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R. de la Serre 68 CH-2301 La Chaux-de-Fonds Tél +41 (0)32 913 35 33 • Fax +41 (0)32 913 35 55 Email : [email protected] • Internet : www.isska.ch CCP 17-148860-2 GAMSALP W12 : KNOCHENBESTIMMUNG Kurzbericht 2018 SISKA/MB/07.11.2018 INSTITUT SUISSE DE SPÉLÉOLOGIE ET DE KARSTOLOGIE SCHWEIZERISCHES INSTITUT FÜR SPELÄOLOGIE UND KARSTFORSCHUNG ISTITUTO SVIZZERO DI SPELEOLOGIA E CARSOLOGIA SWISS INSTITUTE FOR SPELELOGY AND KARST STUDIES Hasenunterkiefer (R. Ursprung)

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R. de la Serre 68 • CH-2301 La Chaux-de-Fonds • Tél +41 (0)32 913 35 33 • Fax +41 (0)32 913 35 55 • Email : [email protected] • Internet : www.isska.ch • CCP 17-148860-2

GAMSALP W12 :

KNOCHENBESTIMMUNG

Kurzbericht 2018 SISKA/MB/07.11.2018

INSTITUT SUISSE DE SPÉLÉOLOGIE ET DE KARSTOLOGIE

SCHWEIZERISCHES INSTITUT FÜR SPELÄOLOGIE UND KARSTFORSCHUNG

ISTITUTO SVIZZERO DI SPELEOLOGIA E CARSOLOGIA

SWISS INSTITUTE FOR SPELELOGY AND KARST STUDIES

Hasenunterkiefer (R. Ursprung)

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Knochenbestimmung Gamsalp W12

Eine Knochenprobe aus der Schachthöhle W12 (Gamsalp, Wildhaus SG) ist am SISKA im September

2017 eingegangen. Die Knochen wurden von der AGS-Regensdorf (R. Ursprung) 2017 gesammelt. Die

identifizierten Tierarten waren der Luchs, die Hase, verschiedene Paarhufer, Kleinräuber

(Musteliden). Da alle Knochen ziemlich alt sein könnten (Farbe dunkelbraun), wurde den

Archeologischen Dienst St-Gallen kontaktiert, und eine finanzielle Unterstützung für genauere

Bestimmung gebeten. Diese konnte Anfangs 2018 durch W. Müller am Archeozoologischen Labor der

Universität Neuenburg gemacht werden (siehe Bericht im Anhang).

Die bestimmten Knochen sind bei SISKA in der Datenbank SpeleOs unter Sammlungsnummer 142-17

registriert. Diverse Knochen legen noch in den Mäandern der Höhle.

Für die Verwertung dieser Probe wurde eine Datierung auf einem Becken (Pelvis) des Luchses an der

ETHZ gemacht :

Probe-Nr. 142-17.02 Lynx lynx, coxae

ETH-91505 14C-Alter : 12281 ± 24 J. BP Kal. Alter : 12400-12108 cal. BC (95.4 %)

Der Luchs hat also während der Bölling-Phase gelebt (Wieder-Waldbesiedlung der Gebirge).

Wahrscheinlich können andere Tierarten (Schneehase ?) an der gleichen Phase gehören.

La Chaux-de-Fonds, den 7. November 2018 Dr. Michel Blant

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Results of AMS 14C analysis of sample material submitted to AMS laboratory, ETH Zürich

Customer Michel Blant

ISSKA- Schweizerisches Institut für Speläologie und Karstforschung

ISSKA- Schweizerisches Institut für Speläologie und Karstforschung

Rue de la Serre 68

2301 La Chaux-de-Fonds

CH

Sample- Sample Description Code-Nr. Material Sample- C14 age ±1σ F14C ±1σ δC13 ±1σ mg C C/N

Nr. Code Nr. BP ‰

ETH-91505 142-17.02 Lynx lynx, coxae bone ETH-91505 12281 24 0.2168 0.0006 -18.9 1 1.00 3.23

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Werner Müller, , laboratoire d’archéozoologie, Université de Neuchâtel, Avenue de Bellevaux 51, CH-2000 Neuchâtel

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Bericht über die Knochenreste aus der Schachthöhle Gamsalp W12

Die Knochenreste, welche zur Bestimmung an die ISSKA und von dort an das laboratoire d’achéozoologie der Universität Neuenburg weitergeleitet wurden, stammen laut Bericht von O Lukas Zurbuchen (siehe folgende Seiten) von oberflächlichen Auflesungen der Höhlenforscherkollegen Anita und Ralph im unteren Bereich eines Mäanders. Es ist offensichtlich, dass nur ein Teil der dort vorhandenen Knochen aufgesammelt wurden, das vorliegende Material also einen ersten Ausschnitt darstellt.

Bei den vorhandenen Tierarten handelt es sich um 8 Taxa (siehe Tab. 1), wobei eine grössere Anzahl Reste von einem einzelnen Individuum des Luchses die auffälligsten Reste darstellen. Durch die starke Verrundungsspuren auf diesen Resten ist klar, dass diese Knochen über längere Zeit fliessendem Wasser ausgesetzt gewesen sein müssen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Knochen älter als die anderen gefundenen Knochenreste sind. Eine Datierung sollte darüber Klarheit verschaffen und sollte deshalb unbedingt vorgenommen werden. Bei den Luchsresten handelt es sich um einen rechten Unterkiefer, in dem alle Zähne vorhanden sind. Weitere Reste des Kopfs fehlen. Die beiden ersten Wirbel, der Atlas und der Axis, sind dagegen vorhanden, ebenso mit Verrundungsspuren. Von der Vorderextremität sind ein Karpalknochen sowie drei Metakarpalknochen vorhanden, von der Hinterextremität Fragmente beider Beckenseiten, einer Tibia, eines Talus, sowie zwei Mittelfussknochen. Zwei mittlere Zehenglieder wurden nicht den Vorder- oder Hinterextremitäten zugewiesen.

Weitere Wildtiere liegen mit einem Baummarder und einem Hermelin vor, jeweils mit einer Mandibel, sowie ein Mittelfuss-knochen, der vermutlich zum Baummarder gehört. Bei einer Mandibel einer Katze kann nicht zwischen Haus- und Wildkatze sicher unterschieden werden. Von einem Haushund liegt nur ein oberer dritter Scheidezahn vor. Von den Huftieren gibt es Reste vom Schwein in Form eines Milchpraemolaren und eines Mittelfussknochens, anhand dessen eine Unterscheidung zwischen Haus- und Wildform nicht mit Sicherheit durchzuführen ist. Von kleinen Wiederkäuern liegen ebenso einige Reste in Form von Zähnen vor, welche als vermutlich Schaf oder Ziege anzusprechen sind, aber einige weitere sind nur als kleine Huftiere zu bestimmen. Von Hasenartigen sind einige Reste vorhanden, wobei die Unterscheidung zwischen dem Hauskaninchen und den beiden Wildformen, Feld- oder Schneehase, an den vorhandenen Resten nicht möglich ist.

Nach den Aufzeichnungen der Speläologen dürften alle Tiere von oben in die Schachthöhle gefallen sein, da ein Zugang von unten nicht als wahrscheinlich anzusehen ist und ein Entkommen aus der Höhle ermöglicht hätte. Somit dürften alle Tiere, Raubtiere sowie Huftiere und Hasen, einzeln und selbst in die Höhle gefallen sein und nicht einige von den vorhandenen Raubtieren eingetragen worden sein. Dies gibt keine Hinweise darauf, ob es sich eher um Wild- oder Haustiere handelt, und mit dem Hund und dem Luchs sind die beiden Formen ja nachgewiesen.

Es ist offensichtlich, dass die vorhandenen Reste einen Teil der, in der Schachthöhle befindlichen Reste darstellt. Es ist aller-dings nicht notwendig oder sinnvoll, die anderen Reste zu bergen, da damit keine neuen Erkenntnisse zu erwarten wären.

Neuchâtel, 31.05.2018; Werner Müller, labo d’archéozoologie, Uni Neuchâtel

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Werner Müller, , laboratoire d’archéozoologie, Université de Neuchâtel, Avenue de Bellevaux 51, CH-2000 Neuchâtel

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Tab. 1. Knochenreste der Schachthöhle W12, Gamsalp

No.

Ann

o

Sous

_No

Cant

on

Tier

art

Skel

ettte

il

Körp

erse

ite

rem

arqu

es

142 17 01 SG Lynx lynx Mandibula dexter avec tous les dents

142 17 02 SG Lynx lynx Os coxae dex. + sin., fragms.

142 17 03 SG Lynx lynx Tibia dexter traces des dents (carnivores) et limaces

142 17 04 SG Lynx lynx Talus dexter traces des limaces

142 17 05 SG Lynx lynx Vertebrae cervicales atlas; traces de roulement

142 17 06 SG Lynx lynx Vertebrae cervicales axis; traces de roulement

142 17 07 SG Lynx lynx Os metatarsale III dexter traces de roulement

142 17 08 SG Lynx lynx Os metatarsale II sinister traces dde roulement

142 17 09 SG Lynx lynx Os metacarpale IV dexter traces de roulement et des limaces

142 17 10 SG Lynx lynx Os metacarpale II dexter traces de roulement

142 17 11 SG Lynx lynx Os metacarpale III sinister traces de roulement

142 17 12 SG Lynx lynx Phalanx media traces de roulement

142 17 13 SG Lynx lynx Phalanx media traces de roulement

142 17 14 SG Lynx lynx Os carpi radiale dexter traces de roulement

142 17 15 SG Felis catus/silvestris Mandibula sinister avec tous les dents;

142 17 16 SG Martes martes Mandibula sinister avec tous les dents;

142 17 17 SG Leporidae Mandibula sinister avec max. sin. + dex.

142 17 18 SG Sus d. ou Sus s. D. mand. praemol. dec. 4 sinister avec max. sin. + dex.

142 17 19 SG Canis lupus f. familiaris D. max. inc. 3 sinister

142 17 20 SG Mustela erminea Mandibula dexter avec molaires, sans canine et incisives

142 17 21 SG Ovis/Capra D. mand. praemol. dec. 4 dexter au début de l’abrasion, > 1-3 mois

142 17 22 SG Ovis/Capra D. mand. mol. 1 dexter tout au début de l’abrasion, > 1-3 mois

142 17 23 SG Ovis/Capra D. mand. mol. dexter peu de l’abrasion, plus âgé que n°21+22

142 17 24 SG Leporidae Tibia 6 os différents

142 17 25 SG Leporidae Femur sinister 2 indiv.

142 17 26 SG Sus d. ou Sus s. Os metatarsale III sinister

142 17 27 SG Ovis/Capra Metatarsalia princip. sinister 2 pièces, ancien fracture, surfaces arron.

142 17 28 SG Leporidae Os metatarsale IV sinister

142 17 29 SG Martes spec. Os metatarsale III dexter

142 17 30 SG Ungulata petits Mandibula dexter très jeune, cf. avec les prae/molaires de lait (no. 21 +22)

142 17 31 SG Ungulata petits Scapula dexter très jeune

142 17 32 SG indet. indet. varia, encore déterminable, mais pas très utile

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? Vorabdruck AGS-INFO ????

W 12 – Schachthöhle mit Mäander

Ο Lukas Zurbuchen Koordinaten 2‘ 744 ' 440 / 1‘ 226 ' 033 Höhe über Meer: 1787 m

Gemeinde Grabs / SG

Länge 26 m Höhendifferenz: - 22 m

Lage Neuenalp, nördlich Inggadells, LK 1 : 25'000, Blatt 1135, Buchs

Höhlentyp Schachthöhle mit zwei aufeinanderfolgenden Schächten und anschliessendem Mäander

Gestein Schrattenkalk der Säntisdecke.

Beschreibung Die Höhle W 12 ist eine Schachthöhle, welche zwischen Bergstation Gamsalp und Alp Inggadells liegt. Das Gebiet wird auf der Karte auch als Neuenalp bezeichnet.

Es handelt sich um eine Schachthöhle im ansonsten bedeckten Karst. In der Nähe gibt es noch zwei weitere Objekte (K und L), die sich aber als zu klein zum Vermessen her-ausstellten. Alle drei Löcher sind zum Schutz der Alptiere mit Zäunen umgeben.

Eigentlich wollte ich mal die elektronische Vermessung bzw. das Zeichnen mit PDA anwenden. Leider hat die Elektronik gestreikt und somit hab ich wieder mit Millimeterpa-pier, Bleistift und Transporteur gearbeitet.

Nach dem ersten rund 10 m tiefen Schacht landet man auf einem beinahe kreisrunden Boden mit einem Loch, das sich am Rand des Schachts befindet.

Durch dieses Loch gelangt man in einen zweiten Schacht, der entlang eines Bruches gegen Nordwesten hin in einen Mäander mündet.

Der obere (erste) Schachtboden ist gewachsener Fels mit Steinen und Resten alter Holzpfosten. Der untere (zweiter) Boden besteht aus Geröll und Versturzblöcken. An der Wand begegneten uns ein Falter und ein Glanzkäfer.

Durch eine mehr oder weniger enge Stelle geht es über eine Stufe rund 4 m tiefer, auf einen wahrscheinlich gewachsenen Boden mit Steinen und einzelnen Knochen drauf. Der Mäander erstreckt sich hier in eine Höhe von ca. 7 bis 8 m. Der Mäander ist meis-tens genug breit, um sich darin bewegen zu können. Bei den kolkartigen Stufen wird es jeweils in der Vertikale enger.

Von hier zurückblickend sieht man die eher instabile Versturzmasse des zweiten Schachtbodens. Im Mäander kann man relativ weit hochsteigen und entdeckt auf einem leichten Sims einen zerbrochenen Knochen. Im Mäander folgen kolkartige Kämmerchen mit unzähligen Knochen auf einer feinen Sedimentschicht. Die Knochen können nach unserer ersten Einschätzung von unterschiedlichen Individuen und Tierarten stammen. Ralph und Anita haben die Knochen eingesammelt um sie bestimmen zu lassen.

Am unschliefbaren Ende des Mäanders versperrt eine pyramidenförmige Karre die Fort-setzung, welche sich jedoch immer kleiner werdend in einem unterirdischen Miniponor verliert.

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AGS-INFO ??? ?

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ISSKA

Gamsalp W12 (Fotos Ralph Ursprung)

Knochenfundstelle 2. Schachtboden

Knochen im Mäanderboden

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ISSKA

Bestimmte Knochen (Fotos R. Wenger)

Luchs

Katze