durch die Grenze als Erfahrung von Nähe und dieÜberschneidung vom Eigenen und Fremden überwunden wird91. In einemZwischenraum entfaltet sich die komplexe Phänomenologie des Fremden92,die zwischen zwei entgegen gesetzten Extremen hin und her pendelt: Wenndas Fremde als relativ wahrgenommen wird, weil es in einem Raum aufge-nommen wird, der sowohl das Eigene als auch das Fremde mit einschließt,dann wird die Beziehung durch Gastfreundlichkeit charakterisiert und kannbis zur Integration führen. Wenn das Fremde hingegen radikal als absoluterGegensatz zum Eigenen verstanden wird, weil es die Grundfesten einerGesellschaft in Frage stellt, dann ist Feindseligkeit93 die unvermeidliche Fol-ge. Die Erfahrung eines Zwischenraumes ist dann erfolgreich, wenn derRaum von einem multikulturellen zu einem interkulturellen Raum wird,

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91 Bernhard Waldenfels: Estraneità, ospitalità e ostilità. In: Mauro Ponzi, / Vittoria Borsò (a curadi): Topografia dell’estraneo. Milano: Bruno Mondadori 2006, S. 3-15; vgl. auch im selben Werkdie Einleitung von Mauro Ponzi und Vittoria Borsò, S. 1 und Mauro Ponzi, Transito, transizione,trasposizione, ebenda, S. 16-29.92 Vgl. Bernhard Waldenfels: Topographie des Fremden. Studien zur Phänomenologie des Fremden 1.Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1997; Bernhard Waldenfels: Grenzen der Normalisierung. Studien zurPhänomenologie des Fremden 2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998; Bernhard Waldenfels: Sinnes-schwellen. Studien zur Phänomenologie des Fremden 3. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998; BernhardWaldenfels: Vielstimmigkeit der Rede. Studien zur Phänomenologie des Fremden 4. Frankfurt a. M.:Suhrkamp 1999; Bernhard Waldenfels: Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2006.93 Waldenfels: Estraneità, S. 5.

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d. h. wenn er kein Behälter ist, sondern zum Magnetfeld94 wird. Dazu kam esaber am Gardasee nicht, wo das Ideal des friedlichen Zusammenlebens, dassowohl Deutsche als auch viele Italiener teilten, zunehmend von einer schar-fen Feindseligkeit in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg überschattetwurde, die aus irredentistischen Spannungen stammte95. Die deutsche Ko-lonie am Gardasee hatte mit dem habsburgischen Kaiserreich nichts zutun, sie bestand aus Deutschen, die aus dem wilhelminischen Reich kamen,an der Riviera den Winter verbrachten und keine politischen Interessenvertraten, wie Paul Heyse in einem Brief an die Tochter des italienischenFreundes Pio Spezi erzählt96: Er fügt dann mit Bedauern hinzu, dass Ver-nunft durch Politik blind werden kann97. Die Spannungen am Gardaseewurden kurz vor dem Ersten Weltkrieg vorläufig gelöst, aber der Kriegführte zu neuen Konflikten. Der Bote erzählt diese Geschichte.

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94 Ebenda.95 Der Begriff Irredentismus bezieht sich auf die Bewegung, die nach der 1861 vollzogenenEinigung Italiens in den italienischen Gebieten aktiv war, die von einer italienischsprachigenBevölkerung bewohnt waren, aber noch unter fremder Herrschaft waren. Sein Ziel war, dieseGebiete in den neuen italienischen Staat einzugliedern. Besonders stark war Irredentismus inder Region um den Gardasee, die noch zum habsburgischen Kaiserreich gehörte.96 Paul Heyse a Angelina Spezi, 1 luglio 1909 in: Battafarano / Costa: Il carteggio Paul Heyse - PioSpezi, S. 256.97 Ebenda.

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98 München: Delphin Verlag 1915, hier vgl. S. 7; vgl. dazu das Kapitel Verratene Liebe in: ItaloMichele Battafarano / Hildegard Eilert: Von Linden und roter Sonne. Deutsche Italien-Literatur im20. Jahrhundert. Bern: Peter Lang 2000, S. 13-24.

2.1 Die Tradition

Der historische Hintergrund, vor dem der Bote vom Gardasee entstandund wirkte, ist eine wichtige Phase der deutsch-italienischen Beziehungen,die sich von 1866 bis 1915 erstreckte, d.h. von der Entstehung des preu-ßisch-italienischen Bündnisses bis zum Verrat von 1915: Italien erklärteDeutschland den Krieg, was von den Deutschen, die sich seit Jahrhundertenals echte Verehrer Italiens fühlten, als ein Treubruch empfunden wurde, wieFriedrich Stieve 1915 in seinem Buch Die Italiener – wie sie über ihre neuenFreunde, über die Deutschen und sich selbst urteilen behauptete98. Der Bote istZeuge einer positiven Phase der deutsch-italienischen Beziehungen, die auspolitischen Gründen enger geworden waren, reflektiert aber nicht den tra-gischen Epilog dieser Epoche.

Es ist hier nicht der Ort, auf die bekannte, komplexe und facettenreicheTradition des deutschen Italien-Bildes detailliert einzugehen, die in zahlrei-chen italienischen und deutschen Studien erforscht wurde. Nur einigeHauptlinien seien als Einleitung kurz erwähnt, um die Rahmenbedingungen

2. Perspektiven auf Italien

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der Perspektiven des Boten auf Italien und den Gardasee ins Auge zu fassen.Mit Luther oder Goethe in Italien (2007) ist der Titel einer der zahlreichen Stu-dien, die Italo Michele Battafarano dem deutschen Italienbild gewidmethat. Er erwähnt die beiden Extreme, zwischen denen der deutsche Blickauf Italien changiert: Reiseerinnerungen, Reiseberichte, Romane, Gedichte,Briefe etc. schwankten zwischen einem negativen Bild, das auf die Lu-ther’sche Wahrnehmung zurückgeht, und einem positiven, das man unterdem Begriff ,Italiensehnsucht’ zusammenfassen kann und welches vonGoethes Deutung bestimmt wurde99. Nachdem Rom im Mittelalter sowohl»das Zentrum der abendländischen Kaiseridee«100 als auch der Mittelpunktder Christenheit und folglich Ziel von Pilgern gewesen war, nahm Luthereine andere Perspektive ein, prangerte die Korruptheit der römischen Kirchean und stellte die Stadt Rom, den Sitz ihres Oberhauptes des Katholizismus,als ‚Hure’ dar. Wenn Rom in religiöser Perspektive für die Lutheraner seineWichtigkeit verlor, gewann aber Italien in den folgenden Jahrhunderten im-mer mehr an Wert als »das Eldorado der Kunst und der Historie«101; und sowurde es im 17. und 18. Jahrhundert Ziel eines elitären adeligen Reisepu-blikums, eine unentbehrliche Etappe der Grand Tour und dadurch Mittelzur Ausbildung der europäischen Führungselite.

Der Vater des deutschen Klassizismus, Johann Joachim Winckelmann,kritisiert die vermeintliche Bildungsreise, »denn alle Cavalier kommen alsNarren hier und gehen als Esel weg«102. Er schreibt, er sei nach Rom ge-

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99 Vgl. Italo Michele Battafarano: Mit Luther oder Goethe in Italien. Irritation und Sehnsucht der Deut-schen. Trento: Università degli Studi di Trento 2007. 100 Wilhelm Emrich: Das Bild Italiens in der deutschen Dichtung. In: Wilhelm Emrich (Hg.): Geistund Widergeist. Wahrheit und Lüge der Literatur. Studien. Frankfurt am Main: Athenäum Verlag1965, S. 258-286, hier S. 259. Zum Italienbild in der deutschen Dichtung vgl. auch: ManfredBeller: Le metamorfosi di Mignon. L’immigrazione poetica dei tedeschi in Italia da Goethe a oggi. Napoli:Edizioni Scientifiche 1987; Gunter E. Grimm / Ursula Breymaier / Walter Erhart (Hg.): EinGefühl von freierem Leben: Deutsche Dichter in Italien. Stuttgart: Metzler 1990.101 Gunter E. Grimm: »Jetzt geht’s nach Süden zu«. Deutsche Dichter in Italien. In: Gunter E. Grimm(Hg.): Italien-Dichtung. 2. Bd. Gedichte von der Klassik bis zum Gegenwart. Stuttgart: Reclam 1988, S. 25.102 Zit. nach Gunter E. Grimm: Italien, Land deutscher Sehnsucht. In: Grimm: Italien-Dichtung, 1.Bd. Erzählungen von der Romantik bis zur Gegenwart. Stuttgart: Reclam 1988, S. 12.

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kommen, um denjenigen, die nach dorthin reisen würden, die Augen zuöffnen. Von Winckelmann an wurde Betrachtung römischer Kunst ein ech-tes geistiges, persönlichkeitsbildendes Erlebnis. Italien erschien nur als derOrt, wo man in die römische und die griechische Antike eintauchen konnte.»Die Reisenden erlebten Italien nicht ausschließlich der äußeren Reize we-gen; eigentliches Ziel war die Bildung ihres Selbst – Ausbildung des Kunst-verstandes, Intensivierung des Fühlens, Distanzierung von den Alltagssor-gen und Erhöhung des eigenes Lebens»103. Goethes berühmte Wiedergeburtwar der Gipfel dieses Italienerlebnisses.

Goethes Italiensehnsucht war bestimmend für das Italienbild des 19.Jahrhunderts, bildete aber nicht die einzige Perspektive104. Gegenstück zurpositiven Italienwahrnehmung war schon in der ersten Hälfte des 19. Jahr-hunderts das berüchtigte Buch Italien, wie es wirklich ist (1834)105 von GustavNicolai, der darauf abzielte, seinen Mitbürgern das vermeintlich ,echte’ Ita-lien zu enthüllen: Italien wird im Buch Nicolais als kalter, grauer und schlechtriechender Ort beschrieben, als der schmutzige Stiefel Europas, »stivaled’Europa sporco di fango«106, voll von Verbrechern und Huren. Der kultu-relle Ursprung dieses negativen Italienbildes ist, wie Battafarano hervorhebt,in der biedermeierlichen Mentalität zu suchen, die den Mythos des perfektenOrtes außerhalb der eigenen Heimat zerstören wollte, um zu zeigen, dassGlück nur im bürgerlichen Idyll des Dorfes oder der Kleinstadt und amhäuslichen Herd zu finden sei.

Neben den konträren Italienbildern Goethe’scher und Nicolai’scher Prä-gung107 entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auch die Renais-sance-Begeisterung, die schon 1787 mit Wilhelm Heinses Ardinghello, demersten Renaissanceroman der deutschen Literatur108, einsetzte und 1860 in

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103 Grimm: Italien-Dichtung. 2. Bd., S. 26.104 Vgl. dazu Battafarano: Von Andreas Gryphius zu Uwe Timm.105 Vgl. dazu Italo Michele Battafarano: L’Italia ir-reale. Descritta dai tedeschi negli ultimi cinque secolie raccontata agli italiani dal loro punto di vista. Taranto: Scorpione 1995, S. 145-156.106 Zitiert nach ebenda, S. 154. 107 Zum negativen Italienbild vgl. Imorde / Wegerhoff: Dreckige Laken. 108 Heinse: Ardinghello, hier Nachwort, S. 641.

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Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien einen Höhepunkt erreich-te109. Zwischen Ardinghello und Burckhardts Studie waren die Herzensergie-ßungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1796) von Wilhelm Heinrich Wa-ckenroder und Ludwig Tieck ein Meilenstein dieser Tradition. Der frühro-mantische Text stellt Raffael, Michelangelo und Leonardo als die Geniesder großen Umbruchszeit in der Menschheitsgeschichte dar, und die Malereider italienischen Renaissance als die neue Religion der Moderne110.

Antike und Renaissance: das verbreitete Italienbild konzentrierte sichum die Mitte des 19. Jahrhunderts in erster Linie auf die Vergangenheit. Ja-kob Burckhardt schrieb 1846 kurz vor seinem Aufbruch nach Italien seinendeutschen Freunden: »Ihr Wetterkerle, wettert Euch immer tiefer in dieseheillose Zeit hinein – ich dagegen bin ganz im stillen, aber komplett mit ihrüberworfen und entweiche ihr deshalb in den schönen, faulen Süden, derder Geschichte abgestorben ist und als stilles, wunderbares Grabmonumentmich Modernitätsmüden mit seinem altertümlichen Schauer erfrischensoll«111. Italien erscheint ihm als ein Land, »das der Geschichte und das willheißen der lebendig fortwirkenden und fortschreitenden Zeit abgestorbenist, das nur noch ein Monument der Vergangenheit bildet«, als rein kultu-relles Phänomen also: »alles Politische, Gegenwärtige ist aus diesem Bildgetilgt«112. Jenseits von einer solchen a-historischen Zuspitzung etabliertesich durch Autoren wie Johann Gottfried Seume, Wilhelm Müller und vorallem Heinrich Heine auch eine politische Sichtweise113, die im Grunde ge-nommen Italiens zeitgenössische, durchaus schwierige und problematischeLage thematisierte. General Josef von Radowitz (1797-1853), Berater Fried-rich Wilhelms IV., behauptete in Frankfurt öffentlich, Italien sei für eine

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109 Jacob Burckhardt: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel: Schweighauser 1860.110 Battafarano: L’Italia ir-reale, S. 89-97 und auch von demselben Autor, Von Andreas Gryphiuszu Uwe Timm S. 33-52.111 Zitiert nach Theodor Schieder: Das Italienbild der deutschen Einheitsbewegung. In: Theodor Schie-der (Hg.): Begegnungen mit der Geschichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962, S. 210.112 Ebenda S. 210-211.113 Vgl. Battafarano: L’Italia ir-reale, S. 133-141.

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echte Unabhängigkeit noch unreif und habe seit dem Fall des römischenReiches kein Gemeinwesen gekannt114.

Umstritten ist die Frage, inwiefern sich die Deutschen für das italienischeRisorgimento, die politische und kulturelle Bewegung, die im 19. Jahrhundertzur politischen Einheit (1861) führte, interessierten115. Lange vertrat dieForschung die These, die Deutschen hätten sich überhaupt nicht mit denitalienischen Freiheitskämpfen des 19. Jahrhunderts befasst116. Das war dieThese, die Robert Michels schon 1930 in seinem Buch Italien von heute vertrat:»Wenn eine Nation von der Wiege des jungitalienischen Gedankens fern-geblieben ist, so war es die deutsche«, während Engländer, Franzosen,Schweizer, sogar Ungarn »die heroischen Begebenheiten des Ringens derItaliener um ihre völkische und politische Freiheit« mit »glühendem Enthu-siasmus«117 verfolgt hätten. Jens Petersen hat in Deutsches Ottocento. Die deutscheWahrnehmung Italiens im Risorgimento jedoch gezeigt, dass das deutsche Inte-resse keineswegs gering war118. Das Risorgimento wurde schon in den Sech-ziger Jahre des 19. Jahrhunderts von wenig bekannten Autoren literarisch

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114 Vgl. Schieder: Das Italienbild der deutschen Einheitsbewegung, S. 219-220.115 Es handelt sich um die Epoche der italienischen Geschichte vom Wiener Kongress (1815)bis zur Eroberung Roms (1870). Rom wurde im Februar 1871 Hauptstadt des italienischenKönigreichs. 116 Vgl. dazu Schieder, aber auch Titus Heydenreich: Politische Dimensionen im literarischen Italienbild:die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Angelo Ara / Rudolf Lill: Deutsche Italienbilder undItalienische Deutschlandbilder in der Zeit der nationalen Bewegungen 1830-1870. Bologna/ Berlin: IlMulino / Duncker & Humblot 1991, S. 283-303.117 Robert Michels: Italien von heute. Politische und wirtschaftliche Kulturgeschichte von 1860 bis 1930.Zürich u. Leipzig: Orell Füssli Verlag 1930, S. 13.118 Vgl. Jens Petersen: Politik und Kultur Italiens im Spiegel der deutschen Presse. In: Arnold Esch /Jens Petersen (Hg.): Deutsches Ottocento. Die deutsche Wahrnehmung Italiens im Risorgimento. Tübingen:Niemeyer 2000, S. 1-17. Der umfangreiche Band enthält zahlreiche Beiträge von deutschenund italienischen Forschern, die verschiedene Aspekte ins Auge fassen, von den deutschspra-chigen Reiseführern des 19. Jahrhunderts zum österreichischen Italienbild, von der kunstwis-senschaftlichen bis zur musikalischen Perspektive usw. Zur Wahrnehmung Italiens von Seitender deutschen Presse vgl. Ronald Richter: Garibaldis ‚Zug der Tausend‘ in der Darstellung derdeutschen Presse. Am Beispiel der Preußischen Jahrbücher, der Augsburger Allgemeinen Zeitung und derNeuen Preußischen Zeitung. Frankfurt a. M.: Peter Lang 2011.

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verarbeitet119, später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in den Romanen vonRicarda Huch (1864-1947)120. Das Jahr 1866 bedeutete auf jeden Fall eineWende in den bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich kühlen deutsch-italienischenBeziehungen. Nach dem definitiven Abschluss des preußisch-italienischenBündnisses änderte sich das deutsche Urteil über das moderne politischeItalien. Italien war nun nicht mehr nur ein kultureller Begriff, sondern aucheine politische Größe im europäischen Kontext, und galt als Gesprächs-partner. Das im Jahr 1867 erschienene Werk von Viktor Hehn, Italien. An-sichten und Streiflichter, ein Hauptwerk der deutschen Italien-Rezeption im19. Jahrhundert, war in Bezug auf die damalige deutsche Italienwahrneh-mung die »Nahtstelle, die die ästhetisch-humanistische Italien-Liebe derFrühzeit des 19. Jahrhunderts mit der Bejahung des modernen politischenItalien verbindet«121. Über das neu entstandene Reich schrieb Hehn: »DieGeburt des Königsreichs Italien aber war ein Sieg des Fortschritts in Europaund die Nation Dantes und Raffaels, Cavours und Garibaldis darf wohlden Anspruch erheben, ihre eigenen Wege zu gehen und sich nicht vonKroaten und Tirolern beherrschen zu lassen«122. Das Buch von Hehn erlebte

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119 1861-1863 erschien bei Schulze (Celle) der anonyme Roman Am Hofe von Neapel. HistorischerRoman aus der Gegenwart, der vom Sturz Murats bis zum Einzug Garibaldis erzählte; 1864 beiJanke (Berlin) Garibaldi. Italiens Held und Schwert. Historisches Lebensbild von Heribert Rau, 1865bei Dominicus (Prag) Aspromonte. Historischer Roman, von Eduard Rüffer. Vgl. dazu Heydenreich:Politische Dimensionen im literarischen Italienbild.120 Die Geschichten von Garibaldi (Bd. 1: Die Verteidigung Roms; Bd. 2: Der Kampf um Rom) 1906-1907; Das Risorgimento 1908, Das Leben des Grafen Federigo Confalonieri 1910 (in: Ricarda Huch:Gesammelte Werke. Hrsg. von Wilhelm Emrich, 11 Bde. Gütersloh: Bertelsmann 1966-1973).121 Schieder: Das Italienbild der deutschen Einheitsbewegung, S. 225.122 Viktor Hehn: Italien. Ansichten und Streiflichter. 11. sorgfältig durchgesehene Auflage mit Le-bensnachrichten über den Verfasser. Berlin: Verlag von Gebrüder Borntraeger 1912, S. 108.Nach der Eroberung Roms interessierten sich immer mehr Deutsche für Italien, nicht nur inkultureller, sondern auch in politischer Perspektive, wie z. B. Theodor Mundt: Italienische Zu-stände. 4. Bde. Berlin: Janke, 1859-1861; Justus Ebhardt: Aus dem heutigen Rom. Politisches und un-politisches. Leipzig: Reißner & Ganz 1879, Eduard Paulus: Bilder aus Italien. Stuttgart: Kröner186 und auch Ein Ausflug nach Rom. Stuttgart: Neff 1870; Hektor Frank: Aus dem Vatikan.Ernstes und Heiteres. Leipzig: Naumann, 1896; Julius R. Haarhaus: Kennst du das Land? Eine Bü-chersammlung für die Freunde Italiens, 19. Bde, Leipzig: Naumann 1896-98; Paul D. Fischer: Italienund die Italiener am Schlusse des neunzehnten Jahrhunderts. Betrachtungen und Studien über die politischen,wirtschaftlichen und sozialen Zustände Italiens. Berlin: Springer 1899.

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1912 in Berlin seine elfte Auflage, war also noch zur Zeit des Boten eine be-kannte und wichtige Quelle über Italien; so verwundert es nicht, dass derBote einem anderen Buch von Viktor Hehn, Reisebilder aus Italien und Frank-reich, eine ausführliche Besprechung widmete123.

Eine positive Sicht auf das neue Italien geht auch aus Ernst Fosters Hand-buch für Reisende in Italien hervor, in dem schon 1863 zu lesen ist: »[Italien] hatin den letzten Jahrzehnten größere Veränderungen erlebt als seit Menschen-altern vorher, und entschieden tritt der Genius fortschreitender Entwickelungdem System des Stillstandes auch in jenen von der Bewegung des neunzehn-ten Jahrhunderts scheinbar ausgeschlossenen Kreisen entgegen«124.

Zur positiven Wahrnehmung des zeitgenössischen Italiens trug gegenEnde des 19. Jahrhunderts auch ein sehr bekanntes literarisches Werk bei.Es handelt sich um den Roman von Julius Stinde, Buchholzens in Italien. Rei-se-Abenteuer von Wilhelmine Buchholz, ein Klassiker der Volksliteratur und fürDeutsche eine wichtige Quelle zu Italien125. Er erschien 1883 und erreichteim Jahre 1929 die 69. Auflage. In dem Roman, der von einer Reise nachItalien erzählt, die wegen gesundheitlicher Probleme unternommen wird,werden bekannte italienische Stereotype aufgerufen und beseitigt, wie zumBeispiel das Klischee, dass in Italien hinter jeder Ecke ein Verbrecherlauere. Der Roman will versuchen, was auch die Absicht Hehns war, eineangemessene Haltung dem Fremden, dem Anderen gegenüber zu fördern,für das gegenseitige Verständnis zu arbeiten, um damit die eigene Identitätherauszubilden. Stinde wollte, wie Battafarano hervorhebt, eine deutscheIdentität ex positivo entstehen lassen, eine Identität, die nicht im Hass aufdas Fremde wurzelt und nicht auf der Propaganda einer kaiserlichendeutsch-germanischen Mythologie basiert126. In dieser Hinsicht nehmen

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123 Vgl. Der Bote vom Gardasee, 8. Jg. Nr. 25, 24. März 1907.124 Zitiert nach Christof Thoenes: Die deutschsprachigen Reiseführer des 19. Jahrhunderts. In: Esch /Petersen: Deutsches Ottocento, S. 35.125 Julius Stinde: Buchholzens in Italien. Reise-Abenteuer von Wilhelmine Buchholz. 38. Aufl. Berlin:Freund & Jeckel 1886. (62. Aufl. Berlin: Grote 1914).126 Vgl. Battafarano, L’Italia Ir-reale, S. 175-181.

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Nicolai und Stinde entgegen gesetzten Positionen ein. Im Rahmen der Ita-lienreise erzählt Stindes Roman, wie die Pflege des Körpers den Geist ge-sund mache, wie man in Italien weniger melancholisch, weniger kompliziertund toleranter sich selber und den anderen gegenüber127 werde. Italien alsLand des gesunden Körpers und des gesunden Geistes ist auch ein Haupt-thema des Boten – und das Buch Die Reise-Abenteuer von Wilhelmine Buchholzkann als literarische Gestaltung jenes Kurtourismus betrachtet werden, derrealiter auch den Fremdenverkehr der Riviera des Gardasees, der Heimatdes Boten, prägt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Italien für die Deutschen immernoch ein vor allem kultureller Begriff, was nicht nur die Tradition, sondernauch das intensive Engagement Paul Heyses bezeugt, als Schriftsteller wieals Übersetzer. Auch vom Boten wurde Italien als Land der Kultur wahrge-nommen: Italienische Literatur, Kunst und Musik wurden in verschiedenenArtikeln behandelt, über Catull128, Dante129, Petrarca130, Carducci131, D’An-

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127 Ebenda.128 Vgl. Sirmione, nach einem Catull’schen Gedicht. In: DBG 5. Jg. Nr. 33, Mai 1904; Catullo: Heimkehrnach Sirmio, Deutsch von Dr. R. Hunziker. In: DBG 9. Jh. Nr. 3, 13. Oktober 1907; Emil Er-matinger: Le Grotte di Catullo. In: DBG 9. Jg. Nr. 10, 1. Dezember 1909; Catull: Meine Barke.Deutsch von Dr. R. Hunziker. In: DBG 9. Jg. Nr. 14, 29. Dezember 1907; Catull: Fahr wohl,Deutsch von Dr. R. Hunziker. In: DBG 10. Jg. Nr. 3, 18. Oktober 1908; R. Hunziker: Cattuli[sic!] am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 4., 25. Oktober 1908; Catull: Fahr wohl. Deutsch von Dr.Hunziker. In: DBG 10. Jg. Nr. 3, 18. Oktober 1908; M[artin] B[irnbaum]: Die Grotten Catulls.In: DBG 12. Jg. Nr. 19, 5. Februar, 1911.129 Vgl. Rivierachronik (Dante und der Gardasee). In: DBG 4. Jg. Nr. 25, 15. März 1903; Diebstahlim Dante-Haus. In: DBG 7. Jg. Nr. 14, 31. Dezember 1905; Dantes Grab. In: DBG 9. Jg. Nr. 4,20. Oktober 1907; Florenz zur Zeit Dantes. In: DBG 13. Jg. Nr. 32, 5. Mai 1912.130 Vgl. Camillo v. Susan: Der Erwecker der Renaissance. Zur 600. Jährigen Gedenkfeier Francesco Pe-trarcas. In: DBG 5. Jg. Nr. 36. August 1904; Am Grabe Petrarcas (von P.M.L.). In: DBG 15. Jg.Nr. 4, 12. Oktober 1913.131 Vgl. Carduccis Haus. In: DBG 7. Jg. Nr. 11, 10. Dezember 1905; Die Übergabe des Nobelpreisesan Giosuè Carducci. In: DBG 8. Jg. Nr. 11, 16. Dezember 1906; Carducci und der Gardasee. In:DBG 8. Jg. Nr. 21, 24. Februar 1907; Giosuè Carducci: Sirmione. Übertragen in Versmass desOriginals von Dr. Rudolf Hunziker. In: DBG 9. Jg. Nr. 5, 27. Oktober 1907; Paul Heyse:Giosuè Carducci. 12. Jg. Nr. 13, 25. Dezember 1910. Der Artikel von Paul Heyse wurde auch inden Münchener Neuesten Nachrichten veröffentlicht. Heyse begründet seine negative Kritik anCarduccis Dichtung, die in Italien große Empörung erregt hatte.

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nunzio132, Verdi133 und Mascagni134, aber auch über Sehenswürdigkeiten inbekannten italienischen Städten wie Neapel135, Rom136, Florenz137, Vene-dig138 und in Sizilien139.

Italien war aber für den Boten nicht nur das Land der Kultur, sondernauch eine Nation, die immer mehr ihren Weg in die Moderne und ihre Rolleals Großmacht im europäischen Kontext suchte – und diesem Italienschenkte der Bote große Aufmerksamkeit. Es ist schon klar geworden, dassdie Einstellung des Boten Italien gegenüber im Grunde genommen positivwar und als politically correct bezeichnet werden kann. Das bedeutet abernicht, dass seine Artikel schmeichlerisch oder oberflächlich naiv waren. Sei-nem Konzept lagen nicht nur ökonomische Interessen des lokalen Frem-denverkehrs zugrunde, sondern, wie im Folgenden gezeigt wird, auch einbesonderes Verständnis vom Sinn des Reisens und des multikulturellen Zu-sammenlebens, welches im Kontrast zur damals herrschenden kolonialisti-schen und nationalistischen Weltanschauung stand. Es macht den Boten zueiner interessanten Dokumentation der deutsch-italienischen Beziehungen.

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132 Bei Gabriele D’Annunzio. In: DBG 15. Jg. Nr. 5, 19. Oktober 1913.133 Ein Brief Verdis. In: DBG 9. Jg. Nr. 17, 19. Januar 1908; Hundertjahrfeier von Verdis Geburtstag(Rom, 15. November). In: DBG 14. Jg. Nr. 8, 17. November 1912; Zwei interessante Briefe Verdis.In: DBG 14. Jg. Nr. 36, Juni / Juli 1913; Aus Verdis Leben. In: DBG 15. Jg. Nr. 2, 28. September1913; Verdi in München. In: DBG 15. Jg. Nr. 7, 2. November 1913.134 Vgl. Pietro Mascagni. In: DBG 1. Jg. Nr. 11, Juni 1900; Mascagnis Heimkehr. In: DBG 4. Jg. Nr.12, 14. Dezember 1902; Mascagni und Puccini. In: DBG 5. Jg. Nr. 5, 25. Oktober 1903; Das Mu-sikdrama der Zukunft. In: DBG 5. Jg. Nr. 10, 29. November 1903.135 Vgl. unter anderem Im Aquarium von Neapel (von D. L.). In: DBG 11. Jg. Nr. 9, 28. Novem-ber 1909.136 Vgl. unter anderem Die Fresken Pinturrichios in Gefahr. In: DBG 5. Jg. Nr. 10, 29. November1903; Sommer in Rom. In: DBG 15. Jg. 15 Nr. 37, 31. Mai 1914.137 Vgl. unter anderem Die Sammlung der Selbstbildnisse in den Uffizien. In: DBG 11. Jg. Nr. 9, 28.November 1909.138 Vgl. unter anderem Die Kunstausstellung in Venedig. In: DBG 8. Jg. Nr. 29, 21. April 1907.139 Vgl. L.H. – I.: Selinunt. Von einer Tempelreise in Sizilien. In: DBG 5. Jg. Nr. 19, 31. Januar 1904;L.H. – I., Selinunt. Von einer Tempelreise in Sizilien (Schluss). In: DBG 5. Jg. Nr. 20, 7. Februar 1904.

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2.2 Der Bote und das italienische Königreich

Wenn im Boten vom Gardasee von Italien die Rede ist, dann hauptsächlichvom zeitgenössischen Italien. Ein großer Teil der Artikel behandelt politi-sche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte des italienischen Kö-nigreiches. Die Haltung des Blattes gegenüber dem vor kurzem entstande-nen Einheitsstaat will bezeugen, dass trotz unleugbarer Schwierigkeiten Ita-lien auf dem Weg zu einem soliden und mächtigen Staat war; es wird keineGelegenheit versäumt, um zu betonen, dass Italien sich ernsthaft bemühte,dieses Ziel zu verwirklichen. Die deutschsprachigen Leser sollten nicht nurden Italienmythos erneut erleben, der, wie im Folgenden gezeigt wird, haupt-sächlich in der Gardaseewelt verankert ist, sondern auch den jungen, mo-dernen Staat schätzen lernen. Viele Aspekte des italienischen Königreicheswerden thematisiert, auch einige Schwierigkeiten, so die Probleme Südita-liens, hauptsächlich jedoch die positiven Aspekte, wie z. B. die Verkehrsver-bindungen, die Beleuchtung der Städte, die Beseitigung des Brigantaggio usw.,um damit die zukunftsorientierte Entwicklung Italiens aufzuzeigen. DerBote versucht stets, in seinen deutschsprachigen Lesern Interesse und Hoch-schätzung für Italien zu wecken und Tadler und Kritiker zu bekämpfen.Das bezeugt auch die Stellungnahme für Italien in der Polemik gegen KarlBaedeker, dessen bekannter Italien-Führer ein negatives und veraltetes Ita-lienbild zeigte – eine Polemik, über die im Folgenden berichtet wird. In die-sem Sinn druckt der Bote hauptsächlich positive Berichte, die oft mit Zahlenund Statistiken ihre Behauptungen belegen wollen.

Die aufgeschlossene Einstellung des Boten reflektierte die günstige Kon-junktur der damaligen deutsch-italienischen Beziehungen, wollte aber auchzur weiteren Verbesserung dieser Beziehungen beitragen und Aspekte einerfriedlichen Zusammenarbeit fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, war einedetaillierte Kenntnis der zeitgenössischen Zustände Italiens zur Eliminie-rung von Vorurteilen unerlässlich. Durch die Darstellung des Fremden wirdaber auch das Eigene besser wahrgenommen. Die Analyse verschiedenerFacetten des italienischen Einheitsstaates ermöglichte dem Boten, auf direkteoder auch auf indirekte Weise positive und negative Aspekte des deutschenKaiserreichs zu thematisieren, zu loben, aber auch zu kritisieren. Italien

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wird nämlich vom Boten nicht nur als Land auf dem Weg zur Moderne dar-gestellt, sondern auch, wie mehrmals betont wird, als ein Land, das nichtunter dem Druck eines strengen Militarismus leide, wo im Vergleich zuDeutschland mehr Freiheit und Demokratie herrsche, wo zudem Lösungenzur Entspannung der sozialen Frage gefunden worden seien. Wenngleichdie Darstellung Italiens stellenweise idyllisch wirkt, so zeigt sich bald, dassdies weniger touristische Werbezwecke verfolgt; vielmehr wird auf dieseWeise gelegentlich und zwischen den Zeilen auch Kritik am wilhelminischenKaisertum geübt.

Der Bote verfällt jedoch nie in offen polemische Töne, übt keine heftigeKritik, weder an Italien noch an Deutschland, unterstreicht immer wieder dieVorteile einer friedlichen Zusammenarbeit, die auch einer ‚anthropologischenKompensation’ entspringen könnten: An die Stelle von italienischen Fehlernkönnen deutsche Tugenden treten und umgekehrt. Keine Gelegenheit wirdversäumt, die Dankbarkeit der Deutschen gegenüber den Italienern zu the-matisieren und die Vorteile deutsch-italienischer Beziehungen zu betonen:

Aus Italien haben wir unsere Kultur bezogen, seine herrliche Natur und seine reicheKunst üben auf uns eine immer noch wachsende Anziehungskraft aus. Italien ziehtNutzen aus Deutschlands Macht und Kraft, die germanische Kultur aber kann nurdankbar dafür sein, wenn ihr der durch Italien vermittelte romanische Einschlag er-halten bleibt und noch gemehrt wird.140

Das italienische Königreich war im Jahr 1861 entstanden. Der neueStaat war eine konstitutionelle Monarchie unter dem Piemonteser KönigViktor Emanuel II. von Savoyen – das Ergebnis jener Epoche der italieni-schen Geschichte, die als Risorgimento bekannt ist. Die Haltung des Botengegenüber den italienischen Unabhängigkeitsbestrebungen war von Anfangan positiv gewesen. Im ersten Erscheinungsjahr des Blattes wurde ein Ar-tikel über die Enthüllung eines Denkmals in Legnano veröffentlicht, dasden Sieg der Lombarden über Friedrich Barbarossa am 3. Juni 1176 ver-

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140 Das italienische Jubeljahr. In: DBG 12. Jg. Nr. 25, 12. März 1911.

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herrlichte und die Unabhängigkeit der lombardischen Städte vom deut-schen Kaisertum feierte: »Der Tag von Legnano ist einer der glorreichstenin der italienischen Geschichte«141, heißt es dort. Im Jahr 1911 wurde das50jährige Jubiläum der italienischen Einigung gefeiert, ein Ereignis, demder Bote große Aufmerksamkeit widmete142. Das neue Königreich war eineVereinigung vieler Mikrokosmen, mit unterschiedlichen Traditionen, Sittenund Kulturen, die aber von einer zentralistischen Verwaltung regiert wurde.Die Beteiligung des Volkes am Staatsleben war sehr gering, die Wahlbetei-ligung bei den ersten Nationalwahlen am 23. Januar 1861 lag bei knapp2% der gesamten Bevölkerung143. Dazu kam die berühmte Römische Frage,das heißt die Opposition der katholischen Kirche gegen den neuen italie-nischen Staat, ein Thema, das, wie im Folgenden gezeigt wird, der Botemehrmals aufgreift. Der Bote stellt trotz zahlreicher Probleme, die bei derBildung eines nationalen Bewusstseins auftraten, die Identität Italiens niein Frage: Italien ist eine Einheit.

Die Jahre von 1900 bis 1914, die dem Erscheinungszeitraum des Botenentsprechen, werden in der Geschichtsschreibung als Giolitti-Zeit bezeich-net. Giovanni Giolitti war von Februar 1901 bis November 1903 zunächstInnenminister in der Regierung des Brescianers Giuseppe Zanardelli undvon 1903 bis 1914 mit kurzen Unterbrechungen Ministerpräsident. Nachder ersten Phase, in der Italien seit der Einigung im Jahre 1861 von der sogenannten historischen Rechten (Destra Storica) regiert wurde und mit großerMühe 1876 den Ausgleich in der Bilanz erreichte, wurde der Staat von 1876bis Ende des Jahrhunderts von der historischen Linken (Sinistra Storica) re-giert. Während diese regierte, entwickelte sich vor allem der Norden zu ei-nem Industrieland, während der Süden, der wegen der Macht der Groß-

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141 Ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Legnano. In: DBG 1. Jg. Nr. 8, 22. April 1900.142 Vgl. auch Albert Zacher: Italien von heute. Im Jahre seines fünfzigjährigen Jubiläums. Historisch-po-litisch-nationalökonomisch betrachtet. Heidelberg: Winter 1911. 143 Am 17. Dezember 1860 wurde das Turiner Parlament gelöst und am 23. Januar 1861 wurdenNationalwahlen angesetzt, um ein Parlament zu bilden, das alle italienischen Länder vertretensollte. Erst 1912 wurde das allgemeine männliche Wahlrecht eingeführt (die Frauen durften erstab 1946 wählen).

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grundbesitzer nicht reformiert werden konnte, wesentlich zurückblieb undvon Millionen von Emigranten verlassen wurde.

Um die Jahrhundertwende verschärften sich die sozialen Spannungenimmer mehr. In Mailand ließ General Bava Beccaris auf die Menge schießen,die wegen des Brotpreises protestierte. Achtzig Menschen kamen um. Am29. Juli 1900 wurde als Folge dieses Ereignisses der italienische König Hum-bert I. erschossen. Sein Mörderer, der Anarchist Gaetano Bresci, wollte da-mit Rache für die Ermordeten in Mailand üben, weil Beccaris vom Königals Held ausgezeichnet worden war. Der Bote brachte in der August-Ausgabeseines Entstehungsjahres die Nachricht von der Ermordung des Königs:

Die Revolverschüsse, mit denen ein anarchistischer Mordbube am 29. Juli in Monzaden guten König Humbert tötete, haben am ganzen Gardasee, auch auf der österrei-chischen Seite, das Signal zu innigen Kundgebungen der Liebe und Verehrung fürden ermordeten König gegeben. Ihren ergreifendsten Ausdruck fand das tiefe Mitge-fühl mit dem königlicher Märtyrer in der kirchlichen Trauerfeier, die Donnerstag den9. August, während man in Rom den guten König zu Grabe trug, in allen Städten undDörfern unserer Riviera abgehalten wurde. König Humbert war unserem See keinUnbekannter. Er hat ihn, als er noch Thronfolger war, mit seiner Gemahlin Margheritabesucht und großen Gefallen an der Schönheit des Gardasees gefunden.144

Der Bote berichtet dann, dass der erste ausführliche Reiseführer zumGardasee, den Gio. Batt. Simeoni 1874 in Verona veröffentlicht hatte, demdamaligen Prinzen Umberto gewidmet war. Dieser habe die Widmung gerneangenommen und habe das Seine getan, um durch Verbreitung des Buchesdie Liebe zum Gardasee zu wecken145. Den deutschen Lesern wird somitder Gardasee als ein beliebter Ort der königlichen Familie dargestellt. DieRedaktion des Boten versäumte keine Gelegenheit, für den Gardasee Wer-bung durch Prominente zu machen.

Thronfolger war der Sohn des ermordeten Umberto, der 31jährige Vik-tor Emanuel III., der offener als der Vater war, Sympathie für die linken

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144 König Humbert I. In: DBG 1. Jg. Nr. 13, 15. August 1900.145 Ebenda.

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Reformisten hatte, Prunk wenig schätzte und beim Volk sehr beliebt war.Der neue König war ein junger Mann »voller Energie und tief eindringen-der Kenntnis der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse seines Lan-des«146. Ihm widmete der Bote lobende Worte und wünschte, er möge: »[...]in ganz Italien so befriedigende, ruhige Zustände und solch allgemeinesWohlbefinden herbeiführen, wie sie unter der Regierung Humberts I. ander Riviera des Gardasees heimisch geworden sind!«147.

Der Bote hatte jedoch in den vorausgegangenen Monaten von den Schwie-rigkeiten der italienischen Innenpolitik berichtet und wurde nie müde zu be-tonen, dass Deutschland ständig zur Hilfe bereit sei. In der 8. Ausgabe desersten Erscheinungsjahres wurde über Verstimmungen Italiens gegenüberDeutschland und Österreich berichtet, sowohl in kommerzieller als auch inpolitischer Hinsicht. Die italienische Presse, vor allem zwei wichtige Zeitungen,Corriere della Sera und La Tribuna, hatte behauptet, dass Italien im Dreibundmit Deutschland und Österreich kein Gewicht habe. Der Bote argumentiertgegen diesen Verdacht; er erklärt, eine »ernsthafte Bedeutung [sei] all diesenVerstimmungen nicht beizumessen«148 und schließt, solche Verstimmungenrührten »wohl von dem Ärger über die so gründlich verfahrene innenpolitischeLage des Landes her. Diesen Ärger muss man doch an irgend jemandem aus-lassen, und da müssen eben Deutschland und Österreich herhalten. Wozuhat man denn gute Freunde?«149. Es wird schon von den ersten Ausgaben anklar, dass das Blatt letzten Endes als Friedensstifter wirken wollte.

Der Bote war besonders stolz darauf, dass der junge König wenige Mo-nate später, im Februar 1901, den Brescianer Giuseppe Zanardelli zum Mi-nisterpräsidenten berief, der seine Ferien stets in seiner Villa an der Rivieraverbrachte. Zanardelli werden bis zu seinem Tode am 26. Dezember 1903verschiedene Artikel gewidmet, und es wird hervorgehoben, dass er inDeutschland sogar vom Kaiser hoch geschätzt werde, nicht nur als Jurist:

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146 Ebenda.147 Ebenda.148 Italienische Verstimmungen. In: DBG 1. Jg. Nr. 8, 22. April 1900.149 Ebenda.

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Wir schätzen in ihm den bedeutenden Justizminister, dem Italien ein Strafgesetzbuchverdankt, das nach dem Urteile des deutschen Kaisers das beste von allen ist. Wir wis-sen auch, dass er als Präsident der Kammer und in anderen hohen Staatsämternseinem Lande ausgezeichnete Dienste geleistet hat, und dass er unablässig auf derWacht steht, um die Fortschritte des unversöhnlichen Klerikalismus, der mit der Ein-heit Italiens auch den Dreibund bedroht, nach Kräften zu hemmen.150

2.3 Italiens Janusgesicht: Norden und Süden

Zanardelli fand bei seinem Amtsantritt keine einfache politische Lagevor. 1902 erschien im Boten ein Artikel mit dem Titel Italienische Probleme, indem verschiedene Grundfragen des italienischen Staates thematisiert wur-den, vor allem das ,Janusgesicht’ Italiens. Zuerst wurde die positive Seitedargestellt, es wurde hervorgehoben, dass die italienischen Staatsfinanzen»in blühendem Zustande« seien, dass der Außenhandel beständig zunehme,und dass die Inflation abgeschafft worden sei: »[...] zum ersten Male, seitdas Königreich Italien besteht, kostet der Hundertmarkschein weniger als125 Lire«151. Das war aber nur ein Aspekt Italiens, das in Wirklichkeit völligzersplittert war, weil sein Fortschritt auf ein Drittel des Landes beschränkte,auf Lombardei, Piemont und Ligurien, wo »ein erstaunlicher Unterneh-mungsgeist« herrschte, Industrie, Handel und Landwirtschaft »in höchsterBlüte«152 standen und wo das Kapital »die Verwertung all der Naturkräfte,mit denen das Land am Südfuße der Alpen so reich gesegnet ist«153, ermög-lichte. »In Norditalien«, fährt der Bote fort, »befinden sich die gewaltigstenelektrischen Kraftübertragungen der ganzen Erde, hier werden die Voll-bahnen schon auf hunderte von Kilometern elektrisch betrieben, aller Ortenentstehen Baumwoll – und Seidenwebereien, die keinen Soldo für Kohleausgeben, weil irgend einer der zahllosen und das ganze Jahr hindurch Kraft

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150 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900.151 Italienische Probleme. In: DBG 4. Jg. Nr. 8, 16. November 1902.152 Ebenda.153 Ebenda.

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spendenden Wasserfälle in elektrische Energie umgesetzt ist«154. Anders je-doch war die Lage Mittel- und Süditaliens, einschließlich der Inseln, die anden Fortschritten Norditaliens nicht teilhatten und in »unverkennbaremVerfalle«155 begriffen waren. Weniger als die Hälfte der Italiener hat nachAnsicht des Boten zur finanziellen Genesung des Staates beigetragen, »dasVerschwinden des Goldaufgeldes, die Erstarkung des Staatskredites sindfast ausschließlich das Werk der 10 Millionen Lombarden, Piemontesenund Ligurier, nicht aber der übrigen 25 Millionen Italiener«156. Der Botestellt ein in Bezug auf den Lebensstandard tief gespaltenes Land dar:

Die Kluft, die von jeher das kraftvolle Norditalien von den Neapolitanern getrennthat, ist durch den erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung des Nordens noch tieferund gefahrdrohender geworden. In Mailand herrscht wachsender Wohlstand, in Nea-pel zunehmende Verarmung; im Norden erhöht sich die Volksbildung und die Le-benshaltung der Massen, im Süden entkräftigen Hunger und Verdummung das Volkkörperlich und geistig immer mehr: die Lombardei führt jedes Jahr für Hunderte vonMillionen industrieller und landwirtschaftlicher Produkte aus, während den Hafenvon Neapel nur zerlumpte und verelendete Auswanderer verlassen.157

Die italienischen Staatsmänner, fährt der Verfasser des Artikels fort, be-mühten sich mit großem Eifer um die Überbrückung dieser Kluft zwischenNord- und Süditalien. Er berichtet von der Reise, die Ministerpräsident Za-nardelli im September »durch die unwegsamsten und rückständigsten Gebieteder neapolitanischen Provinzen«158 unternommen hatte; außerdem wird vonder Rede berichtet, die der Chef der Opposition, Sidney Sonnino, in Neapelgehalten hatte, um seine Vorschläge zur wirtschaftlichen Rettung Süditaliensbekannt zu geben. Er schlug nicht nur die Herabsetzung der Grundsteuervor, sondern vor allem gesetzliche Maßnahmen, durch welche die Latifundienin kleine Bauerngüter zersplittert werden sollten: »Schaffung eines italieni-

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154 Ebenda.155 Ebenda.156 Ebenda.157 Ebenda.158 Ebenda.

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schen Bauernstandes! Seit der römischen Kaiserzeit ist dies stets das Lo-sungswort der einsichtigen italienischen Staatsmänner gewesen«159. Der Boteunterstützte diese Lösung und vertrat die Meinung, dass eine Stärkung desBauernstandes, ähnlich wie in Deutschland, zum gemeinsamen Wohlstandführen könnte: »Wird es Herrn Sonnino gelingen, aus den hungerndenTagelöhnern der süditalienischen Provinzen wieder wirtschaftlich starkeBauern, die auf ihrem eigenen Grund und Boden sitzen, zu machen?«160.Diese Frage blieb ohne Antwort. Die Meinung des Boten zu diesem Themawurde sicher von anderen Deutschen geteilt, wie die Reiseerinnerungen deskatholischen Priesters Heinrich Hansjakob zeigen. Hansjakob, der 1876Italien bereist hatte, erzählt von dem armen italienischen Bauern, der »nurfür andere arbeitet«, der aber dennoch »heiter und unermüdlich tätig« sei,und fügt hinzu: »Was würde erst aus diesem Volke werden, wenn es dieHütte, die es bewohnt, die Weinberge, die Öl- und Orangengärten, die esbebaut, sein nennen könnte?«161.

Trotz der besseren Lage des Nordens war aber auch hier die Situationder Arbeiter keine Idylle – der Bote leugnet das nicht, unterstreicht jedochdie positive Tendenz zur Lösung der Probleme. Das Blatt berichtet, dassim Jahre 1901 die meisten und längsten Ausstände zu verzeichnen gewesenseien und sich dann in den Jahren 1902 und 1903 die Anzahl der Streiksverringert habe162. Die Ergebnisse der Streiks waren für die Arbeiter in derLandwirtschaft nicht so günstig wie für die Arbeiter der Industrie, aber im-merhin verringerte sich die Zahl der Lohnstreitigkeiten von Jahr zu Jahr er-heblich, was nach Meinung des Boten »auf ein besseres Einverständnis zwi-schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, aber auch auf eine soziale Verbesse-rung der Arbeiter schließen lässt«163. Der Beitrag Zanardellis zur Entspan-

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159 Ebenda.160 Ebenda.161 Heinrich Hansjakob: In Italien. Reiseerinnerungen. 2 Bände. Mainz: Kirchheim 1877, hier: 2.Bd. S. 137-138. Vgl. dazu auch Battafarano: Von Andreas Gryphius zu Uwe Timm, besonders S.187-194. 162 Eine Statistik der Streiks. In: DBG 6. Jg. Nr. 6, 6. November 1904. 163 Ebenda.

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nung dieser Probleme wurde vom Boten besonders hervorgehoben. Er warvom König zum Ministerpräsidenten berufen worden, wie in seinem Ne-krolog steht: »mit der Aufgabe, die aufgeregten, immerfort zu revolutionärenPutschen geneigten Gemüter des Volkes zu beruhigen. Zanardelli löstediese Aufgabe in glänzender Weise«164.

Der Bote nimmt zur sozialen Frage sehr offen und demokratisch Stel-lung, betont aber immer wieder die Notwendigkeit, die Lebensbedingun-gen der Arbeiter zu verbessern. Deswegen werden Zanardelli lobendeWorte gewidmet:

Er hatte erkannt, dass die große, berechtigte Bewegung des italienischen Proletariatszur Aufbesserung ihrer Lebensbedingungen in keiner Weise mehr hintanzuhalten sei.Er tat deshalb nun auch nichts, um sie zu verhindern, sondern bemühte sich nur, siein gesetzlichen Bahnen zu halten. So ging die große italienische Lohnbewegung derJahre 1901und 1902 ohne namhafte Ruhestörungen und fast ohne Blutvergießen vorsich. Das italienische Proletariat gewann durch diese Bewegung Hunderte von Millio-nen an erhöhtem Arbeitseinkommen, und die allgemeine Volksstimmung ist im Ge-gensatz zu früheren Jahren eine durchaus friedliche geworden.165

Im Rahmen dieser italienischen Erfahrung wird auch ein deutsches Pro-blem ins Auge gefasst – die soziale Frage war damals auch in Deutschlandbrisant166: Die Hervorhebung der ,menschlichen’ Lösung Italiens, die aberin Wirklichkeit das Problem nicht beseitigte – in den folgenden Jahrenwurde die Distanz zwischen Nord und Süd sogar noch größer –167 scheintmehr eine Mahnung für die deutschen Arbeitgeber als eine realistische Be-schreibung zu sein.

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164 Giuseppe Zanardelli. In: DBG 5. Jg. Nr. 14, 28. Dezember 1903.165 Ebenda.166 Vgl. Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866-1918. 1. Band: Arbeitswelt und Bürgergeist, besondersdas Kapitel Die soziale Frage: Sozialverfassung und Sozialpolitik, S. 335-373.167 Giolitti wurde deswegen stark kritisiert und als doppelgesichtiger Janus bezeichnet, demo-kratisch und fortschrittlich im Norden, skrupellos und korrumpiert im Süden, wo er die Klien-telwirtschaft ausübte, um die Zustimmung der Wählerschaft nicht zu verlieren. Berühmt istdie Bezeichnung von Gaetano Salvemini Ministro della malavita.

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2.4 Wirtschaft und Berufe

Manche Artikel im Boten vom Gardasee wurden mit dem Ziel veröffentlicht,die deutschen Leser über die Zusammensetzung der italienischen Bevölke-rung unter ökonomischen Gesichtspunkten zu informieren. Der ArtikelItalienische Berufsaufzählung erschien 1903 und berichtete über die Volkszäh-lung vom 10. Februar 1901, deren Ergebnisse die Generaldirektion der Sta-tistik bekannt gegeben hatte. Die Zahl der Bewohner des italienischen Kö-nigreiches betrug am Zähltag 32.475.000. Das bei weitem wichtigste Betä-tigungsfeld in Italien war die Landwirtschaft, liest man im Boten, »dem9.611.000 Personen obliegen, das sind 1.045.000 Personen mehr als im Jahre1882. Die Industrie hingegen beschäftigte nur 3.952.000 Personen, das sind341.000 Personen weniger als im Jahre 1882«168. Der Rückgang betraf jedochfast ausschließlich die Textilindustrie, weil die mit elektrischer Kraft betrie-benen Seidenspinnereien Hausspinnerei und -weberei völlig eliminiert hat-ten. Bemerkenswert war dennoch die Zunahme der Personen, die in derMetallindustrie, in Handel und Gewerbe und im Verkehrswesen tätig waren.Die Zahl der Bettler und der Rentner war zurückgegangen. Trotz allem warItalien das europäische Land mit der höchsten Zahl von Auswanderern.

Ein Jahr später (im Oktober 1904) wurde der Artikel Die Entwickelung in20 Jahren publiziert, in dem das Thema der Berufe noch einmal aufgenom-men wurde. Der Artikel basierte auf einem in der Zeitung Il Secolo erschie-nenen Bericht von Guglielmo Ferrero169, mit folgenden Ergebnissen: dieZahl der Ärzte und Rechtsanwälte hatte zu-, die der Tierärzte abgenommen;es gab mehr Staatsbeamte (fast 11.000 Personen in 20 Jahren), Beamte derSchifffahrt und der Eisenbahnen, Post- und Telegraphenbeamte, Privatan-gestellte und selbstständige Kaufleute im Groß- und Einzelhandel. DieZahl der Priester war gesunken; die Zahl der Geistlichen, die im Unterrichttätig waren, jedoch wesentlich angestiegen. Verblüffend war, dass die Zahlder Rentner seit 1881 stark zurückgegangen war. Der Bote zitiert ausführlich

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168 Italienische Berufsaufzählung. In: DBG 5. Jg. Nr. 1, 27. September 1903.169 Die Entwickelung in 20 Jahren. In: DBG 6. Jg. Nr. 4, 23. Oktober 1904.

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Ferreros politische Interpretation dieses Phänomens, das belege, dass inden vorausgehenden 20 Jahren eine große Konzentration des Kapitals ein-getreten sei, und gleichzeitig die zunehmende Schwäche »jener kleinen kon-servativen Partei beweise, welche in der Kammer durch die Rechte vertretenist und deren Hauptstärke und Lebensnerv hauptsächlich von jener Millionglücklicher Sterblicher gebildet wurde, welche von ihren Renten leben konn-ten«170. Geschäftsgeist, Bürgertum, Plutokratie seien die Schlagworte derneuen politischen Welt geworden. Ein Drittel der konservativen Partei seizerstört worden, weil es »dem unruhigen Geschäftsgeist erlegen«171 sei.

Martin Birnbaum thematisierte diese Frage noch einmal im September1906 in einem langen und ausführlichen Bericht mit dem Titel Die Bevöl-kerung Italiens, in dem nicht nur Aspekte der Entwicklung der italienischenBevölkerung als Folge der wirtschaftlichen Lage des Königsreichs insAuge gefasst werden172, sondern der auch interessante Überlegungen zu

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170 Ebenda.171 »In dies Drittel mit einbegriffen sind die vielen adeligen Familien, welche in dem letztenViertel des vorigen Jahrhunderts verarmt, und zum Teil unter das kleine Bürgertum oderauch unter jene kleine Plutokratie gegangen sind, welche von dem unruhigen Geschäftsgeistder Banken und des politischen Lebens in diesen 20 Jahren gebildet wurde und welche vondem größeren Reichtum nährt. Auf jeden Fall bilden diese 300.000 verschwundenen Rentierseine der Hauptlücken, welche die demokratische Partei – zur Stunde leider etwas verwirrtund uneinig – seit 20 Jahren zum Eindringen in die Festung des alten italienischen Konser-vativismus ausgenützt hat, und sie ist ferner ein Beweis, dass in diesen 20 Jahren eine Ver-schiebung der Vermögen von statten ging die eine neue Geldaristokratie gebar. Sie beweistaber auch, dass in Italien mehr gearbeitet wurde, um den alten Besitz festzuhalten, als umneuen zu schaffen. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte die Anzahl der Rentiers ent-schieden zunehmen müssen, denn die neue Plutokratie müsste dann mehr Mitglieder aufzu-weisen haben, als die verarmten ehemals reichen Familien. […] Es ist nach diesen Zahlenschwer zu sagen, ob die Entwickelung während der Zeit von 1881 bis 1901 für Italien günstigoder ungünstig war. Sicher ist es dagegen, dass diese Jahre mehr der inneren Entwickelunggalten, als es je vorher der Fall war. Dafür spricht auch die Verschiebung des Volksvermögens,das, ohne bedeutend zugenommen zu haben, aus den Händen vieler adeliger Familien zumgroßen Teil in die Bürgerschaft gedrungen ist. Damit ist aber die Kraft des feudalen Grund-besitzes stark geschwächt und das freigewordene Kapital zum weitaus größeren Teil der In-dustrie zugeführt worden. Für die fortschreitende Entwickelung der Industrie spricht aucham besten – da Italien keine eigene Mineralkohlen besitzt – der große Import von Kohlen,der jährlich 5,5 Millionen Ton beträgt« ebenda.172 Martin Birnbaum: Die Bevölkerung Italiens. In: DBG 7. Jg Nr. 36, September 1906.

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einem Vergleich zwischen Italien und Deutschland zum Ausdruck kom-men. Der starke wirtschaftliche Aufschwung Italiens wurde thematisiert,es wurde aber auch festgestellt, dass Italien letzten Endes ein Agrarstaatwar, der einen weder reichen noch selbstständigen Bauernstand wie inDeutschland hatte, weil die Bauern größtenteils ,Mezzadri’ waren, also‚Pächter auf Teilung’. Das Anwachsen der Bevölkerung war auf demLand stärker als in den Großstädten.

Zwei weitere und wichtige Themen im Rahmen der italienischen Gesell-schaft werden in diesen landeskundlichen Artikeln behandelt, die immerwieder Vergleiche mit der deutschen Welt ermöglichen und zur Wahrneh-mung der italienischen bzw. der deutschen Identität beitragen: das Frauen-bild und der Militarismus.

2.5 Das Frauenbild

Der Artikel Die Entwickelung in 20 Jahren berichtet, dass die Zahl derDienstboten zurückgegangen sei, eine Tatsache, die mit der Zunahme derIndustrie erklärt wird, vor allem in Bezug auf Frauen: »[...] da es eine be-kannte Tatsache ist, dass viele Mädchen das Los einer Fabrikarbeiterin demeines Dienstmädchens vorziehen, da sie dann wenigstens den Abend fürsich vollkommen frei haben«173. Das Hinweis darauf, dass auch italienischeFrauen den Weg der Emanzipation eingeschlagen hatten, war für die deut-schen Leserinnen und Leser bestimmt interessant, weil die Rolle der Frauin der italienischen Gesellschaft bislang ein Zeichen ihrer Rückständigkeitwar. Es war bestimmt kein Zufall, dass Ottomar Piltz im ersten Erschei-nungsjahr des Boten dem italienischen Frauenbild zwei lange Artikel gewid-met hatte – Die Italienerin und Italienische und deutsche Liebe –, in denen einGefühl der Überlegenheit gegenüber Italien zu spüren ist, das auf denersten Blick verblüffend erscheint. Die Erörterung des Themas ‚Frau undLiebe’ behandelt Piltz unter anthropologischen und kulturellen Gesichts-

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173 Die Entwickelung in 20 Jahren. In: DBG 6. Jg. Nr. 4, 23. Oktober 1904.

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punkten, und kommt zu einer Bewertung, die Italien weit unter das deutscheNiveau stellt. Dort, schreibt Piltz, seien die Frauen nicht emanzipiert, son-dern schön und weiblich: schön geboren, verheiratet geboren, so lautet das vonPiltz zitierte italienische Sprichwort. Sein Frauenbild ist negativ geprägt:italienische Frauen kleideten sich geschmacklos, in zu grellen Farben, mitzu viel Schmuck und zu vielen Diamanten; sie seien zu leidenschaftlich,weswegen in Italien so viele Liebesmorde stattfänden. Als Beleg dafür ziehtPiltz heran, dass in Italien alle Sprichwörter über Frauen negativ seien, wiedas berühmte donna danno (Frau, Schaden), und nie weibliche Tugendenthematisierten. Im Gegensatz dazu fänden Untreue, Geschwätzigkeit undGeistlosigkeit, wenig Gehirn immer wieder Erwähnung. Die deutsche Frausei geradezu die Antithese der italienischen Frau: klug, kultiviert, emanzi-piert. Interessant ist, dass aus einer zeitgenössischen italienischen Perspek-tive ähnliche Aspekte der deutschen Frau hervorgehoben werden: 1907 er-schien anonym in Italien das Buch I tedeschi nella vita moderna osservati da unItaliano, das ins Deutsche übersetzt wurde und dem Martin Birnbaum zweilange Besprechungen widmete, über die weiter unten ausführlich berichtetwird. Der Autor des Buches ist Giovanni Diotallevi, ein guter Kenner derdamaligen deutschen Welt, der in Bezug auf deutsche Frauen Piltz’ Meinungteilt: Deutsche Frauen arbeiteten wie die Männer, sie liebten Reisen, seienemanzipiert und unabhängig – die Möglichkeit zur Scheidung gebe ihnenFreiheit –, in Deutschland werde die feministische Bewegung nicht belacht,weil man nichts belache, was gedanklicher Tätigkeit entspringe174. Nichtviele seien schön, aber die wenigen seien sehr anmutig; besonders schönseien jedoch die Berlinerinnen, elegant wie in den südlichen Metropolen175.Die deutschen Frauen, die nicht in der Industrie oder im Handel arbeiteten,seien kultiviert und an Kunst, Literatur oder Wissenschaft interessiert, sie

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174 Vgl. [Giovanni Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna. Osservati da un italiano. Milano: Treves1907, S. 116. (Zum Deutschlandbild aus der italienischen Perspektive erschien zehn Jahrespäter bei demselben Verlag auch das Buch von Giuseppe Antonio Borgese: La nuova Germania.La Germania prima della guerra. Milano: Treves 1917).175 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 120.

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redeten gerne (aber nicht über Mode oder Banalitäten wie in Italien176) undseien dabei doch keine Besserwisser177.

Soweit zum Thema Frau. Ganz anders jedoch ist das Urteil von Piltz –und Diotallevi ist derselben Meinung178 – über die italienische Frau in ihrerRolle als Mutter: Frauen seien in Italien der feste Anker der Familie. Deswegensei von der Regierung keine Ehescheidung genehmigt worden; obwohl esauch in Italien unglückliche Ehen gebe, dürfe um der Kinder willen kein Ge-setz die Familienbande zerreißen. Die italienischen Frauen ihrerseits kämpftennicht für ihre Rechte: »So wenig wie an dem Rechte auf Ehescheidung ist denItalienerinnen an den sonstigen Frauenrechten gelegen, um die ihre Schwes-tern in anderen Ländern kämpfen«179. Italienerinnen wollten nur schön sein,sich verheiraten und viele blühende Kinder um sich sehen, »alles andere inte-ressiert sie wenig«180, schließt Piltz, und fügt folgende, entlarvende Worte hin-zu: »und vielleicht haben sie sich damit das bessere Teil erwählt«181. AuchMartin Birnbaum weist in seinem Artikel über die Bevölkerung Italiens aufdie zentrale Rolle der Frau in der Familie hin. Diese belege auch der Umstand,»dass einem Sechstel der Familien Frauen als Oberhaupt vorstehen. Außerder starken Auswanderung ist dies auch durch die vielen Witwen veranlasst,von denen man 134 auf tausend weibliche Personen über 15 Jahre zählt«182.

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176 Vgl. ebenda, S. 167.177 Vgl. ebenda, S. 168.178 Vgl. ebenda, S. 107-108.179 Ottomar Piltz: Die Italienerin. In DBG 1. Jg. Nr. 4, 25. März 1900.180 Ebenda.181 Ebenda. Ziemlich empfindlich ist aber Piltz, wenn die deutschen Frauen von Italienern kri-tisiert werden. Im Artikel Ein Verächter der deutschen Frau (in: DBG 1. Jg. Nr. 27, 29. März 1903)zitiert er den Turiner Schriftsteller Enrico Thovez, der im Corriere della Sera einen Artikel mitdem Titel Germania Trionfante veröffentlicht hatte, in dem er deutsche Touristen in Italien kri-tisierte, weil sie schlecht angezogen seien und ihre äußere Erscheinung nach Barbarei ‚rieche’:»statt der weichen, goldschimmernden Haarpracht der Engländerinnen erscheint das struppige,schwache Haar der kahlen deutschen Frauenköpfe«; die Reaktion des Boten ließ natürlich nichtauf sich warten. Piltz’ Kommentar auf die Worte Thovez‘ ist sarkastisch: »Sollte der TurinerSchriftsteller von einer Deutschen ein Körbchen bekommen haben und nun, da er erkannthat, dass die Trauben zu hoch noch hängen, in üblicher Weise finden, dass sie sauer sind?«.182 Martin Birnbaum: Die Bevölkerung Italiens. In: DBG 7. Jg. Nr. 36, September 1906.

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Der starke Familiensinn wird vom Boten als typisch italienisches Merkmal be-zeichnet, nicht nur hinsichtlich der Rolle der Frau, sondern auch in Bezugauf das berufliche Leben: »Häufig findet man, dass vom Vater ererbte Ge-schäfte von den Geschwistern gemeinsam weitergeführt werden oder dasssich der junge Rechtsanwalt oder Arzt in seinem Heimatort auch dann nie-derlässt, wenn er dort nur auf eine sehr magere Praxis hoffen kann«183.

Der Artikel Italienische und deutsche Liebe, auch von Ottomar Piltz verfasst,ist thematisch eng mit dem Artikel über italienische Frauen verbunden.Den Anstoß zu diesem Beitrag gibt die Veröffentlichung von zwei Büchernzum Thema Liebe184, die Piltz zu einigen Überlegungen über die Bedeutungder Liebe in Italien und Deutschland motiviert. Piltz beginnt mit der Analyseder Worte amare und lieben und merkt, wie unterschiedlich deren Bedeutungsei. Die Italiener sagen: Ich liebe Gott, ich liebe meine Frau, ich liebeMaccheroni und ich liebe das Bier. Die Deutschen hingegen benutzen inBezug auf Lebensmittel andere Ausdrücke, wie: Es schmeckt mir, ich essegern. Das Verb lieben beziehe sich nur auf geistige Genüsse oder Gefühle:»für die deutsche Liebe ist der ideale Zug charakteristisch, während bei deritalienischen der sinnliche Moment dem idealen mindestens gleich bedeut-sam zur Seite steht«185. Um seine Meinung zu illustrieren, vergleicht Piltzitalienische und deutsche Kunst und behauptet, der italienische Bildhauer,Maler, Dichter oder Komponist sei vor allen Dingen auf die äußere Schön-heit seines Werkes bedacht, an Tiefe und Wahrheit des Gefühls sei ihm we-niger gelegen. »Welcher Unterschied zwischen einem italienischen und ei-nem deutschen Liebeslied! Dort wogende, glanzvolle aber oberflächlicheMelodie – hier eine schlichte Weise, aber herzinnig und voller Seele«186. Dieitalienische Sinnlichkeit und Oberflächlichkeit spiegele sich auch in der Lie-besbeziehung, denn in der Brust der Italiener werde die Liebe ausschließlich

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183 Ebenda.184 Paul Mantegazza: L’amore und Wilhelm Ferrero: Das junge Europa.185 Ottomar Piltz: Italienische und deutsche Liebe. In: DBG 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900.186 Ebenda.187 Ebenda.

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durch die körperliche Schönheit des Mädchens entzündet: »Er fragt wenigernach Herzens- und Geistesbildung, weshalb denn auch die Italienerinnensich wenig darum bemühen. Dass in Italien die jungen Mädchen aus guterFamilie Klavier spielen, singen, malen, fremde Sprachen lernen, gehört zuden Ausnahmen«187. Die deutsche Liebe sei eine andere Sache, weil derdeutsche Mann seine Braut nicht nur wegen ihrer Schönheit liebe: »SeinGefühl für sie ist nicht nur sinnlicher Natur, sondern er begeistert sich auchbei dem Gedanken, dass er für die Geliebte arbeiten und sorgen kann, dasser das ganze Leben hindurch Freud und Leid mit ihr teilen wird. Einemverliebten Italiener kommt derartiges nie in den Sinn«188. Piltz betont auch,dass der berühmteste Zug der italienischen Liebe die Leidenschaft sei unddass Eifersucht Hand in Hand mit Leidenschaft gehe, weswegen es in Italienso viele Selbstmorde aus Liebe gäbe.

Ganz anders ist die Perspektive Diotallevis auf das gleiche Thema, weiler gerade im Fehlen der Eifersucht die Unfähigkeit der Deutschen zu echterLiebe sieht189: Italiener seien direkt und ehrlich, wenn es um Leidenschaftengehe, während Deutsche krumme Wege gingen. Ihre Psyche sei kompliziert:So entstünden die pathologischen Figuren des nordischen Theaters undRomane, die auf Italiener eher beklemmend und erstickend190 wirkten. Dio-tallevi zitiert aber keine konkreten Beispiele.

Die zentrale Rolle der Liebe im Leben der Italiener gebe nach Piltz deritalienischen Geselligkeit ein ganz eigenartiges Gepräge, weil es in einemSalon, in dem Herren und Damen anwesend sind, ganz unmöglich sei,»von einer ernsthaften Angelegenheit zu sprechen. Man mag eine Frageder Kunst oder Literatur, der Wissenschaft oder Politik, selbst der Modeoder des Sports aufwerfen, stets mischen sich Anspielungen auf die Liebein das Gespräch und nach kurzer Frist machen sich Herren und Damengegenseitig den Hof«191. In Italien findet man nach Piltz keine literarischen

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188 Ebenda.189 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 110.190 Vgl. ebenda, S. 111-112.191 Ottomar Piltz: Italienische und deutsche Liebe. In: DBG 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900.

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Salons wie in Berlin, wo gebildete und kluge Frauen wie Dorothea Men-delssohn, Rahel Varnhagen und Henriette Herz die größten Denker ihrerZeit versammelten und gesellschaftliche Zusammenkünfte zu Kulturzen-tren werden ließen192. Piltz’ scharfe, beleidigende und in vieler Hinsichtoberflächliche Kritik erfährt jedoch plötzlich eine unerwartete Wende,wenn er zu zwei bemerkenswerten Schlüssen kommt: Nach der scharfenKritik an der exzessiven italienischen Neigung zu leidenschaftlichem Ge-fühlsleben betont Piltz unvermittelt die zentarle Rolle der Liebe immenschlichen Leben und beruft dabei den größten deutschen Dichter alsZeugen dieser Wahrheit:

Aber so viele Verschiedenheiten auch die Liebe südlich und nördlich der Alpen auf-weisen mag, schließlich bleibt Liebe noch Liebe, und die italienische macht sich nichtin anderen Worten Luft als die deutsche. Singt das italienische Mädchen: ‚Se non è peramare,/che si fa sulla terra?’ so schreibt Goethe im Werther, als wolle er getreulichdiesen Vers übersetzen: ,Was ist unserem Herzen die Welt ohne Liebe?’.193

Piltz’ zweite unerwartete Bemerkung betrifft deutsche und italienischeJugendliche: In Italien erlebten Jugendliche im Alter zwischen 14 bis 16Jahren die erste Liebe. Ihr ganzes Sinnen und Trachten gehe in der Geliebtenauf, sie hätten keine anderen Interessen mehr, was Piltz Gelegenheit bietet,über das italienische Schulsystem zu sprechen. Die frühe Liebeserfahrungsei eine der wichtigsten Ursachen des kläglichen Zustandes der italieni-schen Oberschulen:

Der studierenden Jugend wird in den für die Bildung entscheidenden Jahren durchGott Amor jede Lust an den Büchern verleidet. Mit lodernder Liebe im Herzen unddas Gehirn womöglich voller Eifersuchtsgedanken ist es schwer, die Geheimnisse desSinus und Cosinus zu erfassen oder sich für die Entwicklung der deutschen und derlateinischen Literatur zu interessieren.194

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192 Vgl. Stefan Nienhaus: Berlino nel Sette-Ottocento. In: Fiorentino / Sampaolo: Atlante della lette-ratura tedesca, S. 76-78.193 Ottomar Piltz: Italienische und deutsche Liebe. In: DBG 1. Jg., Nr. 5, 1. April 1900.194 Ebenda.

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Auch nach dem Abitur verschwendeten junge Italiener als Universitäts-studenten ihre Zeit weiter mit Liebesgeschichten. Die ‚deutsche Überle-genheit’, die Piltz als Ergebnis seiner Analyse feststellt, sei jedoch keine ab-solute. Der Redakteur des Boten vom Gardasee kommt zum folgenden Schluss:

Die soziale Überlegenheit der Deutschen über die Italiener wurzelt zum großen Theilin der Verschiedenheit der deutschen von der italienischen Liebe, nicht in einer grö-ßeren Gescheitheit der Deutschen, denn diese besteht nicht. Die italienischen Kindersind im Durchschnitt sogar begabter als die deutschen, aber die Unmöglichkeit, ihneneine der deutschen gleichwertige Erziehung zu geben, ihnen deutsche Zucht unddeutsches Pflichtgefühl einzupflanzen, begründen ihre Minderwertigkeit auf solchenGebieten der Mannestätigkeit, die gründliches Wissen, festes Wollen, Disziplin, aus-dauernde Kraft und Muth erfordern.195

Die folgenden Ausgaben des Boten vom Gardasee, vor allem unter der Lei-tung Martin Birnbaums, werden die nationalistische Färbung von Piltz’ Kri-tik nie wieder erreichen, vielmehr in Richtung einer gegenseitigen Vervoll-kommung der beiden Völker deuten. Eine Richtung, die mit kluger Ironieschon Viktor Hehn eingeschlagen hatte, indem er in seinem viel gelesenenWerk über Italien vorgeschlagen hatte, deutsche und italienische Frauenauszutauschen, damit ihre positiven Seiten der Entwicklung des jeweils an-deren Volkes zu gute kämen196.

2.6 Militarismus und Demokratie

Zum Thema der italienischen Bevölkerung gehört außer dem Frauenbildauch der Militarismus. Die Meinungen, die zu diesem Thema im Boten zulesen sind, fassen nicht nur wichtige Aspekte der italienischen Gesellschaftins Auge, sondern üben zugleich Kritik am wilhelminischen Kaiserreich. Inseinem Artikel Die Bevölkerung Italiens ist Birnbaums Urteil trotz der Schwie-

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195 Ebenda.196 Battafarano: L’Italia Ir-reale, S. 161.

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rigkeiten, die wahrgenommen werden, positiv. Er behauptet, Italien könneim Jahre 1906 mit der Entwicklung auf allen Gebieten recht zufrieden sein:

Die Auswanderung lässt nach, der Analphabetismus wird […] in absehbarer Zeit be-hoben sein und auch das Land bevölkert sich von neuem, was für einen Agrarstaatvon äußerster Wichtigkeit ist. Handel und Industrie haben, wie wohl jeder, der Italienbereist hat, gemerkt haben wird, einen gewaltigen Fortschritt gemacht. Hinderlich fürdie Entwicklung der Industrie ist es allerdings, dass Kohlen für teures Geld vom Aus-land bezogen werden müssen, da Italien keine Kohlengruben besitzt. Einen kleinenErsatz hat das Land aber hierfür in den zahlreichen Wasserfällen, die sich leicht inelektrische Kraft umsetzen lassen.197

Andererseits aber wird festgestellt, dass das Niveau Süditaliens wegender zahlreichen ungelösten wirtschaftlichen Probleme, auch aufgrund vonNaturkatastrophen wie dem Erdbeben in Kalabrien und den Vesuvaus-brüchen, leider zurückgeblieben sei. Trotzdem zeigt sich Birnbaum eheroptimistisch in Bezug auf die Zukunft Italiens; und die Begründung seinesOptimismus ist bemerkenswert, weil sie Gelegenheit bietet, vor den deut-schen Lesern einen problematischen Aspekt der eigenen Gesellschaft zuthematisieren: den deutschen Militarismus. Birnbaum geht davon aus,dass die militärischen Pflichten in Italien die Familien nicht so sehr wie inDeutschland belasteten, weil dort nur ein Sohn Wehrdienst leisten müsse:»die vom Militärdienst befreiten diensttauglichen Söhne einer Familiekommen nur zur dritten Kategorie, d. h., sie werden nur im Fall einerMobilmachung eingezogen; der einzige Sohn ist überhaupt vom Militär-dienst befreit«198. Eine weniger belastende Rolle des Militärs ist nach Birn-baum einer der Aspekte, der das Aufblühen eines Volkes unterstützenkann. Aus der Sicht eines Deutschen war das Militär also entscheidendfür die gesellschaftliche Struktur eines Landes. Positiv war für Birnbaum,dass Italien keine militarisierte Gesellschaft sei, keine sozialen Stände dieHierarchie bestimmten und die militärische Karriere allen offen stehe.

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197 Die Bevölkerung Italiens. In: DBG 7. Jg. Nr. 36, September 1906.198 Ebenda.

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Das war seiner Meinung nach der Beweis dafür, dass Italien ein demo-kratisches Land sei, eine Tatsache, die auch die Geschichte seiner Entste-hung bestätige, weil »der alte italienische Adel, der größtenteils kaiserlichenoder päpstlichen Ursprungs ist, an der Neugestaltung der italienischenMonarchie nicht so großen Anteil hatte wie das Bürgertum«199. In Italiensei der Landadel nicht wie in Deutschland Stütze der Regierung, Italiensei ein »wirklich liberales Land, in dem es weder bevorzugte Klassen nochReligionen gibt«200. Antisemitismus und eine Kaste von Beamten und Of-fizieren existiere nicht: »Beamter oder Offizier kann in Italien jeder wer-den, der über die erforderliche Gesundheit verfügt und die vorgeschrie-benen Examen besteht. Bis zum Hauptmann kann es überhaupt jedereinfache Soldat bringen«201. Dass dieses idyllische Italienbild mehr derKritik an der deutschen Gesellschaft als der objektiven Darstellung derWirklichkeit dienen sollte, liegt auf der Hand. Von der bürgerlich-liberalenPerspektive des Boten aus wurde dem deutschen Lesepublikum mit Hilfeder Beschreibung der italienischen Gesellschaft eine Staatsidee vorgestellt,welche die Aspekte der wilhelminischen Gesellschaft nicht nur kritischins Auge fasste, sondern zugleich Demokratie und Leistung als Voraus-setzungen für einen modernen Staat präsentierte. Deswegen wurde dieitalienische Zukunft vom Boten als sehr positiv beschrieben: »In Italienfinden wir […] die meisten Staatsstellen im Heer und in der Verwaltungin bürgerlichen Händen. Einem Land aber, in dem die Tüchtigsten aus al-len Klassen der Bevölkerung, von keiner traditionellen Schranke gehindert,überall zur Geltung kommen können, kann es nicht an einer großen Zu-kunft fehlen«.202

Die Bewunderung für Italien, die im Boten immer wieder zum Ausdruckkommt und sich in erster Linie auf dessen Kultur und Kunst gründet, wirddurch den Vergleich mit den weniger liberalen deutschen Verhältnissen

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199 Ebenda.200 Ebenda.201 Ebenda.202 Ebenda.

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noch gestärkt. Der Bote nimmt allerdings die Schattenseiten einer solchenFreiheit nicht wahr, was hingegen Diotallevi in seinem schon zitierten Buchüber die Deutschen der Gegenwart tut, wenn er z. B. den italienischen Sozialismusim Vergleich zum deutschen kritisiert: Der deutsche Sozialismus habe ein-gesehen, dass es notwendig sei, ein starkes Vaterland aufzubauen, um sozialeZiele zu erreichen. Deswegen sei er gut organisiert, während der italienischeschlecht organisiert, trivial und chaotisch sei, und sich gegen die staatlicheAutorität auflehne. Diotallevi behauptet sogar, es sei unmöglich, die Lagezu verbessern, weil das intellektuelle Niveau der italienischen Gesellschaftzu niedrig sei203. Darüber verliert Birnbaum jedoch kein einziges Wort.

2.7 Der Kaiser und der König

Ein weiteres Motiv des positiven Italienbildes, das dem Boten vom Gardaseedie Gelegenheit bietet, die preußisch-wilhelminische Regierungsform zukritisieren, ist das Kaiser- bzw. Königtum. Laut der Rezension im Botengibt Diotallevi in seinem Buch das Portrait des deutschen Kaisers als einesMonarchen204, der sich für alles interessiert und sich in alles einmischt, sogarin die Kunst, für die es ihm wahrlich an Geschmack fehle, wie zum Beispieldie Siegesallee in Berlin bezeuge, die von den Berlinern Puppenallee205 genanntwerde206. Positiv sei aber, dass er ein wirklicher Herrscher und Führer sei,das »Prachtexemplar eines Fürsten« – aber gleichzeitig wird die Konzentra-tion der Macht in seinen Händen als übertrieben kritisiert:

Seine ganze Person setzt er ein, streng gegen sich selbst, nimmt er teil an allen Kämp-fen, allen Schlachten, allen Eroberungen. Sein reges Gewissen sagt ihm: Herrschersein heißt – sei es im Guten oder im Schlechten – Führer sein, Condottiere! Er mag

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203 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 90-91.204 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener. In: DBG 9. Jg. Nr. 1,29. September 1907.205 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 44 - 46.206 Vgl. ebenda, S. 44 - 46.

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nichts wissen von „demokratischer Monarchie“, er will keine gut bezahlte Repräsen-tationspuppe sein. Sich in allen Betätigungen seines Volkes an dessen Spitze zu wissen,das ist sein edler Ehrgeiz.207

Ganz anders wird im Boten das Bild des italienischen Königs gezeichnet.Zu diesem Thema ist der Artikel Ein moderner König. Ein Charakterbild ViktorEmanuels III. von H. Schmitz aufschlussreich. Hier wird nicht nur ein Portraitdes Herrschers gegeben, sondern auch die Beziehung des italienischen Vol-kes zu ihm dargestellt. Viktor Emanuel, so liest man im Boten, mache keineSelbstreklame, seine Figur sei unscheinbar, er mache nur zu Pferde einenguten Eindruck, weil er sehr klein sei. Er führe kein leichtlebiges Leben,gebe der chronique scandaleuse keine pikanten Anekdoten:

[...] kurz und gut, er spricht nie zu der Phantasie der Massen, und warum? Weil er derdemokratischste Monarch Europas ist, der nebenbei eine derartige Abneigung gegenalle Reklame und gegen jeden Tageslärm hat, dass das allein ihn schon in den Augen derVerständigen zu einem bedeutenden Manne stempelt. Überhaupt scheint er den Grund-satz zu befolgen ,Handelt nicht nach meinen Worten, sondern nach meinen Taten’.208

In Bezug auf den italienischen Königshof beklagt der Bote jedoch denMangel an Kommunikation, denn es existiere nicht einmal ein Hofberichtund »es vergehen Tage und Wochen, ohne dass Italien weiß, was sein Königtreibt«209. Trotzdem habe man in den König Vertrauen aufgrund der Tatsache,dass er ein guter ‚Pater Familias’ sei, »denn auch das betrachtet er als einePflicht, dem Volke durch ein schönes Familienleben ein gutes Beispiel zugeben«210. Genauso wird die Königin gesehen, deren Menschlichkeit im Ar-tikel Königin Elena und ihre Kinder betont wird. Sie verkörperte von jeher die

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207 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener. In: DBG 9. Jg. Nr. 1,29. September 1907.208 H. Schmitz: Ein moderner König. Ein Charakterbild Viktor Emanuels III. In: DBG 13. Jg. Nr.26, 24. März 1912.209 Ebenda.210 Ebenda.

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Mutterrolle, zuerst für ihren Bruder und dann für ihre Kinder. Im Boten wirdberichtet, dass sie ihre Kinder sehr gut erzogen und sie gelehrt habe, andere,vor allem arme Kinder, zu respektieren. Beim Herannahen des Christfestessollten sie sich besinnen, welches Spielzeug ihnen das liebste sei, um armeKinder in Waisenhäusern mit demselben Spielzeug zu erfreuen211. Dem Fa-milienleben des Königspaares fehle der Hang zu Prunk und Pracht, die Kö-nigin solle sogar selbst oft für den König kochen. Dieses Familienbild erkläre,worauf sich das Vertrauen des italienischen Volkes in seinen König gründete.Das heiße jedoch nicht, dass der König kein Machtmensch wäre, oder seineAufgaben vernachlässigte; er sei ganz im Gegenteil sehr gewissenhaft und»im Gegensatz zu seinem Vater« unterschreibe er nichts, »was er nicht selbstgelesen und verstanden hat«212. Wenn Monarchen oder Bürgermeister ihn inRom besuchten, fanden schlichte Empfänge statt:

Bei all diesen Empfängen wird aber nicht in theatralischem Pomp geschwelgt, sondernes geht dabei oft sehr ernst her, da sich der Monarch eingehend mit den Stadtväternüber die Schäden unterhält, die er mit seinem gefürchteten kritischen Auge entdeckthat. Unvergessen ist den Patres conscripti von Neapel einer seiner Besuche. BeimAbschied wies Viktor Emanuel nämlich auf den großen Schmutz in den Häusern,auf den Strassen und selbst auf dem Bahnhof hin und sagte, er werde nicht eher zu-rückkommen, als bis Neapel eine reinliche Stadt geworden wäre […]. Der Raum ver-bietet es mir, noch anderer ähnlicher Anektoden zu gedenken, die beweisen, dassViktor Emanuel außer dem ihm häufig beigelegten Titel des ,Schweigsamen’ auchden des ,Erziehers’ verdient.213

2.8 Deutschland versus Italien

Martin Birnbaums mehrmals erwähnte Besprechung des Werkes vonGiovanni Diotallevi, I Tedeschi nella vita moderna osservati da un Italiano, in deut-

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211 Königin Elena und ihre Kinder. In: DBG 10. Jg. Nr. 36/7, August-September 1909.212 H. Schmitz: Ein moderner König. Ein Charakterbild Viktor Emanuels III, 13. Jg. Nr. 26, 24. März1912.213 Ebenda.

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scher Übersetzung214, ist in Bezug auf das Italienbild des Boten sehr auf-schlussreich. Das Buch Diotallevis war 1907 bei Treves in Mailand anonymerschienen, wurde dann mit dem Titel Die Deutschen der Gegenwart von F.Mayer übersetzt und bei Reissner in Dresden veröffentlicht. Obwohl dasBuch in erster Linie die deutsche Gegenwart thematisierte, wurden darinimmer wieder Deutsche mit Italienern verglichen, positive wie negativeZüge der einen und der anderen herausgearbeitet. Das bietet Birnbaum dieGelegenheit zu einer Synthese verschiedener Aspekte Italiens und der Ita-liener. Es fällt auf, dass der Rezensent viele negative Urteile über die Italiener,die Diotallevi hervorhebt, nicht erwähnt, zum Beispiel, dass die Italieneroberflächlich, die Deutschen hingegen echte Denker seien. Diotallevi be-klagt, dass trotz der Schönheit der Natur, der brillanten Klugheit vieler Ita-liener, ihres Enthusiasmus und auch der Bescheidenheit des italienischenVolkes, Italien eines der rückständigsten Länder in Europa215 sei, und zwarwegen der vielen Schwätzer im Parlament und der Wichtigtuer in der Re-gierung. Birnbaums erwähnt aber diese Kritik von Diotallevi nicht.

Auch die von Diotallevi geübte heftige Kritik an Deutschland wird vonBirnbaum nicht aufgegriffen: Das Land der Dichter und Denker, ein zu-verlässiges, ernsthaftes, zivilisiertes, hartes aber korrektes Land, in demdie Gesetze respektiert werden, dessen Frauen emanzipiert und gebildetsind216, kann aber nach Diotallevi zugleich auch ein sozial rückständigesLand sein, sowohl hinsichtlich der Beziehung zwischen Mann und Frau(hier zieht Diotallevi einen Vergleich zu Süditalien) als auch in Bezug aufdie Tatsache, dass es in Deutschland keine Räume für entbindende Frau-en217 gebe, und auch keine Rollstühle für Behinderte218: Hier vergleicht ergar Berlin mit Dörfern in Kamerun. In Deutschland würden indessen Ge-

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214 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener, 8. Jg., Nr. 37, 15. Sep-tember 1907. 215 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 156.216 Vgl. ebenda, S. 167. 217 Vgl. ebenda, S. 148. 218 Vgl. ebenda, S. 149.

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fangene menschlich behandelt, sie hätten die Möglichkeit sich zu waschen,frische Kleider anzuziehen, zu essen und sich zu bilden, während in Italiendas Gegenteil der Fall sei219.

Birnbaums Besprechung vermeidet die negativen Extreme, die Diotallevihervorhebt, sowohl in Bezug auf Deutsche als auch auf Italiener. Er übtkeine Kritik an Italien, sondern versucht, die positiven Aspekte zu betonen,wie auch Deutschland und die Deutschen in ein gutes Licht zu rücken.

Der »leitende Punkt« des Buches sei nach Birnbaum die Tatsache, dassDiotallevi als Hauptmerkmal der Deutschen »die gründliche Ordnung, diein Deutschland öffentliches und privates Leben erfüllt«, aufgefallen sei:»Das scheint mir der leitende Punkt des Buches zu sein, und in der Tatspricht der Verfasser uns Deutschen einen sechsten Sinn zu, den Ordnungs-sinn«220. Dieser habe aber seiner Meinung nach auch eine negative Seite: InItalien herrsche nämlich eine individuelle Freiheit, »von der wir in Deutsch-land leider noch sehr weit entfernt sind«221. Diese fast schrankenlose Freiheitdes Individuums, fügt dann Birnbaum hinzu, führe aber auch »zu Unzu-träglichkeiten, die in Deutschland unter der Hegemonie des preußisch-deut-schen Drills einfach unmöglich sind«222.

Gründlichkeit und Ordnung existieren in Italien nicht, was zu großenSchwierigkeiten in den deutsch-italienischen Beziehungen führen könne:Deutscher Pragmatismus und vor allem deutscher Fleiß würden nämlich vonden Italienern stark kritisiert und als »Pangermanismus«223 bezeichnet. Dasdamals brisante Thema des Pangermanismus ist einer der Punkte des Buches,die Birnbaum aufgreift, um zur Entspannung der deutsch-italienischen Be-ziehungen beizutragen. Der Redakteur des Boten teilt die Meinung Diotallevis,wenn er schreibt, Pangermanismus sei nicht zu befürchten: in New York

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219 Vgl. ebenda, S. 155.220 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener. In: DBG 8. Jg. Nr. 37,15. September 1907.221 Ebenda.222 Ebenda.223 Ebenda.

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seien so viele Deutsche wie in Berlin, aber Deutschland habe deswegen nichtdie Absicht, New York zu erobern, schreibt Diotallevi. Kolonialpolitik seieine andere Sache, auf diesem Gebiet verhielte sich Deutschland genausowie andere europäische Länder, zum Beispiel wie Großbritannien, sei alsokeine Ausnahme. Auch sein Imperialismus sei in einem bestimmten Sinne zuverstehen, im Sinne von Patriotismus und Liebe zur eigenen Heimat, im Sinnedes nationalen Zusammenschlusses. Deshalb existiere Pangermanismus imnegativen Sinne nicht, anders als man in Italien und vor allem in »Welschtirol«behaupte. Deutschland huldige keinem Pangermanismus, und die Differenzenzwischen Deutschen und Italienern seien eher im Sinne eines ergänzendenAusgleichs zu verstehen, nicht aber als Anlass von Streitigkeiten:

Warum ich ihm [dem Deutschen] deswegen bös sein soll, weil er in meinem Land soManches zur endlichen Verwirklichung führt, das wohl als erste Vision oder ersterImpuls der leichtbeweglichen Genialität eines italienischen Hirns entsprang, ohne dasrechtzeitige Zupacken fremder Tatkraft aber vielleicht auf ewig in den Orkus des ita-lienischen ,dolce far niente’ versunken wäre.224

Die ökonomischen Vorteile der deutschen Präsenz in Italien sind einweiteres Thema Diotallevis, auf das sich Birnbaum konzentriert. Das deut-sche Kapital sei ein Vorteil für die italienische Industrie, und Birnbaum teiltdie Einschätzung Diotallevis, der ultraliberal sei und meine, woher das Gutekomme, sei unbedeutend; wichtig sei, dass es da sei. Deswegen sollten dieItaliener ihre Augen öffnen und sich fragen, warum sie selbst nicht inDeutschland investiert hätten. Birnbaum lobt Diotallevi für diese provoka-tiven Thesen und nennt ihn den neuen Tacitus.

Die Bewunderung Diotallevis für Berlin mit seinen breiten Strassen, derOrdnung, der Sauberkeit – alles sei hier breit, hell, glänzend - ist ein Anlassfür Birnbaum, Norditalien zu loben, ein Land, das ganz anders sei als vieleDeutsche es sich vorstellten. Bezeichnend ist zudem, dass Birnbaum Dio-tallevis negatives Bild von Mailand225 völlig übergeht. Aufgrund des be-

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224 Ebenda. 225 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna 1907, S. 54.

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kannten Ausdrucks des italienischen ‚dolce far niente’ seien die Deutschendavon überzeugt, dass Italien ein rückständiges romantisches Land wie vorhundert Jahren sei. Aus diesem Grunde zögen sich die deutschen Touristenin Italien so geschmacklos an. Dabei handle es sich aber um ein Vorurteil:Norditalien habe sich zu einem modernen und eleganten Land entwickelt.

Denn in den italienischen Städten, deren Bewohner sich durchwegs durch eine großeEleganz auszeichnen, wirken die ,Loden-Fremden’ wirklich nicht nett. Oberitalien isteben heute ein durchaus modernes Land und wird – wenn mans auch bedauern mag– in hundert Jahren genau so schön und reich sein wie Sachsen, wie Otto Julius Bier-baum neulich behauptete.226

Birnbaum ist auch stolz auf die Worte Diotallevis über die deutschenStädte mit ihrem heiteren, lieblichen, friedlichen, familiären, intimen Leben.Was die Männer betrifft, schreibt er, dass sie trotz ihrer Kälte bieder undaufrecht seien wie keine anderen – die Frauen seien ruhig, korrekt, aufrichtig.Diotallevi urteilt also nach den Worten Birnbaums mit großer Sympathiefür die Deutschen, wodurch es leichter wird, auch Kritik zu akzeptieren.

Im zweiten Teil der Besprechung, der in der darauffolgenden Ausgabedes Boten veröffentlicht wurde, werden auch einige kritische AnmerkungenDiotallevis erwähnt. Er urteilt negativ über die deutschen »Corpsstudenten«mit ihren Uniformen der »Vereine und Vereinchen«227, deren es in Deutsch-land zahllose gebe: Sie glichen Harlekins und Cirkusklowns, aber nicht Stu-denten des 20. Jahrhunderts, schreibt Diotallevi, der gleichzeitig aber diedeutschen Schulen, Universitäten und Volksschulen lobt. Seiner Meinungnach ist die Duellsitte reine Barbarei. Birnbaum nimmt hier eine verteidi-gende Position ein: Im trinkfesten »Rauschstudenten« stecke Volkspoesie,wohl eine Reaktion auf die strenge Disziplin der deutschen Schule, was füreinen Südländer schwer zu begreifen sei.

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226 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener. In: DBG 8. Jg. Nr. 37,15. September 1907. 227 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener. In: DBG 9. Jg. Nr. 1,29. September 1907.

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Am schlechtesten steht es laut Diotallevi um das deutsche Geistesleben,das sehr unter der preußischen Mentalität leide. Diotallevi geht aber nicht soweit wie der Kritiker Ugo Ojetti, der im Corriere della Sera behauptet hatte, inDeutschland gebe es keine Kunst, keine Phantasie, alles sei ein riesiger wis-senschaftlicher Apparat, bei dem Herz und Phantasie irrelevant seien, Nietz-sche habe Recht gehabt, der behauptet habe, das Kaisertum töte das deutscheGeistesleben228. Diotallevi, schreibt Birnbaum, sei nicht ganz so kritisch:

Zu solch ungeheuerlichem Unsinn versteigt sich Diotallevi nun nicht. Aber er findet,dass die Gründlichkeit und Schärfe der Studien in Deutschland seinen [sic!] Grundin der nicht allzu großen Geisteselastizität des Volkes und seiner geringen Anlagezum Eklektizismus zuzuschreiben sind. Der studierende Deutsche richte seine ganzeEnergie auf ein bestimmtes Wissens- oder Kunstgebiet, alles andere werde hübschbeiseite gelegt, während die Italiener vor lauter Eklektizismus zu keiner Gründlichkeit,zu keiner Festigkeit kämen229.

Genialität, Eklektizismus, Elastizität, Kreativität seien die Hauptzüge desitalienischen Volkes, aber auch der Hang zum Nichtstun und ein übertriebe-ner Individualismus, der leider die Produktivität einer scharfen Klugheitnicht zur Entfaltung kommen lasse230. Im Gegensatz dazu sei der Ordnungs-sinn der Deutschen eine Garantie für Tatkraft und Effizienz, die aber ge-fährliche Folgen haben könnten, weil sie das Individuum schwächen unddas Volk in eine Masse verwandeln könnten. Das führe dazu, dass der Soldat

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228 Ebenda. Der Kritiker Ojetti, schreibt Birnbaum, behauptet: »in einer Besprechung des Bu-ches von Jules Huret (En Allemagne Rhin et Westphalie. Bei Fasquelle, Paris 1907) vor einigen Ta-gen im ,Corriere della Sera,[…], die Hegemonie des deutschen Geistesleben, die vor 80 Jahrennoch sehr stark war, und von den Franzosen nach 70 aus Furcht, von den Italienern aus Dank-barkeit nach 66 überschätzt wurde, sei zu Ende, Nietzsche habe mit seiner Behauptung, dassdas Kaisertum das Geistesleben töten würde, Recht gehabt. Jetzt sehen die lateinischen Völkerdagegen ein, dass der Wert der deutschen Disziplin überschätzt worden sei. Außer Nietzschezitiert er noch als Eideshelfer Maurice Barrés, der behauptet, der deutsche Student erlernealles mechanisch; für ihn seien alle Dinge in Regeln, Gesetze, Verträge u.s.w. eingeteilt. Aberdie Schönheit und das Leben aller Dinge fühle er nicht. Für den deutschen Studenten sei allesein riesiger, wissenschaftlicher Apparat, Herz und Phantasie arbeiteten nicht mit« ebenda. 229 Ebenda. 230 Vgl. [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 70, 80 - 82, 95.

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zum Prototyp des Deutschen erklärt wird. Das deutsche Militär erregt zumTeil Bewunderung, zum Teil Mitleid. »Holzsoldaten mit Gummizügen«, dieoft wie kleine Tyrannen und nicht so väterlich wie die italienischen Offiziereseien. Dem militärischen Deutschland sei es gelungen, »ein Wunder zu voll-bringen, das wegen des lebhafteren Volkscharakters in Italien unmöglichwäre: dass der Soldat nicht mehr Mensch, sondern nur noch Mechanismussei«231; solche Soldaten wirkten »wie eine eiserne, unwiderstehliche Masse«232

Der Begriff Masse wird im Boten in Bezug auf das italienische Volk inganz anderer Bedeutung verwendet. In einem Artikel über das Attentat aufKönig Viktor Emanuel233 erklärt der Journalist, dass dieses die Liebe unddie Verehrung des italienischen Volkes entzündet habe: »In einem spontanenAusdruck der Massenseele« habe sich gezeigt, wie populär Viktor Emanuelwar, nicht aufgrund von Äußerlichkeit, sondern »durch seinen innerlichenWert«234. Der Begriff ,Masse’ hat in Bezug auf das italienische Volk hat alsonichts mit einer militärischen Mentalität zu tun, sondern mit Gefühlen, dieals typisch italienisch bezeichnet werden.

Emotionalität wird im Boten immer wieder als Charakteristikum des ita-lienischen Volkes schlechthin hervorgehoben. Die Menschlichkeit des »ar-men und doch so reichen« italienischen Volkes ist ein Thema, das immerwieder in den Artikeln und in den Reiseerinnerungen des Boten erscheint.Martin Birnbaum schreibt:

Ist man aber schließlich mal gezwungen, in den Bergen zu übernachten, so wirdman finden, dass man bei den Bauern oder auch beim Pfarrer der kleinen Bergnesterherzlich gerne aufgenommen wird. Die Leute sind entgegenkommend und gast-freundlich, können dem Fremden aber selbstverständlich nicht mehr bieten, als sieselbst haben. Erfreulich ist die Ehrlichkeit und vor allem die Bereitwilligkeit dieser

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231 M. Birnbaum: Die Deutschen der Gegenwart. Beobachtet von einem Italiener. In: DBG Jg. 9. Nr. 1,29. September 1907.232 Ebenda.233 Der Attentat fand am 14. März 1912 in Rom statt. Der Attentäter war der Anarchist An-tonio D’Alba.234 H. Schmitz: Ein moderner König. Ein Charakterbild Viktor Emanuels III. In: DBG 13. Jg. Nr.26, 24. März 1912.

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Leute (die sie wohl mit allen Bergbewohnern teilen), es dem Fremden an ihrem Ka-min so häuslich wie möglich zu machen, ohne ihn nachher bei der Bezahlung zuübervorteilen.235

In den Reiseerinnerungen von Dr. K. Fochler, der in Sirmione zur Kurwar, liest man, er habe am Gardasee »prächtige Leute« kennengelernt, diedurch ihre Menschlichkeit einen wesentlichen Beitrag zu seiner Genesunggeleistet hätten: »Binnen wenigen Tagen hatten wir das Gefühl, als wärenwir überhaupt immer da gewesen und hätten alle um uns Lebenden schonvor undenklichen Zeiten gekannt und nur seither wieder vergessen«236, nichtnur den deutschen Hoteldirektor, sondern auch den Arzt, die Kurgäste,»dann alle Personen, die sich in Sirmione zu den Honoratioren zählen durf-ten, und schließlich die ganze Bevölkerung, vom kleinsten Jungen, der umeinen Soldo in den See taucht, bis zu dem patriarchalisch aussehenden Bett-ler vor dem Kastell«237. Auch Viktor Hehn hatte in seinem Buch ein BildItaliens gezeichnet, dass die Integrität des italienischen Volkes im Vergleichzu den zivilisierten, aber gerade deswegen komplizierten Deutschen betonte,ein Klischee, das, wie im Folgenden gezeigt wird, entscheidend für die Per-spektive des Boten auf den Gardasee war.

Die Italiener träten durch die Freiheit, die sie genössen, und die geringereBedeutung des Militärs nicht als kompakte Masse in Erscheinung: seienaber gerade deswegen, so liest man im Boten, auch ein Volk, dem extremeVerhaltensweisen fern lagen. Bei den Wahlen im Jahre 1904 berichtete derBote den Sieg Giolittis als ein sehr positives Ergebnis für Italien, weil Giolittieine starke liberal-demokratische Partei leitete und dadurch eine festeGrundlage für den Fortschritt Italiens auf allen Gebieten gebildet hatte,»die sich von der Revolution, wie von der Reaktion gleich weit entfernthält, und die durch ihre Homogenität die beste Gewähr für eine fruchtbaredem gesunden Fortschritt auf allen Gebieten gewidmete Tätigkeit, zu bieten

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235 Martin Birnbaum: Vorfrühling am Gardasee. Aus der Gardaseenummer der Vossischen Zeitung.In: DBG 12. Jg. Nr. 18, 29. Januar 1911.236 K. Fochler: Zur Kur in Sirmione. In: DBG 8. Jg. Nr. 22, 3. März 1907.237 Ebenda.

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scheint«238. Es wird auch die vom König in der ersten Sitzung des neu ge-wählten Parlaments gehaltene Rede zitiert, in welcher der Monarch mitFreude die solide Beziehung zwischen Monarchie und Volk ansprach. Anlassder Rede war die Geburt des Thronfolgers, die »wie in seinem Hause, auchin der Nation mit Freude aufgenommen worden sei, was die Untrennbarkeitund Einigkeit von Monarchie und Volk an den Tag gelegt habe, eine Einig-keit, die eine so große Rolle in den Geschicken des Vaterlandes gespielt ha-be«239. Der König betonte auch die zentrale Bedeutung des Wertes Freiheitfür das Leben aller Völker und für die Lösung gesellschaftlicher Problemewie des Konfliktes zwischen Kapital und Arbeit: »Meine Regierung wirddaher innerhalb der Grenzen der Gesetze die freiheitliche Politik fortsetzen,die eine so große Zustimmung im Lande hat«240.

2.9 Die Römische Frage

Ein brisantes Thema des italienischen politischen Lebens seit der Eini-gung im Jahre 1861 war das der Beteiligung der Katholiken am politischenLeben, die sogenannte römische Frage, die sich um die Jahrhundertwendeimmer enger mit der sozialen Frage verband. Der Bote nimmt stets eineeher laizistische Haltung ein: Schon die Ernennung Zanardellis zum Minis-terpräsidenten hatte das Blatt mit der Bemerkung kommentiert, der deutscheKaiser schätze den Brescianer Juristen auch deshalb, weil er »unablässig auf

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238 Die italienischen Wahlen. In: DBG 6. Jg. Nr. 7, 13. November 1904. Vgl. auch Die Stichwahlenund die neue Kammer. In: DBG 6. Jg. Nr. 8, 20. November 1904. In der Giolitti-Zeit fanden inItalien viermal Wahlen statt: 1900, 1904, 1909 und 1913, nachdem im Jahre 1912 das allgemeinemännliche Wahlrecht eingeführt worden war (das weibliche Wahlrecht wurde erst 1946 einge-führt). Leider sind die Ausgaben des Boten um die Zeit der Wahlen von 1900 und 1913 verlorengegangen. Die Artikel jedoch, die von den Wahlen von 1904 und 1909 berichten, zeigen, dassder Bote dem politischen Leben Italiens große Aufmerksamkeit schenkte und eine liberal-de-mokratische Politik schätzte. 239 Die italienische Thronrede. In: DBG 6. Jg. Nr. 10, 4. Dezember 1904. 240 Ebenda, vgl. dazu Pier Luigi Ballini: Le elezioni nella storia d’Italia dall’Unità al fascismo. Profilostorico-statistico. Bologna: Il Mulino 1988.

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der Wacht steht, um die Fortschritte des unversöhnlichen Klerikalismus,der mit der Einheit Italiens auch den Dreibund bedroht, nach Kräften zuhemmen«241. An den Wahlen im Jahr 1904, berichtet Martin Birnbaum,nahmen nur 7,63 Prozent der Gesamtbevölkerung teil, was er mit dem An-alphabetismus einerseits und mit der Einstellung des Papstes andererseitsbegründet242: Rom war am 20. September 1870 erobert worden, der unab-hängige Kirchenstaat war endgültig untergegangen und Papst Pius IX., dersich fortan als ,Gefangener des Vatikans’ fühlte, hatte die Bulle Non expedit(Es ist nicht angebracht) erlassen, ein Dokument, in dem er den italienischenKatholiken die aktive und passive Teilnahme an demokratischen Wahlenund am politischen Leben verboten hatte. Der italienische König ViktorEmanuel II. war vom Papst exkommuniziert worden, letzterer stellte sichsomit gegen den neu gegründeten italienischen Staat und hemmte damitdie Verbreitung eines nationalen Gefühls in einem Volk, in dem die katho-lische Religiosität, wie Birnbaum mehrmals im Boten bezeugt, tief verwurzeltwar243. Das Blatt berichtet mit Ironie über die Auswüchse der Volksreligionund die Macht der katholischen Kirche über das Volk244. Die Haltung desBoten erinnert nicht nur an die Lutheraner, sondern auch an jene kritischedeutsche Tradition des Katholizismus, die zum Beispiel der Autor der deut-schen Nationalhymne, Hoffmann von Fallersleben, vertrat245. In der Aus-

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241 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900.242 »Wahlberechtigt ist in Italien jeder italienische Bürger nach dem zurückgelegtem 21. Le-bensjahr, der lesen und schreiben kann, sich im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindetund mindestens 20 Lire direkte Steuern zahlt. Zu den Analphabeten und Armen, die demnachnicht an den Wahlen teilnehmen können, kommen noch die papsttreuen Katholiken, denendas ,Non Expedit’ des Papstes verbietet, ihr Wahlrecht auszuüben. Nur so ist die geringe Zahlder Wähler erklärlich.« Die Bevölkerung Italiens. In: DBG 7. Jg. Nr. 36, September 1906.243 »Der größte Teil der italienischen Bevölkerung gehört natürlich der katholischen Religionan, nämlich 971 pro tausend. Auf je tausend Einwohner des Landes kommen ferner 2 Protes-tanten, 1 Israelit, 1 Atheist, während 25 Personen pro Tausend keine Erklärung über ihr Reli-gionsverhältnis abgegeben haben« ebenda.244 Vgl. dazu: Sankt Expedit. In: DBG 7. Jg. Nr. 4, 22. Oktober 1905, Das Museum der verdammtenSeelen. In: DBG 7. Jg. Nr. 5, 29. Oktober 1905.245 Rom und die Kritik am Papsttum war ein zentrales Motiv seiner Italiendichtung, wie imGedicht Römisches Helldunkel zu lesen ist: »Wenn ich die vielen Pfaffen sehe / Zu Rom in ihrer

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gabe vom Juni 1900 wird über deutsche Rompilger im Heiligen Jahr berich-tet, die mit sehr preisgünstigen Fahrkarten ganz Italien durchreisen konnten:

Aber es herrscht unter ihnen mit Einschluss der Priester nur eine Stimme darüber, dassdiese Pilgerfahrt für sie in religiösem Betracht eine Enttäuschung ist. ,Hätte uns nicht derliebe Gott einen unzerstörbaren Glauben geschenkt,, so erklärte uns ein frommes Ehepaaraus Köln, ,so wären wir auf dieser italienischen Pilgerfahrt Zweifler geworden. Und wiewir denken alle unsere Reisegefährten, auch die Priester. Auch hier also die alte Erfahrung:Roma veduta, fede perduta!’ (Rom gesehen, den Glauben verloren!). Was die deutschenPilger am meisten abstößt, ist die Äußerlichkeit des italienischen Gottesdienstes.246

Auch wenn die Haltung des Boten auf diesem Gebiet offensichtlich ironischist, zeigt das Blatt in den darauffolgenden Jahren immer mehr Interesse ander vatikanischen Politik, sobald nämlich nach der Verschärfung der sozialenFrage und der Entstehung der Sozialistischen Partei der Vatikan begann, sichseinerseits für Politik zu interessieren. Dieses Thema war für deutsche Ka-tholiken zweifellos interessant, weil die Entscheidung des Papstes, durch dieBulle Non expedit nicht am politischen Leben teilzunehmen, als Verzicht aufden Einsatz für mehr soziale Gerechtigkeit stark kritisiert worden war. Daswar die Meinung zum Beispiel des katholischen Priesters Heinrich Hansjakob,der 1876 mehrere Monate mit dem Zug durch Italien reiste und 1877 seineReiseerinnerungen veröffentlichte, in denen er viele Aspekte der katholischenKirche offen kritisiert247. Das Engagement des Papstes für Arbeiter und Arme

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schwarzen Tracht, / Dann wird’s am hellen, lichten Tage / Vor meinen Augen dunkle Nacht.// Erst beim Ave-Maria-Läuten, / Wenn heim die Pfaffen ziehn ins Nest, / Dann ist es mirzu Rom geworden, / als ob der Tag sich blicken läßt« in: Grimm: Italien-Dichtung, 2. Bd., S. 37.246 Vom „heiligen Jahr“. Deutsche Pilger. – Neue Heilige. In: DBG 1. Jg., Nr. 11, Juni 1900. 247 Vgl. Hansjakob: In Italien. Reiseerinnerungen. Hansjakob, der erkennt, dass »der Kirchenstaat[…] von jeher eine Hauptschwierigkeit für die Einheit Italiens [ist]« (ebenda, 2. Bd., S. 466),kritisiert auch die Haltung des Vatikans der italienischen Regierung gegenüber, wenn er schreibt:»Als Katholiken können wir nur verlangen, dass der Papst unabhängig und frei Glauben undSitte des Christentums verteidige und Verletzungen derselben offen rüge, nicht aber, dass erdie politische Lage Italiens einer Kritik unterzieht, welche sich keine weltliche Regierung fürdie Dauer kann gefallen lassen. Man sagt mir zwar, und aus dem Vatikan kommen ähnlicheWorte, Neuitalien wolle die katholische Kirche in Italien vernichten, allein dagegen möchteich einwenden: Wenn die katholische Kirche in Italien Schaden leidet, so ist daran nur die in-

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scheint das Interesse und die Aufmerksamkeit des Boten immer mehr zu erre-gen. Besonders im fünften Erscheinungsjahr widmet er der Politik des Vati-kans verschiedene Artikel und veröffentlicht oft Nachrichten, vor allem zuErklärungen von Papst Pius X. Wie schon seinem Vorgänger Leo XIII. lagenPius X. soziale Probleme sehr am Herzen, weshalb ihn der Bote als »Freundder Sozialpolitik«248 bezeichnet. Wie schon Leo XIII. habe er nämlich erkannt,»dass die katholische Kirche, wenn sie ihren Einfluss auf die breiteren Schich-ten der Bevölkerung behalten wollte, den sozialen, auf Verbesserung des ir-dischen Loses des Proletariats gerichteten Bestrebungen Rechnung tragen, inihnen eine führende Rolle spielen müsse«249. Um die konkreten Initiativendes Papstes zu bezeugen, publizierte der Bote auch die an die InternationaleVereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz gerichtete Antwort von Pius X. Dieserhatte sich mit zwei Denkschriften an die weltlichen Regierungen und an diepäpstliche Kurie gewandt, um ihre Unterstützung unter anderem bei der Be-kämpfung der Nachtarbeit der Frauen zu erbitten:

Seine Heiligkeit wünscht darum mit Leo XIII. zu wiederholen, dass er seinen Beistandstets allen Bemühungen gewähren wird, die darauf abzielen, den Arbeitern eine Er-leichterung zu verschaffen, und insbesondere allem, was eine richtigere Verteilungnach Maßgabe der Körperkräfte, des Alters und des Geschlechtes einer jeden Personbewirken kann, was die Sonntagsruhe fördert und überhaupt den Arbeiter gegen dieMißbräuche schützt, die seine Würde als Mensch, sein moralisches Leben und seinenhäuslichen Herd antasten.250

Pius X. erließ im Dezember 1904 eine Verordnung, in der er die dreisozialpolitischen Enzykliken seines Vorgängers Leo XIII. in neunzehn Ar-

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folge der Annexion des Kirchenstaates zwischen Curie und Regierung bestehende Feindschaftund die Unversöhnlichkeit des politischen Standpunktes schuld. Aber, ich habe schon gesagt,der Kirchenstaat ist nicht wert, dass um seinetwillen das italienische Volk an seinem GlaubenSchiffbruch leide und dem Radikalismus in die Arme falle, welcher allein gewinnt durch dieobige Feindschaft« ebenda, S. 470, Hervorhebung im Original. Dazu vgl. auch Battafarano:Von Andreas Gryphius zu Uwe Timm, besonders S. 187-194. 248 Pius X. als Sozialpolitiker. In: DBG 5. Jg. Nr. 29, 10. April 1904.249 Ebenda.250 Ebenda.

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tikeln zusammenfasste, die der Boten teils zitiert, teils resümiert. Es werdenvor allem zwei Aspekte hervorgehoben: erstens, dass trotz allem das Nonexpedit nicht aufgehoben wurde und zweitens, dass »die christliche Demo-kratie der Sozialdemokratie völlig fern stehe, da die christliche Demokratieauf den Grundsätzen des katholischen Glaubens, der christlichen Moralund vor allen Dingen auf dem unverletzbaren Rechte des Privateigentumsaufgebaut sei«251.

Ein weiteres politisches Phänomen, das sich in der katholischen Weltentwickelte und die Aufmerksamkeit des Boten erregte, war eine Bewegung,die in dem Priester Romolo Murri ihren Gründer und Beförderer hatte.Der Bote registriert die Existenz dieser starken Gruppe, deren Losung »Or-ganisation und Vorbereitung auf den politischen Kampf«252 war und stelltdie provozierende Frage: »Wird Papst Pius X. sich eines Tages entschließen,von dieser gewaltigen Macht, die schon heute die christlich-soziale Bewe-gung in Italien darstellt, Gebrauch zu machen? Oder wird er auf der un-fruchtbaren Bahn der absoluten Negation verharren?«253.

Zu Pfingsten 1905 gab der Papst eine neue Enzyklika mit dem Titel IlFermo Proposito (Der feste Wille) heraus254, in welcher er den Katholiken emp-fiehlt, ihre Stimmen in staatlichen Angelegenheiten geltend zu machen. DerBote nahm wahr, wie potenziell groß die katholische Macht war – es gebe inItalien 1800 verschiedene katholische Vereinigungen mit politischer Aus-richtung: »Dazu kommen 1300 ländliche Kassen (Kreditanstalten für länd-liche Bevölkerung) sowie 82 Banken. Die ökonomisch-soziale Gruppe soll

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251 Papst Pius X. und die soziale Frage. In: DBG 5. Jg. Nr. 15, 3. Januar 1904.252 Die Politik des Vatikans. In: DBG 5. Jg. Nr. 21, 20. Februar 1904.253 Ebenda. Die Hoffnung, dass der Papst endlich die Teilnahme der Katholiken am Wahlaktgestatten wird, wird in verschiedenen Artikeln zum Ausdruck gebracht, unter anderen: DerPapst und die Wahlen. In: DBG 6. Jg. Nr. 2, 9. Oktober 1904; Die Wahlen und der Vatikan. In:DBG 6. Jg. Nr. 5, 30. Oktober 1904. Im Boten wurde auch über das Aufsehen, das der neueRoman von Antonio Fogazzaro Il Santo erregte, berichtet. Der Roman verkörpere »die neueReformatorische Richtung des italienischen Katholizismus, die den Intransigenten im Vatikanein Dorn im Auge ist. Tatsächlich wurde von dieser Seite alles aufgeboten, den Roman aufden Index setzten zu lassen« Theater und Literatur. In: DBG 7. Jg. Nr. 10, 3. Dezember 1905. 254 Der Titel der Enzyklika war ausnahmsweise italienisch und nicht lateinisch.

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allein 1200 Vereine stark sein«255. Es wird dann von einer großen Versamm-lung italienischer Katholiken in Florenz berichtet, bei der eine KatholischeUnion (Unità Cattolica) mit drei Hauptgruppen organisiert wurde: einer po-litischen Gruppe, einer ökonomisch-sozialen Gruppe und einem Wähler-verband: »Italien hat wieder seine ‚Ecclesia Militans’«256, wie es der Bote for-muliert. Der Vatikan stellte sich jedoch bald gegen den Führer der christ-lich-sozialen Bewegung, Romolo Murri, der a divinis suspendiert wurde:Das ungestüme Temperament des Priesters hatte die ganze Bewegung gegenden Vatikan gelenkt und schärfste Angriffe gegen die hohen Würdenträgergerichtet. Laut Bote sind die unparteiisch Urteilenden der Auffassung, »diechristlichsoziale Bewegung in Italien werde sich besser ohne Murri entwi-ckeln«257. Das Blatt berichtet auch, der Papst habe auch ein Motu Proprio ge-gen den Modernismus erlassen258, eine Nachricht, die zwischen den Zeilendie konservative Haltung des Papsts kritisiert.

Der Bote ist gewiss kein Anhänger des Vatikans, doch auch wenn hier undda ironische Töne auftauchen, ist seine Haltung immer korrekt und niefeindselig. In einem langen Artikel, der 1906 unter dem Titel Die neue Parteiveröffentlicht wird, wird sogar die negative Einstellung des Papstes gegenüberdem italienischen Königsreich a posteriori von einer ganz anderen Perspektiveaus bewertet. Die übliche Interpretation, derzufolge die römische Frage derBildung eines einheitlichen Staates im Weg gestanden habe, wird umgekehrt.Die Nichtteilnahme der Katholiken an den Wahlen und am politischen Lebensei ein Vorteil für Italien gewesen, weil sie viele Kämpfe erspart habe:

Die 1870 von Pius IX. nach der Aufhebung des Kirchenstaates den Gläubigen aufer-legte Pflicht der Enthaltung in staatspolitischen Angelegenheiten sollte für Italien zueiner Strafe Gottes werden für das am Statthalter Christi begangene Sakrileg, - stattdessen hat diese 3½ Jahrzehnte lang geübte Enthaltsamkeit dem italienischen Ein-heitsstaate gewaltige innenpolitische Kämpfe erspart und zur Festigung des Staates

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255 Die neue Partei. In: DBG 7. Jg. Nr. 25, 18. März 1906.256 Ebenda.257 Aus dem Vatikan. In: DBG 8. Jg. Nr. 32, 12. Mai 1907.258 Ein zweiter Erlass gegen den Modernismus. In: DBG 9. Jg. 24. November 1907.

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nach außen wesentlich beigetragen. Denn das ist klar: hätte von 1870 ab eine päpstlichePartei sich an staatlichen Wahlen und ähnlichen politischen Manifestationen beteiligt,so wäre besonders in den beiden ersten Jahrzehnten seit der Besitznahme Roms eineIntervention seitens katholischer Mächte zu Gunsten der weltlichen Herrschaft desPapstes weit mehr zu befürchten gewesen, als unter solchen Umständen, da der papst-treue Katholik in staatspolitischen Dingen gebundene Hände hatte, - also der anti-päpstlichen Regierung keine Schwierigkeiten bereiten konnte259.

In März 1909 fanden Neuwahlen statt. Die Zusammensetzung des Par-laments änderte sich kaum260 und das, obwohl nun auch die Katholikenwählen gingen, nachdem der Vatikan das non expedit »vielfach ausdrücklichund allgemein stillschweigend außer Kraft gesetzt hatte«261. Die Sozialde-mokraten und Republikaner sahen ihre Hoffnungen erfüllt, wenn auch inbescheidenem Maße. Dagegen war der Wahltag, der 7. März, kein Freuden-tag, weil der erwartete Erfolg nicht eintrat. Der Bote gab eine eigene Inter-pretation der Machtstrategien des Vatikans, der dafür gesorgt hatte, dasseine politische Teilnahme der Katholiken mit Sorge erwartet worden war:

Der kluge Leo XIII. wusste sehr wohl, warum er das bequeme Wahlverbot aufrechterhalten wissen wollte. Es ließ die ziffernmäßige Stärke der päpstlichen Anhänger imDunkeln, verbreitete über sie den Nimbus der Legende und gestattete, wenn es nötigwar, alle Wähler, die nicht zur Urne gegangen waren, als Katholiken anzusprechen,um schließlich von Zeit zu Zeit zu drohen, man werde in die italienische Politik mitQuos ego machtvoll eingreifen.262

Die Situation habe sich aber wesentlich geändert, als Pius X. dem Drangder Katholiken nach politischer Betätigung nachgegeben und die christlich-soziale Bewegung den politischen Parteien gleichgestellt habe. Nach 39 Jahrenwar es ein sehr schwieriges Unterfangen, eine Partei aus dem Nichts entstehen

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259 Die neue Partei. In: DBG 7. Jg. Nr. 25, 18. März 1906.260 »Die Kammer setzt sich definitiv zusammen aus 340 Anhängern des Ministeriums Giolitti,aus 50 Mitgliedern der konstitutionellen Opposition, 14 Katholiken, 41 Sozialdemokraten, 14Radikalen und 24 Republikanern« Die italienischen Wahlen. In: DBG 10. Jg. Nr. 25, 21. März 1909.261 Ebenda.262 Ebenda.

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zu lassen; nachdem in den Strassen Roms viele Plakate mit den päpstlichenFarben aufgetaucht waren »erfasste viele Liberale ein geheimer Schrecken.Schien es doch, als kämen donnernden Schrittes die römischen Legionen he-rangezogen, um sich alles zu unterwerfen und den Sieg an sich zu reißen«263.Aber das Resultat war ganz unerwartet: »In der Stadt des Papstes sind die Kle-rikalen nicht imstande gewesen, ihren Freunden auch nur einen einzigen Sitzzuzuschanzen«264. In Oberitalien dagegen, wo sie sich rechtzeitig organisierthatten, war ein Dutzend Klerikaler gewählt worden. »Rom erweist sich alscaput mundi wie nur je zuvor und die Italiener kommen in der bekanntenTheaterparodie nicht darüber hinweg, dass die gefürchteten Legionen des Va-rus hinter den Kulissen betrachtet nur ein Paar trampelnde Statisten waren«265.

Was die unerwartete Situation noch komplizierter machte, war die Tat-sache, dass das Wahlergebnis für einen gewissen Katholiken sehr positivwar, und zwar für den vatikanfeindlichen Priester Romolo Murri. Er gingaus dieser Wahl von 1909 als Sieger hervor und zog ins Parlament, wo er er-klärte, »er werde im Priestergewand auf der äußersten Linken Platz nehmen.Dem Vatikan ist diese ganze Episode sehr unangenehm, denn Murri isthochbegabt und redegewandt und kann in der Kammer unangenehmeWahrheiten sagen«266. Obwohl der Bote nie so weit ging, offen gegen die ka-tholische Kirche Stellung zu nehmen, verriet sein ironischer Ton immerwieder eine deutlich skeptische Distanz zum Vatikan267.

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263 Ebenda.264 Ebenda.265 Ebenda.266 Ebenda. 267 In der 3. Ausgabe des 15. Jahrgangs (5. Oktober 1913) wurden Neuwahlen angekündigt,die am 26. Oktober stattfinden sollten (die Stichwahlen wurden am 2. November und der Zu-sammentritt des neuen Parlaments am 27. November festgesetzt). Leider sind aber, wie obenschon gesagt, die Nummern 9 (16. November 1913), 11 (30. November), 12 (7. Dezember) 13(14. Dezember) und 14 (21. Dezember), in denen höchstwahrscheinlich die Ergebnisse derWahlen kommentiert wurden, nicht mehr verfügbar, was eine große Lücke für die Stellung-nahme des Boten in Bezug auf das neue Szenario darstellt. Es fehlen leider auch die Nummern21 (8. Februar 1914), 22 (15. Februar 1914) 23 (22. Februar 1914) 24 (1. März 1914) und 25(8. März 1914), die wahrscheinlich politische Nachrichten enthielten. Es ist nämlich verblüffend,wie fern von den historischen Ereignissen die letzten Nummern des Boten waren: der 15. Jahr-

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2.10 Das 50jährige Jubiläum

Das 50jährige Jubiläum des italienischen Königreiches, das im Jahre 1911begangen wurde, war für den Boten ein weiterer Anlass, um sich mit der Ent-wicklung des Landes auseinanderzusetzen. Es wurden sowohl Artikel zurGeschichte Italiens268 als auch Berichte über die zahlreichen Gedenkfeiernzur nationalen Einigung veröffentlicht. Die Ausgabe vom 5. März 1911 brach-te das offizielle Programm der Veranstaltungen; in der folgenden Ausgabeerschien ein langer Artikel mit dem Titel Das italienische Jubeljahr269, in dem dieEntwicklung Italiens seit der Einigung 1861 nachvollzogen wurde: von einemhochverschuldeten Land zu einem wirtschaftlich prosperierenden Staat, dergroße Fortschritte vor allem im Bereich der öffentlichen Gesundheit gemachthatte. Italien war zur Zeit der Einigung ein tief gespaltenes Land gewesen:Piemont im Norden besaß ebenso wie die von Österreich beherrschten Re-gionen eine sehr gut organisierte Verwaltung – südlich der Toskana jedochlag ökonomisch, administrativ und sozial alles im Argen. Und so gibt der BoteMassimo D’Azeglio Recht, der den berühmt gewordenen Satz aussprach:»Wir haben Italien gemacht. Jetzt müssen wir die Italiener machen«270. DasBlatt zitiert jedoch auch die Worte des Politikers Francesco Saverio Nitti, derzu Beginn des 20. Jahrhunderts, vier Jahrzehnte nach der Einigung, ein trotzallem positives Bild des italienischen Staates gezeichnet hatte:

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gang des Boten schließt mit der 37. Nummer am 31. Mai 1914 und die tragische Entwicklung,die in den folgenden Monaten begann, wird nicht zum Thema für den Boten. Das Attentat vonSarajevo fand am 28. Juni 1914 statt.268 Vgl. Martin Birnbaum: Die Ereignisse des Jahres 1859. In: DBG 10. Jg. Nr. 34, Juni 1909 undvon Ottomar Piltz: Die Haltung Italiens im Jahre 1866. In: DBG 4. Jg. Nr. 14, 28. Dezember 1902.269 »Am 14. [sic! eigentlich am 17.] März 1861 nahm Viktor Emanuel II. bisher König von Sar-dinien, in Übereinstimmung mit einem Beschlusse des Turiner Parlaments, den Titel einesKönigs von Italien an und am 27. März hat das Parlament beschlossen, dass Rom die Haupt-stadt Italiens sein solle, ein Beschluss, der allerdings erst neun Jahre später, nach dem Sturzedes zweiten Kaiserreichs, ausgeführt werden konnte«, Das italienische Jubeljahr. In: DBG 12. Jg.Nr. 25, 12. März 1911. Vgl. auch Billige Rundreisebillets durch Italien im Jahre 1911, 11. Jg. Nr. 5,31. Oktober 1909. 270 Das italienische Jubeljahr. In: DBG 12. Jg. Nr. 25, 12. März 1911.

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Viel ist noch auf allen Gebieten zu tun, bis die Folgen einer viel hundertjährigenMisswirtschaft ganz beseitigt sind, aber wenn man die Zustände betrachtet, die vorfünfzig Jahren geherrscht haben, und wenn man mit ihnen vergleicht, was bis heutegeschaffen worden ist, so muss man staunen über die Leistungsfähigkeit, den Fleißund die Ausdauer des italienischen Volkes. Wahrlich, eine Nation, die solche Erfolgeaufzuweisen hat, kann getrost in die Zukunft blicken.271

Der Verfasser erinnert auch daran, dass Viktor Emanuel II. nach derGründung des Königreiches in seinem Titel das traditionelle ,von GottesGnaden‘ zwar beibehielt, aber hinzufügte: ,durch den Willen des Volkes‘.Dadurch habe er ausdrücken wollen, dass das Königreich Italien »mit einemstarken Tropfen demokratischen Öles gesalbt war«272. In den vergangenenfünfzig Jahren, liest man in dem Artikel weiter, seien Italien und sein Kö-nigshaus diesem Wahlspruch treu geblieben. Die Begeisterung, mit der dasitalienische Volk an den Feierlichkeiten zum 50jährigen Jubiläum teilgenom-men habe, von welcher im Artikel Deutschland und Italien berichtet wird, seiein Beweis dafür: »Mit lebhaftester Anteilnahme aller Schichten der Bevöl-kerung wurde das fünfzigjährige Jubelfest der Einigung Italiens begangen«273.

Der Bote hebt auch das internationale Ansehen Italiens hervor und ziehtein gewagtes Fazit, das erstaunt, wenn man bedenkt, dass dieses Blatt anein deutsches Leserpublikum gerichtet war. Der Schluss des Artikels Dasitalienische Jubeljahr lautet nämlich: »Wenn man heute die europäischen Groß-mächte in reaktionäre und fortschrittliche teilt, stellt man Italien nebenEngland und Frankreich stets auf die fortschrittliche Seite. Das ist einRuhm, den das neue Italien redlich verdient hat«274. Wenn wir davon aus-gehen, dass der Bote eine Stimme der kleinen deutschen Kolonie am Gar-dasee war, dann können wir vielleicht sagen, dass diese Gemeinschaft eineArt ,Alternative‘ zum wilhelminischen Deutschland darstellte: sie besaß

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271 Ebenda. Vgl. auch Das italienische Festjahr. In: DBG 12. Jg. Nr. 23, 5. März 1911; Zur JubelfeierItaliens. In: DBG 12. Jg. Nr. 27, 2. April 1911.272 Das italienische Jubeljahr. In: DBG 12. Jg. Nr. 25, 12. März 1911.273 Deutschland und Italien. In: DBG 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912.274 Das italienische Jubeljahr. In: DBG 12. Jg. Nr. 25, 12. März 1911.

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eine leise, gewiss ungehörte aber trotzdem interessante Stimme an derSchwelle des tragischen short Century275.

Das Ansehen, das Italien als moderner Staat genoss, gründete nach An-sicht des Boten auf seiner wirtschaftlichen Stärke276 und seiner militärischenTüchtigkeit, »die zu den wichtigsten Voraussetzungen einer dauernd gesi-cherten Großmachtstellung gehört«277. Zu diesem in der damaligen Zeitbrisanten Thema vertritt der Bote eine zweideutige Stellung: einerseits ist erdavon überzeugt, dass militärische Macht eine unentbehrliche Bedingungfür eine Großmacht ist, andererseits, wie im Folgenden aufgezeigt wird, be-trachtet er die Kriegserklärung an die Türkei, mit der Giolitti sich interna-tionale Glaubwürdigkeit sichern wollte, als falsche Entscheidung und hofftauf ein baldiges Ende des militärischen Konflikts.

2.11 Bildung und Sprache

Zu den umstrittenen politischen Themen, die der Bote vom Gardasee be-handelt, gehört auch die Erziehung der Jugend im jungen italienischenStaat. Die Frage der Bildung war für Italien von äußerster Wichtigkeit:Schule sollte unter anderem dazu beitragen, das schwache nationale Iden-titätsbewusstsein in ein Zugehörigkeitsgefühl umzuwandeln278. DiesesZiel wurde aber nicht erreicht – der Bote benennt Gründe dafür. Im Jahr1877 war das Coppino-Gesetz erlassen worden. Es schrieb eine dreijährige

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275 Vgl. Eric Hobsbawm: Age of Extremes. The Short Twentieth Century 1914-1991. London:Joseph 1994.276 Vgl. Die Zunahme des italienischen Volkswohlstandes. In: DBG 1. Jg. Nr. 10, 15. Mai 1900. 277 Deutschland und Italien. In: DBG 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912.278 Vgl. Ernesto Galli della Loggia: L’identità italiana. Bologna: Il Mulino 1998; Fiorenza Tarozzi/ Giorgio Vecchio, (a cura di): Gli italiani e il Tricolore. Patriottismo, identità nazionale e fratture socialilungo due secoli di storia. Bologna: Il Mulino 1999; Giovanni Belardinelli / Luciano Cafagna / Er-nesto Galli della Loggia / Giovanni Sabbatucci (a cura di): Miti e storia dell’Italia unita. Bologna:Il Mulino 1999. Zum Thema der nationalen Identitätswahrnehmung vgl. auch Lucia Mor:L’identità italiana al tempo dei cinquant’anni dall’Unità d’Italia secondo “Der Bote vom Gardasee” (Maderno1900- Salò 1914). In: Inverbis, I, 1 (2011), S. 57-78.

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Schulpflicht (Elementarschule) vor und schaffte den Religionsunterrichtab. Der Schulbesuch war kostenlos, und wer nicht zur Schule ging, mussteeine Geldbuße zahlen. Die Analphabetenquote war im Jahre 1861 in Ita-lien sehr hoch: Der nationale Durchschnitt betrug 78 Prozent, mit 91Prozent in Sardinien, 90 Prozent in Calabrien und Sizilien, 57 Prozent inPiemont und 60 Prozent in der Lombardei279. Im Jahre 1906 veröffent-lichte Martin Birnbaum im Boten einen langen Bericht über die italienischeBevölkerung, in dem er sich mit dem Problem des Analphabetismus be-fasste. Der dreijährige Schulzwang solle unbedingt verlängert werden –dies sei aber nicht möglich, da der italienische Arbeiter oder Bauer aufdie Erwerbskraft seiner Kinder angewiesen sei:

Dieser Umstand mag die Hauptschuld an der großen Zahl von Analphabeten tragen,die es, zumal in den süditalienischen Provinzen, noch immer gibt; aber auch hierin istin den letzten 30 Jahren eine erhebliche Besserung eingetreten. Im Jahre 1872 betrugdie Zahl der Analphabeten von 100 Einwohnern über 6 Jahren 73; 1882 waren esnoch 67,3 und im Jahre 1901 noch 56. […] Die italienische Regierung arbeitet nachKräften an der Hebung der Volksbildung durch Verbesserung der Volksschulen, Re-krutenschulen u.s.w. Dank diesen Maßnahmen sind die Analphabeten unter den männ-lichen Personen von 6 bis 30 Jahren geringer geworden, obwohl die Zahl der Anal-phabeten unter den Knaben von 9 bis 15 Jahren noch immer 37,7 Prozent beträgt.280

Birnbaum verteidigt sowohl das italienische Schulsystem als auch dieLehrerschaft und behauptet, diese problematische Situation sei die Folgegeographischer und sozialer Verhältnisse. Die Bauern seien zum Broterwerbauf ihre Kinder angewiesen; der ärmeren Bevölkerung, die verstreut imGebirge wohne, sei es oft nicht möglich, die Kinder in die Schule zu schi-cken, selbst wenn sie wolle. Die Darstellung Birnbaums zeigt auch, dasssich die italienische Politik sehr bemühte, arme Kinder zu unterstützen. Erberichtet von Stiftungen, die Schulbücher kauften, und unterstreicht, dasses viele Schulvereine gab, die für die Speisung der mittellosen Kinder sorg-

279 Sandra Chistolini: Comparazione e sperimentazione in pedagogia. Milano: Franco Angeli 2001, S. 46.280 Die Bevölkerung Italiens. In: DBG 7. Jg. Nr. 36, September 1906.

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ten: »Mit einem Wort: die bemittelten Klassen sind ehrlich bemüht, denKindern der Armen den Schulbesuch zu ermöglichen«281.

Trotz dieser Hilfsbereitschaft kämpfte das italienische Schulsystem mitvielen Schwierigkeiten, so dass sein Anteil an der Bildung eines nationalenIdentitätsbewusstseins sehr gering bleiben musste. In der Schule, liest manin einem Artikel von Ottomar Piltz über italienische Dialekte, lernten dieKinder die italienische Sprache praktisch als Fremdsprache. Die Vielfalt deritalienischen Dialekte sei ein Beweis für die Mischung von Traditionen undKulturen, die dem italienischen Staat zugrunde lägen: Dies wertet der Botekeineswegs negativ. Ottomar Piltz widmet der italienischen Dialektpoesiezwei Artikel, einem Thema, das ihm Gelegenheit gibt, über das italienischeVolk und seine Kultur zu sprechen. Piltz hebt hervor, dass in Italien Dialektewichtig seien und diese »in der Litteratur weit grössere Bedeutung bewahrt[haben] als in irgend einem anderen Kulturlande«282. Italienisch, fährt erfort, werde nur in der Toskana gesprochen: »Im ganzen übrigen Italien be-dienen sich auch die gebildeten Volkskreise im täglichen Verkehre des Dia-lektes ihrer Landschaft«283. Die Kinder lernten in der Schule Italienisch alsFremdsprache »und bei der Unterhaltung mit Angehörigen der vornehmenKlasse tritt sehr häufig der Fall ein, dass sie plötzlich den Faden verlierenund in ihren Dialekt verfallen«284. Piltz berichtet, dass es in Italien sehr vieleDialekttheater gebe, dabei betont er die Wichtigkeit der mündlichen Tra-dierung der Volksdichtung:

Den italienischen Dialekten, besonders dem römischen und dem venezianischen, istaußerdem Humor und Gemüt zu eigen, die der glanzvollen italienischen Schriftsprachegänzlich mangeln. Es kann daher nicht wunder nehmen, dass gute mundartliche Ge-dichte im italienischen Volke lauten Widerhall finden, wenn man sie nur dem Volkenahe bringt. Aber freilich durch gedruckte Gedichtsammlungen geschieht das nicht.285

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281 Ebenda.282 Ottomar Piltz: Italienische Dialektpoesie. In: DBG 4. Jg. Nr. 24, 8. März 1903.283 Ebenda.284 Ebenda.285 Ebenda.

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Unter den italienischen Dichtern, die ihre Werke in ihren Dialekten ver-fassen – wie etwa der Römer Trilussa oder der Neapolitaner FerdinandoRusso – ist Cesare Pascarella nach Piltz‘ Urteil der volkstümlichste DichterItaliens. Pascarella war fast unbekannt, bis er beschloss, seine bereits ge-druckten Gedichte öffentlich vorzutragen. »Die Ankündigung, dass CesarePascarella seine Sonette vortragen werde«, schreibt Piltz, »füllt in jeder Stadtdas Theater ebenso gut als eine neue Oper Mascagnis oder eine Vorstellungder Duse«286. Seine Gedichte erzählen das Leben des römischen niederenVolkes, das in keinem anderen Werk so frisch und anschaulich dargestelltwerde, was Piltz wie folgt zusammenfasst:

Die Vorliebe der Römer für Verdische Musik, Stil ,Trovatore‘ – für grausige Theater-stücke mit Mord und Totschlag – ihr verhängnisvoller Hang zu Messerstechereien –die Serenaden, bei denen nur zu häufig der Dolch eine ebenso große Rolle spielt alsdie Guitarre – die zahlreichen komischen Typen, an denen das römische Volkslebenso reich ist – die Scharlatane, die Pagliacci, die Zeitungsverkäufer – alles lebt greifbarin diesen vierzehnzeiligen Gedichten.287

Pascarellas Meisterwerk ist für Piltz der Sonettenkranz Villa Gloria,der den verunglückten Anschlag der Gebrüder Cairoli auf das päpstlicheRom schildert: »In dieser Dichtung ist alles wahr. Nicht der Dichterspricht, sondern ein Trasteveriner, der zu den Genossen Cairolis gehörte.So ergibt sich der römische Dialekt als die natürliche Sprache dieses mo-dernen Epos«288. Piltz sieht dieses dichterische Werk von italienischemPatriotismus, von der »glühenden Vaterlandsliebe der italienischen Frei-heitskämpfer«289 durchdrungen, weil Dinge und Menschen »ohne Ab-schweifungen und lyrische Ergüsse«290 beobachtet würden. Aus diesemGrund habe Villa Gloria große Bedeutung für die italienische Einigungs-

286 Ebenda.287 Ottomar Piltz: Italienische Dialektpoesie. In: DBG 4. Jg. Nr. 25, 15. März 1903.288 Ebenda.289 Ebenda.290 Ebenda.

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geschichte291. Piltz ist davon überzeugt, dass Pascarellas Werk das italienischeEpos schlechthin der dichterischen Verherrlichung der Einigungskriege sei,ein modernes Epos, »wie es wohl keine andere Nation besitzt«292. Die Ver-schiedenheit der italienischen Dialekte betrachtet er nicht als Hindernis zurBildung eines nationalen Identitätsgefühls, sondern als wichtigen und un-entbehrlichen Bestandteil der italienischen Kultur.

Ganz anders ist der Blick Viktor Klemperers, des Biographen von PaulHeyse, auf das italienische Bildungssystem, besonders auf die Universität.Die Süddeutschen Monatshefte drucken 1915 den Artikel Die letzten Friedensmonatein Italien von Viktor Klemperer, der sich im Jahre 1906 am Gardasee aufge-halten hatte293 und kurz vor dem Krieg Lektor an der Universität Neapelwar. Er zeichnet das Bild einer akademischen Welt, die hauptsächlich ausProfessoren besteht, die keine Lust haben zu arbeiten; »aufgeklärte Geistergab es, und was für welche, aber die seien zur Ohnmacht verdammt«294.Klemperer behauptet zudem, das kulturelle Niveau des italienischen Volkessei sehr niedrig, und unterstreicht, wenn auch ohne herablassende Haltung,dessen Rückständigkeit.

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291 »Aus der Erzählung dieses Kampfes um Rom am Tiberufer, aus der markigen und gedrun-genen Sprache der Sonette erhebt sich die Episode [sic] Linie streng und monumental. „Nievorher,“ urteilt Giosuè Carducci über diesen Sonettenkranz, „war italienische Dialektpoesiezu dieser Höhe emporgestiegen“« ebenda.292 Ebenda.293 Im Boten wird berichtet, dass sich Klemperer mit seiner Frau Eva Schlemmer im HotelRoma in Gardone Riviera aufhielt (vgl. 7. Jg., Nr. 29, 15. April 1906). Der Bote veröffentlichteverschiedene Beiträge von Klemperer: Bohème. In: DBG 7. Jg. Nr. 18, 28. Januar 1906; PaulHeyses Übertragungen italienischer Dichter. In: DBG 7. Jg. Nr. 24, 11. März 1906; Die Rose von Jersey.In: DBG 7. Jg. Nr. 26, 25. März 1906; Die Rose von Jersey. In: DBG 7. Jg. Nr. 27, 1. April 1906;Die Rose von Jersey. In: DBG 7. Jg. Nr. 28, 8. April 1906; Der Sieghafte Schneider. In: DBG 8. Jg.Nr 4, 28. Oktober 1906; Orientalische Sprüche. In: DBG 8. Jg. Nr. 8, 25. November 1906; EineHeyse-Biographie. In: DBG 10. Jg. Nr. 11, 13. Dezember 1908; Selma Lagerlöf. In: DBG 11. Jg.Nr. 16, 16. Januar 1910; Selma Lagerlöf. In: DBG 11 Jg. Nr. 17, 23. Januar 1910; Selma Lagerlöf.In: DBG 11. Jg. Nr. 18, 30. Januar 1910; Selma Lagerlöf. In: DBG 11. Jg. Nr. 19, 6. Februar1910; Selma Lagerlöf. In: DBG 11. Jg. Nr. 20, 13. Februar 1910; Selma Lagerlöf . In: DBG 11. Jg.Nr. 21, 20. Februar 1910. Zu Viktor Klemperer vgl: Walter Nowojski: Viktor Klemperer (1881-1960). Romanist – Chronist der Vorhölle. Teetz: Hentrich & Hentrich 2004.294 Viktor Klemperer: Die letzten Friedensmonate in Italien. In: Süddeutsche Monatshefte, 12 (1915)Heft 9: Italien, S. 439.

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2.12 Vorurteile gegen Italien: der Bote und der Baedeker

Der Bote bemüht sich, die problematischen Aspekte des Königreichsin positivem Licht erscheinen zu lassen oder zumindest abzumildern, da-mit das gesamte Italienbild nicht dadurch beeinträchtigt werde. Ein ernstesund typisches Thema in dieser Hinsicht ist das des Brigantaggio bzw. deritalienischen Briganten, d.h. der Räuber, die seit der Einigung im Jahre1861 die Straßen, vor allem in Süditalien, unsicher machten. Dieses Themakonnte der Bote selbstverständlich nicht ausblenden. Die Artikel, die da-rüber berichten, wurden jedoch nicht als Warnung für Touristen geschrie-ben, sondern tragen dazu bei, ein romantisches Bild Italiens zu zeichnenund die Angst vor dem allmählich verschwindenden Phänomen der Stra-ßenräuber zu beseitigen. Es wird von dem Tod des bekannten BrigantenLuciano Fioravanti295 wie auch von ‚unruhigen’ Episoden in Neapel296

oder von sizilianischen Straßenräubern297 berichtet, in diesem Fall auch ineinem Artikel mit dem bezeichnenden Titel Sizilianische Räuberromantik298.Ein weiteres Beispiel ist der Artikel über die Räuberbande von Novara,deren Anführer Francesco Demichelis als Romanfigur dargestellt wird.Er war ein junger Mann aus adeliger Familie, wegen seiner blonden Haareil biondin genannt, der nach einem blutigen Kampf mit den Carabinieriauf ungeklärte Weise verschwand299. In heiter-witzigem Tonfall erzähltder Artikel von einem höflichen Briganten, von der Naivität eines siziliani-schen Verbrechers, um dazu beizutragen, die Angst vor den italienischenRäubern zu mindern:

Palermo, 14. April. – Der Hauptmann der Räuberbande von San Mauro, Signor Mel-chiorre Candino, beehrt das ,Giornale di Sicilia’ mit seiner Mitarbeiterschaft. Er schickt

295 Der Brigant Fioravanti. In: DBG 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900.296 Eine unruhige Bevölkerung. In: DBG 7. Jg. Nr. 5, 29. Oktober 1905.297 Sicilianische Briganten. In: DBG 4. Jg. Nr. 21, 15. Februar 1903.298 7. Jg., Nr. 11, 10. Dezember 1905.299 Blutiger Kampf zwischen Briganten und Carabinieri. In: DBG 4. Jg. Nr. 7, 9. November 1900.

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dem Blatte höchst interessante und natürlich aus erster Quelle geschöpfte Berichteüber seine bedeutenderen Mordthaten und Raubzüge. Das ,Giornale di Sicilia’ bringtdiese Berichte auch regelmäßig zum Abdruck. Jüngst erhielt nun die Redaktion desBlattes einen eingeschriebenen Brief, der die Photographie des Briganten enthielt. Aufder Rückseite des Bildes standen die Worte: ,Melchiorre Candino aus Dankbarkeit demGiornale di Sicilia’. Die Polizei hat die Photographie sogleich mit Beschlag belegt, lässtsie vervielfältigen und an die Polizeiämter der Insel verteilen, in der Hoffnung, dass einPolizist auf Grund der Photographie den Briganten erkennen und festnehmen werde.300

Die Bereitschaft des Boten, zur Überwindung negativer Italienklischeesbeizutragen, wird besonders augenfällig im Fall der polemischen Ausei-nandersetzung mit dem Baedeker Verlag. Die Gründung des Verlages vonKarl Baedeker im Jahre 1827 war entscheidend für den deutschen Touris-mus: 1835 veröffentlichte Baedeker die überarbeitete Form des Werkesvon Johann August Klein Rheinreise von Mainz bis Cöln. Handbuch für Schnell-reisende: der erste Reiseführer des Verlages wurde sofort zum Bestseller.Die Baedeker-Reiseführer unterschieden sich von anderen Werken »durchihre Gründlichkeit und Präzision, die auf dem Autopsie-Prinzip beruhte:Baedeker stellte anfangs nur dar, was er selbst gesehen hatte«301. Er bot de-taillierte und zuverlässige Informationen über Unterkunft und Verkehrs-mittel, Preise und Ausflugsmöglichkeiten und auch Beschreibungen vonSehenswürdigkeiten in einer einfachen und sachlichen Sprache. Baedeker-Reiseführer erlangten internationales Ansehen und Erfolg und wurdenzum Symbol für die Industrie, Kultur und Technik des Reisens: »Baedekerhatte Maßstäbe gesetzt«302.

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300 Ein höflicher Brigant. In: DBG 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900. 301 Peter J. Brenner: Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Tübingen: Niemeyer 1990, S. 585.Dazu vgl. auch Hasso Spode: Der moderne Tourismus – Grundlinien seiner Entstehung und Entwicklungvom 18. bis zum 20. Jahrhundert. In: Dieter Storbeck (Hg.): Moderner Tourismus. Tendenzen und Aus-sichten. Trier: Geographische Gesellschaft 1988, S. 39-76.302 Christine Keitz: Reisen zwischen Kultur und Gegenkultur - ́ Baedeker´ und die ersten Arbeitertouristenin der Weimarer Republik. In: Hasso Spode (Hg.): Zur Sonne, zur Freiheit! Beiträge zur Tourismusge-schichte. Im Auftrag der Arbeitsgruppe ‚Tourismusgeschichte‘ des Studienkreises für Tourismusund des Instituts für Tourismus der FU Berlin. Berlin: Verlag für universitäre Kommunikation1991, S. 47-60.

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Auch der Bote vom Gardasee widmet dem Baedeker-Reiseführer Artikel,zuerst im Oktober 1909, im Gedenken an den Verlagsgründer Karl Baede-ker, der genau 50 Jahre zuvor, am 4. Oktober 1859, gestorben war303. ZweiJahre später, als sein Sohn Karl Baedeker junior im Alter von 74 Jahrenstarb, widmet der Bote dem roten Baedeker einen langen Artikel304, in dem dieGeschichte des berühmten Reiseführers erzählt wird.

Im Januar 1914 erscheint jedoch im Boten der Artikel Italien und der Baedekervon Dr. Hans Barth, der über Proteste der italienischen Gesellschaft der Frem-denführer gegen den deutschen Reiseführer berichtet. Außerdem waren inverschiedenen Zeitungen Artikel erschienen, in denen es hieß, der Baedekersei »nichts anderes als ein Sammelsurium von tollen Verleumdungen gegenItalien«305. Französische und englische Reisebücher seien nicht besser, aberder Baedeker sei bestimmt der am meisten gelesene – und behaupte nun:»Italien sei ein Land von Dieben und Betrügern, wo man allen misstrauenmüsse, sich nach Sonnenuntergang nicht auf die Strasse wagen, sein Gepäcknicht der Bahn anvertrauen dürfe, beständig auf Brieftasche und Uhrketteaufzupassen […] habe«306. Barth war empört über die Verleumdung Italiensund gab eine Gegendarstellung ab, die ausführlich zu zitieren ist:

Kein deutsches Reisebuch wird heute noch (wie es im Sündenregister der italienischenBlätter heißt) im Ernste von einem ,Brigantaggio’, vom römischen Fieber, von Un-sicherheit auf den Straßen und ähnlichen Räubergeschichten sprechen. Denn Italienist, was diese Dinge betrifft, auf eine beneidenswerte Höhe gelangt: es ist tatsächlichein Land, wo der Tourist ohne Waffe selbst die entlegensten Winkel und Gebirgedurchstreifen kann; wo die peripathetische Venus zurückhaltend auftritt, wie einePrinzessin; wo einem auf der Elektrischen vielleicht die Uhr gestohlen werden kann,wie in Brüssel, Paris und Berlin, aber wo das Leben heilig ist. Nicht ein Fall ist mirbekannt, dass ein Forestiere an Gesundheit und Leben geschädigt worden, falls ernicht aus freien Stücken gefährliche Abenteuer aufgesucht hatte […]. Und dann alldie anderen Dinge, die jedes gewissenhafte Reisebuch feststellt: die heute vorzüglicheingerichteten, vorzüglich funktionierenden Bahnen, die selbst in kleinen Städten

303 Auch ein Gedenktag. In: DBG 11. Jg. Nr. 2, 10. Oktober 1909.304 Vom roten Bädeker. In: DBG 12. Jg. Nr. 34, 21. Mai 1911. 305 Italien und Bädeker. In: DBG 15. Jg. Nr.17, 11. Januar 1914. 306 Ebenda.

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immer zeitgemäßer gewordenen einheimischen Hotels mit ihren herrlichen Betten,die rühmenswerte Tatsache, dass der Fremdling, wo er auch gehe und stehe, niemalsbelästigt, sondern immer respektiert wird, und noch vieles mehr. Dass in und umNeapel noch manches zu wünschen bleibt, ist ja leider wahr (mit Erlaubnis derHerren Ketzerrichter); aber im allgemeinen liegt für Reisebücher wirklich kein Grundvor, ,Italien zu verleumden’.307

In der folgenden Ausgabe des Boten werden zwei Briefe sowohl aufDeutsch als auch auf Italienisch veröffentlicht: ein Brief des Präsidentendes italienischen Fremdenverkehrsvereins, des Abgeordneten Carlo Montù,und der Antwortbrief Karl Baedekers. Montù bittet in seinem Schreibenum die Verbesserung der deutschen und der englischen Ausgabe des Bae-deker-Reiseführers für Italien, da in ihnen beleidigende Feststellungen zulesen seien. Baedeker erklärt sich seinerseits dazu bereit, veraltete Informa-tionen zu korrigieren und bittet Montù darum, ihm die Stellen mitzuteilen,die er für unrichtig halte. Er fügt hinzu, dass er kürzlich selbst in Italien ge-wesen sei und die »enormen Fortschritte der letzten Jahre« habe feststellenkönnen: »Einige Angaben, die früher zutrafen, haben daher jetzt jede Be-rechtigung verloren und werden daher richtig gestellt werden«308.

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307 Ebenda. 308 Italien und Bädeker. In: DBG 15. Jg. Nr. 18, 18. Januar 1914.

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309 L. Krapp: Spätsommertage am Gardasee. In: DBG 9. Jg. Nr. 37, September 1908.310 Zweisonnen in Gardone. In: DBG 12. Jg. Nr. 6, 6. November 1910.

3.1 Der Gardasee als Reiseziel im ,Zeitalter der Nervosität’

Um das Königreich Italien als modernen Staat zu profilieren, thematisiertder Bote vom Gardasee verschiedene politische, wirtschaftliche, militärischeund soziologische Aspekte. Die Perspektive ändert sich jedoch in Bezugauf den Gardasee: Zwar wird durch die Anzeigen, die im Boten veröffentlichtwerden, ebenfalls auf die Modernität der dortigen Hotels hingewiesen, dieihren Kunden jeden Komfort böten – auf der anderen Seite jedoch schafftder Bote für seine deutsche Leserschaft ein Bild vom Gardasee, das eindeutigin der Nachfolge des bekannten und beliebten Italienmythos stand. DerGardasee biete seinen Besuchern ein echtes Italienerlebnis, da er die perfekteAntithese zur hektischen, modernen, nordischen Welt verkörpere.

»Hier am Gardasee steht man erst an der Pforte« von dem »götterge-weihten Italien«309, schreibt Dr. Lorenz Krapp 1908 im Boten. Der Gardaseeerscheint jedoch nicht nur als Eingang Italiens, sondern auch als der Ort, wosich das Land sofort in all seiner Schönheit präsentiert, wie in einem anderenArtikel betont wird: »Italien ist das schönste Land der Erde; der Gardasee istder köstlichste Teil Italiens«310. Der Gardasee ist zugleich Spiegelbild und

3. Perspektiven auf den Gardasee

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Prisma Italiens: die erste Begegnung mit dem Süden und zugleich eine Land-schaft, wo sich alle Facetten der Mittelmeerwelt verdichten und potenziertwahrnehmbar sind. Man kann die »Motive der deutschen Italiensehnsucht[...] grossissimo modo in vier Varianten bündeln: Antike, Kunst, Natur undVolkstümlichkeit«311: Allen ist gemeinsam, führt Italo Michele Battafaranoaus, »dass sie sich aus legendenumwobenem Begehren nach Ferne sowie ausliterarisch und bildlich vermitteltem Mythos speisen, welche Wunderbaresverheißen, das konkret erleb- und erfahrbar sei«312. Am Gardasee erfüllensich nach Aussage des Boten alle Motive der Italiensehnsucht: zweifellos dieNaturschönheit, jedoch auch Volkstümlichkeit, Antike und Kunst. »Ist nichtItalien« , fragt sich Viktor Hehn, »das Land der schönen Kunst, der Mar-morhäuser und Bilder, der Kirchen, Museen und Galerien? Wandelten nichtdie alten auf diesem geweihten Boden und haben sie uns nicht so viele Spu-ren ihres Daseins, Kunstwerke und Bauwerke, ideale Muster hinterlassen?«313. Die Schwelle zu diesem Paradies ist für Hehn der Gardasee: »Empfängtuns nicht gleich beim Eintritt in Italien, am Gardasee, die Halbinsel Sirmio,die der Dichter Catullus besungen hat?«314. Eckart Peterich, der fünfzig Jahrespäter einen Italienführer veröffentlicht, schreibt, wenn ihn jemand aus demNorden fragen würde, wo er italienischen Boden betreten solle, »um unmit-telbar einen starken Eindruck von dem Neuen zu haben, das er sich erwartet«,dann würde er ihm ohne Zögern antworten: »am Gardasee. Das ist nichtnur eine der schönsten, zugleich lieblichsten und großartigsten italienischenLandschaften, es ist auch eine der kennzeichnendsten durch Licht und Farbe,Klima und Pflanzen, Bauten und Menschenleben«315.

Die Bewunderung für den Gardasee wurzelt in der Antike, in den VersenCatulls und Vergils. Beide Dichter werden sowohl von Wilhelm Heinse als

311 Battafarano, Mit Luther oder Goethe, S. 129. Vgl. dazu auch: Italo Michele Battafarano: Italie-nische Reise, Reise nach Italien. Trento: Reverdito Editore 1988.312 Battafarano: Mit Luther oder Goethe, S. 129.313 Hehn: Italien, S. 256.314 Ebenda.315 Eckhart Peterich: Italien. Ein Führer. I. Bd.: Oberitalien, Toskana, Umbrien. München: PrestelVerlag 1958, S. 57.

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auch von Goethe zitiert; auch Dantes Divina Commedia erwähnt den Garda-see im 20. Gesang des Inferno (Verse 61-69). Der See lag schon im Mittelalterauf dem Weg der Händler, der Via Germanica316, die über den Brennernach Italien führte, war aber Jahrhunderte später keine Etappe der GrandTour: Er gehörte nicht zu den klassischen Zielen der adligen Kavaliere.Erst Heinse und Goethe, die den Gardasee in den achtziger Jahren des 18.Jahrhunders besuchten, trugen mit ihren Werken dazu bei, ihn in die deut-sche Literatur einzuführen. Wilhelm Heinse war 1783, drei Jahre vor Goethe,am Gardasee, und zwar in Peschiera. Seine Begeisterung für den See drücktsich in dem Roman Ardinghello und die glückseligen Inseln in einem enthusiasti-schen Landschaftsgefühl aus – der Bote vom Gardasee thematisiert es im Ar-tikel Das Hohelied Sirmiones317. Vor allem aber mit und nach Goethes Italieni-scher Reise gehört der See zu den festen Topoi des deutschen Italienmythos,was ihn zugleich zum Lieblingsziel deutscher Italienfahrer machte. Goethesstilisierter Bericht über seine Erfahrungen in Torbole und Malcesine, wo erden Beginn seiner geistigen und dichterischen Wiedergeburt erlebte, gabdem Gardasee einen festen Platz in der deutschen Kultur. Seine Küste er-innerte Goethe an die griechische Welt und wurde zur Inspiration für dieneue und endgültige Fassung seiner Iphigenie auf Tauris.

Im 19. Jahrhundert findet eine Literarisierung des Gardasees statt: Hein-rich Heine und Paul Heyse, Otto Erich Hartleben, Theodor Däubler undGerhart Hauptmann, Georg Trakl und Rainer Maria Rilke, Heinrich undThomas Mann, darüber hinaus in Italien wenig bekannte Autoren wie Hein-rich Laube, Martin Greif, Franz Jörissen - groß ist die Zahl der deutschenSchriftsteller, die sich am Ufer des Gardasees ergingen und seine Landschaftzum Schauplatz von Erzählungen und Gedichten machten318. Wie ein roter

316 Vgl. Albino Tonelli: Kafka e i fratelli Mann in una casa di cura particolare. In: Kanceff: Il Gardanella cultura europea, S. 516.317 In: DBG 5. Jg., Nr. 7, 8. November 1903.318 Adalbert Stifter war nie am Gardasee, aber seine Erzählung Zwei Schwestern (1845/1850)spielt teilsweise hier. Bis auf einen kurzen Aufenthalt in Triest war Stifter nie in Italien. Eineunerfüllte Sehnsucht nach Italien, die aus seinen Schriften spricht und die nie erfüllt werdenkonnte, mag der Grund gewesen sein, weshalb der Schriftsteller die Handlung in die Garda-seelandschaft verlegte, in eine Landschaft, die aber mit keinem Ort am Gardasee identifiziert

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Faden zieht sich durch ihre Werke Bewunderung für seine Naturschönheit,für die Farben, das Licht, die malerische Stimmung, die auch Goethe beein-druckten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt ein neuer As-pekt hinzu, oder wenn man will, eine ‚moderne’ Variante des Goethe’schenGardaseebildes: die positive Wirkung des Sees auf die Psyche des Reisenden.Schon Goethe meinte hier seine poetische Kraft wieder neu zu spüren, fürihn begann hier seine ‚poetische Genesung’. Für die deutschen Gardasee-besucher der Jahrhundertwende, vor allem für diejenigen, die das Sanatoriumvon Dr. Hartungen319 aufsuchten, bedeutete der Aufenthalt am See sowohleine physische Genesung von den Krankheiten des kalten Nordens als aucheine psychische Genesung von dem hektischen stressigen Leben der modernenWelt. Im 19. Jahrhunderts bis hin zur Jahrhundertwende, als der Frem-denverkehr an der Riviera blühte, erscheint der Gardasee in zahlreichenliterarischen, aber auch landeskundlichen Werken. Sie bilden die Folie,vor der das Gardaseebild des Boten entsteht, dessen wichtigste Aspekteim Folgenden skizziert werden.

Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts bereiste Heinrich Heine dieGegend um den Gardasee. Davon berichtet er im 27. Kapitel seiner Reisebildervon München nach Genua, dem er die erste Strophe von Goethes Mignon als In-schrift voranstellt. Mit kluger und humorvoller Ironie durchkreuzt Heine Goe-thes sehnsüchtigen, idealisierten Italienmythos, wenn er unmittelbar nach demZitat fortfährt: » – Aber reise nur nicht im [sic!] Anfang August, wo man desTags von der Sonne gebraten, und des nachts von den Flöhen verzehrt wird«320.Seine Perspektive auf den Gardasee ist nur eines von vielen Reisebildern, in

werden kann. Dazu: Horst Rüdiger: Exotische Landschaft am Gardasee zu Stifters Erzählung “ZweiSchwestern”. In: Kanceff (a cura di): Il Garda nella cultura europea, S. 457-467.319 Dem Dr. Christoph von Hartungen war vor allem Heinrich Mann dankbar, vgl. Tonelli,Kafka e i fratelli Mann, S. 507- 524; Albino Tonelli: Ai confini della Mitteleuropa. Il Sanatorio von Har-tungen di Riva del Garda; Albino Tonelli: Franz Kafka a Riva del Garda. Prefazione di Paola MariaFilippi, Arco di Trento: Il Sommolago 2009, S. 72-80. Im Jahre 1891 hatte Christoph von Har-tungen senior ein Buch über den Gardasee veröffentlicht: Der Gardasee mit specieller Berücksichtigungder Eisenbahn Mori – Arco – Riva und Gardone Riviera. Zürich: Städtebilder-Verlag 1891.320 Heinrich Heine: Reisebilder. Frankfurt a. Main: Insel 1997, S. 298. Dazu auch Nora FrancaPoliaghi: Riflessi del Garda in Heinrich Heine. In: Kanceff: Il Garda nella cultura europea, S. 493-506.

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denen er sein Italienerlebnis inszeniert: Sitzend in einer »schwerfälligen Car-rozza, die wegen des allzugewaltigen Staubes von allen Seiten so sorgfältig ver-schlossen wurde«321 kann er recht wenig von der Gegend zwischen Veronaund Brescia sehen. Einen einzigen Blick auf den See wirft er, als sein Nachbar»das Seitenleder [lüftet], um hinaus zu spucken«322. Er sieht »ein Stück von ei-nem wunderklaren blauen See, worin die Sonne und ein magerer Grenadiersich spiegelten«323. Die Naturschönheit dient Heine nicht zur Darstellung einesidealisierten Bildes: die bittere Wirklichkeit tritt sofort in den Vordergrundund der »österreichische Narziß«, der sein Spiegelbild mit »kindischer Freude«bewundert und sein Gewehr »präsentierte oder schulterte, oder zum Schießenauslegte«324, entzaubert die Magie der Landschaft und lässt die politische Situa-tion der Freiheitsbewegungen jener Jahre durchscheinen.

1834 veröffentlicht Heinrich Laube die Novelle Begegnung am Gardasee325.Von Friedrich Hermann Frey erscheint im Jahr 1868 unter dem PseudonymMartin Greif (1839-1911) das Gedicht Mittag am Gardasee, das die Naturschön-heit des Sees literarisiert. Im wiegenden Rhythmus des Volksliedes erzählenmusikalische Verse vom Erlebnis eines einsamen Wanderers, der am Gardaseespazieren geht und von einer zauberhaften Stimmung umwoben ist:

321 Heine: Reisebilder, S. 298.322 Ebenda, S. 299.323 Ebenda.324 Ebenda.325 In: Grimm: Italien-Dichtung. 1. Bd.: Erzählungen von der Romantik bis zur Gegenwart, S. 98-128. 326 In: Grimm: Italien-Dichtung. 2. Bd.: Gedichte von der Klassik bis zur Gegenwart, S. 216.

I. Im alten OlivenhaineAm felsigen Seegestad’Um Mittag wandl’ ich alleineAuf schattenbestreuten Pfad.

I. Die Ora spielt in den ZweigenUnd kräuselt den silbernen Baum,Die Gipfel der Felsen steigenIm blauem ätherischen Raum

II. Stets reger zu meiner SeiteErbraust die bewegte Flut,Stets blendender in die WeiteErgießt sich die strahlende Glut,

II. Bis alles im Lichte vergangen,Sogar der Berge Gestalt,Und Schlummer die Welt umfangenMit stiller Zaubergewalt.326

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Auch Karl von Heigels Erzählungen vom Gardasee schildern die Schönheitder Landschaft, ihrer Farben und ihres Lichtes. Heigel hat dem Gardaseeverschiedene Erzählwerke gewidmet, die Novelle Die Veranda am Gardasee(1879), den Roman Am blauen Gardasee! (1899) und zwei humoristische Er-zählungen Das Radlerfest in Arco und Frau Bergemann auf Sermone, die in derSammlung Humoresken. Geschichten vom Gardasee u. a. (1904) veröffentlichtwurden. In seinen Werken treten Reisende auf, die zum Gardasee nicht nurkommen, um Urlaub zu machen, sondern auch und hauptsächlich aus ge-sundheitlichen Gründen, wegen Lungen- und Nervenentzündungen, dieauf das hektische Leben zurückgeführt werden. Verschiedentlich wird auchthematisiert, dass der Massentourismus oberflächliche Besucher um dieWelt treibt – ein Thema, das auch im Boten ins Auge gefasst wird.

Eng befreundet mit dem Begründer des Boten Ottomar Piltz war derDichter Otto Erich Hartleben, der 1901 zum ersten Mal nach Salò kam.Er logierte im Hotel Salò, kaufte dann eine Villa am östlichen Ortsendedes Dorfes, die er Halkyone nannte327. Hartleben wohnte dort bis zu seinemTod im Jahre 1905. Er wird sehr oft im Boten erwähnt, nach seinem Todwidmete ihm Martin Birnbaum einen langen Artikel328. In Gegensatz zuanderen Schriftstellern, die sich am Gardasee aufhielten, wie Karl vonHeigel und Paul Heyse, schrieb Hartleben keine am Gardasee handelndenErzähltexte, sondern nur einige kurze Gedichte über den See, wie Cunet-tone, Schneeschmelze und vor allem Das Thor, das den Einzug des Dichtersin die Villa mit seiner Geliebten Ellen beschreibt329.

Das Gedicht wurde in der achten Ausgabe des fünften Jahrgannges desBoten veröffentlicht330. 1903 gründete Hartleben die Halkyonische Akademiefür unangewandte Wissenschaften zu Salò, zu der auch Gerhart Hauptmann,

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327 Vgl. dazu: Hans Hinterhäuser: Ein Halkyonier der Jahrhundertwende am Gardasee: Otto ErichHartleben. In: Kanceff: Il Garda nella cultura europea, S. 467-476.328 Martin Birnbaum: Otto Erich Hartleben. In: DBG 4. Jg. Nr. 21, 19. Februar 1905.329 Titus Heydenreich: Von Salò ins Reich der Schatten? Otto Erich Hartleben und sein Gedicht „DasThor“ (1902). In: Bremer / Heydenreich, Der Gardasee, S. 42-50.330 15. November 1903.

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331 Heydenreich: Von Salò ins Reich der Schatten? In: Bremer / Heydenreich, Der Gardasee, S. 43-45; dazu vgl. auch Ervino Pocar: Il Lago di Garda visto da Goethe e da altri scrittori tedeschi. In: Fru-goni / Mariano: Il Lago di Garda. Vol. 2, S. 325; Titus Heydenreich: Schwarze Fackeln, einsameCastelle, Kahn ohne Steuer. Der Gardasee im Blick deutschsprachiger Literaten der Jahrhundertwende. In:Rössner, Michael / Wagner, Birgit (Hg.): Aufstieg und Krise der Vernunft. Komparatistische Studiender Aufklärung. Wien / Köln / Graz: Böhlaus Nachf. 1984. S. 373-387.332 Heydenreich: Von Salò ins Reich der Schatten? In: Bremer/ Heydenreich, Der Gardasee, S. 45. 333 Manfred Beller: Die sentimentale Landschaft. Der Gardasee in der Prosa von W. Heinse, P. Heyse undH. J. Fröhlich. In: Kanceff: Il Garda nella cultura europea, 1986, S. 487. Dazu vgl. auch Paul Heysein italienischer Betrachtung, 11. Jg., Nr. 29., 17. April 1910. 334 Rivierachronik, 1. Jg., Nr. 5., 1. April 1900; Paul Heyses Dank, 11. Jg., Nr. 28, 10. April 1910.335 Rudolf Hunziker: Paul Heyse am Gardasee. Zum 80. Geburtstag des Dichters. 15. März 1910. Se-paratabdruck aus dem „Boten vom Gardasee“ 1910, Nr. 24. Salò: Tipografia Giò. Devoti 1910.Der Artikel erschien in der 24. Nummer des 11. Jahrganges (13. März 1910). Hunziker (1870-1946) war ein Mitarbeiter des Boten, der am Gymnasium in Winterthur Latein, Griechisch undDeutsch lehrte. Vgl. Raponi, Scrittori tedeschi sul Garda. In: Mor, Der Bote vom Gardasee, S. 128.

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Max Halbe, Detlev von Liliencron, Theodor Däubler und Otto Julius Bier-baum gehörten331; sie war bis 1968 aktiv und wurde 2002 neugegründet332:ein klarer Hinweis darauf, dass die deutsche Gemeinde am Gardasee nichtnur touristische, sondern auch kulturelle Ansprüche hatte und hat.

Die prominenteste Persönlichkeit der damaligen deutschen Literaturwelt,auf deren Anwesenheit am Gardasee man besonders stolz war, war derschon mehrmals erwähnte Paul Heyse, der bis 1909 mehrere Monate imJahr an der Riviera verbrachte und Novellen und Gedichte über den Seeschrieb. »Paul Heyse hat in den ‚Novellen vom Gardasee’ die Seelandschaftund die einzelnen Orte kenntnisreich beschrieben und ihnen darüber hinausdie Nebenrolle zugewiesen, das Auf und Ab des Schicksals und der Gefühleseiner Figuren sympathethisch auszudrücken«333. Der Bote berichtet häufigvon Heyses Anwesenheit in Gardone, publiziert auch zwei Gedichte, dieder Dichter als Danksagung für die Glückwünsche zu seinem Geburtstagverfasste, die im Boten veröffentlicht worden waren334. Die Zeitung feiertauch Heyses 80. Geburtstag im Jahre 1900 mit einem Artikel von RudolfHunziker, der auch als Separatabdruck von Giò. Devoti gedruckt wurde335.

Die zauberhafte Landschaft war das Leitmotiv der Literarisierung des Gar-dasees – sie war der eigentliche Grund, dafür, dass der See so bekannt wurde.

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Von 1896 bis 1900 veröffentlichte Julius R. Haarhaus in Leipzig die 19-bändigeReihe Kennst du das Land? Eine Büchersammlung für die Freunde Italiens. In dreiBänden (1, 8, 9) berichtet er über seinen Weg nach Italien Auf den SpurenGoethes: Unter den Orten, die er besucht, um festzustellen, ob und wie sich Ita-lien im Laufe von hundert Jahren verändert hat, spielt auch der Gardasee einewichtige Rolle. Die Zeilen, die Haarhaus ihm widmet, lassen eine wunderschöneWelt entstehen. Die Riviera von Gargnano bis Salò erscheint von einer male-risch-idyllischen Stimmung umwoben und ermöglicht es, sofort in die ,echte’italienische Welt einzutauchen. Zuerst beschreibt Haarhaus Gargnano:

Von den Orten des Westufers zieht zunächst das saubere, von Zitronen- und Orangen-gärten umrahmte Gargnano am meisten unsere Aufmerksamkeit auf sich, und die brau-nen bettelnden Jungen, die, noch nicht angekränkelt von Prüderie, watend oder schwim-mend dem Schiffe zueilen und sich im Wasser balgen, erwecken mit ihrem melodischen,signore! date una moneta al lago!’ schon eine Vorahnung neapolitanischer Strandidyllen.336

Ein anderer Junge, »erfinderisch wie die Italiener in allen praktischen Din-gen sind«337, fischt mit einem Blechlöffel die Münzen, ehe seine Freunde sichins Wasser werfen und es trüben. Die Fahrt geht dann weiter südlich nachGardone, dessen »unvergleichliche Lage und die Schönheit der Vegetationauch Goethe’s Bewunderung erregte«338. Nicht nur die üppige Mittelmeerve-getation hebt Haarhaus als Hauptmerkmal der Riviera hervor, sondern auchdie architektonische Eleganz: Gardone sei kein Fischerdorf, sondern ein Ort,wo sich Natur und schöne Häuser harmonisch zusammenfügen:

Hier gedeiht der Lorbeer zu gewaltiger Höhe, und hinter den Häusern, Villen undGasthöfen, die sich von Bucht zu Bucht hinziehen, steigen Oleander-, Granat- undFeigengebüsche sowie starkblätterige Agaven an den Abhängen der Berge empor. Inden schmalen Gärten zwischen Häusern und See grünen Orangen, italienische Mispelnund Palmen, die in diesem milden Klima selbst im Winter keines Schutzes bedürfen.339

336 Julius R. Haarhaus: Auf Goethes Spuren in Italien (1896). Der Gardasee. Zitiert in: Bremer /Heydenreich: Der Gardasee, S. 15.337 Ebenda.338 Ebenda.339 Ebenda. S. 16.

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Ganz anders ist die Stimmung von Salò, dem letzten Städtchen der Ri-viera, dem Haarhaus den Namen eines lokalen Kaffeehauses als ,Über-schrift’ geben möchte: Al tempo perduto (Zur verlorenen Zeit). Bunte Häuser,blumengeschmückte Fenster, der Hafenplatz, der von Fischern, Händlernund Müßiggängern bevölkert ist und »an dessen Seeseite eine Menge kleinerBarken und zierlichen Gondeln liegen«, bieten »ein echtes Bild italienischenKleinlebens«. Schöne Mädchen in bunten Gruppen unterhalten sich lebhaftauf der Piazza und keiner der Einwohner von Salò scheint unter übermä-ßiger Arbeitsbelastung zu leiden, was das Stereotyp des italienischen ,dolcefar niente’ in Erinnerung ruft.

Jene malerisch-idyllische Beschreibung des Gardasees bildet eine Anti-these zur Darstellung der betriebsamen und chaotischen deutschen Groß-stadt, wie sie z. B. in dem schon zitierten Buch von Giovanni Diotallevi zufinden ist340. Diotallevi beschreibt Berlin als eine hektische Stadt, wo manin riesigen Kaufhäusern wie Wertheim der ganzen Welt begegne: Ein Ortmit Restaurants, Lesesälen, Lebensmittelmärkten, Musiksälen, Verkaufsstel-len von Theaterkarten und Eisenbahntickets – wo jeden Abend zwölf- bisfünfzehntausend Menschen die Treppen hinauf- und hinuntergehen. Vieleder Leser des Boten vom Gardasee kamen aus dieser Welt, nicht nur aus Berlin,sondern auch aus anderen Großstädten wie München oder Wien. Das Blattpräsentiert ihnen eine zauberhafte Welt, in der ein von der Zivilisation un-berührtes und unverdorbenes einfaches Leben, eine ‚Entgiftung’ von derModerne möglich war. Von der ersten Ausgabe im Jahre 1900 an druckteder Bote einen landeskundlichen Artikel von Ottomar Piltz wiederholt ab,der den deutschen Lesern den Gardasee und die Riviera vorstellte:

Und […] die bezaubernde Naturschönheit dieses glückseligen Erdenwinkels! Wer jean der Riviera des Gardasees geweilt hat, vergießt sie nicht wieder und behält in dernordischen Ferne ein Sehnen im Herzen nach ihrer milden Sonne, ihrer würzigenLuft, den immergrünen Hügel, dem hochgewölbten, tiefblauen Himmel, der kristall-klaren Seeluft. Seit Jahrtausenden übt der Gardasee bestrickenden Zauber aus aufschönheitsfrohe Gemüter. Wie hat ihn Catull geliebt! Virgil und Dante gedenken sei-

340 [Diotallevi]: I tedeschi nella vita moderna, S. 19-28 und 48-78.

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ner, und der größte unter den zeitgenössischen Dichtern Italiens, Carducci, wird niemüde, in schönen Liedern den Gardasee zu preisen. Das wohl wichtigste Zeugnis zuGunsten unserer Riviera hat für uns Deutsche Goethe in seiner ‚Italienischen Reise’abgelegt: ‚Da wo an der Abendseite das Gebirg aufhört steil zu sein, liegen in einerReihe, in einer Länge von ungefähr anderthalb Stunden, Gargnano, Bogliaco, Cecina,Toscolano, Maderno, Gardone, Salò, alle auch meist wieder in die Länge gezogen.Keine Worte drücken die Anmut dieser so reich bewohnten Gegend aus’.341

Von der Panoramastraße aus, die von Gaino nach Bogliaco und Gargnanoführt, sehe man, wie Piltz in seinem Artikel schreibt, »echt italienische Land-schaftsbilder«. Die bezaubernde Naturschönheit erscheint als Wesenszug dieserWelt und erstes Merkmal ihrer Italianität. Was die Landschaft so schön macht,ist aber nicht nur ihre Morphologie, sondern das außerordentliche italienischeLicht, welches dem Boten zufolge das Merkmal Italiens schlechthin darstellt.Wer von Norden komme, »reibt sich vielleicht am ersten Morgen verwundertdie Augen: Statt des trüben Morgenlichts, das bei uns daheim schon früh denGebrauch der Lampe notwendig macht, blau schimmernde Fluten im Morgen-licht, überall Farbe und Sonnenlicht, dass man wie geblendet zurückprallt«342.

Der Bote veröffentlicht zahlreiche von der Redaktion geschriebene Arti-kel, die Titel wie Augenblicksbilder vom Gardasee, Vorfrühling am Gardasee343,Herbsttage am Gardasee oder auch Sommernächte am Gardasee344 tragen, in denen

341 Maderno und die Riviera des Gardasees, III. Land und Leute. In: DBG 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar1900. Hervorhebung im Original. Der Artikel wird mit wenigen Änderungen unter dem TitelDie Riviera des Gardasees auch in der 2., 3., 10. und 14. Ausgabe des selben Jahres veröffentlicht.Im Boten werden oft Veröffentlichungen über den Gardasee erwähnt: Gardasee-Führer, Be-richte, die in deutschen Zeitungen erschienen sind und Bücher. Mit besonderem Stolz wirdzum Beispiel auf die deutsche Übersetzung der Monographie Der Gardasee des Gardaseeex-perten Giuseppe Solitro (Orig: Benaco. Salò: Devoti 1897) hingewiesen, vgl. Rivierachronik. In:DBG 7. Jg. Nr. 13, 24. Dezember 1905. 342 Herbsttage am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 2, 11. Oktober 1908.343 Martin Birnbaum: Augenblicksbilder vom Gardasee. Nachdruck verboten (aus der VossischenZeitung). In: DBG 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909; Martin Birnbaum: Vorfrühling am Gardasee.Aus der Gardaseenummer der Vossischen Zeitung. In: DBG 12. Jg. Nr. 18, 29. Januar 1911.344 Herbsttage am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 2, 11. Oktober 1908; Sommernächte am Gardasee.In: DBG 1. Jg. Nr. 13, 15. August 1900; Ludolf Köhler, Eine Sommernacht am Gardasee. In:DBG 5. Jg., Nr. 37, September 1904.

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mit Worten Stimmungsbilder gemalt werden. Um die Wirklichkeit dieserEindrücke zu belegen, greift der Bote auf eine weitere Textsorte zurück, dieReiseerinnerung. Was kann ein wirksameres Zeugnis sein als die Worte Rei-sender, die mit Begeisterung von ihren Erlebnisse am Gardasee erzählen?Hanns Withalm berichtet vom Sonnenaufgang in Italien: »Von Sonne nochnichts zu sehen und doch über dem See und über dem Grün ein unendlichesLicht. Das wundervolle Licht italischer Frühe«345. Er beschreibt Sonnen-aufgang und Sonnenuntergang als zauberhafte Momente: »Jetzt, wo dieSonne langsam aus dem Monte Maggiore steigt, zaubert sie nie geseheneFarben in die Steine des alten Baues«346. Bei Sonnenuntergang werfe dieSonne ein heiliges Licht und schaffe eine fast mystische Atmosphäre:»Durch die Via Montana führt ein einsamer Weg zur Chiesa Maderno, vonder allabends goldene Töne ins Tal funkeln. Der blaue Turm schimmertwunderlich im rosigen Lichte dieser Abende und es ist, als ob da obenheilige Dinge ein Stelldichein hätten«347.

Das italienische Licht schafft eine magische Stimmung: Die Farben sindanders als im Norden, der See ist in Blau getaucht. Blau als Farbe von Seeund Himmel erscheint immer wieder als Kennzeichen des Gardasees undItaliens im allgemeinen und trägt zum märchenhaften Flair der Gegend bei.In seinen Erinnerungen erzählt Dr. Karl Fochler, dass er sich im Wintergerne die Bilder von seinen Urlaubstagen anschaue, die in seinem Zimmerhingen,: »Geschichten von Sommertagen so voll Poesie und Märchenzauber,wie man sie nur am Meer und – am Gardasee verleben kann«348. Und weiter:

Bekanntlich ist der Gardasee blau, so blau, dass ein Maler, der ihn halbwegs naturgetreuabbilden wollte, in den Verdacht käme, der Agent einer Blaufarbenfabrik zu sein. Mitdem naturgetreuen Abbilden hat es allerdings seine guten Wege. So lange es nicht gelingt,naturfarbige Kinematographenbilder zu erzeugen, wird sich niemand den Gardaseerichtig vorstellen können, der ihn nicht selbst gesehen hat. Oft und oft suchte ich ein Far-

345 Hanns Withalm: Maderno. In: DBG 11. Jg. Nr. 19, 6. Februar 1910.346 Ebenda.347 Ebenda.348 K. Fochler: Zur Kur in Sirmione. In: DBG 8. Jg. Nr. 22, 3. März 1907.

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benbild dadurch festzuhalten, dass ich die Augen schloss. Wenn ich sie aber wiederöffnete, sah ich ein ganz anderes Bild. Vielleicht war mittlerweile ein Wölkchen vor dieSonne getreten oder ein Windhauch hatte Wellen gekräuselt – kurz, was vorhin himmel-blau geschienen, war plötzlich saphirblau oder kornblumenblau oder violett geworden.349

Robert Kohlrausch aus München erinnert sich an die Schönheit des Sees,den er von einem Ölbaumhain aus wie durch einen Schleier beobachtete undbewunderte: Die Zweige der Ölbäumen bilden eine Art Gitter, das wie einFenster den Blick auf die weite, blaue Dimension des Sees möglich macht.Blau ist eine in der deutschen Kultur seit der Romantik beliebte Farbe, diedas Eintauchen ins Unendliche darstellt und zur Zeit des Boten von der ex-pressionistischen Kunst, besonders in München im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts mit der Gründung der Malergruppe Der blaue Reiter, erneut anBedeutung gewinnt. Der Gardasee wird in Kohlrauschs Beschreibung zu ei-nem Ort außerhalb der Zeit, zu einer Zauberwelt voll Ruhe und Entspannung:

In jenem Halbschatten, den ganz allein diese Bäume zu erzeugen wissen, deren feines,festes, locker verteiltes Laub sich durchsichtig wie ein grünsilbernes Gitter um dieZweige spannt und die lichte Ferne leicht verschleiert, ohne sie zu verdecken. Im Ge-genteil, das Blau des Himmels wie das Blau des Wassers erscheinen doppelt leuchtendund tief, wenn der Blick es durch dies kaum bewegte, schimmernde Gitter hindurchsuchen muss. Und so trank ich mit süßem Behagen die Fülle von blauer Schönheitum mich her. Über mir war ein Himmel, rein, weit und hoch, und aus der Tiefegrüsste die Seefläche gleich einem zweiten, durch die Erdnähe scheinbar ein wenigdunkler gefärbten Himmel. Sie lag in ruhevollem Schweigen; die Wellen schliefeneinen Mittagsschlaf, und nur Milliarden von Sonnenfunken tanzten behutsam aufdem schlummernden See.350

Die landschaftliche Schönheit des Sees ermöglicht aber nicht nur dieFlucht in eine faszinierende Welt, in der sich die Augen an einer ästhetisch-natürlichen Vollkommenheit und Fülle erfreuen. Der Gardasee als Ort desLichtes, als Sonnenland erscheint auch und insbesondere als ein Ort, an dem

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349 Ebenda.350 Robert Kohlrausch: Pro Benaco. In: DBG 9. Jg. Nr. 2, 6. Oktober 1907.

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der Geist Nahrung findet und wieder gesund wird: Das Licht der Sonne ver-weist auf das des Geistes. Diese Metaphorik wird vor allem in einem Artikelüber die Umbenennung Zweisonnen von Paul Heyses Villa ausgespielt. Dieneue Besitzerin war Klara Fritsche-Staackmann, die Frau des Chefs des A.Staackmann-Verlages in Leipzig. Der Artikel trägt als Motto Goethes Worte:»Wo wir uns der Sonne freuen, / Sind wir jede Sorge los« und endet miteinem Zitat August von Kotzebues: »Die Sonne ist die Universalarznei ausder Himmelsapotheke«. Es wird berichtet, dass Klara Staackman keinen An-teil an dem neuen Hausnamen hatte, sondern dass die Dichter, die hier dankder selbstlosen Dame Erholung und Entspannung genossen, den Namenbestimmten; die ,Sonne’, die ihren Geist erhellt und zu neuen Werken an-spornt, ist nicht nur die Sonne des Gardasees, sondern auch ihre Mäzenin:

Im Lichte beider also blühen und reifen ihre Werke. Eine Fülle von geistigem Lichtund geistiger Kraft möge hier in der lieblichen Sonne reifen und befruchtend dieGeister der Menschheit beglücken! Sowohl als Stätte der Arbeit, wie als Erholungs-und Ruhestätte, als Schaffenspause zu neuen Werken ist das Haus den Auserlesenenim lebenden Dichterkreise gewidmet.351

Die Ruhe, die der bezaubernde Gardasee gewährt, bedeutet für die deut-schen Dichter keine Zeitverschwendung, sondern ist eine unverzichtbareQuelle der Genesung von der als trübe und melancholisch empfundenenStimmung ihrer Heimat. Der Schriftsteller Paul Stefan schreibt in einemBrief an eine norddeutsche Künstlerin, sie solle unbedingt nach Italienkommen, »denn Sie brauchen Italien wie jeder nordische Mensch von un-serem Schlag, wie jeder nordische Künstler. Sie haben, wie wir alle, viel ver-lorene Sonne zurück zu gewinnen, und in diesem heiligen Lande werdenSie Sonne finden. Diese Sonne heilt«352.

Viele Texte wollen die heilsame Wirkung des Sees bezeugen, der keinObjekt reiner kontemplativer Bewunderung ist, sondern, wie schon mehr-

351 Zweisonnen in Gardone. In: DBG 12. Jg. Nr. 6, 6. November 1910.352 Paul Stefan: Italien-Litteratur. Brief an eine norddeutsche Künstlerin, in: DBG, 14. Jg., Nr. 5, 27.Oktober 1912.

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353 Dr. L. Krapp: Spätsommertage am Gardasee. In: DBG 9. Jg. Nr. 37, September 1908.354 Vgl. Brenner: Der Reisebericht in der deutschen Literatur, besonders das Kapitel: Die neue Reiseform:Entwicklungslinien des Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert, S. 575-587.355 Vgl. Enzensberger, Vergebliche Brandung der Ferne, S. 709.356 Vgl. Joachim Radkau: Das Zeitalter der Nervosität. Deutschland zwischen Bismarck und Hitler.München: Hanser 1998.357 Die ‘kulturelle’ Sexualmoral und die moderne Nervosität von Sigmund Freud wurde 1908 ver-öffentlicht; 1893 war schon Über die wachsende Nervosität unserer Zeit von Wilhelm Erb er-schienen; vgl. Peter Philipp Riedel: Epochenbilder. Künstlertypologien. Frankfurt a. M.: Kloster-mann 2005, S. 534-539.358 Georg Simmel: Die Grosstädte und das Geistesleben. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2006, S. 9 (Her-vorhebung im Original). Das berühmte Essay erschien 1903 in: Die Großstadt. Vorträge und Auf-sätze zur Städteausstellung.Jahrbuch der Gehe-Stiftung Dresden, hg. von Th. Petermann, BandIX, Dresden 1903, S. 185-206.

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mals betont, auch als Ort der Genesung erlebt wird. Er scheint die Krankheitder Moderne, die von der Hektik der Zivilisation ausgelöste pathologischeNervosität zu heilen. Wenn man in die südliche Welt eindringt, taucht manin eine neue Stimmung, in der man die Probleme des modernen Menschenvergisst. Beim Anblick eines vorbeisegelnden Bootes im Abendrot schreibtKrapp, dass »alle Sinne [...] langsam ein [schlummern] und wir nichts mehrvom Fatum aller derer [wissen], die wir uns moderne Menschen heißen,von der Nervosität. [...]. Ja, es ist das Sehnsuchtsland von uns abgehetztenund abgearbeiteten nordischen Menschen, die Heimstätte des süßen, kargeTage und Wochen währenden Nichtstuns«353.

Das in den Texten reflektierte Erlebnis des Gardasees dokumentiert somitein zentrales Phänomen des modernen Tourismus354, der nach Enzensbergerals eine »Flucht vor der selbstgeschaffenen Realität«355 zu erklären ist. DieseFluchtbewegung wird in dem Zusammenhang einer der brisantesten anthro-pologischen Debatten der damaligen Welt eingeordnet: der Debatte über dieNervosität. Eben an jener Krankheit schien der moderne Mensch zu leiden,einer Krankheit, die erst die moderne, industrialisierte Welt verursacht hatte356.In Wien definiert Sigmund Freud die Erkrankung der Nerven als Folge einerrestriktiven Sexualmoral357, während Georg Simmel in Berlin behauptet, »dieSteigerung des Nervenlebens«358 sei typisch für den Großstadtmenschen, der von

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einem schnellen und ununterbrochenen Nacheinander von äußeren und in-nerlichen Impulsen stimuliert werde359. An der Riviera sollte die von der Zi-vilisationskrankheit der Nervosität zerrüttete Psyche ihre Integrität wieder-gewinnen: ein Leitmotiv des vom Boten vermittelten Bild des Gardasees.

Nicht nur die Schönheit der Landschaft erscheint als Mittel zur Gene-sung, sondern auch die Menschlichkeit und Volkstümlichkeit ihrer Bewoh-ner. K. Fochler, der lange zur Kur in Sirmione weilte, schreibt: »In Sirmionehilft alles zusammen, den Menschen gesund zu machen. Was die Heilquellenicht tut, das bewirken der klare Himmel, der blau leuchtende See, die wei-che und doch unendlich kräftigende Luft, die blühenden Bäume und Büscheund vor allem – die Leute!«360. Am Gardasee soll man also italienische Volks-tümlichkeit und Volkskultur erleben können, unverzichtbare Bestandteiledes positiven Italienbildes361. In dem Eröffnungsartikel der ersten Nummerdes Boten vom Gardasee berichtet Piltz von dem regen deutschen Leben ander Riviera, das von Oktober bis Mai und besonders in den Frühlingsmo-naten stattfinde. Im Sommer hingegen, wenn es am See im Vergleich zu an-deren italienischen Orten kühl sei, kämen viele Italiener an die Riviera, wasdie Besonderheit des zauberhaften Ortes noch mehr steigere:

Das weite Seebecken wirkt im Sommer abkühlend und jeden Abend senkt sich von denbenachbarten Alpengipfeln ein kühles Lüftchen auf unsere Riviera hernieder. Dazu dieerfrischenden Bäder in dem kristallklaren Wasser des Sees! Die Italiener suchen dennauch unsere Riviera zur Sommerfrische auf. Aus Brescia, Cremona, Mailand und Venedigfinden sich jeden Sommer immer zahlreichere Familien am Gardasee ein und es entwi-ckelt sich dann in den Rivieraortschaften ein anregendes, italienisches Leben und Treiben.Irgend eine Truppe fahrender Komödianten schlägt in einer Osteria ihre Bühne auf. Pa-

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359 »Indem die Großstadt gerade diese psychologischen Bedingungen schafft – mit jedemGang über die Straße, mit dem Tempo und den Mannigfaltigkeiten des wirtschaftlichen, be-ruflichen, gesellschaftlichen Lebens -, stiftet sie schon in den sinnlichen Fundamenten desSeelenlebens, in dem Bewußtseinsquantum, das sie uns wegen unserer Organisation als Un-terschiedswesen abfordert, einen tiefen Gegensatz gegen die Kleinstadt und das Landleben,mit dem langsameren, gewohnteren, gleichmäßiger fließenden Rhythmus ihres sinnlich-geis-tigen Lebensbildes« ebenda S. 9-10.360 Dr. K. Fochler: Zur Kur in Sirmione. In: DBG 8. Jg. Nr. 22, 3. März 1907.361 Vgl z. B. M[artin] B[irnbaum]: Zum Markt in Gavardo. In: DBG 5. Jg. Nr. 16, 10. Januar 1904.

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gliacci zeigen auf dem Marktplatz ihre Künste und bringen aus Neapel die neuestenVolkslieder an unseren See. Jeden Monat gibt es in diesem oder jenem Uferstädchen einVolksfest mit Musik, Feuerwerk, venezianischer Nacht, Wettrudern und der berühmten‚Cuccagna’, und der Sommerhitze wird man unter all diesen Zerstreuungen kaum gewahr.Im Winter hat unsere Riviera in vielen Stücken einen deutschen Anstrich. Im Sommerkommt das italienische Element voll zur Geltung, und das gibt dem Sommer- undHerbstaufenthalt am Gardasee seinen besondern Reiz.362

Pagliacci, Gaukler und Straßenkünstler aus Neapel und venezianischeNächte363: am Gardasee soll man die Fröhlichkeit, Natürlichkeit und Naivitätdes italienischen Volkes unverfälscht erleben können – besonders seit Goethe,wie Battafarano betont, Hauptmotive der Italiensehnsucht: »Ein angeblichspontanes, natürliches, gemeinschaftliches Leben in Italien und nicht eine so-zialdisziplinierte Gesellschaft wie in Deutschland machten im 19. JahrhundertItalien zum Ideal-Land und damit zum Sehnsuchtsort schlechthin«364.

Außerdem gehört zur typischen italienischen Volkstümlichkeit auch dieUnordnung. Hermann Bagusche schreibt über Torbole: »Wie Riva, so trägtauch dieser Ort ein durchaus italienisches Gepräge. Winkelige Gassen,schmutzige Häuser und braune Menschen. Aber die Aussicht auf den Seeist herrlich«365. Und Hanns Withalm aus Graz, der verschiedene Beschrei-bungen des Gardasees im Boten publizierte, berichtet in einem Aufsatz überMaderno: »Die Häuser stehen in italischer Unordnung um den Hafen«366.K. Fochler behauptet von Sirmione, dass »die Leute ihre Häuserhingebaut[haben], wie und wo es ihnen beliebte, so dass der Ort da liegt, als

362 Ein Rückblick. In: DBG 1. Jg. Nr. 10, 15. Mai 1900. 363 Es wurden am See Feste venezianischer Art organisiert: Boote mit Laternen fuhren in derNacht die Küste entlang, wie die Gondeln in Venedig vgl. Ottomar Piltz: Frühlingstage in Venedig.In: DBG 1. Jg. Nr. 6, 8. April 1900. 364 Battafarano: Mit Luther oder Goethe in Italien, S. 144.365 Hermann Bagusche: Am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 9, 29. November 1908.366 Hanns Withalm: Maderno. In: 9. Jg. Nr. 19, 2. Februar 1908. In den Lokalnachrichten derselbenAusgabe liest man: »am Donnerstag den 10. Februar um 4 Uhr nachmittags findet im Hotel Ro-ma ein Nachmittagsthee statt, bei dem der Schriftsteller Herr H. Withalm aus Graz, der Verfasserunser heutigen Skizze ‚Maderno’ – die Gäste durch Rezitationen unterhalten wird«.

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habe ein unartiges Riesenkind eine Spielwarenschachtel ausgeschüttet«367.Aspekte der damaligen wirtschaftlich-sozialen Misere Italiens werden indiesen Beschreibungen idealisiert und als Gegenbild zur preußisch-wilhel-minischen Ordnung dargestellt; es entsteht eine Welt, die von einer heiterenAtmosphäre geprägt ist und nicht durch die offensichtliche Armut, welchedie malerische Stimmung des Ortes verderben würde.

Die im Boten vorherrschende Wahrnehmung des Gardasees betont dessenGegenwartsferne und zielt darauf ab, gerade dadurch seine Anziehungskraftzu erhöhen. Es ist nicht verwunderlich, dass gerade die unberührten einsa-men Landstriche um den See besonders beliebt waren. Martin Birnbaumerzählt, dass er einmal mit einem Münchner Maler in einer Schenke am Ve-roneser Ufer saß, die Al tempo perduto (Zur verlorenen Zeit) hieß:

Wir hatten an der Tür Platz genommen und schauten zur Riviera hinüber, die sich ineinem ununterbrochenen Lichterhalbkreis gegenüber markierte.,Sehen Sie sich hier das Bild an’, meint der Maler, ,und Sie werden verstehen, warumich den Gardasee liebe. Man kommt in so kurzer Zeit von München bis hierher, dassman, bevor man’s recht gewahr wird, sich unter italienischer Sonne befindet. Undwenn einem der Hotelluxus mal zu viel wird, dann fährt man hier herüber, an das‚stille Ufer’, das uns Grosstadtmenschen so viele erfrischende Bilder bietet, die nichtimmer gerade schön zu sein brauchen, um zu fesseln. Drüben haben wir Kulturmen-schen alles das, was heute nicht mal mehr ein Münchener Maler entbehren kann undhier einfache Naturkinder in all ihrer Urwüchsigkeit und Frische. Und das ist dochmit das Beste, was uns der Gardasee zu bieten vermag. Jene Stunden, die wir unterSonnenglanz beim Wein ‚al tempo perduto’ verträumen.368

Hermann Bagusche beschreibt Riva als typisches italienisches Dorf undnotiert: »Man spürt einen anderen Rhythmus, der sich in unsere Gefühlsweltdrängt, und sieht schon das Phantastische des Ungewohnten, wo eine pri-mitive Lebensweise sich äußert«369. Der Gardasee erscheint wie eine zau-

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367 K. Fochler: Zur Kur in Sirmione. In: DBG 8. Jg. Nr. 22, 3. März 1907.368 Martin Birnbaum: Augenblicksbilder vom Gardasee, Nachdruck verboten (aus der VossischenZeitung). In: DBG 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909.369 Hermann Bagusche: Am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 9, 29. November 1908.

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berhafte Märchenwelt, die heilend wirkt: »Thalatta! Mit dem Jubelruf derGriechen grüsse ich dich, du Wunderwelt am Gardasee!« schreibt Baguscheund fährt fort: »Und nun, du leuchtender See, du schimmernder Spiegel ei-ner Zauberwelt, du himmelblaue Unendlichkeit –: ich grüsse dich!«370. SeineReiseerinnerung endet mit den Worten: »Zwei Stunden später geht der Zugvon Desenzano nach Verona und Venedig. Langsam verschwindet das Blaudes Gardasees. Langsam entweichen die Berge. Ein Märchen ist zu Ende.Ein Traum ist zerflossen«371. Anna Ritter, auch eine Besucherin des Garda-sees, schreibt, die Stimmung des Sees könne bis zur Selbstvergessenheitführen: »Ich gehe ohne zu reden, ohne zu denken, ich fühle mich nicht, ichweiß nichts von mir. Aus solch traumhaft wohligem Zustand heraus magdas Ideal des Nirvana emporgestiegen sein«372.

Nicht nur die Liebe zur Natur gehört zu den Motiven deutscher Italien-sehnsucht, auch die Liebe zur Kultur. Italien wird als besonderes Reisezielgeschätzt, weil man hier wie sonst nirgendwo sowohl Naturschönheit alsauch Kultur antrifft:

Italien – das ist uns von je die Reise aller Reisen. Was andere Länder einzeln bieten,ist hier zum üppigen Strauss verbunden: der Zauber einer überreichen Natur, einüberaus anziehendes Volkstum, die überwältigende Fülle geschichtlicher Erinne-rungen, eine beispiellose Anhäufung von Kunstschätzen, ein ewiger Frühling und– Billigkeit der Lebensweise selbst bei ausgesprochenem Luxus. Und diese Romantikauf Schritt und Tritt!373

Die gesamte Kultur und die Erziehung des deutschen Volkes lenkten»fort und fort den verlangenden Blick nach dem alten, großen Kulturlandejenseits des Gotthard und des Brenner«374, schreibt der unbekannte Verfasser

370 Ebenda.371 Ebenda.372 Anna Ritter: Wanderungen am Gardasee, (aus Berl. Lokalanzeiger). In: DBG 8. Jg. Nr. 35,August 1907. 373 Reise Träume und Reise Vorbereitungen. Eine italienische Betrachtung. In: DBG 6. Jg. Nr. 24, 12.März 1905.374 Ebenda.

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des Artikels Reise Träume und Reise Vorbereitungen. Eine italienische Betrachtungim Boten und fügt hinzu, die italienische Kunst der Renaissance, die in vielendeutschen Museen und Gemäldegalerien zu bewundern sei, erwecke denWunsch einer Reise nach Italien:

Die Geschichte unseres deutschen Volkes führt unsern Blick, wie dermaleinst das Ver-langen unserer Könige und Kaiser, hinüber, in die Apenninenwelt. Jede Feierstunde,die wir in einer Kunstsammlung, in einer Galerie, in einem Museum verbringen, wecktdie Erinnerung an Italiens große Zeiten und Meister, an die kraftgenialische Ära desCinquecento, an die lebenquellende und überquellende Epoche der Renaissance.375

So wie große Werke der italienischen bildenden Kunst in deutschen Mu-seen einen festen Platz gefunden hatten, so sei auch die italienische Literatur,die seit jeher von den Deutschen bewundert werde, in Deutschland heimischgeworden, sowohl durch Übersetzungen als auch durch die klangvolleSchönheit der italienischen Sprache:

Wie Geschichte und Kunst unserem Verlangen nach Italien immer wieder neuen Vor-schub leisten, so ist auch die Berührung mit der Literatur ein Ansporn zum Zug nachdem Süden […] Dante und Boccaccio [sind] in keinem anderen Lande nach Italien soheimisch wie bei uns. Die Übertragungen sind zahlreich und vortrefflich, volkstümlicheAusgaben sind in großer Menge vorhanden und selbst ein regierender deutscher Könighat es zu seiner schönen Lebensaufgabe gemacht, eine mustergültige Dante – Übertragungzu liefern – es war König Johann von Sachsen, der unter dem Pseudonym Philaletes eineglänzende Umdichtung geschaffen hat. Die Bühnendichtungen von Goldoni und Gozzihaben in Deutschland eine zweite Heimat gefunden und den italienischen Musikernhaben sich deutsche Tore und deutsche Herzen von je am willigsten geöffnet. JederKlang eines italienischen Dichterwortes, jede italische Weise hat aber immer wieder mäch-tig an unserer Seele gerüttelt und die Sehnsucht nach Italien zu neuem Leben geweckt.376

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375 Ebenda.376 Ebenda. Italien, liest man im selben Text, war seit jeher besonders für Dramaturgen faszinie-rend: »Die Lockungen Italiens auf die großen Bühnendichter aller Länder und Zeiten ist charak-teristisch für den alten Zauber des Landes. Die Muse Shakespeares, sonst nur in England heimisch,hat einzig nach Italien oft und mit Vorliebe ihre Ausflüge gemacht. Schiller hat es getrieben,eines seiner ersten und herrlichsten Werke aus Italiens Boden hervorblühen zu lassen, undGoethe verherrlichte mit seiner innigsten Freudigkeit die Menschen im Reiche seines Tasso«.

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Hauptziele der deutschen Italiensehnsucht sind selbstverständlich Rom,Florenz, Venedig und Neapel. Der Bote ruft dazu die gängigen Topoi auf:»Im Hintergrunde der Seele eines jeden gebildeten Deutschen schlummertdas Verlangen nach der Siebenhügelstadt und nach den Schauern, die ihrhistorischer Boden uns einflösst«377 heißt es zu Rom; zu Florenz: »Jeden vonuns zieht es nach der schicksalsreichen Blumenstadt am Arno, die bis 1871des Königreichs Italien Hauptstadt war, zieht es nach den unvergleichlichenKunstschätzen von Florenz«378; zu Venedig und Neapel »[…]der Märchen-zauber von Venedig wirkt mit magischer Kraft auf uns und die Feuersäuledes Vesuv scheint jedem von uns den alten Spruch zuzurufen: Neapel sehenund sterben«379. Die Riviera des Gardasees hat keine Kunstschätze wie Romoder Florenz zu bieten, trotzdem sind auch hier Spuren der Antike und deritalienischen Kunst zu finden, worauf der Bote mit Stolz verweist. Zahlreichsind Artikel über die Ruinen der Villa des römischen Dichters Catull auf derSpitze der Halbinsel Sirmione380. Der Artikel Altertümer am Gardasee381 be-richtet, dass man am Gardasee köstliche und schöne Antiquitäten sammelnkönne. Bei dem Kunsthändler Georg Brückner in Maderno beispielsweisekönnten Kunstschätze der Riviera bewundert werden, die er in »geschmack-voller Auslese« gesammelt habe: »Die Kunstschätze des Herrn Brücknerspielen in Paul Heyses Novelle ‚Antiquarische Briefe’ eine große Rolle, undsie bilden in der Tat eine Sehenswürdigkeit unserer Riviera«382.

Das Eigentümliche des Gardasees ist jedoch, dass hier Natur und Kunstnicht nebeneinander stehen, sondern dass der Gardasee selber als Kunstwerkerlebt wird, dass seine landschaftliche Schönheit zum Kunstwerk wird:

Wie ein Bild von Carpaccio oder Michele Micheli, dem träumerischen italienischenjungen Maler von heute, mutete es mich heute morgen an: drunten unter dem Balkon

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377 Ebenda.378 Ebenda.379 Ebenda.380 Vgl. Anm. 128. 381 Altertümer am Gardasee. In: DBG 15. Jg. Nr. 3, 5. Oktober 1913.382 Kunstleben am Gardasee. In: DBG 4. Jg. Nr. 27, 29. März 1903.

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des Hotels rollte monoton die Woge; nebenan in der Trattoria al Marinaio – einer al-titalienischen, halb verfallenen, halb malerisch schönen Kneipe – rauschten im Gartendie Oleander, von Blüten nur so übersät, auf einem Schiff mit dunkelroten Segelnfuhr eine italienische reiche Familie vorbei – die Hausherrin in blau mit flatterndemSchleier, die Töchter in gelb, grün und rosa gekleidet, und über den See hin die Licht-streifen, in allen Farben des Spektrums leuchtend.383

Besonders malerisch ist die Ortschaft San Vigilio am Veroneser Ufer,der Henry Thode das Werk Somnii Explanatio. Traumbilder vom Gardasee in S.Vigilio widmete384; San Vigilio, am Fuß des Monte Maggiore, wird oft alsdie Toteninsel Böcklins bezeichnet: »An seinem Fuß schlummert hinter Zy-pressenalleen das sagenhafte San Vigilio, die Toteninsel Böcklins«385. DerMünchner Dr. Walther Rothes berichtet über San Vigilio, dass sich dort»die einzige, fast in vollständiger Unberührtheit bis auf unsere Zeit erhaltenein Anordnung und Ausschmückung charakteristische Villa eines Humanis-ten aus der Epoche der Renaissance«386 befinde. In seinen Erinnerungenschreibt Rothes, in San Vigilio verschmölzen Kultur und Natur:

Seitdem Petrarca mit der Mahnung „Silva placet musis, urbs est inimica poetis“,„der Wald gefällt den Musen, die grosse Stadt ist den Dichtern feindlich“, es ernstnehmend, die Stille des Landes in Vaucluse und später in Arqua für seine Studienaufgesucht und das weltferne Leben in seiner Schrift „de vita solitaria“ gepriesenhatte, dünkte den Humanisten ein wenn auch bescheidener Landsitz als eines derfür den Gelehrten unumgänglichen Erfordernisse des Lebens. Den poesievollenLandsitz „San Vigilio“ am Gardasee schuf sich ein in Venedig tätig gewesener be-deutender Rechtsgelehrter, Agostino Brenzone, der im hohen Alter 1566 starb unddessen Nachkommen heute noch die Besitzung hüten. Dem jetzigen Besitzer, demGrafen Guglielmo Guarenti Brenzone, danken es zahllose Wanderer alljährlich,dass er die Traditionen seines Ahnherren aufrecht erhaltend, ihnen gastfreundlich

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383 L. Krapp: Spätsommertage am Gardasee. In: DBG 9. Jg. Nr. 37, September 1908. 384 Berlin: Grote’sche Verlagsbuchhandlung 1909. Vgl. auch: Szlyn: Henry Thode (1857-1920).385 Hanns Withalm: Dampferfahrt auf dem Gardasee II. In: DBG 13. Jg. Nr. 8, 19. November 1911.386 Träume am Gardasee, Erinnerungen von Dr. Walther Rothes (München), Aus der ZeitschriftÜber den Wassern, Berlin. In: DBG 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912. Vgl. auch Renegew: Träumereienam Gardasee. In: DBG 4. Jg. Nr. 35, Juli 1903.

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den Besuch seines herrlichen Eigentums vergönnt. Und wer diese Gäste früge, wassie dort erlebten, erhielte wohl immer die gleiche Antwort: einen der herrlichstenlandschaftlichen Eindrücke Italiens!387

Der Gardasee wird als Kunstwerk wahrgenommen; für Künstler, Schrift-steller und Maler wird er zu einem außergewöhnlichen Ort der Inspiration.Auch Paul Heyse kommt in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts zumersten Mal an den Gardasee, wie er in der autobiographischen Novelle Gefan-gene Singvögel erzählt, weil er von dessen Schönheit durch einen befreundetenMaler, Bernhard Fries, gehört hatte388. Heyse kommt, wie Fries, nach Tosco-lano und übernachtet in der einzigen dortigen Herberge, Cavallo Bianco, nichtum zu schreiben, sondern um sich im Malen zu üben. Oft liest man im Boten,dass Maler am Gardasee verweilten und sich von der wunderschönen Land-schaft inspirieren ließen, wie z.B. in der Artikelserie Kunstleben am Gardasee,in der verschiedene Maler vorgestellt werden, wie zum Beispiel Felix Schu-chard, Christel Sandrock389 und der Italiener Carlo Arpini, der in seinerVilla in Gardone eine Ausstellung seiner Bilder vom Gardasee organisierthatte390. Die besondere Stimmung des Sees als Anziehungsmagnet fürKünstler ist schon in der ersten Ausgabe des Boten ein wichtiges Thema:

Besonders zahlreich sind dieses Jahr Maler und Malerinnen zu uns gekommen, unddie stimmungsvolle Landschaft unseres Sees wird durch ihre künstlerische Tätigkeitsicherlich bald zum Gemeingut aller für Kunst empfänglicher Gemüter werden. Wirhatten in diesen Tagen Gelegenheit, uns an mehreren Stimmungsgemälden vom Gar-dasee zu erfreuen, die für eine Pariser Ausstellung bestimmt sind und ohne Zweifelgroßes Aufsehen erregen werden. Denn abgesehen von der künstlerischen Kraft derDarstellung ist auch das Gegenständliche der Gemälde außerordentlich fesselnd, daunser von der Kultur noch wenig beleckter Gardasee und seine unendlich mannigfal-tigen Stimmungen für den Maler vielfach Neuland sind.391

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387 Träume am Gardasee. Erinnerungen von Dr. Walther Rothes (München), Aus der ZeitschriftÜber den Wassern, Berlin. In: DBG 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912.388 Vgl. Heyse: Gefangene Singvögel. In: Novellen vom Gardasee. S. 9-44.389 Kunstleben am Gardasee. In: DBG 4. Jg. Nr. 27, 29. März 1903.390 Kunstleben am Gardasee. In: DBG 4. Jg. Nr. 18, 25. Januar 1903.391 Nachrichten vom Gardasee. In: DBG 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar 1900.

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In der Ausgabe vom 1. April 1900 wird berichtet, in Paris habe eineAusstellung der Bilder von Marie Sommer unter dem Titel Landschaftsbilderdes Gardasees stattgefunden und großen Beifall gefunden; darüber hättenverschiedene Zeitungen wie der Figaro, aber auch das Bulletin de l’art ancien etmoderne berichtet: »Besonders die stimmungsvolle Schönheit Madernos hatFrl. Sommer tief und innig in ihre Künstlerseele aufgenommen«392. MitStolz teilt der Bote seinen Lesern einige Jahre später mit, dass die BerlinerZeitschrift Moderne Kunst am 10. Dezember 1905 eine Gardaseenummer mitwunderschönen Illustrationen herausgeben werde393.

Der Gardasee erscheint nicht nur als ein Ort, an dem der Besucher dieitalienische Kultur erleben kann, er ist auch eine Stelle, wo sich italienischeund deutsche Kultur begegnen. In dem oben zitierten Brief an eine norddeutscheKünstlerin listet Paul Stefan viele Bücher über Italien auf, damit sich seineFreundin auf die Reise, zu der er sie ermuntert, in angemessener Weisevorbereiten könne. Mit Ausnahme des heiligen Franziskus handelt es sichbei Stefans Empfehlungen um deutsche Autoren wie Goethe, Heinse,Burckhardt und Henry Thode, den Kunsthistoriker, der die Villa Cargnaccoin Gardone gekauft hatte. Der Bote gibt 1903 bekannt, dass Thode denersten Band seines Werkes Michelangelo und das Ende der Renaissance veröf-fentlicht habe und dass er das Buch Cosima Wagner, »der Hüterin des Erbesvon Bayreuth’ gewidmet hat«394. Die Volksdichtung ist nach Ansicht vonPaul Stefan eine weitere Quelle, durch die man das italienische Volk sehrgut kennenlernen könne, Paul Heyse habe sie so schön ins Deutsche über-setzt. Auch Viktor Hehn empfiehlt in seinem Italien-Buch vorbereitendeLektüre: je besser der Reisende »durch Bücher und Erkundigung«395 aufItalien vorbereitet sei, desto weniger Missverständnisse und Unbeholfenheitträten bei dem Versuch auf, die Italienwelt kennen und lieben zu lernen.Der Bote hebt hervor, dass Kultur und Kunst die Begegnung mit dem Frem-

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392 Rivierachronik. In: DBG 4. Jg. Nr. 31, 26. April 1903.393 Die Gardaseenummer der ,,Modernen Kunst”. In: DBG 5. Jg. Nr. 5, 4. Oktober 1903.394 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900.395 Hehn, Italien, S. 266.

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den ermöglichen und dass Deutschland sich entschieden um die Kenntnisanderer Kulturen bemühe, wie das Beispiel Paul Heyses bezeuge. An derRiviera, wo der Dichter den Winter verbrachte, trafen italienische und deut-sche Kultur aufeinander. Walther Rothes erzählt in seinen Erinnerungenvon einem Besuch bei Heinrich Thode in der Villa Cargnacco, dem späterenWohnsitz Gabriele D’Annunzios:

Die Anlage des Baus der Villa in ihrer jetzigen Gestalt, sowie der herrlichen Garten-anlagen, die das Haus umgeben, ist bis ins Kleinste dem erlesenen Geschmack desfeinsinnigen Paares zu danken, dem die an poesievollen Anmutungen so reiche Besit-zung gehört: Geheimrat Professor Dr. Heinrich Thode und seiner Frau Daniela ge-borene von Bülow. Und wie erscheinen die Beiden mit dem Geiste, der hier webt,verbunden; zwei Menschen auf der Höhe der Kultur der Gegenwart und völlig denhehrsten Idealen vergangener höchster Geister nachlebend, nachstrebend, im Reicheder bildenden Künste und in der Musik. Wichtigste Aufschlüsse über Anfang undEnde der Renaissance verdanken Kunst- und Kulturgeschichte einem Henry Thode.Solche Versenkung in eine frühere große Zeit bannte einen Thode an den Gardasee.Und solches Traumleben führt hier mit ihm mit vollstem Verständnis seine treue Le-bensgefährtin Daniela, die kluge Tochter der geistvollen Cosima Wagner, die liebens-würdige, milde Enkelin des menschenfreundlichen, edlen Franz von Liszt.396

Menschen wie Heyse und Thode tragen nicht nur dazu bei, fremde Kul-turen bekannt zu machen, sondern auch verschiedene Kulturen miteinanderin Berührung zu bringen und den Dialog zu fördern397. Die Begegnungzweier Kulturen, die miteinander kommunizieren und leben: dieses Ereignis,das zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Riviera stattfand, ist das großeThema des Boten vom Gardasee.

396 Träume am Gardasee, Erinnerungen von Dr. Walther Rothes (München), Aus der ZeitschriftÜber den Wassern, Berlin. In: DBG 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912. Vgl. auch Wie Mommsens „Rö-mische Geschichte“ entstand. In: DBG 11. Jg. Nr. 6, 7. November 1909.397 Vgl. dazu auch: Theater und Kunst. Italienisch-deutsche Kunstverbrüderung. In: DBG 9. Jg. Nr. 23,1. März 1908.

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3.2 Die »Verbindung des Trotzigen mit dem Anmutvollen«. Der Gardasee als Schwelle zwischen Norden und Süden

In der ersten Ausgabe des Boten vom Gardasee beschreibt Ottomar Piltzdie Riviera als ideales Reiseziel für Deutsche, nicht nur weil ihr Klima fürgeschwächte und erholungsbedürftige Personen wie geschaffen sei, sondernauch, weil sie von allen Winterstationen Italiens dem mittleren und östlichenDeutschland am nächsten liege und sehr bequem zu erreichen sei398. Dochnicht nur die Nähe macht die Einzigartigkeit der Riviera aus: Der Gardaseebefindet sich an der Schwelle zwischen Norden und Süden und zeigt Merk-male beider Welten. Wenn man mit dem Zug von Norden kommt, ist manlange Zeit von einer nordischen Landschaft umgeben. Der erste Blick aufden blauen See kommt ganz unerwartet und wird als überwältigendes Er-lebnis empfunden. Der Übergang von einer Welt zur anderen vollzieht sichganz plötzlich. Von diesem starken Eindruck zeugen viele Artikel des Boten,wie die Erinnerungen Julius Römers, der von einem Zauberschlag spricht:

In unzähligen Serpentinen windet sich die Bahn zum malerischen Loppio-See unddann durch ein wildes Felsengewirr etwa 100 Meter hoch empor. In diese durch einengewaltigen Bergsturz entstandene, verkarstete, öde Gegend verlegte Dante den Ein-gang in die Unterwelt. Die Bahn erklimmt die Wasserscheide zwischen der Etsch undder Sarca und saust nun nach dem Dörfchen Nago hinab. Hier öffnet sich wie mit ei-nem Zauberschlag der wunderbare Ausblick nach dem Gardasee.399

Der Übergang von Nord nach Süd markiert einen plötzlichen Land-schaftswechsel. Doch auch wenn der Anblick des Sees sofort die Mittel-meerwelt heraufbeschwört, ist der See eine zweigesichtige Landschaft,weil er im oberen Teil zur nordischen Welt gehört, in seinem südlichenTeil aber zur Mittelmeerwelt. Die einzigartige Morphologie der Garda-

398 Maderno und die Riviera des Gardasees, III. Land und Leute. In: DBG 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar1900. Zu bemerken ist, dass Piltz die Etymologie von ,Garda’ aus dem deutschen Wort ,Warte’hervorhebt, um die Verbindung des Gardasees mit der deutschen Welt zu betonen.399 Julius Römer: Vom Gardasee. In: DBG 11. Jg. Nr. 3, 17. Oktober 1909.

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seelandschaft zeigt sowohl nordische als auch südliche Züge. Martin Birn-baum schreibt im Boten:

Langsam kriecht die Kleinbahn um den Loppiosee, der in seiner regungslosen Ruheetwas Gespenstisches hat: stilles, grünes Wasser, schroffe, zerrissene Felsabhänge,wenig Vegetation und Leben. Man hat den Eindruck, als wäre man am Ende der Welt– und doch geht’s zu einem irdischen Paradies, das dort hinter den Bergen verborgenliegt. Bei Nago teilen sich mit einem Mal die Berge: blaues Wasser blitzt auf, gekröntvon weisskämmigen Wellen. Ein weißer Dampfer liegt wie ein großer Schwan auf demWasser, und zu beiden Seiten erheben sich, gleich einer Ehernwache, riesige Berge.400

Die Landschaft besteht aus blauem, ‚italienischem’ Gewässer und gleich-zeitig aus steilen Bergen. Hanns Withalm, der zahlreiche Artikel zum Botenbeisteuert, beschreibt den Blick auf die Landschaft des nördlichen Teilsdes Gardasees von einem Dampfer aus, auf dem er den ganzen See durch-quert. Er spricht mit Ehrfurcht von der imposant wirkenden Steilküste:

Links und rechts türmen sich granitene Ungeheuer. Und von hier aus übersiehtman auch die gewaltige via Ponale, diese in Stein gehauene Kunststrasse, das Reisezielso vieler. An senkrechter Wand, die zum See führt, steigt sie durch Tunnels und überweite Brüstungen die Rocchetta hinan. Und dort, wo sie sich jäh nach rechts wendet,um in der tiefen Schlucht zu verschwinden, rauscht der Ponale-Wasserfall über denBerg. […]. Das Schiff fährt rasch ins Italienische hinein. Knapp nach den Kaskadenzieht die Grenze quer über den See. […] Indes ist die Sonne Herrin geworden, unddas weite Wasser funkelt in bläulichem Glanze.401

Licht und Farbe, Sonne und Leben: in die südliche Welt einzutauchen, heißteine andere Lichtdimension zu betreten, die am Gardasee besonders faszi-nierend ist, weil sie mit der trüben des Nordens in Kontrast steht: »Farbeund Sonne – oder wenn man will Leben und Sonne – sind überhaupt dieStichworte, unter denen man die hauptsächlichen Reize des Gardasees zu-sammenfassen kann, des wird man am besten gewahr, wenn man von Riva

400 Martin Birnbaum: Augenblicksbilder vom Gardasee, Nachdruck verboten (aus der VossischenZeitung). In: DBG 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909.401 Hanns Withalm: Dampferfahrt auf dem Gardasee I. In: DBG 13. Jg. Nr. 7, 12. November 1911.

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aus den See hinunterfährt«402. Der unerwartete Übergang wird als zauberhafteErfahrung erlebt. Die magischen Wirkungen, die der Gardasee auf den vonNorden kommenden Menschen ausübt, verursachen gleichsam eine seelischeErschütterung. Der See ist nicht nur eine Schwelle, ein Übergang in eine an-dere Dimension, er ist auch ein Ort, an dem die zwei Welten neben- undmiteinander existieren. Birnbaum betont mehrmals den mächtigen Eindruck,den der Gardasee in jedem Besucher durch »die eigentümliche Verbindungvon Nord und Süd, von Starkem und Zartem«403 hinterlasse:

Wie eine Perlenkette schmiegt sich Riva im Halbkreis um das nördlichste Ende desSees. Links führt eine Strasse nach Torbole, rechts läuft die Stadt in die in den Felsengehauene Ponalstrasse aus, die uns über den Idrosee nach Italien hineinführt. Alt-Riva hat schon ganz italienische Bauart, während Neu-Riva, das allerdings ausschließ-lich aus Hotels und Villen besteht, merkbar von der Art kleiner italienischer Orte ab-gewichen ist und daher mehr Komfort und weniger Romantik bietet. Zu dieser Mi-schung von Alt und Neu kommt noch jene seltsamere von Nord und Süd, die demÖrtchen einen eigentümlichen Reiz verleiht. Österreichisch und doch schon italienisch.Schon italienisch und doch noch österreichisch, nordisch, wenn man will.404

Auch Karl Felix Wolff aus Bozen beschreibt die Einzigartigkeit der dop-pelgesichtigen Landschaft:

In den Alpen gibt es Stellen, wo man die Wunder der entlegensten Zonen mit einemBlicke erfasst und voll begreift. Schaut man von irgendeinem Gipfel in den nördlichen

402 Herbsttage am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 2, 11. Oktober 1908.403 Augenblicksbilder vom Gardasee, Nachdruck verboten, von Martin Birnbaum (aus der VossischenZeitung). In: DBG 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909; ähnliche Beschreibungen sind oft im Botenzu lesen: »Auch wenn man von Riva abfährt, behält der See noch eine Strecke, besonders aufdem westlichen Ufer, den Eindruck des Fiordartigen. Nur einzelne Punkte unterbrechen dasEinerlei, einzelne Gebirgsorte tauchen auf, die wie Schwalbennester an den Fels geklebt zu seinscheinen; bei Limone werden die ersten Citronen in ihren weißen Schutzgärten sichtbar undvon der anderen Seite grüsst Torbole sowie Malcesine mit seiner stattlichen Burg. Weiter geht’s;noch ist das Großartige vorherrschend aber sowie der Dampfer Gargnano passiert hat, ändertsich das Landschaftsbild; die hohen Gebirge rücken mehr in den Hintergrund, die Olive undCypresse wird häufiger, das ganze Landschaftsbild lebhafter und heiterer: wir sind am Anfangder Riviera des Gardasees« Herbsttage am Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 2, 11. Oktober 1908.404 Augenblicksbilder vom Gardasee, Nachdruck verboten, von Martin Birnbaum (aus der VossischenZeitung). In: DBG 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909.

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Ausläufern der Ortlergruppe auf die Oetztaler und Stubaier Ferner, so gewahrt maneine starrende Einöde, ein Meer von Eis und Schnee, als stünde man im Polargebiet.Und das Knirschen der Firntafeln und donnernde Niederbranden der Eislawinen amOrtler macht zu diesem Bilde eine stimmungsvolle Musik. Nur einiger Stunden bedarfes, um von den Suldener und Trafojer Höhen nach Nago zu gelangen, einem Dörfleinan der Mori-Arco-Riva-Bahn. Sobald diese Kleinbahn hinter Nago aus den Gärtenheraustritt, erschließt sich uns ein Fernblick, der nicht nur zu den reizvollsten, sondernauch zu den lehrreichsten in Europa gehört: der ganze lichtblaue Gardasee, der grössteund schönste See Italiens, dessen unabsehbare, meerähnlich ausgedehnte Wasserflächeim Süden mit der purpurnen Atmosphäre des Polandes verschwimmt, liegt in bezau-bernder Herrlichkeit unter uns ausgebreitet, und die wilden Felsgebirge zu beidenSeiten erhöhen die wundersame Wirkung dieses einzigartigen Bildes.405

Die faszinierende Symbiose von Nord und Süd, von Modernität und Ro-mantik am Gardasee bedeutet aber nicht, dass zwei Welten ineinanderfließenund ihre Identität verlieren. Im Artikel Italien und Deutschland wird ein BeitragHans Thomas zu den Süddeutschen Monatsheften zweitveröffentlicht, in dem derMaler erzählt, »wie ihm nach seiner dritten italienischen Reise (1886) Deutsch-land verleidet war und durch welches Erlebnis er sich wieder nach Haus ge-funden hat«406: unzufrieden mit seiner Heimat – den Menschen, der Land-schaft, der Architektur, dem Essen – sehnt er sich nach Italien. Eines Tagesmacht Thoma einen Nachmittagsspaziergang zu einer kleinen Wirtschaft, woer ganz unerwartet etwas Schönes erlebt. Vier Bauern fangen an, das Lied Eswaren zwei Königskinder zu singen: »Ja, was war denn das? Wie rüttelte undpackte mich auf einmal das! Wie wurde da auf einmal meine Seele von diesemunerwarteten Anstoß so weich, so voll, dass sie überfließen wollte, wie warich da auf einmal mitten in Deutschland und wie schön offenbarte sich mirseine Seele«407. Die »Innerlichkeit deutschen Wesens«408 offenbart sich demMaler, der plötzlich mit Freude die Schönheit seiner Heimat wieder wahr-nehmen und genießen kann. Der Bote möchte mit dem Abdruck des Tho-

405 Karl Felix Wolff, Arco und der Gardasee. In: DBG 14. Jg. Nr. 4, 20. Oktober 1912.406 Italien und Deutschland. In: DBG 6. Jg. Nr. 6, 23. April 1912.407 Ebenda.408 Ebenda.

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ma’schen Textes die Botschaft vermitteln, dass die deutsche Identität durchdie Liebe zu Italien nicht gefährdet sei, dass jede Welt ihre eigene Identitätbehalte, aber beide zusammen ein Ganzes bildeten. Das betont auch MartinBirnbaum in einer seiner Beschreibungen des Sees, dessen Geheimnis er darinsieht, »dass sich Licht und Schatten, Starkes und Schwaches, Norden und Sü-den zu einem Ganzen vereinen […]; die Höhen haben hier noch Waldbestand,so dass sich überall nordische Herbheit mit südlicher Zartheit zu einem lieb-lichen Bilde vermählt«409. Diese außerordentliche Doppelnatur des Sees, dieaus exotischer Anziehungskraft des Südens und kühler Herbheit des Nordensbesteht, ist nicht nur ein Erlebnis für Augen und Sinne, sondern auch eingeistiges Erlebnis. Hier, wo gleichzeitig die dem Norden zugeschriebenenZüge, Härte und Trotz, aber auch die mit dem Süden assoziierten, Anmut,Lieblichkeit und Weichheit, zusammenkommen, meinen die reisenden Deut-schen eine Seelenlandschaft zu finden: die Widerspiegelung der facettenrei-chen, aus Licht und Schatten bestehenden menschlichen Seele:

Alljährlich mehrt sich die Zahl der deutschen Besucher, am Nord- und Westufer liegenganze deutsche Fremdenkolonien. Sicher zieht es uns deswegen so sehr hin zu ihm, weilkein anderes Stück Italiens mehr jene Verbindung des Trotzigen mit dem Anmutvollen,des Gewaltigen mit dem Lieblichen, der Härte mit der schmeichelnden Weichheit vereint.Mir wenigstens nimmt er den Sinn immer wieder unrettbar gefangen. Da ist die düste-rernste, an Böcklins Toteninsel mahnende Einsamkeit San Vigilios, die königliche Ma-jestät der Beherrscherin des Sees, des trutzigen Malcesine, die wilde Felsenpracht des„schrecklichen Ortes“ Tremosine. Und daneben liegt die fruchtbare, von Sonne über-glänzte Landschaft von Gargnano nach Salò, die brescianische Riviera, oder am SüdendeDesenzano mit seinem fröhlichen Markt- und Strassenleben, oder das schönste Idylldes Sees, die Landzunge von Sirmione mit ihren dunklen Römerruinen und ihrem ural-ten, an den Oelberg mahnenden Hügelwald knorriger, steinharter Oliven.410

Die Sehnsucht des aus dem Norden kommenden Menschen nach derMittelmeerwelt ist Sehnsucht nach Gleichgewicht, nach Kompensation undGanzheit; die Liebe zur klassischen Antike, die in Italien sinnlich wahr-

409 Martin Birnbaum: Vorfrühling am Gardasee, (aus der Gardaseenummer der Vossischen Zeitung).In: DBG 12. Jg. Nr. 18, 29. Januar 1911.410 L. Krapp: Spätsommertage am Gardasee. In: DBG 9. Jg. Nr. 37, September 1908.

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nehmbar zu sein scheint, ist die Suche nach einer harmonischen, klar pro-filierten Gestalt411. Gleichzeitig entspricht die Italiensehnsucht aber auchder Suche nach einer Welt, in der man stärker empfinden kann, in der sichdas Gefühlsleben intensiv entfaltet. All das heißt, eine Heimat suchen, ähn-lich wie Iphigenie, die sich von den fremden Taurern fortsehnt, wie KarlFelix Wolff im Boten erinnert, wenn er betont, dass gerade am GardaseeGoethe die endgültige Fassung seines klassischen Dramas zu schreiben be-gann. Wie für Iphigenie Griechenland, war Italien für Goethe das Land,das man »mit der Seele sucht«. Jenes Land, das viele Deutsche ‚mit derSeele suchen’, ist ein Ort, an dem Norden und Süden zusammenkommen,der jenes Ganze verkörpert, das Frieden und Ruhe verbürgt:

Mit unwiderstehlicher Macht ergreift uns das Gefühl, dass wir Hesperien vor uns auf-geschlossen sehen. Das sind Empfindungen, die nur der Germane kennt, nicht aberder fröhliche Südländer, dem ewig der Himmel blaut und die Sonne lacht. Nicht um-sonst hat hier am Gardasee unser Dichterfürst die unvergänglichen Worte gefunden,die er seiner Iphigenie in den Mund legt: „Und an dem Ufer steh’ ich lange Tage,/Das Land der Griechen mit der Seele suchend!“.412

Am Gardasee sucht am Anfang des 20. Jahrhunderts der Reisende ausdem Norden innere Ruhe, sucht die positive Wirkung einer wunderschönenLandschaft, einer in vieler Hinsicht noch intakten, einfachen und volks-tümlichen Welt. In diesem Sinn erscheint die deutsch-italienische Rivieratatsächlich als ‚Heimat’, wo ein friedliches Zusammenleben mit dem Frem-den möglich ist. Sie wird als idyllischer Zwischenraum erlebt, als Oase imZeitalter des Kolonialismus, des Imperialismus, auf der Schwelle zum tra-gischen kurzen Jahrhundert. Allerdings erlebten nicht alle Italienreisendenihre Reise auf diese Art und Weise; und auch nicht alle Bewohner der Ge-gend sahen den deutsch-italienischen Kulturkontakt in einem positivenLicht. Anhand der Artikel des Boten lassen sich andere, negative Facettendieser historischen Konstellation ins Auge fassen.

411 Vgl. Battafarano: Mit Luther oder Goethe in Italien, S. 131.412 Karl Felix Wolff: Arco und der Gardasee. In: DBG 14. Jg. Nr. 4, 20. Oktober 1912.

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4.1 Jeder Reisende ist ein Kulturträger

Viktor Hehns Italien. Ansichten und Streiflichter enthält in der Ausgabe von1878 des Buches ein neues Kapitel mit der Überschrift Einige Ratschläge, dienicht im Bädeker stehen. Mit großer Gründlichkeit werden hier Schritt fürSchritt alle Aspekte des deutschen Italienmythos zerstört: Echte, wildeNatur finde man in Italien nicht, vielmehr sei alles künstlich veredelt, Ita-liener mögen keine Feldblumen, sogar Quellen in den Bergen seien in Mar-mor gefasst, Wälder gebe es keine. Dem deutschen Naturfreund kann alsoein Besuch der Halbinsel nicht empfohlen werden, weil die freie Natur imromantischen Sinne dort nicht existiere413. Auch das Essen wird kritisiert:Früchte seien unreif, Maccheroni hart, Fleisch dürr, Wein ungenießbar, Kaf-fee bitter, geruchlos und tintenschwarz414. Das Resümee ist vernichtend:»Ein Land ohne Brot und Fleisch, ohne Milch, Bier, Wein und Kaffee, wirdmit Recht von jedem gemieden, der auf den Namen eines guten DeutschenAnspruch macht, zumal wenn ihm zu Hause eine sorgsame, wirtliche Frauzur Seite steht«415. Die Liste geht weiter: Die Menschen in Italien seien un-

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413 Vgl. Hehn, Italien, S. 245. 414 Ebenda., S. 252.415 Ebenda., S. 253.

4. Reisen - Nationalismus - Identität

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freundlich, das Wetter schlecht, der Winter regnerisch und kalt, der Windstark, die Tage kurz, die Nächte lang. Und die klassische Kunst? Die findetman, erklärt Hehn, auch in Deutschland, es lohnt sich also nicht, nachItalien zu fahren. Man kann die Walhalla bei Regensburg besichtigen, oderdie Gebäude von Schinkel in Berlin: »[…] in Italien sind die antiken Tempelnicht bloß spärlich gesät, sondern sie sind auch gebrochen und verstümmelt,von trauriger Öde umgeben, oft zur Hälfte und mehr ein Trümmerhaufe,verwittert, meistens nur durch Architekten mit dem Maßstabe im Geistewiederherzustellen«416. Schließlich seien auch die Bilder der deutschen Malerschöner als die der italienischen.

Nach mehr als 20 Seiten, auf denen Hehn die Sinnlosigkeit der Italien-sehnsucht anprangert, offenbart sich dem Leser die Ironie des Textes unddamit die eigentliche Motivation des Autors: Hehn kritisiert pauschale undoberflächliche Urteile über Italien, um dadurch zu einem reifen und ange-messenen interkulturellen Verhalten zu erziehen, bei dem keine Vorurteiledas Kennenlernen des anderen beeinträchtigen: Die letzten 20 Seiten diesesKapitels sind ein ‚Handbuch’ für den guten Reisenden. Sie enthalten Rat-schläge, wie man mit Weisheit reist, nicht als oberflächlicher Tourist, dernur einige Aspekte des Landes aus seinem Kontext reißt und sich ein fal-sches Bild des fremden Landes macht: »Der unreife Halbkenner fasst einMoment ins Auge und löst es durch Abstraktion aus dem Verbande allerübrigen; aber die Wirklichkeit ist, wie überall, so auch hier ein Ganzes vonunzähligen, sich scheinbar ausschließenden Bestimmungen, von denenaber keine ohne die andere ist und sein kann. Das Gesamturteil über einLand und Volk ist schwierig, aber es muss möglich sein und wird danneine bald hellere, bald trübere Farbe tragen«417. Hehn zitiert Goethe alsVorbild des Italienreisenden, weil er »große, große Augen«418 gemacht habe.Man soll nicht urteilen, fährt Hehn fort, sondern sammeln, nicht verallge-

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416 Ebenda., S. 258.417 Ebenda., S. 282, 283.418 Ebenda., S. 266.419 Ebenda.

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meinern, sondern das Einzelne wahrnehmen: »es wird später seine Stelleund den Zusammenhang finden, in den es gehört«419. Sogar die italienischeNatur werde erst mit der Zeit verstanden, wofür Hehn als Beispiel denGardasee zitiert: »Die schönste Natur, z. B. gleich anfangs am Gardasee,war stumm für Dich, die Dich jetzt innig ergreift – und vor irgend einemromantischen Punkt standest Du entzückt – er erinnerte Dich an Deutsch-land –, an dem Du jetzt kalt vorübergehst«420. Man sollte sich nicht wenigerals ein Jahr in Italien aufhalten, um das Land richtig verstehen zu können,schreibt Hehn. Auch das Erlernen der Sprache hält er für entscheidend –ein Thema, das auch im Boten vom Gardasee mehrmals angesprochen wird.Besonders Piltz erklärt wiederholt, dass man ein Land nicht verstehe, des-sen Sprache man nicht spreche.

Das Thema der angemessenen Wahrnehmung Italiens ist ein weiteresHauptthema des Boten. Die bisher zitierten Texte zum Gardasee sind fastsämtlich Erinnerungen deutscher Italienreisender, die ihre Begeisterungausdrücken. Dennoch war Italien nicht für alle Reisenden ein zauberhaftesLand; der Bote veröffentlicht auch kritische und negative Artikel.

Mehrere Artikel thematisieren die verschiedenen Typen von Italienfah-rern. Die Mehrheit der deutschen Italienreisenden, schreibt etwa Piltz, seibei den Italienern sehr beliebt. Es handle sich um Touristen, die sich in Ita-lien bilden wollten, ohne sich aber der Begegnung mit dem echten italieni-schen Leben auszusetzen. Sie wohnten in Hotels, auf der Suche nach einemneuen Zuhause, suchten jedoch keinen Kontakt zum italienischen Volk:»Unter den 100.000 Deutschen, die jedes Jahr nach Italien kommen, bietendie meisten auch für das kleinste Feuilleton keinen Stoff«421. Sie besichtigtengewissenhaft, »mit Genuss und Nutzen für ihre Bildung«, Venedig, Florenz,Rom und Neapel, lebten in den internationalen Hotels oder in den deut-schen Pensionen »und betrachten das italienische Volksleben aus der Ferne,wie eine Theatervorstellung. Aber aus der großen Menge dieser korrekten,in Italien sehr beliebten ‚tedeschi’ heben sich einige Typen heraus, die der

REISEN - NATIONALISMUS - IDENTITÄT

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420 Ebenda.421 Ottomar Piltz: Einige Typen deutscher Italienfahrer. In: DBG 4. Jg. Nr. 5, 26 Oktober 1902.

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Landeskundige mit ganz besonderem Vergnügen oder Ärger – je nach derArt des Typus – beobachtet«422.

Mit Ironie betont Ottomar Piltz das Überlegenheitsgefühl, mit demmanche deutschen Reisenden auf die Italiener herunterschauten. Der Ent-decker von Kunstwerken sei sich zum Beispiel sicher, kostbare und unbekannteKunstwerke, einen Raffaello oder einen Leonardo da Vinci, in Italien zufinden. »Nun gibt es aber unter dem italienischen Himmel keine gewitzig-teren Leute als die Antiquitätenhändler. Wenn sie zwei Worte mit einemFremden gewechselt haben, so kennen sie ihren Mann, und die ‚Entdeckervon Kunstwerken’ sind ihre sichere Beute«423. Piltz beschreibt die Klugheitder Italiener und kritisiert offen die Arroganz einiger Deutscher, vor allemder Frauen, über die sich wiederum die Italiener amüsierten. Besondersstark ausgeprägt richtet sich seine Kritik gegen denjenigen Typ von Reisen-den, den er ironisch als ,Kulturträger’ bezeichnete:

Der Kulturträger überschreitet die Alpen mit der unzerstörbaren und stets zur Schaugetragenen Meinung, dass Italien ein ganz unkultiviertes Land sei und die Italienereine hungernde, zerlumpte, minderwertige Rasse. Sein drittes Wort ist: „Wir inDeutschland sind ja da in allem viel weiter“. Zunächst wundert er sich darüber, dassauch in Italien der Grund und Boden und die Häuser einigen Wert haben, und dassdie Besitzer dieser schönen Dinge einen ganz wohlgenährten Eindruck machen. […]Von der Schönheit Italiens und dem Werte der italienischen Kunst hat er eine sehr ge-ringe Meinung. „Bei uns in Deutschland ist man ja da in allem viel weiter!“ Er kommteigentlich nur nach Italien, um sich seiner Überlegenheit zu freuen. Ist er bei guterLaune, so wirft er Kupfermünzen unter die Straßenjugend und lächelt dann erhabenüber das Geraufe der armen Jungen. Er kehrt nach der Heimat zurück mit dem un-zerstörbaren Bewusstsein, für die Kultivierung Italiens sehr viel getan zu haben.424

Piltz greift das gleiche Thema erneut in einem Artikel auf, der einigeMonate später mit der Überschrift Noch einer gedruckt wird. Dieser Artikelknüpft explizit an den vorhergehenden an und erzählt von einem sehr

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422 Ebenda.423 Ebenda.424 Ebenda.

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schlecht erzogenen ironischerweise als Kulturträger bezeichneten Deutschen,der sich einer deutschen Frau gegenüber sehr unhöflich verhalten habe. Ersei, ohne zu grüßen und den Hut zu ziehen, in den Garten der Dame amGardasee marschiert und habe Blumen kaufen wollen, ohne zu fragen, obes sich überhaupt um eine Gärtnerei handle. Am Schluss des Artikels heißtes: »Das ist nun auch ein Deutscher! Ich bitt euch, Kinder, wenn ihr einmalnach Deutschland kommt, zeigt jederzeit italienische Gentilezza«.425

Ein echter Kulturträger, den ein Artikel von Alexander von Gleichen-Russwurm beschreibt, ist hingegen frei, sowohl von Minderwertigkeitskom-plexen als auch von Überlegenheitsgefühlen. Gerade dieses Gleichgewichtsei die Hauptbedingung für ein angemessenes Verständnis des Fremdartigen,immerhin scheint die Kultur der modernen Welt dies auf besondere Weisezu ermöglichen: »Es sind immer nur wenige zum inneren Verständnis desFremden vorgedrungen. Die politischen Machthaber vergangener Zeitenverfolgten sogar solche Menschen; denn die Kraft einstiger Kultur lag mehrin der Abgeschlossenheit als im Verkehr. Die Gegenwart ist darin andersgeworden«426. Damit spricht Alexander von Gleichen-Russwurm heikleThemen wie Identität und Heimat an. Er behauptet, »Würdigung des Frem-den bedeute kein Aufgeben der Eigenart«427. Das kulturelle Niveau bestim-me sowohl das Identitätsbewusstsein eines Volkes als auch die Natur seinerBeziehungen zu anderen Völkern: »Unsere Ahnen, die aus der praktischenGrammatik das Fluchen in allen Sprachen lernten, wurden nicht Kosmo-politen „ohne Vaterland“ – wie ihre Enkel im 19. Jahrhundert behaupten –weil sie welsche Sitten und Sprache allzu sehr verehrten, sondern weil sie inder Heimat die Lebensbedingungen eines gebildeten Mannes vermissten«428.Wenn ein Volk ein hohes Kulturniveau habe, brauche es keine patriotischenVereine, um seine Identität zu bestätigen: »Die Angehörigen der Völker,

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425 Noch einer. In: DBG 4. Jg. Nr. 29, 12. April 1903. Hervorhebung im Original.426 Der Wert des Reisens. Plauderei von Alexander v. Gleichen-Russwurm. In: DBG 12. Jg. Nr. 8, 20.November 1910.427 Ebenda.428 Ebenda.

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die auf der Kulturhöhe ihrer Zeit stehen, bleiben ohne Zwang und patrio-tische Vereine der Heimat treu. So geben Engländer und Amerikaner ihreNationalität nur in den seltensten Fällen auf, so hat seit dem Ende der Re-naissance die glühende Liebe der Deutschen für Italien ihrem Patriotismusniemals Schaden getan«429. In der Vergangenheit seien internationale Bezie-hungen dadurch erschwert und sogar abgebrochen worden, dass die Be-wunderung fremder Kultur von Fanatikern verfolgt und bekämpft wurde.Es sei aber bezeichnend, schreibt Gleichen-Russwurm, dass diese Bewun-derung sich »immer gegen ein kulturell höher stehendes Land«430 richte.

Der moderne Fremdenverkehr soll nach Überzeugung des Boten das ge-genseitige Kennenlernen und Verstehen der Nationen erleichtern und för-dern: »Was abschleift, führt zur höheren Gesittung. Höhere Gesittung istaber die Grundlage alles Strebens nach Frieden und Eintracht. Die alteKultur bahnte sich mit der Waffe in der Hand den Weg, die neue Kulturvermittelt sie durch den Verkehr«431. Jeder Reisende sollte als ,echter’ Kul-turträger zum Aufbau freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Natio-nen beitragen, die Orte, die er besucht, bienengleich mit seiner Kultur be-fruchten und damit die Bildung eines interkulturellen Dialogs fördern:

Jeder Reisende ist ein Kulturträger und gleicht Insekten, die von Feld zu Feld, vonStrauch zu Strauch fliegen, beladen mit den Sporen fern voneinander wachsenderPflanzen. An den bevorzugten Orten des internationalen Verkehrs, Bädern, berühmtenSportplätzen, Stätten hoher vergangener oder gegenwärtig lebendiger Kunst, beginnendie Nationen miteinander in Fühlung zu treten.432

Reisen, behauptet Alexander von Gleichen-Russwurm, trägt dazu bei,den eigenen engen Horizont zu erweitern und dadurch internationale fried-liche Beziehungen zu fördern: »Auf gegenseitiges Verständnis baut sich dieAchtung, auf Achtung die Freundschaft unter den Völkern. Dies Wort zeigt

429 Ebenda.430 Ebenda.431 Ebenda. 432 Ebenda.

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die internationale Bedeutung des Reisens«.433 Nicht nur Kulturreisen habennach Meinung des Autors eine solche Bedeutung: Jede Art von Reise kannzur Überschreitung geistiger Grenzen beitragen: »Ob zum Vergnügen oderzur Erholung, ob im Dienste des Handels oder der Wissenschaft unter-nommen, die Reise erweitert den Horizont und räumt mit den Pallisadenauf, die Spießbürgers geistige Heimat umsäumen«434.

Der Sinn des Reisens besteht nicht darin, die eigenen Sitten in der Frem-de durchzusetzen, sondern die Voraussetzungen zu gegenseitiger Kenntniszu schaffen. Reisen bedeutet nach Ansicht des Boten auch, abgeschiedeneOrte mit anderen Welten in Kontakt zu bringen. Das wird am Beispiel desDörfleins Tremosine deutlich, welches an einem Berg des Westufers desGardasees liegt und nur durch steile Wege zu erreichen war. »Möge es[wünscht sich J. Heimfelsen] im Sinne des Völker ernährenden und versöh-nenden Fremdenverkehrs bald seiner Weltentlegenheit entrissen werden«435.Der Gardasee selbst wird zum Symbol eines versöhnenden Dialogs zwi-schen nördlicher und südlicher Welt:

Unser Gardasee ist so unvergänglich schön, die denselben umwohnenden Menschensind so gut, bieder und ehrlich, dass man wohl mit Recht behaupten darf: Er ist dasgottbegnadetste Bindeglied zwischen Nord und Süd, die in Blauwasser, Glanzhimmelund Farbenschmelz übersetzte Gotteslehre des Heilands: ,Kindlein liebet einander’.436

Die Rolle der Sprache ist in dieser Hinsicht entscheidend: Wie Viktor Hehnist auch J. Heimfelsen von der Notwendigkeit überzeugt, die Sprachen des je-weils anderen Landes zu lernen. Dies bedeutet nicht, keine Grammatikfehlerzu machen, sondern zu sprechen, zu kommunizieren. Leider, fährt er fort,freuten sich viele über die geringe Anzahl ihrer grammatikalischen Fehler,seien aber dennoch nicht im Stande, mit Leuten zu reden und die fremde Weltzu verstehen. Solche Leute zögen normalerweise von einer Sehenswürdigkeit

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433 Ebenda. Hervorhebung im Original.434 Ebenda.435 J. Heimfelsen: Tremosine. In: DBG 6. Jg. Nr. 22, 26. Februar 1905.436 Ebenda.

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zur anderen, probierten ein internationales Hotel nach dem anderen aus – undwürden »nie der Volksseele geheime Züge ablauschen, nie eindringen in dieWelt der ungeheuren Unterschiede, die zwischen Rassen und Nationen ge-blieben sind, trotz der nivellierenden Kultureinflüsse, trotz der ständig wach-senden Verbindung, die zwischen den Völkern hin und wieder strömt«437.

Die direkte Begegnung mit den Menschen, Kommunikation und Kennt-nis der Sprache werden auch von L. Krapp als unverzichtbare Bedingungendafür bezeichnet, Italien genießen zu können. Er erzählt von seinem Besucheines italienischen „Kasperltheaters“, bei dem er sich köstlich amüsiert habeund schließt mit den Worten:

In solchen Zügen liegt doch eigentlich das Schönste, was uns Italien neben seinemHimmel, seinen Pinien, seinen Fluten und seiner Kunst geben kann. Arme Bettler,jene, die da die Sprache nicht verstehen oder auch nichts von jener Sprache, die dasHerz redet! Was können sie aufnehmen von Wesen und Art des göttergeweihten Lan-des? Bestenfalls ein halbes, ein Viertels-Bild; meist ein verzerrtes oder gar keines.Denn die Landschaft allein tut es doch nicht, auch nicht der Wein, die Pfirsiche unddie Trauben, auch nicht – und ich weiß, wie hoch ich da greife – die Kunst.438

Viele Reisende, wird in einem anderen Beitrag behauptet, begingen denFehler, im anderen Land die eigene Welt vorfinden zu wollen, und so trätensie nicht in wirklichen Kontakt mit dem Fremden: »Der Grund liegt meistensdarin, dass aus Unerfahrenheit Land und Leute nicht richtig gewürdigt wer-den«439. Dabei müsse man die temperamentvollen Südländer verstehen lernenund nicht etwa verlangen, »bei den Mahlzeiten in einer Trattoria«440 heimischeGerichte vorzufinden. Sonst passiere es, dass »nicht alle, die das Land ihrerSehnsucht zum ersten Male besuchen, den erwarteten hohen Genuss [fin-den], weil ihnen hunderterlei kleine Ärgernisse die gute Laune verderben«441.

437 Der Wert des Reisens. Plauderei von Alexander v. Gleichen-Russwurm. In: DBG 12. Jg., Nr. 8, 20.November 1910.438 L. Krapp: Spätsommertage am Gardasee. In: DBG 9. Jg. Nr. 37, September 1908.439 H. v. B.: Einige Ratschläge für Italienreisende. In: DBG 5. Jg. Nr. 31, 24. April 1904.440 Ebenda.441 Ebenda.

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Auf der anderen Seite verweist der Bote darauf, dass die Ortschaftenmit besonders intensivem Fremdenverkehr auf den Empfang von Touristenvorbereitet werden müssten. In dem Artikel Die Erziehung der Bevölkerung fürden Fremdenverkehr betont der anonyme Verfasser die Notwendigkeit, Kinderin der Schule entsprechend zu instruieren: »Schon den Kindern müsste bei-gebracht werden, dass man die Fremden schätzen und ehren müsse; das seiein Gebot der zu allen Zeiten und von allen Kulturvölkern hochgehaltenenGastfreundschaft«442.

Die moderne Haltung des Boten zur Völkerverständigung wird konkretauch in Versuchen deutlich, Vorurteile zu beseitigen. Hierher gehörte auchdie erwähnte Auseinandersetzung mit dem Baedeker-Verlag. Der Bote warntähnlich wie Hehn davor, während einer Reise übereilte und oberflächlicheAnsichten über eine fremde Welt zu äußern. Mit bitterer Ironie bringt MartinBirnbaum seine Empörung über einen seiner Meinung nach oberflächlichenArtikel über den Gardasee von Alexander Roda Roda zum Ausdruck:

Irgendwo las ich einmal eine hübsche Geschichte von einem Engländer, der im erstenGasthof auf deutschem Boden von einem rothaarigen, stotternden und unhöflichenKellner bedient wurde. Der brave Mann notierte sich darauf gewissenhaft: die Deut-schen haben rote Haare, stottern und sind unhöflich. Ein ebenso geistreiches Urteil(über den Gardasee) hat kürzlich Herr Alexander Roda Roda in einem Feuilleton ge-fällt, das im ,Berliner Tageblatt’ veröffentlicht wurde. Mir wurde das Dings ungefährsechsmal zugeschickt mit empörten Briefen über den Unsinn, der in dem Geschicht-chen abgeladen war.443

Nicht nur der Redakteur des Boten vom Gardasee, auch wechselnde Mit-arbeiter versuchen mit ihren Artikeln deutsche Vorurteile gegenüber Ita-lien zu beseitigen und ein günstigeres Licht auf den italienischen Volks-charakter zu werfen. H. D. Rahl berichtet von Italien als einem wunder-baren Stück Erde, »das mitten im Winter eine Fülle herrlichster Blumenund Früchte zugleich hervorbringt«, wo es ihm nie »wie in der Fremde zu

442 Die Erziehung der Bevölkerung für den Fremdenverkehr. In: DBG 9. Jg. Nr. 26, 22. März 1908.443 Roda Roda und der Gardasee. In: DBG 9. Jg. Nr. 32, 3. Mai 1908.

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Mute [gewesen sei], so viel warmes, herzliches Entgegenkommen«444 habeihn umgeben. Er bekennt, seine Reise nicht ohne Bangen angetreten zuhaben, gerade wegen der verbreiteten negativen Urteile über Italien, diein Reiseberichten zu lesen seien:

Wie oft und oft liest man in den Reiseberichten aus Italien die eindringlichsten War-nungen von der Zudringlichkeit, Geldgier, Betrügerei und anderen unangenehmenEigenschaften weiter italienischer Volkskreise! Bald mit schreckhaftem Ernst, bald inhumoristischer Form vorgebracht, konnten solche Warnungen einem leicht jede Reisenach Italien verleiden. Darum drängt es mich, festzustellen, dass das, was ich aufeiner fünfwöchigen Reise durch Sizilien, von der ich Mitte Januar über Neapel nachRom zurückkehrte, erlebt habe, ein wesentlich günstigeres Licht auf den italienischenVolkscharakter wirft.445

Dr. Rahl berichtet, dass bei seinem Aufenthalt in Neapel sein Zwicker(»Pincenez«) bei Berührung einer steinernen Venus einen Riss bekommenhabe. Er sei sofort in ein Schildpattgeschäft gegangen, aber der Inhaber habegesagt, er könne den Schaden nicht reparieren. Ohne ihn dazu bringen zuwollen, bei ihm einen neuen Zwicker zu kaufen, habe er ihn zu einem Optikergeschickt, der wiederum erklärt habe, er könne die Reparatur durchführen,ohne jedoch für Haltbarkeit zu garantieren. Am nächsten Morgen fand derItalienreisende dann sein »Pincenez« so gut hergerichtet und gereinigt, dassdie gebrochene Stelle nicht mehr zu erkennen war. Der Optiker wollte nichtbezahlt werden, weil er nicht sicher war, ob die Reparatur dauerhaft haltenwürde: »Ja, aber Sie müssen doch zum wenigsten die Zeit berechnen, die Siedarauf verwendet haben’. ‚Nein’, entgegnete er nochmals, ,es ist gegen meinGeschäftsprinzip, Bezahlung anzunehmen, wenn ich keine Garantie leistenkann’«446. Rahl berichtet weiter, dass sein Pincenez auch nach zwei Monatennoch so gut wie neu sei, und fügt hinzu: »Die Gewissenhaftigkeit dieses nea-politanischen Kaufmanns könnte wohl manchen seiner deutschen Berufsge-

444 H. D. Rahl: Italienische Reise-Erfahrungen. In: DBG 13. Jg. Nr. 32, 5. Mai 1912.445 Ebenda.446 Ebenda.

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nossen beschämen«447. Ohne weiteres empfiehlt Rahl seinen Mitbürgern eineReise nach Italien und versichert ihnen, »dass sie nicht nur bereichert werdendurch unvergesslich schöne Eindrücke, die Kunst und Natur wetteifernd ge-währen, sondern dass sie auch im Verkehr mit dem Volke die angenehmstenErfahrungen sammeln werden, wenn sie ihm ohne falsche Vorurteile mitWohlwollen und Vertrauen entgegenkommen«448.

Die Fremdenzeitung Der Bote vom Gardasee steht im Kontext des touris-tischen Wachstums der Riviera und damit auch in Beziehung zu wirtschaft-lichen Interessen. Trotzdem sind Reisen und Fremdenverkehr nicht nur imökonomischen Sinn relevant, sondern beruhen auf einer kulturellen Basis.Der Bote verstand sich nicht nur als Werbeorgan, sondern wollte ausdrücklicheinen kulturellen Beitrag zur Pflege der deutsch-italienischen Beziehungenam Gardasee geben. Die heikle Frage der Germanisierung des Gardasees,von der im Folgenden die Rede ist, war ein wichtiger Beweis dafür.

4.2. Die Frage der Germanisierung des Gardasees

Der Bote will mit seinen Artikeln zum interkulturellen Dialog beitragenund ein angemessenes, vorurteilfreies Italienbild verbreiten – die Wirklich-keit sah jedoch anders aus. Dass an der Riviera die deutsche Präsenz sehrmassiv war, thematisiert der Boten mehrmals: »Fast alle Kurgäste und Tou-risten sind Deutsche und auf den Strassen hört man selten andere fremdeSprachen«449 konstatiert Hanns Witthalm 1911, und beschreibt den deut-schen Charakter der Gegend: »Die Gasthöfe sind durchwegs in deutschenHänden, ebenso viele Geschäfte. Kein Wunder auch, ist doch die Rivieravon einem Deutschen gefunden und von Deutschen ‚gemacht’ worden«450.Die Riviera sei, nach Witthalm, ein deutsches Unternehmen, das sich gerade

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447 Ebenda.448 Ebenda.449 Hanns Witthalm: Dampferfahrt auf dem Gardasee. In: DBG 13. Jg. Nr. 7, 12. November 1911.450 Ebenda.

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deswegen von anderen Teilen des Sees unterscheide, vor allem vom noch,intakten, Veroneser Ufer, wo »Alle […] Örtchen mit ihren malerischen ver-fallenen Strassen, mit den friedlichen Menschen und ihren farbigen Trachten[…] typisch italienisch«451 seien. Die Riviera dagegen sei »stiller, gerader,gepflegter. Sie ist zugeschnitten auf die Besucher, die alljährlich kommenund sich nicht entwöhnen können, überall das Daheim zu suchen«.452 Witt-halms Worte sind eine Kritik an seinen Mitbürgern, von denen sich diemeisten »mit der Riviera [begnügen], die ihnen mehr zuspricht als die andereSeite mit ihren Nachteilen. Aber sie vergessen, dass diese Nachteile reichlichaufgewogen werden durch Genüsse, von denen die anderen keine Ahnunghaben: dort pulsiert das Herz Italiens, seine Sonne und sein Leben«453. DerArtikel teilt zwar die Kritik des Boten an der Oberflächlichkeit deutscherReisender, dokumentiert aber auch, dass zugleich eine gewisse Verdeut-schung der Riviera stattgefunden hat. Jene spielt schon in den ersten Aus-gaben des Boten eine wichtige werbestrategische Rolle: In dem zitierten Ar-tikel von Ottomar Piltz, der den Gardasee und die Riviera beschreibt undder im ersten Erscheinungsjahr des Boten mehrmals veröffentlicht wird, fälltauf, dass neben der bezaubernden Italianität der Riviera auch ihre deutscheSeite betont wird. Das Dorf Gardone Riviera wird wie folgt eingeführt:»Das erste Wahrzeichen von Gardone Riviera ist die evangelische Kirche,die einen so trauten, deutschen Eindruck macht und auf ihrem Hügel, mitden schönen Anlagen ringsum, als ein Stück Deutschland im Süden er-scheint«454. Interessant sind in dieser Hinsicht die Inserate der Hotels, diehäufig deren deutsche Art in den Vordergrund stellen. Das Grand HotelGardone zum Beispiel bezeichnet sich als »deutsches Haus ersten Ranges«455,ebenso das Grand Hotel Savoy456.

451 Ebenda.452 Ebenda.453 Ebenda.454 In: DBG 1. Jg. Nr. 1, 2, 3. 455 Vgl. Mazza / Schlude, Gardone mitteleuropea, S. 229.456 Vgl. ebenda, S. 231.

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Kritisch sieht Marx Möller die Riviera mit ihren eleganten Hotels und »klei-neren, deutsch geleiteten Gasthäusern, die es dort fast überall gibt«457: »Weraber ausgezogen ist, um fremdes, eigenartiges Volk zu beobachten, der wähltdort einen weniger berühmten Ort, in dem nicht nur Fremdenindustrie be-trieben wird«458. Noch einmal wird die Integrität des Veroneser Ufers erwähnt:»Da kann er entzückende Volksszenen sehen. Er kann sich freuen in Bardolinoam Treiben der Fischer: das niedliche, ghettohaft-enge Straßenleben Gardaskann ihn erheitern. In diesen kleineren Städten ist der Eingeborene noch nichtso geschäftsbedacht, dass er im Fremden nur ein Verdienstobjekt erblickt«459.

Auch die deutsche Presse beschäftigte sich mit dem deutsch-italienischenCharakter der Riviera, was bestimmt nicht zuletzt eine werbestrategischeFunktion hatte. Die zweite Nummer des Boten berichtet, dass Die Magdebur-gische Zeitung einen Artikel über die Riviera unter dem Titel Ein Stück Deutsch-land in Italien veröffentlicht habe und sowohl die Augsburger Abendzeitung alsauch die Rheinisch-Westfälische Zeitung die wirtschaftlichen Vorteile betonten,die die Einwanderung vieler Deutschen für die Riviera bedeutete, und sichaußerdem wünschten, »dass der Bote vom Gardasee auf ein friedliches Zu-sammenleben der deutschen mit der einheimischen Bevölkerung, wie esbisher immer bestanden hat, hinwirken möge«460.

Am Gardasee war eine deutsche Enklave entstanden: Es bildeten sichOrte, an denen die Deutschen die Vorteile der Mittelmeerwelt genießen, sichaber gleichzeitig wie zu Hause fühlen wollten. Auch deutsche Institutionenentstanden. Trotz der katholischen Opposition wurde nämlich 1896 in Gar-done eine evangelische Kirche erbaut, deren Altarleuchter, Kruzifix undBibel Geschenke der kaiserlichen Majestäten waren. Die Bibel, heute nocherhalten, enthält eine eigenhändige Widmung der Kaiserin Auguste Victoria461.

457 Marx Möller: Stimmungsbilder am Gardasee. In: DBG 8. Jg. Nr. 20, 17. Februar 1907.458 Ebenda.459 Ebenda.460 Die Augsburger Abendzeitung gehörte zu den renommiertesten Zeitungen Bayerns. Die Rhei-nisch-Westfälische Zeitung wurde in Essen veröffentlicht.461 Vgl. Mazza / Schlude, Gardone mitteleuropea, S. 237; Alois Hudal: Die deutsche Kulturarbeit inItalien. Münster: Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung 1934, besonders S. 122-124 und 250.

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Am 1. Oktober 1902 wurde auch eine deutsche Schule eröffnet, die aberkeine italienischen Kinder zuließ462. Das war eine Argumentation, die einigeJahre später von der deutschen Gemeinschaft der Riviera benutzt wurde, umsich gegen die Anklage zu verteidigen, die Deutschen wollten den Gardaseegermanisieren.

Die Reaktionen auf eine übermäßige Einmischung der Deutschen indie italienische Gardaseewelt ließen nicht lange auf sich warten. Die ZeitungIl Baldo warnte vor der Gefahr der ‚Verdeutschung’ des Gardasees und übteeine sehr aggressive Kritik an dem Boten. In der 11. Ausgabe des Boten er-schien ein Artikel mit dem Titel Von der deutsch-italienischen Sprachgrenze, indem berichtet wird, dass die Lega nazionale (Nationalverein aller Italiener inÖsterreich) Ende Mai 1900 in Arco einen Kongress organisiert habe. Es gingdabei vor allem um die Verdeutschung des Fassathales. Der Bote verteidigt mithistorischen Argumenten die Tatsache, dass dort deutsche Schulen seien,und behauptet, dass das Fassatal bis ins 16. Jahrhundert hinein vorwiegenddeutsch gewesen sei. Mit Ironie berichtet er, dass »zum Vorsitzenden derLega nazionale […] ein Südtiroler mit dem echt italienischen Namen RichardPitter erwählt«463 worden sei. Die Reaktion ließ nicht auf sich warten. Inder zwölften Nummer des ersten Jahrganges des Boten schreibt der Verfasserder Rivierachronik, wahrscheinlich Ottomar Piltz, dass Der Baldo dem Boten»den Tod wünscht«, und fügt hinzu:

Die Aufgabe des ,Boten vom Gardasee’ besteht […] nicht darin, auf die Verdeut-schung der einheimischen Bevölkerung unserer Riviera hinzuwirken, sondern er willden hier ansässigen Deutschen, den deutschen Kurgästen und Passanten eine einhei-mische deutsche Zeitung darbieten und die wirtschaftliche Entwickelung unserer Ri-viera fördern, soweit dies in der Macht einer Zeitung bescheidenster Art steht.464

In der siebten Nummer des vierten Erscheinungsjahres wird das Themanoch einmal aufgegriffen: Es wird auf einen Artikel des Südtirolers Ottone

462 Vgl. ebenda, S. 239.463 Von der deutsch-italienischen Sprachgrenze. In: DBG 1. Jg. Nr. 11, Juni 1900.464 Rivierachronik. In: DBG 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900.

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Brentari im Corriere della Sera Bezug genommen, in dem die Rede von den»bösen Alldeutschen«465 war, die den Po als Südgrenze Deutschlands be-trachteten und die Ufer des Gardasees zu verdeutschen suchten:

Wir trauen Herrn Brentari und dem ,Corriere della Sera’ nicht die Absicht zu, denFrieden und die herzlichen Beziehungen stören zu wollen, die bisher am Gardaseeimmer zwischen den einheimischen Italienern und den eingewanderten Deutschengeherrscht haben, und wollen deshalb annehmen, dass Herr Brentari in patriotischemÜbereifer die Tragweite seiner Worte nicht berechnet hat. ,Anstrengungen der All-deutschen zur Germanisierung der Gardaseeufer’ gibt es nicht.466

Der Verfasser des Artikels, wahrscheinlich Piltz, bestätigt, dass an derRiviera neben »vorzüglich geleiteten«467 italienischen Hotels wie dem HotelSalò der Herren Guastalla und Triaca auch deutsche entstanden sind unddass sich mehrere deutsche Familien dort angesiedelt haben. Es gebe jedochkeine politischen Bestrebungen irgendwelcher Art: Statt auf die Germani-sierung der Riviera hinzuarbeiten, betrachteten die ansässigen Deutschenden italienischen Charakter der Riviera als eine ihrer reizvollsten Seiten undhätten nicht die Absicht, diesen abzuschwächen. Piltz führt als Argumentdas Thema Schule ein und hebt die Tatsache hervor, man habe in der deut-schen Schule am Gardasee keine italienischen Kinder aufgenommen, trotzder Bitten italienischer Eltern.

Er verweist auch auf die reichsdeutsche Presse: Diese bestätige vielfachdiesen friedlichen Charakter der deutschen Kolonie am Gardasee. So habezum Beispiel vor kurzem die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, »das Sprachrohrder Reichsregierung«,468 einen Artikel aus dem Boten vom Gardasee publiziert,in dem der eigentliche Zweck der deutschen Schule dargelegt worden sei.Der Corriere della Sera sei also in dieser Angelegenheit schlecht unterrichtet:»Hoffen wir – heißt es in dem Artikel – dass er in Zukunft Ausstreuungen

465 Rivierachonik. In: DBG 4. Jg. Nr. 7, 9. November 1902.466 Ebenda.467 Ebenda.468 Ebenda.

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unterlässt, die nur zwischen den Italienern und ihren deutschen Gästen bö-ses Blut machen können«469.

Leider war die Stimmung am Gardasee nicht so friedlich, wie man sichwünschte. Der Bote-Artikel Verunglimpfungen des Gardasees berichtet über denReiseführer eines Dr. Ewald Haufe, der unter dem Titel Der Tourist am Gardaseeerschienen war, und das Ziel hatte, Touristen vor dem Gardasee zu warnenund im Gegenzug Werbung für Meran und Südtirol zu machen. VerschiedenePassagen aus dem Reiseführer werden im Boten zitiert und als Verleumdungenheftig kritisiert, wie zum Beispiel folgende: »Führung des Haushaltes [ist] fastüberall mit Widerwärtigkeiten (Schwindel, minderwertige Ware, Faulheit, Zoll-plackereien etc.) verbunden«470; im Gegenteil dazu biete Meran »Comfort undAnnehmlichkeiten für Haus, Familie und Erziehung«471. Der Bote betont, essei nicht angenehm, gerade gegen einen Gardasee-Führer Stellung zu nehmen– auch weil der Herausgeber des Boten einen solchen veröffentlicht habe. An-dererseits sei es jedoch nicht gut, über diese unangenehme und unlautereKonkurrenz zu schweigen, »da es ja eine der Hauptaufgaben des Boten vomGardasee ist, die wirtschaftlichen Interessen unseres Landstriches wahrzuneh-men und Gefahren für das gute Einvernehmen zwischen Italienern und Deut-schen, das bei uns immer bestanden hat, zu beseitigen«472.

Der Kampf geht jedoch weiter: Zwei Jahre später notiert der Bote erneuteinen bedauerliche Zwischenfall. Die Redaktion hatte zahlreiche Zuschriftenaus Deutschland erhalten, »in denen besorgte Reisende anfragten, wie esdenn jetzt mit den Sicherheitsverhältnissen am Gardasee bestellt sei, da zahlreicheNachrichten über Belästigungen deutscher Kurgäste durch die Presse gin-gen«473. Der Bote dementiert mit Nachdruck, wie auch schon die MünchnerNeuesten Nachrichten. Speziell die in Tirol verbreitete Geschichte, dass infolgesolcher Belästigungen an einem Tag ungefähr 50 Personen aus Gardone

469 Ebenda.470 Verunglimpfungen des Gardasees. In: DBG 4. Jg. Nr. 12, 14. Dezember 1902.471 Ebenda.472 Ebenda.473 Zur gefl. Beachtung! In: DBG 6. Jg. Nr. 10, 4. Dezember 1904. Hervorhebung im Original.

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abgereist seien, wird zurückgewiesen: »Jene unwahren Nachrichten überden Gardasee rühren augenscheinlich von einem Korrespondenten her, derwohl ein geschäftliches Interesse daran haben muss, die Kurorte des Gar-dasees in Verruf zu bringen«474.

1907 wird im Boten den Artikel Deutsche in Italien veröffentlicht. Anlasswar ein Aufsatz, der in der Monatschrift des Allgemeinen Deutschen Schul-vereins Das Deutschtum im Ausland erschienen war und die Wertschätzungdeutscher Kultur in Italien thematisierte. Gesuche nach deutschem Personalund Angebote nicht nur für das geschäftliche, sondern auch für das privateLeben, werden im Bote-Artikel als Zeichen einer Hochschätzung deutscherBildung- und Erziehungswerte interpretiert: »Unsere Erzieherinnen, Leh-rerinnen, Gesellschaftsdamen, die zu Tausenden nach Italien kommen, auchsie bilden […] einen starken Stamm, von dem aus der italienischen JugendLiebe und Wertschätzung für unsere Eigenart zufließt«475. Sein besoderesBeispiel: »Der Vorstand der Florentiner III. internationalen Arbeitsausstel-lung schrieb an den Verfasser [des Artikels Das Deutschtum im Ausland]: ,Wirhaben deutschen Fleiß besonders herbeigerufen und bitten Euch Deutschein erster Linie um Eure Förderung’«476.

Trotz des unleugbaren patriotischen Stolzes, der aus diesen Worten her-vorgeht, wird im Boten immer wieder bekräftigt, dass die deutsche Haltunggegenüber Italien fern von politischen Expansionsabsichten sei. Im Ge-genteil werden Interesse an der italienischen Kultur und auch Dankbarkeitdem Gastland gegenüber entschieden und wiederholt zum Ausdruck ge-bracht. Zwei Gelegenheiten gaben dem Boten vom Gardasee Anlass zu solchenÄußerungen: die Gründung des deutschen Künstlervereins in Florenz unddas Erdbeben in Sizilien.

474 Ebd. Zur Veröffentlichung von falschen Nachrichten vgl. auch die Rivierachronik vom 3.Dezember 1905 (In: DBG 7. Jg. Nr.10), wo bedauert wird, dass die Münchener Neuesten Nach-richten vom 28. November 1905 in einem Artikel mit dem Titel Eine versunkene Strandpromenadefälschlich berichtet hätten, die neue Strandpromenade in Salò sei teilweise in den See gesunkenund Spaziergänger seien dabei beinahe verunglückt. 475 Deutsche in Italien. In: DBG 8. Jg. Nr. 24, 17. März 1907.476 Ebenda.

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477 Ein deutsches Künstlerheim in Italien. In: DBG 8. Jg. Nr. 24, 17. März 1907. Dazu vgl. auch:Vom Kunsthistorischen Institut in Florenz. In: DBG 9. Jg. Nr. 37, September 1908; Das deutscheKunsthistorische Institut in Florenz. In: DBG 10. Jg. Nr. 12, 20. Dezember 1908; Vom deutschenKunsthistorischen Institut in Florenz. In: DBG 10. Jg. Nr. 14, 3. Januar 1909; Thomas Föhl / GerdaWendermann (Hg.): Ein Arkadien der Moderne? 100 Jahre Künstlerhaus Villa Romana in Florenz.Berlin: G+H Verlag 2005.478 Hilfe für Süditalien. In: DBG 10. Jg. Nr. 14, 3. Januar 1909. Vgl. auch die Artikel, die in der15. Ausgabe des 10. Jahrgangs (10. Januar) veröffentlicht wurden: Sammlung der Fremdenkoloniefür Süditalien, Die Hilfe der deutschen Kolonie in Mailand für Süditalien; Die letzten Tage von Messina, DieGemütsstimmung der Überlebenden, Der Wiederaufbau Messinas und auch: Das dankende Italien. In:DBG 11. Jg., Nr. 17, 23. Januar 1910. Schon 1905 hatte der deutsche Kaiser selbst Geld fürKalabrien gespendet und in Berlin hatte sich ein Komitee, hauptsächlich aus Adeligen, gebildet,das in Deutschland für Kalabrien Gelder sammelte, vgl. Deutschland für Calabrien. In: DBG 6.Jg. Nr. 37, 15. September 1905; vgl. auch Aus Calabrien. In: DBG 7. Jg. Nr. 2, 8. Oktober 1905.

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In einem langen Artikel mit dem Titel Ein deutsches Künstlerheim in Italienwird berichtet, dass die Villa Romana in der Senese-Straße in Florenz vomDeutschen Künstlerbund in Weimar gekauft wurde, nachdem ProfessorDr. Max Klinger in der Vorstandssitzung am 12. Januar 1905 den Plan an-geregt habe, in Florenz ein eigenes Atelierhaus zu erwerben, um deutschenKünstlern die einzigartige Gelegenheit zu geben, eine gewisse Zeit inItalien zu verbringen477.

Nach dem tragischen Erdbeben, das 1908 Reggio Calabria und Messinazerstörte und bei dem mehr als 120.000 Menschen umkamen, wurden auchvon Deutschen Spenden gesammelt, um zum Wiederaufbau der verwüstetenOrtschaften und zum Überleben der dortigen Einwohner beizutragen. DerBote erklärt, dass die großherzige Geste nicht nur als Hilfsbereitschaft, son-dern auch aufgrund der Dankbarkeit gegenüber Italien entstanden sei:

Die Deutschen, die hier in Italien leben, oder hier neue Kraft und Gesundheit gefun-den haben, sind gewiss gerne bereit, so einen kleinen Teil ihrer Dankesschuld abzu-tragen. Italien, das Land der Sehnsucht und der Träume für so viele Deutsche, sollwissen, dass wir uns im Moment eines nationalen Unglücks mit ihm in treuer Freund-schaft vereint fühlen.478

Die kritische Haltung der Italiener der Riviera-Frage gegenüber wartrotzdem immer wieder Grund für Unruhe. Der Ausflug an den Gardaseeder Brescianer Sektion des renommierten italienischen Vereins Dante Alig-

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hieri ließ z. B. bei den ansässigen Deutschen die Befürchtung entstehen,diese Initiative habe eine irredentistische Bedeutung. Die Brescianer ZeitungLa Provincia di Brescia dementiert das und schreibt, der Ausflug wolle nur ei-nen Beitrag zur Verbreitung der Liebe zu den schönen Ortschaften desGardasees leisten. Der Bote schrieb erleichtert:

Wir sind von dieser Notiz sehr angenehm berührt, umso mehr, als solche Dinge nurzu gerne von einer gewissen Seite dazu benutzt werden, um die Kurorte des Gardaseeszu schädigen. Häufig genug wird ja auch das Wirken der „Dante Alighieri“ im Auslandganz falsch beurteilt, genau wie auch der deutsche „Schulverein“ in Italien oft genugfalsch beurteilt wird. Die Notiz ist uns hauptsächlich aber ein neuer Beweis dafür,dass niemand daran denkt, das gute Einvernehmen der hier ansässigen Deutschenmit der Bevölkerung der Gardaseeorte zu stören.479

Im Mai 1909 erscheint ein langer Artikel mit dem Titel Für einen deutsch-italienischen Verband, der die Stellung des Boten zum Thema deutsch-italieni-sche Beziehungen noch einmal dokumentiert: Ziel ist die Bildung eines ge-meinschaftlichen, friedlichen Zusammenlebens fern von politischen Ex-pansionsabsichten. Der Verfasser ist ein Ernst Morgenstern, dessen Adresse»Wiesbaden, Goethestrasse 11« am Ende des Artikels steht. Morgensternwill einen Beitrag dazu leisten, indem er eine Initiative zur Gründung einesdeutsch-italienischen Verbandes anregt. Nach der Verschlechterung derdeutsch-italienischen Beziehungen, so heißt es in dem Artikel, »gewinnt diefreie Volksdiplomatie immer mehr Bedeutung und hat oft dort Erfolg, woerstere versagt«480. Es werden dann die Worte eines Professors G. N. Brescazitiert, der in der Vita Internazionale einen Artikel über den Friedensnobel-preisträger von 1907, Ernesto Teodoro Moneta, verfasst und erklärt hatte:»zwischen Vaterlandsliebe und patriotischer Raserei […] ist ein gewaltigerUnterschied«481. Bresca macht den Vorschlag, einen deutsch-italienischenVerband zu gründen. Eine römische Zeitung – ihren Namen erwähnt Mor-

479 Rivierachronik. In: DBG 9. Jg. Nr. 28, 5. April 1908.480 Ernst Morgenstern: Für einen deutsch-italienischen Verband. In: DBG 10. Jg. Nr. 33, 16. Mai 1909.481 Ebenda.

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genstern nicht – hatte jedoch darauf sehr negativ und aggressiv reagiert.Morgenstern übersetzt folgende Passage ins Deutsche:

Was italogermanisches Komitee! Was Germanophilen! Unser einziges Ziel ist: losvon jeder politischen, moralischen, wirtschaftlichen Verpflichtung gegen die germa-nischen Rassen. Das ist der einzige Weg zu wahrer Freiheit und nationalem Fortschritt.Dies ist unser mehr oder minder offen bei der Presse angenommenes Programm desPatriotismus und des Lebens. Verschonen Sie uns daher mit Vorschlägen, die uns alsUnnatur, Verblendung und Beleidigung unseres Patriotismus erscheinen!482

Bresca, so berichtet Morgenstern, hatte mit einem Artikel geantwortet, indem er den »wahnsinnigen Patriotismus«483 der Nationalisten kritisiert undbehauptet: »ein Italien des Rassenhasses und verbohrten Chauvinismus kannsich in unserer Zeit, wo die Kultur der Völker verbrüdert […], ein wahrer Pa-triot nicht vorstellen«484. Patriotismus heiße, zu einem Beitrag zur gegenseitigenVerständigung der Völker bereit zu sein, statt zu spalten. »Alle Völker sollensich verständigen« 485, fordert Bresca und betont mit Nachdruck die Notwen-digkeit, die Beziehungen Italiens zu Deutschland zu stärken und zu vertiefen,weil Deutschland »wie Italien die größten Verdienste um die Menschheithat«486. Aus diesem Grund schlägt er vor, ein deutsch-italienisches Komiteezu gründen, mit dem Ziel, gegen die Wurzeln des Hasses zu kämpfen:

Eben weil die Beziehungen nicht immer so waren, wie sie sein sollten, appelliere ich anden echten, aufgeklärten gesunden Patriotismus der Italophilen und Germanophilen,ein ,Comitato Italo-Germanico’ zu gründen, dem die hervorragendsten Persönlichkei-ten der Presse, Literatur und Kunst, der Politik, des Handels, der Finanz und Industriediesseits und jenseits der Alpen angehörten. Dieses Komitee hätte eine nationale und in-ternationale Aufgabe größter Bedeutung: nämlich in geduldiger Arbeit das Unkraut derHasses auszujäten, das Vorurteil, Dummheit und Selbstsucht gesät haben.487

482 Ebenda. 483 Ebenda. 484 Ebenda. 485 Ebenda. 486 Ebenda. 487 Ebenda. Hervorhebung im Original.

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Morgenstern wünschte nun, dass die deutsche Presse Brescas Vorschlagunterstütze, denn auch die Deutschen hätten in dieser Hinsicht vieles gutzu machen, da sie trotz des Handels- und Reiseverkehrs »dem italienischenVolke fremd geblieben [sind], weil sie sich nie Mühe gegeben hätten, den italie-nischen Volkscharakter zu ergründen und auf seine Eigenart einzugehen«488.Das deutsch-italienische Komitee sollte durch seine vermittelnde Tätigkeitbeiderseits das nötige Verständnis wecken und durch geeignete Mittel einfreundschaftliches Verhältnis herstellen.

Trotz der guten Absichten, die der Bote besaß, spitzte sich im Sommer1909 das Problem der ‚Germanisierung des Gardasees’ zu. Im Juli 1909schreibt Martin Birnbaum einen langen Artikel mit der Überschrift Zur„Germanisation“ des Gardasees. Er diskutiert sowohl deutsche als auch italie-nische Positionen und möchte nachweisen, dass die aggressive Kampagnegegen eine vermeintliche Germanisierung nicht am Gardasee entstandensei, sondern anderswo, besonders in Verona und in Tirol, um der Rivierawirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Die Angst vor der Germanisierungdes Gardasees sei grundlos, und um das zu belegen, zitiert Birnbaum denBrief von Alfredo Guastalla, dem Präsidenten des Industriellen-Vereinsvon Salò. In dem Brief, der an den Italienischen Fremdenverkehrsverein in Romgerichtet war, weist Guastalla mit sehr konkreten Argumenten nach, dassdas Kapital am Gardasee in italienischen Händen sei, dass die deutsch-ita-lienische Zusammenarbeit sehr produktiv sei und die ganze Aufregung voneiner Instrumentalisierung des patriotischen Gefühls herrühre.

Seit einiger Zeit hat die italienische Presse, und besonders die nationalistische, einenKampf gegen die sogenannte Germanisation des Gardasees begonnen, die sie in ei-nigen Schildern und Aufschriften in deutscher Sprache finden will. Man schickt Kor-respondenten her, die nach einem Aufenthalt von einigen Stunden oder auch einigenTagen die Dinge von Grund auf zu kennen glauben, welche entweder vollkommenfalsch oder doch sehr ungenau sind und sicher auf Informationen von Personen be-ruhen, welche wenig informiert und nicht maßgebend sind.489

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488 Ebenda. 489 Martin Birnbaum: Zur Germanisation des Gardasees. In: DBG 10. Jg. Nr. 35, Juli 1909. Her-vorhebung im Original.

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Guastalla berichtet in dem von Birnbaum zitierten Brief über die drei-ßigjährige Geschichte der Entwicklung der Riviera zum mitteleuropäischenKurort seit der Ankunft des verstorbenen Ingenieurs Luigi Wimmer: »Seitjener Epoche ging es mit Riesenschritten an der Riviera des Gardasees vor-wärts, welche sich rühmen darf, heute einer der bekanntesten und geschätz-ten Winterkurorte für den Norden Europas zu sein«490. Er bedauert, dasssehr wenige Italiener ihre Zeit an der Riviera verbrächten, hält es aber fürverfehlt, die Deutschen aus falsch verstandenem Patriotismus zu vertreiben,da eine solche Aktion schwere wirtschaftliche Folgen für die italienischenEinwohner der Riviera haben könnte. Wenn auch vieles ein Besitz deutscherStaatsangehöriger sei, sei doch das angelegte Kapital zum großen Teil ita-lienisch: »Der Immobilienbesitz der zahlreichen Hotels gehört zu Vierfünf-teln Italienern, das Kapital zur Ausstattung und Führung stammt größten-teils von italienischen Creditinstituten und Privaten. Ebenso sind die Ge-sellschaften für den Dampferverkehr, der Trams, das Elektrizitätswerk, Te-lefon u.s.w. in Händen von Italienern«491.

Auch Birnbaums Argumentation richtet sich energisch gegen die Be-hauptung expansionistischer Absichten Deutschlands:

Dem Gardasee seinen italienischen Charakter zu nehmen, daran hat wirklich niemanddas allergeringste Interesse. Wenn hauptsächlich für die Bequemlichkeiten von Nord-ländern und insbesondere von Deutschen gesorgt wird, so geschieht dies aus der Er-kenntnis heraus, dass diese – fast überall und nicht nur am Gardasee – das Hauptpu-blikum der Winterkurorte stellen. […] Und man tut diesen Deutschen sehr Unrecht,wenn man glaubt, sie kämen, um die Phantastereien einiger politischer Narren zu un-

490 Ebenda. Italienische Prominente der Riviera hatten von Anfang an die Entwicklung desFremdenverkehrs am Gardasee unterstützt, wie schon in der zweiten Ausgabe des Boten zulesen ist. Es wird hier mitgeteilt, dass die Kurvorstände von Gardone, Salò und Maderno einePetition an die italienische Regierung geschickt hatten »mit dem Ersuchen, die Zollplackereien,der die an unsere Riviera gerichteten Reisenden in Riva ausgesetzt sind, auf ein erträglichesMaß herabzumindern. Die Petition wird von den Abgeordneten der Provinz Brescia kräftigbefürwortet werden und sicherlich den Erfolg haben, dass das italienische Zollamt in Riva dieKurgäste nicht weiterhin wie gewerbsmäßige Pascher behandelt« Rivierachronik. In: DBG 1. Jg.Nr. 2, 11. März 1900.491 Martin Birnbaum, Zur Germanisation des Gardasees. In: DBG 10. Jg. Nr. 35, Juli 1909.

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terstützen, die sich an dem Wahn rösten, Deutschlands Grenzen müssten einst biszur Adria und bis zur ,Berner Klause’ gehen.492

Derselben Meinung war Paul Heyse, wie aus einem Brief an die Tochterseines italienischen Freundes Pio Spezi zu entnehmen ist. Der Brief, den eram 1. Juli 1909 aus München schrieb, bezeugt, dass das Thema der Germa-nisierung des Gardasees tatsächlich nationale Aufmerksamkeit gefundenhatte: Der in Rom wohnende Spezi hatte bereits davon gehört, glaubteaber, die Feindseligkeit der Italiener richte sich gegen die Österreicher.Heyse erklärt, dass der Begriff ,deutsch’ immer noch auch ‚österreichisch’umfasste und zitiert das Gedicht Il ,Delenda Cartago’ von Giusti, wo der ita-lienische Dichter mehrmals wiederholt: »Non vogliam tedeschi« – wir wollenkeine Deutschen – aber tatsächlich Österreicher meint493. Er schreibt also inseinem Brief, die Feindseligkeit der Italiener am Gardasee richte sich nichtgegen Österreicher, sondern gegen Deutsche, obwohl diese doch nur denWinter an der Riviera verbrächten und keinerlei politische Interessen hät-ten494. Er gibt außerdem zu bedenken, dass Gardone, Salò, Maderno undGargnano ohne deutsche Touristen wieder arm werden würden und für dieEinwohner ein großer wirtschaftlicher Schaden entstünde495. Leider werdedie Vernunft durch die Politik blind, bedauert Heyse496.

In der letzten Ausgabe des zehnten Jahrgangs führt Birnbaum die Ger-manisierungsdebatte fort, und zwar mit einem neuen langen Artikel, in demer noch einmal italienische Zeugen gegen die nationalistischen Umtriebe,die eine Germanisierung des Gardasees beschwören, aufruft. Vielsagendist die am 15. Juli in Brescia gehaltene Rede des Vizebürgermeisters vonSalò, Advokat Donato Fossati, der sich als Sohn der Riviera vorstellt. Fossati

492 Ebenda.493 Paul Heyse a Angelina Spezi, 1 luglio 1909 in: Battafarano / Costa: Il carteggio Paul Heyse- PioSpezi. S. 256.494 Ebenda.495 Ebenda, S. 257.496 Ebenda.

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betont in seiner Rede ganz entschieden, die Idee einer Germanisierung derRiviera spuke nur in den Köpfen jener, die die Region nicht kennen: »DieBewohner unserer Ortschaften haben stets gut italienisch gefühlt und unsereKultur, Sprache und Sitten, selbst unter der nicht kurzen österreichischenHerrschaft, die gewiss schwer auf uns lastete, hoch gehalten und in vollerReinheit bewahrt«497. Aus diesen Gründen fordert er seine Mitbürger dazuauf, die fremdländischen Gäste in Ruhe zu lassen und zu respektieren,»denn sie kommen nur, um unser Klima, unsere Luft und unser ewigesGrün zu genießen und zu – bezahlen. Sie achten unsere Gesetze und Vor-schriften und betragen sich als Gäste und nicht als Herren«498.

Birnbaum beklagt die Tatsache, dass keine Zeitung der benachbartenRiviera-Kurorte von Fossatis Rede Notiz genommen habe. Er zitiert einigeStellen aus der römischen Zeitung La Tribuna, die von einer »maßlos über-triebenen Polemik gegen die so genannte Germanisation des Gardasees«499

spricht. Birnbaum thematisiert die vielen Vorteile, die der blühende Touris-mus an der Riviera auch für ganz Italien mit sich bringe: Die Deutschenüberwänden dank der guten Erfahrung an der Riviera alte Vorurteile vonItalien als einem Land voller Schmutz, Barbarei, Diebstählen und Brigan-tentum. Durch den positiven ersten Eindruck würden sie veranlasst, ihreReise fortzusetzen und ganz Italien zu durchqueren. Außerdem, so Birn-baum, arbeiteten tüchtige Leute am Gardasee, um aus dieser Region Italiensein schönes, glückliches und reiches Land zu machen, nicht allein für dieFremden aus dem deutschen, russischen, englischen oder französischenNorden, sondern auch für Italiener aus Piemont, Lombardei, Emilia undVenetien, die hier Erholung vom rauen Winter finden könnte; Birnbaumbetont mit Stolz, dass unter den Deutschen, die nach Italien gekommensind, solche »,erster Qualität’ wie die Familie Wagner, Paul Heyse, Lenbach,Kaulbach, Schweninger, Gregorovius u.s.w.« gewesen seien, »alles Leute,

497 Martin Birnbaum: Die Agitation gegen den Gardasee. In: DBG 10. Jg. Nr. 36/37, August - Sep-tember 1909.498 Ebenda.499 Ebenda.

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welche das italienische Italien lieben und verstehen und eines ehrlichen undliebenswürdigen Empfanges würdig sind. Leute, die, wenn sie vom Gardaseeins Vaterland zurückkehrten, von italienischen öffentlichen Anstalten, Ein-richtungen, Unternehmungen Wunder erzählen konnten«500. Deswegen seidie Debatte um eine vermeintliche Verdeutschung des Gardasees sinnlos;es gebe keinen Anlass, sich um die italienischen Sitten und die italienischeSprache zu sorgen. Birnbaums Artikel nimmt nicht nur die Argumente deszuvor zitierten wieder auf, es wird auch zum ersten Mal erklärt, woraufdiese bedauerliche Diskussion zurückgeht. Das ganze Problem der ver-meintlichen Germanisierung des Gardasees sei, davon ist zumindest Birn-baum überzeugt, ein Konkurrenzmanöver des Tiroler Fremdenverkehrs,der das deutsche Reisepublikum mit aller Gewalt vom Gardasee abschreckenwolle, »zum Vorteil der Tiroler Kurorte«501. Schon 1902 veröffentlichte dieMeraner Zeitung einen Brief eines enttäuschten Gardasee-Besuchers. Er be-klagt sowohl das Klima als auch die schlechte Qualität der Hotels an der Ri-viera. Der Bote begegnet allen Beschwerden des Briefschreibers mit zahlrei-chen Gegenargumenten und kommt zu folgendem Schluss:

Wir können natürlich die Meraner Zeitung nicht hindern, kritiklos alles zu veröffentli-chen, was ihr Ungünstiges über den Gardasee eingesandt wird. Aber unser Blatt unddie Hotelbesitzer am Gardasee sind fest entschlossen, eine so hässliche Art des Wett-bewerbes mit anderen klimatischen Kurorten zu vermeiden. Wir wollen niemandemschaden, weder den Kurorten Südtirols, noch denen der ligurischen Riviera, sondernerwarten das Heil der Fremdenstationen am Gardasee vorwiegend von dem gutenRufe unserer Hotels.502

Nicht nur die neidischen Konkurrenten aus Tirol hätten jedoch versucht,die deutschen Touristen vom Gardasee fern zu halten. Ein weiterer undvielleicht noch aggressiverer Beitrag zur Anheizung des Konflikts sei ausVerona gekommen, wie Martin Birnbaum in dem ausführlichen Artikel Das

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500 Ebenda.501 Ebenda.502 Rivierachronik. In: DBG 4. Jg. Nr. 11, 7. Dezember.

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Ende der ‚deutschen Gefahr’503 berichtet. Der Ursprung der Bewegung gegendie Winterkolonien und gegen die Verdeutschung des Gardasees sei imSommer 1909 von Verona ausgegangen, aber zum Glück von italienischenProminenten, die an der Riviera wohnten, unterdrückt worden.

Es ist uns eine besondere Freude und Genugtuung, hier feststellen zu können, dassdie Italiener des Gardasees – die übrigens der Campagne schon von Anbeginn fernstanden – selbst für die Unterdrückung der fremdenfeindlichen Bewegung gesorgthaben, von dem richtigen Grundsatz ausgehend, dass die ganze Bewegung sowohldie hier ansässigen Deutschen als auch die deutschen Wintergäste aufs tiefste verletzenund infolgedessen vom Gardasee vertreiben würde.504

Birnbaum fügt ironisch hinzu, der Sprecher der fremdenfeindlichen Be-wegung habe nicht einmal erklären können, »worin diese deutsche Gefahrbestand«. Und sogar die radikalsten Kritiker hätten zugeben müssen, »dasssich die Deutschen am Gardasee der italienischen Bevölkerung gegenüberstets taktvoll und honett benommen haben«505. Die Gründe für den »He-xensabath« seien »Eifersüchteleien und Neid auf das rapide Emporblühender Brescianer Riviera des Gardasees«506 gewesen. Der Vorstand derdeutschfeindlichen Bewegung war der Veroneser Rechtsanwalt Massarani-Prosperini, der nicht nur die Veroneser Sektion der Associazione NazionaleMovimento dei Forestieri, sondern auch »eine Liga zur Verteidigung des Gar-dasees gegen die anstürmenden Teutonen«507 gegründet hatte.

Birnbaum berichtet sehr ausführlich von der Versammlung, die am vo-rausgegangenen Sonntag im Ateneo von Brescia, einem wichtigen kulturellenInstitut, einberufen worden war, um eine Föderation zur Verteidigung der Italia-nität des Gardasees zu gründen. Die Riviera sei an der Versammlung sehr gutrepäsentiert gewesen durch die Bürgermeister und Vizebügermeister der

503 Das Ende der ‚deutschen Gefahr’. In: DBG 9. Jg. Nr. 19, 6. Februar 1910.504 Ebenda.505 Ebenda.506 Ebenda.507 Ebenda.

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Hauptorte und durch verschiedene Prominente508. Mit Erleichterung schreibtBirnbaum: »Um es kurz zu sagen: Die Gründung der Liga unterblieb, dasich die gesamten anwesenden Vertreter des Gardasees einmütig dagegenerklärten«. Alle seien gegen die Gründung einer Föderation zur Verteidigung derItalianität des Gardasees gewesen, deren Name bereits als Beleidigung empfun-den worden sei. Die Worte des Abgeordneten von Salò, Graf Vincenzo Bet-toni, waren sehr deutlich in ihrer Ablehnung einer solchen Vereinigung:

Ich glaube, dass wir schwerlich einen Punkt finden werden, in dem wir zusammenkommen. Auch wenn die uns beleidigende Phrase von der Verteidigung der Italianitätdes Gardasees entfernt wird. Außer dieser Verteidigung einer Italianität, die die Bres-cianer sehr gut allein zu verteidigen wissen, wüsste ich nicht, zu welchen Dingen dieGesellschaft anregen könnte, die wir nicht schon längst vollendet haben. Wir habenStrassen, Bahnen und elektrisches Licht angelegt und alle öffentlichen Verkehrsmittelverbessert. Und daher kommt es, dass unser See und unsere Ufer so gern von denFremden besucht werden, die von ihnen enthusiasmiert scheiden und herzlich gernewieder zurückkehren, wie man immer nach Italien zurückkehrt, von wo man auchkomme, mit einem Gefühl ergebener Bewunderung, ohne unserem Vaterland gefähr-lich zu werden und ohne den Glanz der Italianität des Gardasees zu verdunkeln.509

Auch Professor Pio Bettoni ergriff als Sohn des Gardasees bei der Ver-sammlung das Wort und erklärte die vorgeschlagene Föderation für nutzlos,wenn nicht sogar gefährlich für die Interessen der Riviera, weil sie in denGästen den Verdacht entstehen lasse, nicht willkommen zu sein:

Die Ufer des Sees werden stets fortfahren, die Fremden zu begrüßen, die zu uns mitfreundschaftlichen Gefühlen kommen und deswegen brauchen wir keinen Verein da-gegen zu gründen, dessen Notwendigkeit wir nicht fühlen und der einen Zustand vondauerndem Misstrauen schaffen würde, gerade dort, wo gegenseitige Achtung undFreundschaft Platz greifen muss.510

508 Anwesend waren: Advokat Cav. D. Fossati, Prosindaco von Salò, Prof. Cav. Pio Bettoni, Dr.Ing. Cav. Angelo Fuchs, Prosindaco von Gardone Riviera, Advokat Cav. Giuseppe Castelli; Adv.Gabriele Leonesio; cav. Battista Bellini; Rag. Gio. Devoti, für die ‚Pro Benaco’ Geometer GuidoComboni für Gargnano; Riccardo Simonini; Adv. Luigi Pirlo; Notar Dr. Francesco Zane; BankierPietro Castagna; Stefano Bersatti und Adv. Erculiani, Bürgermeister von Toscolano.509 Ebenda.510 Ebenda.

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Der Vize-Bürgermeister von Salò war der gleichen Meinung und verbatsich Einmischung von außen:

Wir haben keine Vereine notwendig, sondern Ruhe, wenn wir von dem erlittenenSchaden genesen wollen. In der langen Zeit von 20 Jahren haben wir die Riviera ge-fördert und zu dem gemacht, was sie heute ist. Jetzt müssen wir den Weg wieder auf-nehmen, den wir nicht verloren hatten, sondern der uns von anderen verstellt war.Lasst uns in Ruhe.511

Der Bürgermeister von Brescia, Commendatore Orefice, teilte folglich derVeroneser Gruppe mit, dass Brescia der Föderation nicht beitreten würde.Birnbaum schließt den Artikel mit folgendem Kommentar:

Damit wären die deutschfeindlichen Treibereien am Gardasee nicht nur glücklich be-endet, sondern es besteht auch in den führenden italienischen Kreisen der feste Wille,dafür zu sorgen, dass sich solche Hetzereien – zu denen wir Deutsche hier wahrlichkeinen Anlass gaben – in Zukunft nicht wiederholen […] Ruhe und gemeinsamefriedliche Arbeit, weitab von jeder Politik, ist für das Gedeihen des Fremdenverkehrsam Gardasee notwendig; nichts weiter. Und wenn nicht alles täuscht, haben die ver-gangenen Agitationen nur den Erfolg gehabt, dass die Italiener und die am Gardaseelebenden Deutschen sich näher gerückt wurden [sic!]. Das wäre ein Erfolg, den wirschon seit langem herbeiwünschten, denn ein wenig mehr gegenseitiges Verständnisnimmt solchen Hetzereien von vorneherein das Feld.512

Der Bote vom Gardasee engagiert sich kontinuierlich für ein friedlichesund produktives Zusammenleben an der Riviera. Der Herausgeber Birn-baum vertritt dabei stets eine ausgeglichene vermittelnde Haltung. Das zeigtsich auch in seiner Stellungnahme zur Frage der Gründung einer italieni-schen Universität in Innsbruck. Österreich war gegen eine solche, da keinanderes zur habsburgischen k.u.k. Monarchie gehörendes Volk eine eigeneUniversität auf österreichischem Boden hatte: Die tschechische Universitätwar in Prag, die polnische in Lemberg. Birnbaum fand die österreichischen

511 Ebenda.512 Ebenda.

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Argumente vertretbar und erklärte den Vorschlag, eine italienische Univer-sität in Rovereto zu gründen, für den besten:

Wenn man so den berechtigten Wünschen der Italiener entgegenkommt, wird auchwahrscheinlich die irredentistische Bewegung an Umfang verlieren. So wollen wirdenn hoffen, dass die Innsbrucker Krawalle wenigstens das eine Gute zeitigen mögen,dass die Regierung den Italienern ihre Rechte gibt, ohne die Rechte der Deutschen zuverletzen und dass dadurch Deutsche und Italiener in friedlicher Kulturarbeit sich nä-her gebracht werden, anstatt ihre besten Kräfte in unnützem gegenseitigen Kampfzu vergeuden.513

Die historische Entwicklung verlief jedoch anders. Die Debatte um dieGermanisierung des Gardasees, auch wenn sie glücklicherweise einen gutenAusgang hatte, zeigte, wie brisant das Thema des Nationalismus in Italienin jenen Jahren war. Das happy end war nur vorläufig.

4.3. Das Ende der Utopie

Für den Boten vom Gardasee stellt Italien eine kulturelle Einheit dar, derenHauptzüge einerseits die des tradierten Italienbildes, andererseits die desmodernen Königreiches sind. Es ist aber kein malerisch naives Bild, dasvon dem deutschen Blatt gezeichnet wird. Probleme und Schwierigkeitendes italienischen Königreiches werden registriert, besonders die vom Staatnicht gelöste Frage des wirtschaftlich schwachen Südens. Dennoch betontder Bote viele positive Aspekte des italienischen Königreiches und stellt esals ein Land auf dem Weg zur Moderne dar. Die italienische Identität wirdnie in Frage gestellt, auch wenn sich der Bote dessen bewusst ist, dass dieitalienische Kultur aus vielerlei Traditionen und Facetten besteht: Geradedie kulturelle Vielfalt wird als typisch italienisch wahrgenommen. Dass imGegenzug ein italienisches Nationalbewusstsein noch fehlte oder nur un-vollkommen vorhanden war, thematisiert der Bote nicht. Die Problematik

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513 Innsbruck. In: DBG 6. Jg. Nr. 7, 13. November 1904.

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kommt aber indirekt zum Ausdruck, wenn z. B. die emotionale Beziehungder Bevölkerung zum König, hinter der jedoch kein echtes Bewusstsein fürden Staat steht, beschrieben wird. Der Bote sieht das italienische Volk als einVolk mit einer Volksseele, die sich aus Kultur(en), Landschaft, Licht undFarben, Einfachheit und Gentilezza, Leidenschaft und Liebe, und auch ausStolz auf das eigene Land zusammensetzt: Dies bezeugen die Prominentender Riviera in der Debatte um die Germanisierung des Gardasees ebensowie der Präsident des italienischen Fremdenverkehrsvereins mit seiner Ver-teidigung Italiens gegen den Baedeker. Dass dennoch das Zugehörigkeits-gefühl zum Staat und das nationale Bewusstsein der Italiener noch schwachausgebildet sind, erweist auch das beredte Schweigen des Boten über diesesThema. Gerade diese ,Unreife’ der staatlichen Identität Italiens bildete denHumus des Nationalismus der Jahrhundertwende: er kann als erster ver-hängnisvoller Versuch verstanden werden, ein eigenes nationales Identi-tätsbewusstsein zu finden.

Die erste gravierende Folge des beginnenden Nationalismus war derKrieg Italiens gegen die Türkei, der die Eroberung Libyens zum Ziel hatte.Im Artikel Italiens Recht auf Tripolis zitiert der Bote zustimmend eine wissen-schaftliche Abhandlung, die im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitikerschienen sei und beweise, wie notwendig die Besetzung von Tripolis fürItalien sei. Der Verfasser war der Turiner Professor Robert Michels, derTitel des Beitrags Elemente zur Entstehungsgeschichte des Imperialismus in Italien514.Die verstärkteAuswanderung von italienischen Arbeitern und die Tatsache,»dass Italien nicht das nötige Ansehen in Staatsstrategien genieße und seinPrestige durch eine kühne Tat erhöhen müsse«, seien die Hauptgründe fürden Krieg gewesen: »Die mündig gewordene Nation ringt um Anerkennungvor den Nachbarn; sie hat den brennenden Wunsch, die eigenen Söhnenicht mehr als Kulturträger an fremde Völker abzugeben und nicht mehrfremdes Kapital durch italienische Arbeitskraft und Geschicklichkeit zuvermehren«515. Die Haltung des Boten zum Krieg geht jedoch aus dem letzten

514 Italiens Recht auf Tripolis. In: DBG 13. Jg. Nr. 24, 10. März 1912.515 Ebenda.

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REISEN - NATIONALISMUS - IDENTITÄT

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Absatz des Artikels hervor: »Ein baldiger beiderseits ehrenhafter Friedewäre zu wünschen, sowohl im Interesse der jetzt kriegführenden Mächtewie der gesamten alten Welt und der Zivilisation«516.

Leider stand trotz konträrer Hoffnungen eine neue und größere kriegeri-sche Bedrohung vor der Tür. Der Bote vom Gardasee versäumt keine Gelegenheit,Ideen zur Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens der Völker zu ver-breiten. Gerade die deutsch-italienische Gemeinschaft an der Riviera des Gar-dasees sollte ein Beispiel dafür sein. In dieser Hinsicht stellt der Bote ein Do-kument eines kleinen, jedoch bemerkenswerten Kapitels der Geschichte derdeutsch-italienischen Beziehungen vor dem Ersten Weltkrieg dar.

Anlässlich der italienischen Wahlen im Herbst 1913 veröffentlicht derBote den Artikel Die Neuwahlen. Durch das neue Wahlgesetz war die Wähler-schaft um mehr als 3 Millionen angewachsen; Abgeordnete erhielten finan-zielle Unterstützung, damit nicht nur reiche Leute gewählt werden konnten.Das waren wichtige Schritte in Richtung Demokratie, und auch die politischeSituation Europas stellte sich für Italien günstig dar:

Die internationalen Beziehungen Italiens sind gegenwärtig wahrhaft glänzend. DieErneuerung des Dreibundes sichert Europa eine neue Periode des Gleichgewichtsder Kräfte, das seit vielen Jahren eine sichere Garantie des Friedens unter den Groß-mächten ist. […] Die Tatsache, dass infolge des einmütigen Willens aller Großmächtees gelang, größere Konflikte zu vermeiden, lässt hoffen, dass eine lange Periode desFriedens für Europa beginnt.517

So beschreibt eine Erklärung, die dem königlichen Decret zur Auflösungdes Parlaments und den Neuwahlen vorausging, das internationale Szenario.Die geschichtliche Entwicklung sollte jedoch die Worte des Königs wider-legen: Am 28. Juli 1914 beginnt der Erste Welkrieg. 1915 erscheint im Ita-lien-Heft der Süddeutschen Monatshefte ein Aufsatz von Viktor Klemperer Dieletzten Friedensmonate in Italien. Klemperer beschuldigt die italienische Presse,ihre Landsleute gegen die Deutschen aufgebracht zu haben, nicht nur mit

516 Ebenda.517 Die Neuwahlen. In: DBG 15. Jg. Nr. 3, 5. Oktober 1913.

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Texten über die ,bösen’ Deutschen, sondern auch mit Bildern, die etwa dendeutschen Kaiser zeigten, der auf einer auf dem Boden ausgebreitetenWeltkarte schreitet, oder deutsche Soldaten, die Gefangenen misshandeln518.

Der Bote vom Gardasee stellt sich gegen solche Tendenzen. Konsequentversucht er, den deutsch-italienischen Kulturkontakt im Sinne eines friedli-chen und produktiven Zusammenlebens zu fördern. Seine Stimme verhalltim Lärm des großen Kriegs. Die interkulturelle Verständigung, wie sie ander Riviera des Gardasees gelebt und medial unterstützt wurde, erweist sichals (kurzlebige) Utopie.

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518 Klemperer: Die letzten Friedensmonate in Italien, S. 434-453.

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EIN KRITISCHES ZEITBILD IM KULTURKONTAKT

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EIN KRITISCHES ZEITBILD IM KULTURKONTAKT

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EIN KRITISCHES ZEITBILD IM KULTURKONTAKT

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EIN KRITISCHES ZEITBILD IM KULTURKONTAKT

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1.1900Der Bote vom Gardasee. 1. Jg. Nr. 1, 25. Feb-ruar 1900Nachrichten vom Gardasee. 1. Jg. Nr. 1, 25.Februar 1900Maderno und die Riviera des Gardasees, III.Land und Leute. 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar1900 Rivierachronik. 1. Jg. Nr. 2, 11. März 1900Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 2,11.März 1900Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 3, 18.März 1900 Paul Heyses’s 70. Geburtstag. 1. Jg. Nr. 3, 18.März 1900Rivierachronik. 1. Jg. Nr. 4, 25. März 1900 PILTZ, Ottomar: Die Italienerin. 1. Jg. Nr.4, 25. März 1900PILTZ, Ottomar: Italienische und deutsche Lie-be. 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900Rivierachronik. 1. Jg. Nr. 5, 1. April 1900

PILTZ, Ottomar: Frühlingstage in Venedig. 1.Jg. Nr. 6, 8. April 1900Wagners Parsifal in Bologna. 1. Jg. Nr. 6, 8.April 1900Ein höflicher Brigant. 1. Jg. Nr. 7, 15. April1900Rivierachronik. 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900PILTZ, Ottomar: Im Land der Roulette I.Land und Leute. 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900PILTZ, Ottomar: Im Land der Roulette II.Die Spielbank. 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900Italienische Wagnerstatistik. 1. Jg. Nr. 8, 22.April 1900Italienische Verstimmungen. 1. Jg. Nr. 8, 22.April 1900Ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlachtbei Legnano. 1. Jg. Nr. 8, 22. April 1900 Ein Verächter der deutschen Frau. Jg. 1. Nr. 9,29. April 1900Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 10, 15.Mai 1900Die Zunahme des italienischen Volkswohlstandes.1. Jg. Nr. 10, 15. Mai 1900 Ein Rückblick. 1. Jg. Nr. 10, 15. Mai 1900

BibliographieDie aus «Dem Boten vom Gardasee» (DBG) zitierten Artikel stehen zuerst (1.) in chronologischer dann (2.) in alphabetischer Reihenfolge. Die Namen der Autoren der nicht anonymen Beiträge werden so wiedergegeben, wie sieder «Bote» zitiert, mit oder ohne Vornamen.

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Vom „heiligen Jahr“. Deutsche Pilger. – NeueHeilige. 1. Jg. Nr. 11, Juni 1900 Von der deutsch-italienischen Sprachgrenze. 1. Jg.Nr. 11, Juni 1900Pietro Mascagni. 1. Jg. Nr. 11, Juni 1900 Der Bote vom Gardasee ist die einzige deutscheZeitung Italiens. 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900Rivierachronik. 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900Sommernächte am Gardasee. 1. Jg. Nr. 13, Au-gust 1900König Humbert I. 1. Jg. Nr. 13, August 1900Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 14, 16.September 1900Der Brigant Fioravanti. 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900Die Nordpolexpedition des Herzogs der Abruz-zen. 1. Jg. Nr. 14, 16. September 1900Blutiger Kampf zwischen Briganten und Carabi-nieri. 4. Jg. Nr. 7, 9. November 1900

1902Einladung zum Bezug des ‘Boten vom Gardasee’.4. Jg. Nr. 2, 5. Oktober 1902 PILTZ, Ottomar, Einige Typen deutscher Ita-lienfahrer. 4. Jg. Nr. 5, 26. Oktober 1902Rivierachronik. 4. Jg. Nr. 7, 9. November1902Italienische Probleme. 4. Jg. Nr. 8, 16. Novem-ber 1902Rivierachronik. 4. Jg. Nr. 11, 7. Dezember1902Verunglimpfungen des Gardasees. 4. Jg. Nr. 12,14. Dezember 1902Mascagnis Heimkehr. 4. Jg. Nr. 12, 14. De-zember 1902PILTZ, Ottomar Die Haltung Italiens im Jah-re 1866. 4. Jg. Nr. 14, 28. Dezember 1902

1903Kunstleben am Gardasee. 4. Jg. Nr. 18, 25. Ja-nuar 1903Kaisers Geburtstag. 4. Jg. Nr. 18, 25. Januar1903Sicilianische Briganten. 4. Jg. Nr. 21, 15. Feb-ruar 1903PILTZ, Ottomar: Italienische Dialektpoesie.4. Jg. Nr. 24, 8. März 1903Rivierachronik. 4. Jg. Nr. 25, 15. März 1903Ein Verächter der deutschen Frau. 1. Jg. Nr. 27,29. März 1903Kunstleben am Gardasee. 4. Jg. Nr. 27, 29.März 1903Noch einer. 4. Jg. Nr. 29, 12 April 1903 Rivierachronik. 4. Jg. Nr. 30, 19. April 1903Rivierachronik. 4. Jg. Nr. 31, 26. April 1903RENEGEW: Träumereien am Gardasee. 4. Jg.Nr. 35, Juli 1903 Rivierachronik. 5. Jg. Nr.1, 27. September 1903Italienische Berufsaufzählung. 5. Jg. Nr. 1, 27.September 1903Die Gardaseenummer der “Modernen Kunst”. 5.Jg. Nr. 5, 4. Oktober 1903Eine Ehrung Wagners. 5. Jg. Nr. 4, 18. Okto-ber 1903Mascagni und Puccini. 5. Jg. Nr. 5, 25. Okto-ber 1903Das Thor, 5. Jg. Nr. 8, 15. November 1903Die Fresken Pinturrichios in Gefahr. 5. Jg. Nr.10, 29. November 1903Das Musikdrama der Zukunft. 5. Jg. Nr. 10,29. November 1903 Zanardelli-Feier. 5. Jg. Nr. 10, 29. November1903 Der Brief Zanardellis. 5. Jg. Nr. 11, 6. De-zember 1903

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BIBLIOGRAPHIE

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Giuseppe Zanardelli. 5. Jg. Nr. 14, 28. De-zember 1903PILTZ, Ottomar: Giuseppe Zanardelli. 5. Jg.Nr. 14, 29. Dezember 1903

1904Papst Pius X. und die soziale Frage. 5. Jg. Nr.15, 3. Januar 1904B., M.: Zum Markt in Gavardo. 5. Jg. Nr. 16,10. Januar 1904Die Politik des Vatikans. 5. Jg. Nr. 21, 20.Februar 1904Die deutsch-italienischen Handelsbeziehungen. 5.Jg. Nr. 26, 20. März 1904Die Italienreise des deutschen Kaisers. 5. Jg. Nr.28, 3. April 1904 Die Söhne des deutschen Kaisers in Italien. 5. Jg.Nr. 28, 3. April 1904 Pius X. als Sozialpolitiker. 5. Jg. Nr. 29, 10.April 1904B., H. v.: Einige Ratschläge für Italienreisende.5. Jg. 31, 24. April 1904Kaiser Wilhelm in Brescia. 5. Jg. Nr. 32, 1. Mai1904 Sirmione, nach einem Catull’schen Gedicht. 5. Jg.Nr. 33, 8. Mai 1904BIRNBAUM, Martin: Bismarck in italieni-scher Betrachtung. 5. Jg., Nr. 35, Juli 1904Rivierachronik. 5. Jg. Nr. 36, August 1904SUSAN, Camillo v.: Der Erwecker der Renais-sance. Zur 600. Jährigen Gedenkfeier FrancescoPetrarcas. 5. Jg. Nr. 36, August 1904KÖHLER, Ludolf: Eine Sommernacht amGardasee. 5. Jg. Nr. 37, September 1904Italienische Zeitungen in Deutschland. 6. Jg. Nr.1, 2. Oktober 1904Der Papst und die Wahlen. 6. Jg. Nr. 2, 9. Ok-tober 1904

Die Entwickelung in 20 Jahren. 6. Jg. Nr. 4,23. Oktober 1904Die Wahlen und der Vatikan. 6. Jg. Nr. 5, 30.Oktober 1904 Der Besuch Kaiser Wilhelms. 6. Jg. Nr. 5, 30.Oktober 1904 Theaternachrichten. 6. Jg. Nr. 6, 6. November1904Eine Statistik der Streiks. 6. Jg. Nr. 6, 6. No-vember 1904 Innsbruck. 6. Jg. Nr. 7, 13. November 1904Die italienischen Wahlen. 6. Jg. Nr. 7, 13. No-vember 1904 Die Stichwahlen und die neue Kammer. 6. Jg.Nr. 8, 20. November 1904Die italienische Thronrede. 6. Jg. Nr. 10, 4. De-zember 1904 Zur gefl. Beachtung! 6. Jg. Nr. 10, 4. Dezem-ber 1904

1905Wie reist man in Italien?Ein ganz praktischerFührer, hrsg. von Paul Marsop. 6. Jg. Nr. 14, 1.Januar 1905Von Süddeutschland nach Italien. 6. Jg. Nr. 17,22. Januar 1905L.H. - I.: Selinunt. Von einer Tempelreise in Si-zilien. 5. Jg. Nr. 19, 31. Januar 1904L.H. - I.: Selinunt. Von einer Tempelreise in Si-zilien (Schluss), 5. Jg. Nr. 20, 7. Februar 1904Reiseverbindungen von Deutschland nach Italien,6. Jg., Nr. 20, 12. Februar 1905HEIMFELSEN, J.: Tremosine. 6. Jg. Nr. 22,26. Februar 1905Reise Träume und Reise Vorbereitungen. Eineitalienische Betrachtung. 6. Jg. Nr. 24, 12. März1905

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Der Besuch Kaiser Wilhelms. 6. Jg. Nr. 28, 9.April 1905 Italien und Deutschland. 6. Jg. Nr. 30, 23. April1905Von der Kaiserreise. 6. Jg. Nr. 32, 7. Mai 1905 Deutschland für Calabrien. 6. Jg. Nr. 37, 15.September 1905 Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 2, 8. Oktober1905 Aus Calabrien. 7. Jg. Nr. 2, 8. Oktober 1905 Italienische Auswanderer. 7. Jg. Nr. 2, 8. Ok-tober 1905 Sankt Expedit. 7. Jg. Nr. 4. 22. Oktober1905 Eine unruhige Bevölkerung. 7. Jg. Nr. 5., 29.Oktober 1905Das Museum der verdammten Seelen. 7. Jg. Nr.5, 29. Oktober 1905Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 6, 5. Novem-ber 1905Neue italienische Briefmarken. 7. J. Nr. 7, 12.November 1905 Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 8, 19. Novem-ber 1905 Theaternachrichten. 7. Jg. Nr. 9, 26. Novem-ber 1905 Rivierachronik. 7. Jg. Nr.10, 3. Dezember1905 Theater und Literatur. 7. Jg. Nr. 10, 3. De-zember 1905 Rivierachronik. 7. Jg. Nr. 11, 10. Dezember1905Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 11, 10. De-zember 1905 Carduccis Haus. 7. Jg. Nr. 11, 10. Dezember1905Rivierachronik. 7. Jg. Nr. 13, 24. Dezember1905

Theaternachrichten. 7. Jg. Nr. 13, 24. Dezem-ber 1905 Diebstahl im Dante-Haus. 7. Jg. Nr. 14, 31.Dezember 1905

1906Theaternachrichten. 7. Jg. Nr. 15, 7. Januar1906Eine neue Expedition des Herzogs der Abruzzenin Afrika. 7. Jg. Nr. 21, 18. Februar 1906Die neue Partei. 7. Jg. Nr. 25, 18. März 1906Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 31, 29 April1906 Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 34, Juni 1906 BIRNBAUM, Martin: Die Bevölkerung Ita-liens. 7. Jg. Nr. 36, September 1906Rivierachronik. 8. Jg. Nr. 5, 4. November1906Verkehrsnachrichten. 7. Jg. Nr. 7, 18. Novem-ber 1906.Eine Wagnergedenktafel in Italien. 8. Jg. Nr. 9,2. Dezember 1906PILTZ, Ottomar: Goethe in Malcesine. 8. Jg.Nr. 9, 2. Dezember 1906Die Übergabe des Nobelpreises an Giosuè Car-ducci. 8. Jg. Nr. 11, 16. Dezember 1906 Theaternachrichten. 8. Jg. Nr. 12, 23. Dezem-ber 1906

1907MÖLLER, Marx: Stimmungsbilder am Gar-dasee. 8. Jg. Nr. 20, 17. Februar 1907Carducci und der Gardasee. 8. Jg. Nr. 21, 24.Februar 1907 FOCHLER, Karl: Zur Kur in Sirmione. 8.Jg. Nr. 22, 3. März 1907

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1908CATULL: Fahr wohl. Deutsch von Dr.R.Hunziker. 10. Jg. Nr. 3, 18. Oktober 1908Vom internationalen Kongress der Hotelbesitzer.10. Jg. Nr. 8, 22. November 1908 Die Himalajareise des Herzogs der Abruzzen.10. Jg. Nr. 12, 20. Dezember 1908Kaiser Wilhelms Vatikanpolitik. 9. Jg. Nr. 16,12. Januar 1908 Ein Brief Verdis. 9. Jg. Nr. 17, 19. Januar1908Lokalnachrichten. 9. Jg. Nr. 19, 2. Februar1908Wie Richard Wagner starb. 9. Jg. Nr. 20, 9.Februar 1908Theater und Kunst. Italienisch-deutsche Kunstver-brüderung. 9. Jg. Nr. 23, 1. März 1908.Kaiser Wilhelms Italienreise. 9. Jg. Nr. 25, 15.März 1908 Die Erziehung der Bevölkerung für den Frem-denverkehr. 9. Jg. Nr. 26, 22. März 1908.Kaiser Wilhelms Abschied von Venedig. 9. Jg.Nr. 28, 5. April 1908 Rivierachronik. 9. Jg. Nr. 28, 5. April 1908Roda Roda und der Gardasee. 9. Jg. Nr. 32, 3.Mai 1908KRAPP, L.: Spätsommertage am Gardasee. 9.Jg. Nr. 37, September 1908Vom Kunsthistorischen Institut in Florenz. 9. Jg.Nr. 37, September 1908 Ein Wagner Denkmal in Venedig. 10. Jg. Nr.2, 11. Oktober 1908Herbsttage am Gardasee. 10. Jg. Nr. 2, 11. Ok-tober 1908HUNZIKER, R.: Cattuli [sic!] am Gardasee.10. Jg. Nr. 4, 25. Oktober 1908BAGUSCHE, Hermann: Am Gardasee. 10.Jg. Nr. 9, 29. November 1908

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Das deutsche Kunsthistorische Institut in Florenz.10. Jg. Nr. 12, 20. Dezember 1908

1909Vom deutschen Kunsthistorischen Institut in Flo-renz. 10. Jg. Nr. 14, 3. Januar 1909 Hilfe für Süditalien. 10. Jg. Nr. 14, 3. Januar1909 Die Hilfe der deutschen Kolonie in Mailand fürSüditalien. 10. Jg. Nr. 15, 10. Januar 1909Die Gemütstimmung der Überlebenden. 10. Jg.Nr. 15, 10. Januar 1909Die letzten Tage von Messina. 10. Jg. Nr. 15,10. Januar 1909Die Wiederaufbau Messinas. 10. Jg. Nr. 15,10. Januar 1909Sammlung der Fremdenkolonie für Süditalien. 10.Jg. Nr. 15, 10. Januar 1909Der Glückwunsch des Papstes zum Geburtstag Kai-ser Wilhelms. 10. Jg. Nr. 18, 31. Januar 1909 BIRNBAUM, Martin: Augenblicksbilder vomGardasee. 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909Die italienischen Wahlen. 10. Jg. Nr. 25, 21.März 1909Die Zusammenkunft in Venedig und Kaiser Wil-helm in Venedig. 10. Jg. Nr. 29, 18. April 1909 MORGENSTERN, Ernst: Für einen deutsch-italienischen Verband. 10. Jg. Nr. 33, 16. Mai1909BIRNBAUM, Martin: Die Ereignisse des Jah-res 1859. 10. Jg. Nr. 34, Juni 1909 BIRNBAUM, Martin: Zur Germanisation desGardasees. 10. Jg. Nr. 35, Juli 1909BIRNBAUM, Martin: Die Agitation gegen denGardasee. 10. Jg. Nr. 36/37, August / Sep-tember 1909Die wirtschaftliche Umwandlung in Italien. 10.Jg. Nr. 36/7, August / September 1909

Die Himalaya - Expedition des Herzogs derAbruzzen. 11. Jg. Nr. 1, 3. Oktober 1909RÖMER, Julius: Vom Gardasee. 11. Jg., Nr.3, 17. Oktober 1909Billige Rundreisebillets durch Italien im Jahre1911. 11. Jg. Nr. 5, 31. Oktober 1909 Wie Mommsens „Römische Geschichte“ entstand.11. Jg. Nr. 6, 7. November 1909Die Sammlung der Selbstbildnisse in den Uffizien.11. Jg. Nr. 9, 28. November 1909L., D.: Im Aquarium von Neapel. 11. Jg. Nr.9, 28. November 1909ERMATINGER, Emil: Le Grotte di Catullo.9. Jg. Nr. 10, 1. Dezember 1909

1910Das dankende Italien. 11. Jg. Nr. 17, 23. Ja-nuar 1910 WITHALM, Hanns: Maderno. 11. Jg. Nr.19, 6. Februar 1910Das Ende der ‚deutschen Gefahr’. 9. Jg. Nr. 19,6. Februar 1910Die Enthüllung der Wagner-Gedenktafel in Ve-nedig. 12. Jg. Nr. 5, 30. Oktober 1910Zweisonnen in Gardone. 12. Jg. Nr. 6, 6. No-vember 1910GLEICHEN-RUSSWURM, Alexandervon: Der Wert des Reisens. 12. Jg. Nr. 8, 20.November 1910HEYSE, Paul: Giosuè Carducci. 12. Jg. Nr.13, 25. Dezember 1910

1911BIRNBAUM, Martin: Vorfrühling am Gar-dasee. 12. Jg. Nr. 18, 29. Januar 1911B[IRNBAUM], M[artin]: Die Grotten Ca-tulls. 12. Jg. Nr. 19, 5. Februar 1911

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BIBLIOGRAPHIE

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Die Romreise des Kaisers. 12. Jg. Nr. 21, 19.Februar 1911Das italienische Jubeljahr. 12. Jg. Nr. 25, 12.März 1911 Das italienische Festjahr. 12. Jg. Nr. 23, 5.März 1911 Zur Jubelfeier Italiens. 12. Jg. Nr. 27, 2. April1911Vom roten Baedeker. 12. Jg. Nr. 34, 21. Mai 1911WITHALM, Hanns: Dampferfahrt auf demGardasee I. 13. Jg. Nr. 7, 12. November 1911WITHALM, Hanns: Dampferfahrt auf demGardasee II. 13. Jg. Nr. 8, 19. November 1911

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ROTHES, Walther: Träume am Gardasee. Er-innerungen. 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912 Italienische Blätter über Deutschland und Öster-reich. 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912Deutschland und Italien. 13. Jg. Nr. 16, 14. Ja-nuar 1912Italien und Deutschland. 13. Jg. Nr. 16, 14. Ja-nuar 1912Italiens Recht auf Tripolis. 13. Jg. Nr. 24, 10.März 1912SCHMITZ, H.: Ein moderner König. EinCharakterbild Viktor Emanuels III. 13. Jg. Nr.26, 24. März 1912.RAHL, H. D.: Italienische Reise-Erfahrungen.13. Jg. Nr. 32, 5. Mai 1912Florenz zur Zeit Dantes. 13. Jg. Nr. 32, 5. Mai1912WOLFF, Karl Felix: Arco und der Gardasee.14. Jg. Nr. 4, 20. Oktober 1912STEFAN, Paul: Italien-Litteratur. Brief aneine norddeutsche Künstlerin. 14. Jg. Nr. 5, 27.Oktober 1912

Hundertjahrfeier von Verdis Geburtstag. 14. Jg.Nr. 8, 17. November 1912

1913Der Verlauf der Saison. 14. Jg. Nr. 35, 25.Mai 1913HIRSCHFELD, Käthe: Sommertage am Gar-dasee. 14. Jg. Nr. 37, August/September 1913 Altertümer am Gardasee. 15. Jg. Nr. 3, 5. Ok-tober 1913Die Neuwahlen. 15. Jg. Nr. 3, 5. Oktober 1913Am Grabe Petrarcas (von P.M.L.). I. 15. Jg.Nr. 4, 12. Oktober 1913Am Grabe Petrarcas (von P.M.L.). II. 15. Jg.Nr. 5, 19. Oktober 1913Bei Gabriele D’Annunzio. 15. Jg. Nr. 5, 19.Oktober 1913Zwei interessante Briefe Verdis. 14 Jg. Nr. 36,Juni / Juli 1913Aus Verdis Leben. 15 Jg. Nr. 2, 28. Septem-ber 1913Verdi in München. 15 Jg. Nr. 7, 2. November1913

1914Italien und Baedeker. 15. Jg. Nr.17, 11. Januar1914 Italien und Baedeker. 15. Jg. Nr. 18, 18. Januar1914Sommer in Rom. 15. Jg. 15 Nr. 37, 31. Mai1914

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DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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2.Altertümer am Gardasee. 15. Jg. Nr. 3, 5. Ok-tober 1913Am Grabe Petrarcas (von P.M.L.). I. 15. Jg.Nr. 4, 12. Oktober 1913Am Grabe Petrarcas (von P.M.L.). II. 15. Jg.Nr. 5, 19. Oktober 1913Aus Calabrien. 7. Jg. Nr. 2, 8. Oktober 1905 Aus dem Vatikan. 8. Jg. Nr. 32, 12. Mai 1907BIRNBAUM, Martin: Die Deutschen der Ge-genwart. Beobachtet von einem Italiener. 8. Jg.Nr. 37, 15. September 1907Aus Verdis Leben. 15 Jg. Nr. 2, 28. Septem-ber 1913B., H. v.: Einige Ratschläge für Italienreisende.5. Jg. 31, 24. April 1904B., M.: Zum Markt in Gavardo. 5. Jg. Nr. 16,10. Januar 1904B[IRNBAUM], M[artin]: Die Grotten Ca-tulls. 12. Jg. Nr. 19, 5. Februar 1911 BAGUSCHE, Hermann: Am Gardasee. 10.Jg. Nr. 9, 29. November 1908Bei Gabriele D’Annunzio. 15. Jg. Nr. 5, 19.Oktober 1913Billige Rundreisebillets durch Italien im Jahre1911. 11. Jg. Nr. 5, 31. Oktober 1909 BIRNBAUM, Martin: Augenblicksbilder vomGardasee. 10. Jg. Nr. 22, 28. Februar 1909BIRNBAUM, Martin: Bismarck in italieni-scher Betrachtung. 5. Jg., Nr. 35, Juli 1904BIRNBAUM, Martin: Die Agitation gegen denGardasee. 10. Jg. Nr. 36/37, August / Sep-tember 1909BIRNBAUM, Martin: Die Bevölkerung Ita-liens. 7. Jg. Nr. 36, September 1906

BIRNBAUM, Martin: Die Deutschen der Ge-genwart. Beobachtet von einem Italiener. 9. Jg.Nr. 1, 29. September 1907BIRNBAUM, Martin: Die Ereignisse des Jah-res 1859. 10. Jg. Nr. 34, Juni 1909 BIRNBAUM, Martin: Vorfrühling am Gar-dasee. 12. Jg. Nr. 18, 29. Januar 1911BIRNBAUM, Martin: Zur Germanisation desGardasees. 10. Jg. Nr. 35, Juli 1909Blutiger Kampf zwischen Briganten und Carabi-nieri. 4. Jg. Nr. 7, 9. November 1900Carducci und der Gardasee. 8. Jg. Nr. 21, 24.Februar 1907 CARDUCCI, Giosuè: Sirmione. Übertragenim Versmass des Originals von Dr. RudolfHunziker. 9. Jg. Nr. 5. 27. Oktober 1907Carduccis Haus. 7. Jg. Nr. 11, 10. Dezember1905CATULL: Fahr wohl. Deutsch von Dr. R.Hunziker. 10. Jg. Nr. 3, 18. Oktober 1908CATULL: Meine Barke. Deutsch von Dr. R.Hunziker. 9. Jg. Nr. 14, 29. Dezember 1907CATULLO: Heimkehr nach Sirmio. Deutschvon Dr. R. Hunziker. 9. Jg. Nr. 3, 13. Ok-tober 1907Dantes Grab. 9. Jg. Nr. 4, 20. Oktober 1907Das Befinden des Kaisers Franz Josef. 9. Jg. Nr.4, 20. Oktober 1907Das dankende Italien. 11. Jg. Nr. 17, 23. Ja-nuar 1910 Das deutsche Kunsthistorische Institut in Florenz.10. Jg. Nr. 12, 20. Dezember 1908 Das Ende der ‚deutschen Gefahr’. 9. Jg. Nr. 19,6. Februar 1910Das italienische Festjahr. 12. Jg. Nr. 23, 5.März 1911 Das italienische Jubeljahr. 12. Jg. Nr. 25, 12.März 1911

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BIBLIOGRAPHIE

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Das Museum der verdammten Seelen. 7. Jg. Nr.5, 29. Oktober 1905Das Musikdrama der Zukunft. 5. Jg. Nr. 10,29. November 1903 Das Thor, 5. Jg. Nr. 8, 15. November 1903Der Besuch Kaiser Wilhelms. 6. Jg. Nr. 28, 9.April 1905 Der Besuch Kaiser Wilhelms. 6. Jg. Nr. 5, 30.Oktober 1904 Der Bote vom Gardasee ist die einzige deutscheZeitung Italiens. 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900Der Bote vom Gardasee. 1. Jg. Nr. 1, 25. Feb-ruar 1900Der Brief Zanardellis. 5. Jg. Nr. 11, 6. De-zember 1903 Der Brigant Fioravanti. 1. Jg. Nr. 12, Juli 1900Der Glückwunsch des Papstes zum GeburtstagKaiser Wilhelms. 10. Jg. Nr. 18, 31. Januar1909 Der Papst und die Wahlen. 6. Jg. Nr. 2, 9. Ok-tober 1904 Der Verlauf der Saison. 14. Jg. Nr. 35, 25.Mai 1913Deutsche in Italien. 8. Jg. Nr. 24, 17. März1907Deutschland für Calabrien. 6. Jg. Nr. 37, 15.September 1905 Deutschland und Italien. 13. Jg. Nr. 16, 14. Ja-nuar 1912Die deutsch-italienischen Handelsbeziehungen. 5.Jg. Nr. 26, 20. März 1904Die Enthüllung der Wagner-Gedenktafel in Ve-nedig. 12. Jg. Nr. 5, 30. Oktober 1910Die Entwickelung in 20 Jahren. 6. Jg. Nr. 4,23. Oktober 1904Die Erziehung der Bevölkerung für den Frem-denverkehr. 9. Jg. Nr. 26, 22. März 1908.

Die Fresken Pinturrichios in Gefahr. 5. Jg. Nr.10, 29. November 1903Die Gardaseenummer der “Modernen Kunst”. 5.Jg. Nr. 5, 4. Oktober 1903Die Gemütstimmung der Überlebenden. 10. Jg.Nr. 15, 10. Januar 1909Die Hilfe der deutschen Kolonie in Mailand fürSüditalien. 10. Jg. Nr. 15, 10. Januar 1909Die Himalajareise des Herzogs der Abruzzen.10. Jg. Nr. 12, 20. Dezember 1908Die Himalaya - Expedition des Herzogs derAbruzzen. 11. Jg. Nr. 1, 3. Oktober 1909Die italienische Thronrede. 6. Jg. Nr. 10, 4. De-zember 1904 Die italienischen Wahlen. 10. Jg. Nr. 25, 21.März 1909Die italienischen Wahlen. 6. Jg. Nr. 7, 13. No-vember 1904 Die Italienreise des deutschen Kaisers. 5. Jg. Nr.28, 3. April 1904 Die Kunstausstellung in Venedig. 8. Jg. Nr. 29,21. April 1907Die letzten Tage von Messina. 10. Jg. Nr. 15,10. Januar 1909Die neue Partei. 7. Jg. Nr. 25, 18. März 1906Die Neuwahlen. 15. Jg. Nr. 3, 5. Oktober1913 Die Nordpolexpedition des Herzogs der Abruz-zen. 1. Jg. Nr. 14, 16. September 1900Die Politik des Vatikans. 5. Jg. Nr. 21, 20.Februar 1904Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 10, 15.Mai 1900Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 14, 16.September 1900Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 2,11.März 1900

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DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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Die Riviera des Gardasees. 1. Jg. Nr. 3, 18.März 1900 Die Romreise des Kaisers. 12. Jg. Nr. 21, 19.Februar 1911Die Sammlung der Selbstbildnisse in den Uffizien.11. Jg. Nr. 9, 28. November 1909Die Söhne des deutschen Kaisers in Italien. 5. Jg.Nr. 28, 3. April 1904 Die Stichwahlen und die neue Kammer. 6. Jg.Nr. 8, 20. November 1904Die Übergabe des Nobelpreises an Giosuè Car-ducci. 8. Jg. Nr. 11, 16. Dezember 1906 Die Wahlen und der Vatikan. 6. Jg. Nr. 5, 30.Oktober 1904 Die Wiederaufbau Messinas. 10. Jg. Nr. 15,10. Januar 1909Die wirtschaftliche Umwandlung in Italien. 10.Jg. Nr. 36/7, August / September 1909Die Zunahme des italienischen Volkswohlstandes.1. Jg. Nr. 10, 15. Mai 1900 Die Zusammenkunft in Venedig und Kaiser Wil-helm in Venedig. 10. Jg. Nr. 29, 18. April 1909 Diebstahl im Dante-Haus. 7. Jg. Nr. 14, 31.Dezember 1905Ein Brief Verdis. 9. Jg. Nr. 17, 19. Januar 1908Ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlachtbei Legnano. 1. Jg. Nr. 8, 22. April 1900 Ein deutsches Künstlerheim in Italien. 8. Jg. Nr.24, 17. März 1907 Ein höflicher Brigant. 1. Jg. Nr. 7, 15. April 1900Ein Rückblick. 1. Jg. Nr. 10, 15. Mai 1900 Ein Verächter der deutschen Frau. 1. Jg. Nr. 27,29. März 1903Ein Verächter der deutschen Frau. Jg. 1. Nr. 9,29. April 1900Ein Wagner Denkmal in Venedig. 10. Jg. Nr.2, 11. Oktober 1908

Ein zweiter Erlass gegen den Modernismus. 9.Jg. Nr. 9, 24. November 1907Eine Ehrung Wagners. 5. Jg. Nr. 4, 18. Okto-ber 1903Eine neue Expedition des Herzogs der Abruzzenin Afrika. 7. Jg. Nr. 21, 18. Februar 1906Eine Statistik der Streiks. 6. Jg. Nr. 6, 6. No-vember 1904 Eine unruhige Bevölkerung. 7. Jg. Nr. 5., 29.Oktober 1905Eine Wagnergedenktafel in Italien. 8. Jg. Nr. 9,2. Dezember 1906Einladung zum Bezug des ‘Boten vom Gardasee’.4. Jg. Nr. 2, 5. Oktober 1902 ERMATINGER, Emil: Le Grotte di Catullo.9. Jg. Nr. 10, 1. Dezember 1909Florenz zur Zeit Dantes. 13. Jg. Nr. 32, 5. Mai1912FOCHLER, Karl: Zur Kur in Sirmione. 8.Jg. Nr. 22, 3. März 1907Giuseppe Zanardelli. 5. Jg. Nr. 14, 28. De-zember 1903GLEICHEN-RUSSWURM, Alexandervon: Der Wert des Reisens. 12. Jg. Nr. 8, 20.November 1910HEIMFELSEN, J.: Tremosine. 6. Jg. Nr. 22,26. Februar 1905Herbsttage am Gardasee. 10. Jg. Nr. 2, 11. Ok-tober 1908HEYSE, Paul: Giosuè Carducci. 12. Jg. Nr.13, 25. Dezember 1910Hilfe für Süditalien. 10. Jg. Nr. 14, 3. Januar1909 HIRSCHFELD, Käthe: Sommertage am Gar-dasee. 14. Jg. Nr. 37, August/September1913 Hundertjahrfeier von Verdis Geburtstag. 14. Jg.Nr. 8, 17. November 1912

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HUNZIKER, R.: Cattuli [sic!] am Gardasee.10. Jg. Nr. 4, 25. Oktober 1908Innsbruck. 6. Jg. Nr. 7, 13. November 1904Italien und Baedeker. 15. Jg. Nr. 18, 18. Januar1914Italien und Baedeker. 15. Jg. Nr.17, 11. Januar1914 Italien und Deutschland. 13. Jg. Nr. 16, 14. Ja-nuar 1912Italien und Deutschland. 6. Jg. Nr. 30, 23. April1905Italienische Auswanderer. 7. Jg. Nr. 2, 8. Ok-tober 1905 Italienische Berufsaufzählung. 5. Jg. Nr. 1, 27.September 1903Italienische Blätter über Deutschland und Öster-reich. 13. Jg. Nr. 16, 14. Januar 1912Italienische Probleme. 4. Jg. Nr. 8, 16. Novem-ber 1902Italienische Verstimmungen. 1. Jg. Nr. 8, 22.April 1900Italienische Wagnerstatistik. 1. Jg. Nr. 8, 22.April 1900Italienische Zeitungen in Deutschland. 6. Jg. Nr.1, 2. Oktober 1904Italiens Recht auf Tripolis. 13. Jg. Nr. 24, 10.März 1912Kaiser Wilhelm in Brescia. 5. Jg. Nr. 32, 1. Mai1904 Kaiser Wilhelms Abschied von Venedig. 9. Jg.Nr. 28, 5. April 1908 Kaiser Wilhelms Italienreise. 9. Jg. Nr. 25, 15.März 1908 Kaiser Wilhelms Vatikanpolitik. 9. Jg. Nr. 16,12. Januar 1908 Kaisers Geburtstag. 4. Jg. Nr. 18, 25. Januar1903

KÖHLER, Ludolf: Eine Sommernacht amGardasee. 5. Jg. Nr. 37, September 1904KOHLRAUSCH, Robert: Pro Benaco. 9. Jg.Nr. 2, 6. Oktober 1907 König Humbert I. 1. Jg. Nr. 13, August 1900KRAPP, L.: Spätsommertage am Gardasee. 9.Jg. Nr. 37, September 1908Kunstleben am Gardasee. 4. Jg. Nr. 18, 25. Ja-nuar 1903Kunstleben am Gardasee. 4. Jg. Nr. 27, 29.März 1903L.H. – I.: Selinunt. Von einer Tempelreise in Si-zilien (Schluss), 5. Jg. Nr. 20, 7. Februar 1904L.H. – I.: Selinunt. Von einer Tempelreise in Si-zilien. 5. Jg. Nr. 19, 31. Januar 1904L., D.: Im Aquarium von Neapel. 11. Jg. Nr.9, 28. November 1909Lokalnachrichten. 9. Jg. Nr. 19, 2. Februar1908Maderno und die Riviera des Gardasees, III.Land und Leute. 1. Jg. Nr. 1, 25. Februar1900 Mailänder Brief, 9. Jg. Nr. 14, 29. Dezember1907Mascagni und Puccini. 5. Jg. Nr. 5, 25. Okto-ber 1903Mascagnis Heimkehr. 4. Jg. Nr. 12, 14. De-zember 1902MÖLLER, Marx: Stimmungsbilder am Gar-dasee. 8. Jg. Nr. 20, 17. Februar 1907MORGENSTERN, Ernst: Für einen deutsch-italienischen Verband. 10. Jg. Nr. 33, 16. Mai1909Nachrichten vom Gardasee. 1. Jg. Nr. 1, 25.Februar 1900Neue italienische Briefmarken. 7. J. Nr. 7, 12.November 1905 Noch einer. 4. Jg. Nr. 29, 12 April 1903

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DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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Personenregister

Albrecht von Augsburg (Erzherzog) 9, 16 Ara, Angelo 47Aram, Kurt 26 Arpini, Carlo 126Auguste Victoria von Hohenzollern (Kai-

serin) 149

Badendieck, Friedrich Carl 27 Baedeker, Karl (junior) 101Baedeker, Karl 17, 28, 38, 52, 100, 10, 102Baeumer, Max L. 8Bagusche, Hermann 120-122 Ballini, Pier Luigi 84 Barrés, Maurice 81 Barth, Hans 101Battafarano, Italo Michele 8, 41, 43, 44,

45, 46, 49, 60, 70, 104, 120, 136, 160Battilani, Patrizia 15, 29 Bava Beccaris, Fiorenzo 56Bazoli, Serafina 17Belardinelli, Giovanni 94Beller, Manfred 44, 109Bellini, Battista 164Bersatti, Stefano 164Bertozzi, Roberto 8Bettoni, Pio 164Bettoni, Vincenzo 164Bierbaum, Otto Julius 109Bignotti, Laura 11

Birk, Matjaž 39Birnbaum, Martin 20, 23, 26, 37, 38, 50,

63, 65, 66, 70, 71, 73, 74, 76, 77-83, 85,92, 95, 108, 112, 119, 121, 130, 131,135, 145, 157, 158, 160-162, 165

Blome, Astrid 27Boccaccio, Giovanni 123Böcklin, Arnold 135 Boelitz, Otto, 39Bömer, Karl 27Böning, Holger 27Boral, Heinrich 17Borsò, Vittoria 40Bremer, Thomas 7, 8, 108, 109, 110Brenner, Peter J. 100, 117Brentari, Ottone 151Brenzone, Agostino 125Bresca, G. N. 155-157Bresci, Gaetano 56Brilli, Attilio 8 Brod, Max 9Brückner, Georg, 124Bühlow, Daniela Senta von 16, 128Burckhardt, Jacob 46, 127Buschmann, Hugo 24

Cafagna, Luciano 94Cairoli, Enrico e Giovanni 97Calabrese, Rita 34

203

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Candino, Melchiorre 99, 100Carducci, Giosuè 34, 50, 98, 112Carpaccio, Vittore 124Castagna, Pietro 164Castelli, Giuseppe 164Catull / Catullo 8, 50, 104, 111, 124Cavour, Camillo Benso (conte di) 48Chiarini, Roberto 15Chistolini, Sandra 95Comboni, Guido 164Cook, Thomas 28Cosina, Maria Luisa 9Costa, Claudio 8, 41, 160Crispi, Francesco 33

D’Alba, Antonio 82D’Annunzio, Gabriele 15, 18, 50, 51, 128D’Azeglio, Massimo 92Dante Alighieri 8, 48, 50, 105, 111, 123,

129, 154Däubler, Theodor 105, 109De Seta, Cesare 8Degara, Eliodoro 9Demichelis, Francesco 99Depretis, Agostino 33Devoti, Giò. 109, 164Dewitz, Hans-Georg 9 Dilthey, Wilhelm 31Diotallevi, Giovanni 65, 68, 73, 76-81, 111Duse, Eleonora 97 Dussel, Konrad 27

Ebhardt, Justus 48Eilert, Hildegard 43Elena von Savoyen (Königin) 74Emrich, Wilhelm 44, 48Enzensberger, Hans Magnus 28, 117Erb, Wilhelm 117Erculiani, 164Erhart, Walter 44Ermatinger, Emil 50Esch, Arnold 47, 49

Fallersleben, Hoffmann von 85Fappani, Antonio 19

Farinelli, Giuseppe 24Ferrero, Guglielmo (Wilhelm) 62, 67Filippi, Paola Maria 106Fioravanti, Luciano 99Fiorentino, Francesco 34, 69Fischer, Heinz-Dietrich 21Fischer, Paul D. 48Fochler, Karl 83, 114, 119, 120, 121Fogazzaro, Antonio 88Föhl, Thomas 154Fossati, Donato 160, 161, 164Foster, Ernst 49Frank, Hektor 48Franz Joseph von Augsburg (Kaiser) 9, 16Freud, Sigmund 117Frey, Hermann Friedrich (siehe Greif Mar-

tin) 107Friedrich Barbarossa 53Friedrich III. von Hohenzollern (Kaiser)

29, 31Friedrich Wilhelm IV. von Hohenzollern 46Fritsche-Staackmann, Klara 116Fröhlich, H. J. 109Frugoni, Arsenio 9, 109Fuchs, Angelo 16, 164Fulda, Ludwig 34

Galli della Loggia, Ernesto 94Garibaldi, Giuseppe 15, 47, 48Gasser, Manuel 34Gely, Susanne 8Gendolla, Peter 7Georg von Sachsen (König) 16, 29,Giolitti, Giovanni 18, 54, 61, 83, 94Giusti, Giuseppe 160Gleichen-Russwurm, Alexander von 141,

142, 144Goethe, Johann Wolfgang von 7, 8, 9, 13,

14, 19, 44, 45, 69, 105, 106, 109, 110,116, 120, 123, 127, 136, 138

Goldoni, Carlo 123Gozzi, Carlo 123Grazioli, Mauro 9, 23Gregorovius, Ferdinand 161

DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

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Greif, Martin (Pseudonym von FriedrichHermann Frey) 105, 107

Grimm, Gunter E. 44, 45, 86Guarenti Brenzone, Guglielmo 125Guastalla, Alfredo 151, 157, 158

Haarhaus, Julius R. 48, 110Hagelweide, Gert 26Halbe, Max 109Hansjakob, Heinrich 60, 86Harrassowitz, Otto 27Hartleben, Otto Erich 31, 105, 108Hartungen, Christoph von 9, 106Haufe, Ewald 152Hauptmann, Gerhart 31, 105, 108Hehn, Viktor 48, 49, 70, 83, 104, 127, 137-

139, 143, 145Heigel, Karl v. 108Heimfelsen, J. 143Heine, Heinrich 46, 105-107Heinse, Wilhelm 8, 45, 104, 105, 109, 127Heisserer, Dirk 7, 8, 9Herz, Henriette 69Hesse, Hermann 26Heydenreich, Titus 7, 8, 47, 48, 108, 109, 110 Heyse, Paul 7, 33, 34, 37, 41, 50, 98, 105,

108, 109, 116, 124, 126-128, 160, 161Hinterhäuser, Hans 108,Hobsbawm, Eric 94Höfer, Conrad 26Holzberg, Niklas 8Huch, Ricarda 48Hudal, Alois 149Humbert I. von Savoyen (König) 56, 57Hunziker, Rudolf 34, 50, 109Imorde, Joseph 9, 45Ioppi, Selenio 9Jasper, Willi 9Jaumann, Herbert 13Johann von Sachsen (König) 123Jörissen, Franz 105

Kafka, Franz 9Kalbeck, Max 34

Kanceff, Emanuele 7, 8, 9, 105, 106, 108,109

Keitz, Christine 100Klein, August Johann 100Klemperer, Viktor 20, 98, 169, 170Klingenfeld, Emma 34Klinger, Max 154Koeniger, Karl 16, 17Köhler, Ludolf 112Kohlrausch, Robert 23, 115Kopetzki, Annette 8Kraemer, Stefanie 7Krapp, Lorenz 103, 117, 125, 135, 144Kroes-Tillman, Gabriele 8Kuhn, Dorothea 8Kurth, Karl 27

Lagerlöf, Selma 98Lange, Ernst 34Laube, Heinrich 105, 107Lenbach, Franz von 31, 161Leo XIII. 87, 90Leonardo da Vinci 46, 140Leonesio, Gabriele 164Liliencron, Detlev von 109Lill, Rudolf 47Liszt, Franz 16, 128Lombardi, Alessandra 11Luigi von Savoyen (Prinz) 25Lukas, Georg A. 39Luther, Martin 44, 120Lützelschwab, Carl 16

Mann, Heinrich 9, 105, 106 Mann, Thomas 9, 34, 35, 105Mantegazza, Paul 67Margherita von Savoyen (Königin) 56Mariano, Emilio 9, 109Mascagni, Pietro 51, 97Massarani-Prosperini 163Mayer, F. 77Mazza, Attilio 10, 15, 18, 20, 34, 148, 149Mendelssohn, Dorothea 69Michel, Christoph 9

PERSONENREGISTER

205

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Michelangelo 46, 127Micheli, Michele 124Michels, Robert 47, 168Möller, Marx 149Moneta, Ernesto Teodoro 155Montù, Carlo 102Mor, Lucia 11, 94Morgenstern, Christian 9Morgenstern, Ernst 155-157Müller, Hans Alexander 26Müller, Wilhelm 46Mundt, Theodor 48Murray, John 28Murri, Romolo 88, 89, 91Mussolini, Benito 15

Negri, Mauro 10Nicolai, Gustav 45, 50Nienhaus, Stefan 69Nietzsche, Friedrich 81Nipperdey, Thomas 21, 24, 61Nitti, Francesco Saverio 92Noelle-Neumann, Elisabeth 20, 27Nowojski, Walter 20

Ojetti, Ugo 81Orefice 165

Paccagnini, Ermanno 24Pascarella, Cesare 97, 98Paulus, Eduard 48Peterich, Eckart 104Petermann, Theodor 117Petersen, Jens 47, 49Petrarca, Francesco 8, 50, 125Piltz, Ottomar 10, 17, 19, 26, 35, 37, 64-

70, 92, 96, 97, 108, 111, 112, 119, 120,129, 139, 140, 150, 151

Pinturicchio 51Pirlo, Luigi 164Pitter, Richard 150Pius IX. 85, 86, 89Pius X. 87, 88, 90Poliaghi, Nora Franca 106

Ponzi, Mauro 40Prodi, Paolo 9Puccini, Giacomo 51

Radkau, Joachim 117Radowitz, Joseph von 46Raffaello 46, 48, 140Rahl, H. D. 145, 146Raponi, Elena 11, 20, 109Rau, Heribert 48Richter, Ronald 47Riedel, Peter Philipp 117Rilke, Rainer Maria 9, 105Ritter, Anna 122Roda-Roda, Alexander 145Rohden, Ludwig 16, 17,Römer, Julius 129Rössner, Michael 109Rothes, Walther 125, 126, 128Roussel, Hélène 27Rüdiger, Horst 106Rüffer, Eduard 48Russo, Ferdinando 97

Sabbatucci, Giovanni 94Saglia, Simone 8Salvemini, Gaetano 61Sampaolo, Giovanni 34, 69Sandrock, Christel 126Santambrogio, Giovanni 24Schieder, Theodor 46, 47Schiller, Friedrich 123Schinkel, Karl Friedrich 138Schlude, Herfried 10, 15, 16, 18, 20, 34,

148, 149Schmitz, H. 74, 76, 82Schmitz, Walter 35Schuchard, Felix 126Schulz, Winfried 20Schweninger, E. 161Scudellari, Mirelia 23Seume, Johann Gottfried 46Shakespeare, William 123Shand, A. I. 28

DER BOTE VOM GARDASEE (1900-1914)

206

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Simeoni, Gio. Batt. 56Simmel, Georg 117Simoni, Carlo 7, 9, 10Simonini, Riccardo 164Solitro, Giuseppe 112Sommer, Marie 127Sonnino, Sidney 59, 60Spezi, Angelina 41, 160Spezi, Pio 41, 160Spode, Hasso 28, 100Squassoni, Costantino 10Stefan, Paul 116, 127Sternfeld, Richard 39Stieve, Friedrich 43Stifter, Adalbert 105Stinde, Julis 49, 50Stipi, Giovanni 8Stöber, Rudolf 21, 23, 24, 27Storbeck, Dieter 100Susan, Camillo von 50Syzlin, Anna Maria 16

Tacitus 79Tarozzi, Fiorenza 94Tasso, Torquato 123Thode, Heinrich (Henry) 16, 18, 125, 127,

128Thoenes, Christof 49Thoma, Hans 134, 135 Thoma, Ludwig 26Thovez, Enrico 66Tieck, Ludwig 46Tittoni, Tommaso 16Tonelli, Albino 9, 105, 106Toscanini, Arturo 39Trakl, Georg 105Triaca, 151Trilussa (Carlo Alberto Salustri) 97Turrini, Romano 9Varnhagen, Rahel 69

Vecchio, Giorgio 94Verdi, Giuseppe 51, 97Vergil 8, 104, 111Victoria von Großbritannien (Königin) 31Viktor Emanuel II. von Savoyen (König)

53, 85, 92, 93Viktor Emanuel III. von Savoyen (König)

16, 31, 56, 74, 76, 82, 84Villa, Angela Ida 24Voßkamp, Almuth 13Voßkamp, Wilhelm 13

Wackenroder, Wilhelm Heinrich 46Wagner, Birgit 109,Wagner, Cosima 16, 31, 127, 128, 161Wagner, Richard 39 Wahl, Gustav 26Waldenfels, Bernhard 40Wandruszka, Adam 9 Wegerhoff, Erik 9, 45Weidenfeller, Gerhard 39Welke, Martin 27Wendermann, Gerda 154Wichert, Ernst 34Wilhelm II. von Hohenzollern (Kaiser) 31,

38, 73, 84Wilke, Jürgen 20, 27Wimmer, Luigi 15, 16, 158 Winckelmann, Johann Joachim 44, 45Witthalm, Hanns 114, 120, 125, 130, 147,

148Wolff, Karl Felix 131, 134, 136

Zacher, Albert 54Zanardelli, Giuseppe 33, 35, 37, 54, 57-61,

84Zane, Francesco 164Zobeltitz, Fedor 26

PERSONENREGISTER

207

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