8. März 2018 Semperoper 2.AUFFÜHRUNGSABEND · Die 1916 in Wien komponierte Kammersymphonie für...

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8. März 2018 Semperoper 2.AUFFÜHRUNGSABEND

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8. März 2018Semperoper

2 . A U F F Ü H R U N G S A B E N D

Siegfried Matthus (*1934)

»Der Wald«Konzert für Pauken und Orchester1. Andante. Semplice con

sentimento2. Allegro agitato – Larghetto

lugubre e lamentoso3. Rezitativ. Allegro energico

e marcato – Allegro vivace risoluto – Andante. Semplice con sentimento

Dmitri Schostakowitsch (1906 -1975)

Adagio und Zwischenspiel aus der Oper »Lady Macbeth von Mzensk« für KammerorchesterBearbeitung von Dmitri Jurowski

PA U S E

Franz Schreker (1878 -1934)

Kammersymphonie für 23 SoloinstrumenteLangsam, schwebend – Allegro vivace – Adagio – Scherzo – Allegro vivace – Ziemlich bewegt – Langsam, schwebend

Dmitri JurowskiDirigent

Manuel WestermannPauken

DONNERSTAG 8.3.18 20 UHR | SEMPEROPER DRESDEN

2. AUFFÜHRUNGSABEND

»O Baum des Lebens, daß ich wieder grüne mit dir und deine Gipfel umatme mit all deinen knospenden Zweigen! friedlich und innig, denn alle wuchsen wir aus dem goldenen Samkorn herauf!« Die �atur, von Friedrich H�lderlin in sei-« Die �atur, von Friedrich H�lderlin in sei- Die �atur, von Friedrich H�lderlin in sei-nem »Hyperion« hymnisch gefeiert, verehrt der Dichter als gotterfüllter Raum. Über die zitierten Zeilen spricht Siegfried Matthus: »Diese Worte aus H�lderlins ›Hyperion‹ sind meinem 1984 komponierten Paukenkonzert ›Der Wald‹ als Motto vorangestellt. Die programmatische Idee der Gefährdung und der Zerst�rung der �atur habe ich versucht, mit spezifisch musikalischen Mitteln zu gestalten. Der formale Aufbau ist sehr einfach: Die drei Sätze des Konzertes werden durch zwei Paukenkadenzen miteinander verbunden. Eine ungebrochene �aturempfindung beinhaltet den ersten Satz, die auch in die erste, sehr leise Paukenkadenz hinüberführt. Dann ändern sich im Mittelsatz die Farbwerte des Soloinstruments und des Orchesters, sie werden fahl, klirrend, leblos, giftig, gläsern. In dieses verdorrende Klangbild bricht die zweite Paukenkadenz lautstark und mit Vehemenz hinein. Der aufrüttelnde und protestierende Affekt wird auch in den dritten Satz hineingetragen, an dessen Schluss, wie eine herbeigesehnte Vision, das �aturbild des Anfangs wieder erklingt.« Das Werk wird am 6. Juni 1985 von der Staatska-.« Das Werk wird am 6. Juni 1985 von der Staatska-pelle Dresden mit Herbert Blomstedt im Dresdner Kulturpalast im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele uraufgeführt. Solist ist Peter Sondermann, der damals vierzig Jahre im Dienst der Staatskapelle steht. Mit dem für ihn komponierten Werk verabschiedet sich der Kapellmusiker von seinen Dresdner Kollegen ebenso wie von seinem treuen Publikum. Über den prägenden Instrumentalisten gerät Matthus ins Schwärmen: »Diesen großartigen Musiker bewundere ich sehr, und so manche Paukenstelle in meinen Orchesterpartituren ist von seinem Spiel inspiriert worden. Aus dem Spiel Peter Sondermanns habe ich gelernt, dass man mit diesen Instrumenten auch sehr differenziert musizieren kann. Diese Erfahrung habe ich in die Komposition einfließen lassen – melodische Linien, kantables Espressivo und Zweistimmigkeit stehen neben explosiv-virtuosen Ausbrüchen und rhythmisch vertrackten Gebilden.«

Besetzung: Solo-Pauke, 4 H�rner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Harfe, Streicher // Dauer: ca. 20 Minuten

ZUM PROGRAMM

Als Dmitri Schostakowitsch »Lady Macbeth von Mzensk« komponiert, steckt er in den Wirren der Liebe und Sexualität. 1932 heiratet er �ina Warsar, für die er das Werk schreibt – in einer Zeit, als die sowjetische Jugend das Prinzip der sexuellen Freizügigkeit diskutiert, während die offizielle Maxime die »privaten« Triebe aus-schließlich in den Dienst einer gemeinwohl-orientierten Fortpflanzung stellt. Ka-terina Lwowna ist die Hauptfigur in Schostakowitschs Oper. »Sie lebt inmitten von Räubern«, so der Komponist. Die vom Milieu Ausgezehrte fühlt sich in der Enge der russischen Verhältnisse eingemauert. Die Moral wird ausgetauscht: Die Opfer

Die 1916 in Wien komponierte Kammersymphonie für 23 Soloinstrumente schreibt Franz Schreker für den »Lehrk�rper der k. und k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien«. Seit 1913 hält Schreker eine Professur an der Lehran- Schreker eine Professur an der Lehran-stalt, die ihrerseits für 1917 die Feierlichkeiten anlässlich ihres 100-jährigen Beste-hens plant. Die Vorbereitung folgt dem Geist der Zeit: keine großdimensionierten Symphonien, sondern Werke mit kleiner Besetzung und überschaubarer Länge. Als entferntes Vorläufermodell ist Sch�nbergs Kammersymphonie op. 9 von 1906 erkennbar, doch k�nnten die Temperaturen beider Werke kaum unterschiedlicher sein. Zurückgeführt auf ihre Sch�pfer hat der Musikwissenschaftler Rudolf Ste-phan den Gegensatz beider Meister auf den Punkt gebracht: »Musik war Schreker wesentlich Klang und nicht wie für Sch�nberg: Gedanke. Diesen hat er kultiviert und alles andere der Musik ihm untergeordnet.« Bereits in Schrekers erstem Opernerfolg, dem 1912 uraufgeführten »Fernen Klang«, macht sich eine Sehnsucht nach einer magischen Sphärenharmonie bemerkbar, »wie wenn der Wind mit Geisterhand über Harfen streicht«. Harfe, Celesta, Harmonium und Klavier sind es auch, die in der Kammersymphonie Schrekers raffinierte Harmonik in ein klang-gesättigtes Gewand hüllen. Schwankende Akkorde, chromatisch gleitend, machen tonale Hierarchien durchlässig. Das Ornament avanciert zum Träger assoziativer Tonverflechtung. Schimmernde Texturen verzichten auf »letzte Prägnanz der Ein-zelheiten« (Anselm Cybinski), einprägsame Themen treten zurück zugunsten einer Fülle verwandter Motive. Im durchkomponierten Stück schimmern Reste traditio-neller Formteile. �ach einer Einleitung legt Schreker eine Sonatenexposition mit

sind die Unterdrücker, die M�rderin ist das Opfer. Katerina leidet unter der Lan-geweile ihres Mannes, der für unbestimmte Zeit in die Ferne aufbricht. Im Adagio (Erster Akt, drittes Bild), bearbeitet für Orchester von Dmitri Jurowski, sehnt sie sich nach einem gelingenden Leben: »Die Tage ziehn vorüber, ohne Freude, und mein Leben verrinnt ohne Liebe. Und keiner kommt zu mir. Bei mir wird nie einer sein.« Der Gesangspart wird zunächst von der Klarinette wiedergegeben, später kommen Oboe und Fl�te hinzu, schließlich übernimmt die Trompete. Katerina beginnt eine Affäre mit dem neuen Knecht Sergej, entdeckt von ihrem Schwie-gervater Boris, der ebenfalls ein Auge auf sie geworfen hat. Katerina vergiftet ihn und verbringt die �ächte fortan mit Sergej. Als die beiden heiraten, sucht der Schäbige, einer der Arbeiter, im Keller nach Schnaps. Dort findet er die Leiche von Boris. Das schnelle Intermezzo (dritter Akt, sechstes Bild) gibt diese Szene in der Bearbeitung von Dmitri Jurowski wieder: die erste Trompete spielt den Part des Schäbigen, der betrunken singt: »Ich muss saufen immerzu! Ohne Saufen keine Ruh.« Im Keller stinkt es abscheulich. Als er die Leiche findet, rennt er zur Polizei. Schostakowitsch verleiht den grotesken wie tragischen Momenten innerhalb der Abmessungen der kleinen Welt des Schäbigen absurd-aberwitzige Züge und stellt sie plastisch dar.

Besetzung: Piccolo, Oboe, Es-Klarinette, Fagott, 4 H�rner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Klavier, Streicher // Dauer: ca. 10-15 Minuten

Dmitri Jurowski, 1979 in Moskau geboren und jüngster Vertreter einer berühmten russischen Musikerdynastie, war Generalmusikdirektor der Flämischen Oper Antwerpen / Gent und ist seit 2011 Chefdirigent der Russian Philharmonic. Seit 2015 ist er zudem Musikdirektor an der Staatsoper �owosibirsk. �ach Abschluss eines Violoncello-Studiums in Rostock beendete er auch das Studium als Dirigent an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Lehrjahre als Dirigent, insbeson-dere im italienischen und russischen Opernfach in Italien, schlossen sich an. 2004 sammelte er

als Assistent seines Vaters Michail Jurowski bei der Produktion von Richard Wagners »Parsifal« in Genua erste Erfahrungen in einer großen �euproduktion. Seit 2005 arbeitet er als Dirigent sowohl im Opern- als auch im symphonischen Repertoire. Jurowski dirigierte u. a. an der Bayerischen Staatsoper München, der Deutschen Oper Berlin, der Pariser Opéra Bastille, der Lyric Opera Chicago, am Teatro La Fenice in Venedig, der Israeli Opera Tel Aviv und am Moskauer Bolschoi Theater. Im symphonischen Fach arbeitete er mit Orchestern wie dem BBC Philharmonic in Manchester, dem Swedish Radio Symphony Orchestra Stockholm, der Dresdner Philharmonie, den Wiener Symphonikern und den St. Petersburger Philharmonikern. In Dresden gab er im Dezember 2017 sein Debüt in der Semperoper mit der Musikalischen Leitung der �euproduktion »Die tote Stadt« von Erich Wolfgang Korngold. Im 2. Aufführungsabend leitet er erstmals ein Konzertformat der Sächsischen Staatskapelle.

zwei Themenkomplexen vor. �ach einem ausgebreiteten langsamen Satz schließt sich ein tänzerisches Scherzo mit Trio an, bevor Durchführung und Reprise des Sonatensatzes nachgereicht werden. Der in D-Dur verklingende Epilog bedient sich aus Motiven aus dem langsamen Satz.

Besetzung: Fl�te, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Celesta, Harmonium, Klavier, Streicher // Dauer: ca. 25 Minuten

Manuel Westermann, 1985 in Bielefeld geboren, absolvierte sein Studium an der Universität der Künste in Berlin bei David Punto und Thomas Lutz. �och während seines Studiums war er als Stipendiat in der Orchesterakademie der Staatsoper Berlin und anschließend als Solopauker der Bremer Philhar-moniker tätig. Seit �ovember 2014 ist Manuel Westermann Solopauker der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Regelmä-ßige Gastengagements führen ihn an die Staatsopern von Ber-lin, Hamburg und München. Zudem spielt Manuel Westermann als Mitglied im Ludwig Güttler Blechbläserensemble und ist Dozent des Bundesjugendorchesters.

VORSCHAU

6. KammerabendDIENSTAG 20.3.18 20 UHR

SEMPEROPER DRESDEN

Kammermusikaustausch mit dem Gewandhausorchester Leipzig

Gewandhaus Brass QuintettLukas Beno TrompetePeter Wettemann TrompeteJan Wessely HornTobias Hasselt PosauneDavid Cribb Tuba

Werke von Kevin McKee, Leonard Bernstein, Kerry Turner, Lennie Niehaus, John Cheetham, Enrique Crespo und Stephen Sondheim

8. SymphoniekonzertPalmsonntagskonzert

SONNTAG 25.3.18 20 UHR

MONTAG 26.3.18 20 UHR

SEMPEROPER DRESDEN

Omer Meir Wellber DirigentAiram Hernández TenorMidori ViolineEmily Dorn SopranDaniel Johannsen TenorMartin-Jan Nijhof BassSächsischer Staatsopernchor Dresden

Ariel Ramírez»Misa Criolla«Leonard BernsteinSerenade nach Platons »Symposion«für Violine solo, Harfe, Schlagzeug und StreichorchesterFranz SchubertMesse G-Dur D 167

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

IMPRESSUM

Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

Spielzeit 2017 | 2018

HER AUSGEBER

Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © März 2018

REDAK TION

André Podschun

TE X T

Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.

GESTALTUNG UND SATZ

schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

DRUCK

Union Druckerei Dresden GmbH

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